.DAS MITTELLALTER
Es umfaßt die tausend Jahre zwischen dem Untergang des Römerreiches im 5. Jahrhundert bis zu den Umwalzungen auf allen Ebenen von Kultur ulnd Wissenschaften, die mit den großen Erfindungen und Entdeckungem des 15. Jahrhunderts eingeleitet werden.
Auf der kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Ebene nimmt das Mittelalter seinen Anfang mit der Christianisierung des Abendlandes und führt über die Herausbildung der deutschen Herrschet- (Ottonen, Salier, Staufer, etc.) und Handelsgeschlechter (Hanse, Fugger, Welser, etc.) zur Bildlung der Städte und des burgertums.
Es ist aber auch in unsere Geschlichtsbucher als das dustere Zeitalter der Kreuzzuge, der Inquisition umd der großen bedrängnisse des Abendländes eingegangen.
Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern Europas wird der Same für soziale Ungerechtigkeit, für Haß und Neid gepflanzt, der- über lange Jahrhunderte unseren Kontinent entzweit und erst in unseren Tagen der Einsicht des gemeinsamen abendlandischen Erbes Platz mlacht.
Von außen bedrängen Europa u.a. die Einfalle der Mongolen und Hunnen, aber auch der Schwarze Tod, die Pest, der ein Drittel seiner bevölkerung zum Opfer fallt.
Am Ende (des Mittelalters erfahrt die Entwicklung des Abendlandes durch drei weitreichende Geschchnisse, die im Südwesten unseres Kontinents ihren .
Anfang nehmen, in einem einzigen Jahr, 1492, eine neue Wende: nämlich mit der (Wieder-) Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus, der Rückeroberung der letzten islamischen Bastion auf iberisc hem Boden (dem Kalifat Granada) und mit der Vertreibung der Maulren und Juden aus Spanien.
Der Tod des letzten gesamtrömischen Kaisers Theodosius (reg. 379 395) besiegeltt das Ende des ehemaligen römischen Kaiserreiches, das nunmehr zwisschen dem Oströmischen Reich unter Arcadius und dem Weströmischen Reich unter Honorius und ihren Nachfolgern aufgeteilt wird.
Aus denn römischen Ostreich entsteht das Byzantinische Kaiserreich, in dem die griechische Kultur vorherrscht, während sich im Westen mit der wachsenden Macht des Papstes und der römisch-germanischen Welt neue politische Gewalten entwickeln.
Nach der kulturellen Entfremdung zwischen Rom und Byzanz, der die politische Trennung folgt, gehen nun auch beide Kirchen getrennte Wege.
Im Jahr 1054 findet diese Trennung im Griechischen Schisma ihren traurigen Höhepunkt.
Im Westen geht dadurch die Kenntnis der griechischen Sprache verloren.
Die neuen germanischen Reiche zementieren den Bruch mit dem Osten und beschleunigen so den Zerfall der Antike.
Das beginnende Mittelalter spielt sich durch die Invasion des Islam im Südosten und Südwesten Europas auf einem geographisch enger begrenzten Raum ab als die zu Ende gegangene Epoche des ältertums.
Dieser begrenzte Aktionsraum begunstigt die ßildung des christlichen Westens unter der Führung der Papste.
Mit dem Tod des Theodosius verliert das römische Kaiserreich aber nicht nur seinen gesamten Osten, es gibt auch niemanden mehr, der seine Grenzen verteidigen könnte.
So gelingt es zu ßeginn des 5. Jahrhunderts den germanischen Stammen, auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat von Nordosten her den Limes an den Grenzen des Römischen Reiches zu überschreiten.
Sie drohen die älten Kulturen zu überrennen, stande nicht die römische Kirche bereit, das abendlandische Erbe in ihre Obhut zu nehmen und in das Mittelalter hinüberzuretten.
Die germanischen Stamme branden Welle um Welle heran, wie die Sturmflut nach einem Deichbruch, und erschuttern das Reich bis tief in sein inneres Mark hinein.
