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Das mittelalterliche Weltbild
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Im Weltbild des Mittelalters bestimmt die Erde durch Gottes Ratschluß als ruhender Pol den Mittelpunkt der Welt, umgeben vom Himmel in seiner absoluten Vollkommenheit.
Es beruht auf den Erkenntnissen des in Ägypten geborenen griechischen Gelehrten Claudius Ptolemaus (ca. 90 - 168 n. Chr.), die das Ende der Antike und die Völkerwanderung unbeschadet überdauert haben.
Sein Wissen, wiederum auf den Erkenntnissen seines großen Vorgangers Hipparch aufgebaut, ist in seinem Handbuch der Sternkunde zusammengefaßt, das über tausendvierhundert Jahre der astronomischen Wissenschaft als einzigartige Quelle dient.
Das dreizehnbändige Werk fand Eingang in die handschrifrlichen Sammlungen der mittelalterlichen Klosterbibliotheken und genießst als ALMAGEST des Claudius Ptolemaus höchstes Ansehen.
In ihm steht die Erde unbewegt im Mittelpunkt des Universums verankertz und um sie herum dreht sich alles.
Denn, so folgerte Ptolemäuss , wenn die Erde umherwirbele, so könnten sich die Vögel doch wohl nie und nimmer auf ihren Sitzstangen halten '.
Die Planeten beschreiben in diesem Modell exakte Kreisbahnen um die Erde, und die "Ünregelmäßsigkeiten`' ihrer Rücklaufigen bewegungen lassen sich durch Nebenkreise der Planetenbahnen erklären.
Der ALMAGEST dient dem Dogma der Kirche über das Wesen des Universums als Stutze.
Nur wenige Menschen wagen dem zu widersprechen, denn sie wissen, daß ihnen damit nur Kerker, Folter und Tod drohen.

Ansonsten ist seit dem Ausklang der Antike für einige Jahrhunderte eine Epoche eingetreten, in der keine neueren Erkenntnisse mehr verkundet werden können und sich deshalb die geistige Arbeit auf die bewährung des überlieferten Gedankengutes der Antike beschranken muß.
Im Zeitalter der Scholastik versucht die Kirche nun, diesen Wissensstand auch mit einer wissenschaftlichen Methodik festzuschreiben.
Sie begründet hierzu ein Schulsystem, in dem sich ihre Dogmen über die Ausdrücksmöglichkeiten der Vernunft vermitteln und weiter ausbilden lassen.
Der Name Scholastik leitet sich von den "Doctores scholastici" ab, die anfangs an den Dom- und Klosterschulen und später an den Universitäten die sieben freien Kunste lehren (Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie).
Ihre Philosophie ist kirchlich, ihre Sprache das Kirchenlatein, ihr Vorbild Aristoteles, Ihre Denkweise wirkt in unseren Schulen bis weit in unser Jahrhundert hinein.
Zu den Vatern der Scholastik gehört der arabische Gelehrte Ibn Ruschd genannt Averroes (ca. 1126 - 1198), der durch seine Übersetzungen in die lateinische Sprache und mit seinen Kommentaren zu Platon und Aristoteles das Erbe der klassisch griechischen Philosophie und Naturwissenschaften wieder in das bewußtsein des Abendlandes zurücktragt.

Was das theologisch-philosophische Verständnis betrifft, so ist Anselm von Canterbury (1033 - 1109), ein Vertreter der Hochscholastik, davon überzeugt, daß der Glaube selbst nach rationalem Verstehen drange und die währe Vernunft deshalb automatisch zu den Währheiten des Glaubens führen wurde.
Aufgabe des Christen sei es deshalb, ihren Glauben auch intellektuell zu verstehen.
Auch Peter Abaelard (1079 - 1142) versucht in der Theologie Glauben und Wissen miteinander zu versöhnen.
Vernunft dürfe dem Glauben jedoch nicht untergeordnet sein.
In seiner Ethik vertritt er die Meinung, es komme nicht so sehr auf den Standpunkt, sondern auf die Gesinnung an.

Als Vorlaufer der Universitaten bilden sich die kirchlichen Schulen, wie z.b. die von Chartres, Paris und Köln heraus.
Auch die Gründung einiger Kollegien der späteren Universitat von Oxford reichen bis in diese Zeit zurück.
Wie wir noch sehen werden, haben sie auf die Entwicklung unseres Geisteslebens großen Einfluße ausgeubt.

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Mystiker und Alchimisten
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Hildegard von Bingen ( 1098 - II79) zählt zu den bedeutendsten Frauen des Mittelalters.
In der Klause der Einsiedlerin Jutta von Sponheim lernt sie mit acht Jahren lesen und schreiben.
Schon früh , "schaut sie vieles`' was anderen verborgen bleibt.
,Im lebendigen Licht" so schreibt sie später. "wurden ihr die besonderen Zusammenhange zwischen Gott und Mensch offenbar.
" Diese seherische Gabe begleitet sie ihr Leben lang.
Mit fünfzehn Jahren legt sie die Profes als benediktinische Ordensfrau ab.
Ihrer Persönlichkeit vermag selbst die patriarchalisch geführte Kirche nicht widerstehen.
Nachdem der "Wachhund Gottes", Bernhard von Clairvaux ( 1090 - 1153.) als Autorität ihr die Gabe tiefster Gotteserfahrung zugeschrieben hat, darf sie nicht nur Klöster gründen, sondern auch öffentlich predigen.
Zu ihrer erstaunlich vielseitigen Tätigkeit gehören neben ihren theologischen Schriften umfangreiche botanische Studien. Eine auch in unseren Tagen wieder florierende Heilkunde und ein umfangreiches musikalisches Werk.
Erst mit zweiundvierzig Jahren beginnt sie mit der Niederschrift ihrer Visionen: "Wisse den Weg" (SCIVIAS).
Es soll die seelische und moralische Erneuerung einer verweltlichten Geistlichkeit bewirken und dem gleichgültig gewordenen Klerus den Weg zur Erlösung zeigen.