Die erste Welle bringt die Westgoten aus ihrer damaligen Heimat im Donaubecken, aus der sie der Unterwerfung durch die Hunnen entgehen wollen.
Nach der Plünderung Roms im Jahre 410 dringen sie über den Süden Galliens bis zur Iberischen Halbinsel vor und grunden dort das erste germanische Reich im Süden.
Ihnen folgen die Vandalen.
Auch sie plundern die älte HauptStädt des Römischen Reiches, bevor sie nach Nordafrika übersetzen.
Die Ostgoten aus den Niederungen nördlich des Schwarzen Meeres lassen sich langs der Adriakuste nieder, während die Normannen den Süden der Apenninenhalbinsel, Apulien, Kalabrien und Sizilien, unterwerfen.
Das Kaiserreich selbst, das Theoderich 476 nach der beseitigung des letzten römischen Casaren Romulus Augustulus auf den Trummern des älten Imperiums hat wiedererstehen lassen, teilt sich auf in das Byzantinische- (553) und das Langobardenreich (568).
Rom wähnt sich unter dem Schutz von Byzanz in trügerischer Sicherheit, ist längst zur ProvinzhauptStädt herabgesunken und bleibt ständig von den Langobarden bedroht.
Die Menschen wenden sich Zuflucht suchend an die neu entständene Kirche.
Dies bereitet den boden für deren weltliche Macht und der ihrer künftigen Kirchenfürsten.
Währenddessen bemachtigen sich im Nordwesten die Juten und die ebenfalls ursprünglich in Jutland und Schleswig heimischen Angeln und Sachsen der Britischen Inseln und drangen die keltische Urbevölkerung in die Randgebiete von Schottland, Wales und Cornwall und später in die Bretagne ab.
Alle diese Stamme treffen bald auf das Christentum, das sie in ihren unterschiedlichen Formen annehmen und das in ihren Mythen einen festen Platz einnehmen wird, wie in der Arthussage und im Gralsmythos.
Die Sage von König Arthus und seiner Tafelrunde hat - zusammen mit der Parzifallegende - die Dichter, Barden und Minnesänger des gesamten mittelalterlichen Abendlandes wie wenige andere Geschichten zur Dichtung und Verbreitung ihrer ritterlichen Heldenepen beflugelt.
Dabei handelt es sich ursprünglich nur um ein britisches Ritterepos, das vom Kampf der unter der Römerherrschaft bereits christianisierten Britannier gegen die Übermacht der "barbarischen" Angelsachsen erzahlen will.
Dabei ist es (vor allem außerhalb Englands) unbedeutend, ob es den historischen König Arthus wirklich gegeben hat oder wen er verkörpert.
In seinem buch PARSINALS HEILIGER GRAB glaubt Graham Phillips den historischen Arthus (walisisch für Bar) in Owain Ddantgwyn aus dem walisischen Königreich von Powys eritdeckt zu haben.
Sein Stammessymbol, ein roter Drachen, wurde schließlich von ganz Wales übernommen.
Graham Phillips beruft sich bei seiner Theorie auf alrwalisische Lieder, sowie auf die im 6. Jahrhundert vom heiligen Gilda verfaßte Schrift DE EXCIDIO ET CONQUESTU BRITANNIAE (Über die Vernichrung und Wehklage Britanniens) und auf die HISTORIA BRITTONUM des Nennius aus dem frühen 12. Jahrhundert, von dem es heißt: "Er habe alles, was er finden konnte angehäuft: die Annalen der Römer, die Chroniken der heiligen Vater, die Manuskripte der Iren und der Sachsen und die Erzählungen der eigenen weisen Manner.
" Beide Chronisten üben Kritik an ihren Landsleuten, die den Angelsachsen die Übernahme der Herrschaft über das britische Reich so leicht gemacht hahen.
Nachdem die Römer ihre Legionen aus ihrer britannischen Provinz abziehen mußten, um das gefährdete Mutterland gegen die Angriffe der germanischen Stämme zu unterstützen, landen die Sachsen im Jahr 449 auf den Britischen Inseln und gründen das Königreich Kent und später das von Sussex (South Saxons) im Südosten der Insel.
Im Norden und Westen des Landes werden die Bewohner aber gleichzeitig auch noch von den Plünderungszügen der Pikten und Iren heimgesucht.
In dieser Zeit des 5. Jahrhunderts muß Arthus gelebt haben, einer Zeit, in der nicht nur die fruhe Kultur der Britannier untergeht, sondern auch die Erinnerung an sie. Sagen und Mythen nehmen ihre Stelle ein.
Arthus ist ein christlicher König, eine Symbolfigur für den Widerstand der Briten gegen die germanischen Eindringlinge.
Seinen Heldentaten mögen jedoch die anderer Helden, wie beispielsweise Riothamus oder Vortigern, zugeschanzt worden sein, deren Kunde zwischen 468 und 470 auch das europaische Festland erreicht.
Geoffrey of Monmouth beschreibt Mitte des 12. Jahrhunderts Leben und Heldentaten des Arthus mit solcher brillanz, daß jedermann von seiner Realität überzeugt sein muß. Historisch laßt er sich jedoch nicht eindeutig belegen. Auf dem schmalen Grat zwischen Mythos und Geschichte spielt der Seher Merlin eine Schlüsselrolle.
In zwölf (!) Schlachten bezwingt Arthus seine Feinde.
Wenige Orte dieser Schlachten können überhaupt identifiziert werden.
Auch in seiner letzten Schlacht am berg Badon führt er die Britannier zum Sieg, muß dabei jedoch sein Leben lassen.
Wenn es sich hierbei um die Schlacht von Bath (im Jahr 493) gegen die eindringenden Angelsachsen gehandelt hat, so ist die britische Überlegenheit nicht von langer Dauer.
Denn schon kurz nach 550 drangen die Angelsachsen erneut westwarts und schneiden nach den Schlachten bei Salisbury und Dyrham den Südwesten vom restlichen Britannien ab. Dadurch werden die Ureinwohner immer weiter aus ihrem Kernland verdrangt, so daß sich ihre Kultur nur mehr in Wales, Cornwall und dem schottischen Nordwesten erhalten kann, was einen ßesuch dieser Gegenden heute zu einer geschichtlichen und spirituellen Entdeckungsreise macht.
Mittelalterliche Barden, unter ihnen Thomas Malory, weben dann später eine immer reicher werdende Sammlung von Geschichten um die Ritterschaft an Arthus' Tafelrunde; unter ihnen die über Sir Galahad, Symbol des christlichen Ritters, Sir Perceval, den wir später im Parzifalepos begegnen werden, Sir Tristan, der sich durch einen Liebestrank unlosbar mit Isolde verbindet; aber auch über Sir Mordred, Symbol des Bösen, Aquivalent zu Hagen in der Siegfriedsage, oder den unbesiegbaren "Superman" Lancelot, der mit seiner ungücklichen Liebe zu Königin Guinevere schließlich diese höhre Ritterrunde zu Fall bringen wird ...
Im gleichen Zeitraum formieren sich auf der anderen Seite des Kanals die frankischen Stämme, die von allen germanischen Völkern auf dem Boden des ehemaligen Römischen Reiches dazu bestimmt sind, die Zukünft des christlichen Abendlandes zu gestalten.
Vom Reich der Franken zum Heiligen Römischen Reich
terug naar index
Mit brutalem Mord und systematischer Ausrottung der Nebenkönigsfamilien gelingt es König Chlodwig I., die Teilstamme der Franken unter sich zu einigen.
Unter seinen Nachfolgern tritt die Rolle des Priesterkönigtums stärker in den Vordergrund, wobei die Aufsicht über Verwaltung und Organisation des Heeres sogenannte Hausmeier ausüben.
Die bekehrung von Chlodwig 1. zum katholischen Glauben im Jahre 496 kann sicherlich aus Sicht der römischen Kirche als Großtat angesehen werden: Sie zieht zunachst die bekehrung des gesamten Frankenvolkes und später auch aller von ihm beherrschten Völker nach sich.
Die Jallreszahl 496 wird heute von vielen Historikern angezweifelt. Den Traditionalistell unter den Franzosen gilt dieses Datum jedoch als Geburtsstunde dcs christlichen Frankreich, obwohl bis zu seiner Entstehulig und späteren Teilung noch einige Jahrhunderte vergehen sollten I500 Jahre später wird Papst Johannes Paul II die Taufe des Frankenkönigs zum Anlaß nehmen, um in der Kathedrale von Reims der Krönungsstötte der späteren französischen Könige., eine Messe zu zelebrieren, wo ihn jedoch der Präsident des laizistischen Frankreich, das auf Trennung von Kirche und Staat besteht., nicht begrüßen darf.
Dadurch sichert sich die römische Kirche ihren Fortbestand gegen die arianische Kirche, der die meisten germanischen Stamme bislang angehören.
Papst Gregor dem Großen (590 - (S04) gelingt es dann, die zersplitterten germanischen Kirchen unter seiner Führüng zu einigen und damit seine Form des christlichen Abendlandes zu schaffen.
An dieser Arbeit tragen die Klosterbruder der irischen Mönchskirche wesentlichen Anteil, die nach der Missionierung der lzikten in Schottland und der Angelsachsen in England auch auf das europaische Festland herüber kommen.
Abb. 11: Taufe Chlodwigs durch Bischof Remigius
Die Missionierung Irlands und der Britischen Inseln taucht aus dem Nebel der Mythen auf und führt übergangslos in gesicherte Historie.
Wie bereits erwähnt, haben sich diese Mythen in den keltischsprachigen Provinzen Britanniens bis heute erhalten. Hinter ihnen mögen sich reale Währheiten verbergen. So soll bereits um das Jahr 50 n. Chr.
der reiche jüdische Kaufmann (oder Ratsherr) Joseph aus Arimathia, der im Zusammenhang mit Jesu Grablegung in allen vier Evangelien erwähnt wird, mit zwölf (!) Gefolgsleuten nach Cornwall gekommen sein.
Vorstellbar ist dies schon, zumal damals noch ein reger Handel zwischen diesem Südwestlichen Zipfel Britanniens und dem Rest der römischen Welt bestand.
Dieser Joseph sei der Legende nach vor der ersten Christenverfolgung aus Palastina geflohen und habe neben der christlichen Lehre auch den Abendmahlskelch mit sich gebracht. Wir werden auf diese Legende im Abschnitt über die Gralssage noch eingehen. In Glastonbury habe diese Gemeinschaft dann die erste christliche Kirche auf britannischem boden gegrundet. Vor ein paar Jahren hat man hier die Reste einer kleinen hölzernen Kirche aus dem 1. Jahrhundert ausgegraben. Später erhebt sich an dieser Stelle die größte Kathedrale auf englischem boden, der wiederum Jahrhunderte später ein großes Zisterzienserkloster angeschlossen wird.
Bis zur Auflösung aller romtreuen Kirchen und Klöster durch König Heinrich VIII. (1534) hat diese Statte stets unzahlige Pilger angezogen. Hier scheint das Zentrum gewesen zu sein, von dem aus sich das Christentum noch unter römischer Herrschaft auf Irland und alle Teile der Britischen Inseln ausbilden konnte.
Von hier aus werden später auch die Lander des europaischen Festlands missioniert.
Seit dem Jahr 719 leitet die Christianisierung der deutschsprachigen Gebiete des Frankenreiches der angelsachsische Mönch Winfried ßonifatius, der Hessen, Thuringen und Friesland missioniert, die Kirche in Bayern reorganisiert und 746/47 den Stuhl eines Erzbischofs von Mainz ersteigt.
Seinem Bischofssitz am Schnittpunkt der älten Völkerstraßen in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung werden künftig weitere dreizehn sogenannte Suffraganbistumer unterstehen, darunter Speyer, Worms und Straßburg im Rheinland, Augsburg und Konstanz in Schwaben und Chur in Ratien, sowie Eichstatt und Wurzburg in ßayern; im Osten reicht die Mainzer Jurisdiktion lange Zeit bis nach Prag.
Bonifatius geht später als "Apostel der Deutschen" in unsere Geschichtsbucher ein.
Nach Chlodwigs Tod wird das Reich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt und verliert dadurch zunehmend an Macht, während die Hausmeier immer mehr an Einfluß gewinnen. Einer von ihnen, Pippin von Heristal, steht im Verdacht, den Merowingerkönig Dagobert II. ermordet haben zu lassen.
Pippins Sohn Karl Martell steigt zum "Retter des Christentums" auf, als er 732 in der Schlacht bei Poitiers die maurischen Invasoren besiegt und wieder hinter die Pyrenaen zurückdrangt. Karls Sohn Pippin III. entmachtet den letzten Merowingerkönig Childerich III. und laßt sich von Bonifatius zum König salben.
Als König Pippin I. begründet er die Dynastie der Karolinger.
Mit der Weihe der Könige und Kaiser durch den Papst oder seine Legaten greift jetzt die Kirche aus der geistlichen auch in die politisch-weltliche Sphäre hinein, was für das ganze Mittelalter bedeutsam werden sollte.
Der Papst beruft sich dabei auf die Clausula de unctione Pippini, in der die frankischen Großen verpflichtet werden, niemals einen König aus einem anderen Fürstengeschlecht als dem Pippins zu wählen.
Später wird dafür auch noch die sogenannte "Konstantinische Schenkung" herangezogen, eine mittlerweile von vielen Historikern als auf das späte 8. Jahrhundert datierte dubiose Urkunde.
Irrtumer, durch die Kalenderreformen, aber auch bewußte Falschüngen, haben das "dunkle" Mittelalter zu dem gemacht, was es für Historiker heute noch ist: ein Zeitalter, in dem sich historische Fakten nur sehr schwer wissenschaftlich absichern lassen.
Pippin zieht zur Ünterstutzung des Papstes zweimal nach Italien und überlaßt ihm die den Langobarden abgenommenen Gebiete in Latium, Umbrien, in den Marken und der Romagna. 755 führt diese Schenkung zur Grundung des Kirchenstaates.
Am Weihnachtsfest des Jahres 800 laßt sich Pippins Sohn Karl in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches krönen.
Noch heute streiten sich die Historiker, ob der Papst den "ahnungslosen" Franken dabei überrumpelt, oder ob es sich um karolingisches Kalkül handelt.
Diese Krönung nimmt die Tradition des weströmischen Kaisertums wieder auf, die für über dreihundert Jahre mit der erzwungenen Abdankung von Romulus Augustulus 476 erloschen war.
Dabei besitzt der Papst rein formal gar keine berechtigung, jemanden zum Kaiser zu erheben, denn das Römische Reich besteht ja noch im byzantinischen Kaiserreich fort.
Bis zum Fall Konstantinopels im Jahr 1453 bezeichnen sich die Byzantiner selbst ausschließlich als "Römer" und betrachten ihren Monarchen als legitimen Nachfolger der römischen Casaren.
Deshalb hat nur die zu dieser Zeit herrschende Kaiserin Irene Befugnis, jemanden zum Mitkaiser zu ernennen.
Da auch der Papst formal der Oberhoheit des Kaisers in Konstantinopel untersteht, mussen wir hier im Ausbau seiner Vormachtstellung den Hauptgründ für diese Amtsanmaßung suchen.
Die Entfremdung der beiden Kirchen kommt Leo 111. dabei nicht ungelegen, und so nutzt er die Gunst der Stunde. In ihrem Streben nach politischer Unabhängigkeit erscheint der römischen Kirche die Abhängigkeit eines "weströmischen Kaisers" vom Heiligen Stuhl als eine weitere gute Voraussetzung und Absicherung.
Was mit der Krönung der merowingischen Könige begonnen hatte, soll mit der Krönung Karls als Kaiser des romischen (West-)Reiches fortgeführt werden.
Karl der Große macht es sich zur Aufgabe, Deutschland, Gallien (das Reich der Franken) und Italien (das Langobardenreich) zu einem christlich-römischen Kaiserreich zu vereinigen und angrenzende Völkerschaften (der Slawen, Sachsen und Awaren) seiner Oberhöheit gewaltsam unterzuordnen. Am Ende seiner Eroberungszuge erstreckt sich sein Reich von Terracina bis zur Nordsee und von der französischen Atlantikkuste bis zur pannonischen Mark.
Alle späteren deutschen und franzosischen Könige betrachten sich als seine Nachfolger. Für uns gilt er als die Kaisergestalt schlechthin! Für seine Söhne und die der Grafen richtet er eine Palastschule in Aachen ein, die er unter die Leitung des angelsachsischen Gelehrten Alkuin stellt.
Auch sonst umgibt er sich mit gelehrten Mannern: neben Einhard (seinem Biographen), mit Paulus Diaconus, Johannes Scotus und anderen. Sie leiten die "karolingische Renaissance" ein, die an den griechisch-römischen Traditionen anknüpft und für die Erneuerung der Schriftkultur und der Wissenschaften einsteht.
Mit Unterstützung Alkuins, von manchen als früher Rosenkreuzer gedeutet, plant Karl nichts weniger als die Errichtung eines augustinischen "Gottesstaates" unter der Führung des römischen Kaisers.
Als Symbole der von Gott verlichenen Macht dienen die karolingischen Reichsinsignien, Reichsapfel, Schwert und die achteckige Kaiserkrone - wenn auch im 10. oder 12. Jahrhundert erneuert oder nur umgeandert - bis 1806 bei der Krönung der nachfolgenden Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und des späteren Habsburgerreiches .
Eine Nation wird voll ihren Entscheidungsträgern gebildet. Im Heiligen Römischen Reich war dies bis zum 18.
Jahrhundert der Adel. Im Zeitalter der Aufklärung bestimmren imnier nichr die Inrellektuellen Sprache und Geschichte einer Nation. Heute merken wir im Europa der Regionen mehr und mehr, daß die Nationen als künstliche Gebilde dem natürlichen Zerfall unterliegen.
Das Ende der Karolingerzeit wird durch die Psychose des Jungsten Gerichts charakterisiert: Prophezeiungen, das mit der Jahrtausendwende auch das Ende der ganzen Welt bestimmt sei und die Apokalypse der Bibel beginne, leiten eine Weltuntergangsstimmung ein, die das Leben dieser Epoche in weiten bereichen lähmt.
c
Durch ständige Erbteilung und -fehden ist das Geschlecht der Karolinger dahingewelkt und die Krone auf die nun mehr mächtigsten und angesehenen Liudolfinger, die Herzöge der Sachsen, übergegangen.
König Heinrich 1. (reg. 916-936) schafft es im zähen Ringen, die selbständig gewordenen anderen Herzogtumer wieder zu einem starken Reichsverband zu einigen. In zweiter Ehe heiratet er Mathilde, Enkelin des berühmten Sachsenführers Widukind, und sorgt damit für eine der Kuriosa der Weltgeschichte: Sachsen, die dreißig Jahre lang hartesten Widerstand gegen die Eingliederung ins Frankische Reich und gegen die Christianisierung geleistet hatten, werden nun zu Tragern von Reich und Religion.
Heinrichs Sohn, Otto 1. (reg. 936-973), trägt nach der endgultigen Beseitigung der Ungärngefähr den inoffiziellen Titel "lmperator" und steigt zur unbestrittenen Führüngsfigur in Europa auf, dem sogar der Kaiser in Byzanz, selbst kinderlos, seine Nichte Theophanu schickt, die spätere Gattin Kaiser Ottos 11.und so bedeutende Reichsregentin
Bevor Otto 1. in Rom zum Kaiser gekrönt wird, läßt er eine von da an gultige Ritualisierung ausarbeiten, die das Spirituelle des Amtes in Robe und Zivil stärker verdeutlicht.
Aus seiner Zeit stammen vermutlich die Reichsinsignien, zumindest als Überarbeitungen.
Das traditionelle Ziel des Menschen, die Herrschaft über sein inneres weltliches und geistiges Reich, stand in der westlich-ägyptischen Tradition immer unter dem Begriff des Priesterkönigtums.
Als höchste Repräsentanten des "Gottesreiches auf Erden", als das sich das Frankische Reich spätestens seit Karl dem Großen verstehen will, lassen die Kaiser aus dem sächsischen Hause nun keinen Zweifel mehr autkommen, daß sie dem Papst als selbsternannten Stellvertreter Christi dabei nur die zweite Rolle zunveisen .
Unter Otto I. schlägt auch die Geburtsstunde des Heiligen Römischen Reiches, entfaltet sich die Romanik von Sachsen aus zu höchster Blute und man richtet wieder das Augenmerk auf eine weitere Osterweiterung.
Die Slawen kommen als Gegner, Partner und Missionierungs"opfer ins Spiel.
Der Sieg über die Ungarn wird vor allem der heiligen Lanze zugeschrieben, die Heinrich I. aus Burgund erhalten hatte.
Zahlreiche Legendenstrange führen sie über Mauritius (römischer Offizier der thebaischen Elitelegion, die als Christen den römischen Kaiser nicht als Gott anbeten wollten und sich deshalb zu Tausenden kampflos hinschlachten ließen) über Longinus (römischer Soldat, der Jesus auf Golgatha mit dieser Lanze in die Seite gestochen haben soll) bis hin zu Pineas, dem Neffen des Moses, Ahnherr des Priesterstandes der Leviten.
Die Lanze als Symbol für die Manifestierung eines Impulses (Idee, Tradition) steht so in enger Beziehung zu dem, was über hebraische und ägyptische Kanale nach Mitteleuropa floß, wobei die rosenkreuzerische Tradition (siehe Teil III) in Moses einen Zeitgenossen und Schuler des Pharao Ech-n-aton sicht. Otto I. erkurt nun Mauritius mit dieser heiligen Lanze zum Schutzpatron der Deutschen, wobei er seinen Ehrenplatz im Magdeburger Dom findet, wo er heute noch steht und vielleicht noch hutet.
Etymologen deuten den Namen Mauritius übrigens als "Mann von Moeris", dem älten unterägyptischen Einweihungszentrum, das noch aus vordynastischer Zeit stammen soll.
Unter den sachsischen Kaisern können sich Spiritualitat und Mystik, aber auch Wissenschaft stark entfalten, wobei über die byzantinische Prinzessin und ihren Sohn, den gelehrten Kaiser Otto III. griechisches Gedankengut verstarkt ins Abendland eindringen kann.
Als Orto III. am 1. November 996 mit einem rasanten Federstrich durch sein wohlprapariertes Monogramm auf der Schenkungsurkunde das Gebiet der "Osrarichi" dem Bistum Freising vermachte, konnre er sicherlich nicht ahnen, daß aus diesen "dreißig Königshufen" in Neuhofen an der Ybbs einmal die Donaumonarchie entstehen wurde.
Die Auseinandersetzung mit der römischen Kirche und ihrem Einfluß spitzt sich unter Kaiser Heinrich II. zu, als er plant, in Bamberg ein deutsches Gegenzentrum für das Reichschristentum zu errichten.
Sein Tod verhindert dies.
Die Krone wandert in das Haus der Salier, die jene Auseinandersetzung zwischen Papst und Kaiser mit allen Höhen und Tiefen ausfechten müssen.