Mit Petrus Lombardus (ca. 1100 - ca. 1160 als Bischof von Paris) wendet sich die Scholastik vom mystischen Erlebnis zur Mitteilung des Glaubensinhalts hin.
Seine SENTENZEN (SENTENTIARIUM LIBRI IV) in vier buchern behandeln die Lehre von Gott, seinen Geschöpfen, die Erlösung, die Tugenden und die Sakramente.
Für Jahrhunderte stellen sie das allgemein anerkannte Kompendium der Dogmatik dar, das bald zu einem festen bestandteil des Lehrplans aller Universitaten erklärt wird.
Auf ihn gehen auch die sieben Todsunden zurück, die bei uns noch heute als solche bekannt sind: Hoffart (Hochmut), Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit des Herzens.
Der Ordensprovinzial der Dominikaner, Albert aus Lauingen in Schwaben, genannt Albertus Magnus (1193 - 1280), wird an der Hohen Schule zu Padua ausgebildet und lehrt in Paris und Koln, bevor er die Ernennung zum Bischof von Regensburg erhalt.
Er greift in seiner Kosmologie die hierarchische Struktur der Intelligenzen des Dionysios Areopagita auf.
In seiner Ethik betont er den freien Willen des Menschen.
Von seinen großen arabischen Vorgangern beeinflußt, reflektiert sein philosophisches Werk die Schriften des Aristoteles und der arabischen und judischen Kommentatoren wie eines Avicenna (ca. 980 - 1037) und Maimonides (ca.1135 - 1204).
Aber es sind wohl seine besonderen Kenntnisse in Botanik, Alchimie und Physik, die dem "Doctor Universalis" den Ruf eines Zaüberers einbringen.

Um metallurgische Erfahrungen sammeln zu können, nimmt er die beschwerliche Arbeit im bergwerk auf sich.
Sie war wohl erfolgreich, denn es wird gemunkelt, daß er die Kenntnis zur Herstellung des geheimnisvollen Steins der Weisen besessen habe; wie wir noch sehen werden, gilt dieser Kunst das Trachten aller "echten" und "falschen" Alchimisten bis weit in die Neuzeit hinein .
Einer von ihnen, Nicolas Flamel (ca. 1330 - 1417/18), erwirbt in Paris um den Preis von zwei Gulden eine älte Handschrift, bestehend aus 3 x 7 blattern, die in einer geheimnisvollen Sprache abgefaßt und mit noch geheimnisvolleren Zeichnungen ausgestattet sind.
Mit Hilfe dieser Handschrift soll ihm am 17. Januar 1382 die alchimistische Herstellung von Gold geglückt sein.
Sedenfalls hat er, obwohl in armlichen Verhaltnissen lebend, vierzehn Hospitaler gegründet, drei Kapellen errichten und sieben Kirchen renovieren lassen.
So jedenfalls vermerkt es sein Grabstein aus der Kirche Saint-Jacques-la-Boucherie, den heute das Cluny-Museum in Paris auflbewährt.
Aus seinem 1416 abgefaßten Vermachtnis sollen gar bis zum Jahre 1742 Spenden für bedurftige geflossen sein.
Aber hat er wirklich das Geheimnis materieller Goldherstellung gefunden? Oder den Stein der Weisen, der solches Gluck gelegentlich als eine Art Nebenwirkung nach sich zicht? Albertus' wohl bekanntester Schuler ist der spätere Kirchenvater Thomas von Aquin (1225 - 1274), ein Großneffe Kaiser Friedrichs 11. aus Neapel, der als der bedeutendste Systematiker des Mittelalters gilt.

Er postuliert, daß sich Glaube und Vernunft nicht widersprechen können, da doch beide von Gott stammen; so wenig wie Theologie und Philosophie zu verschiedenen Währheiten führen wurden, sondern sich nur in ihrer Methodik unterscheiden.
Für Thomas gibt es eine stetige Entwicklungsreihe von den niedrigsten Daseinsformen, über das pflanzliche und tierische Leben hinauf zu der vernünftigen Seele des Menschen und weiter zur Welt reiner Geister, die die Gestirne lenken, ja bis hin zur Gottheit.
Der englische Franziskanermönch Roger Bacon (1214 - 1292) widmet sich dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften.
Für Bacon ist das Kennen der Dinge wichtiger als die intellektuelle Beschäftigung mit ihnen.
So bemangelt er des Thomas von Aquin dicke Abhandlungen über Aristoteles, der weder selbst Griechisch verstande noch mathematisch-physikalische Kenntnisse besitze.
Schlimmste Feinde des wissenschaftlichen Fortschritts sind nach Meinung Bacons die "blinde Anbetüng der Autoritäten" sowie die Ansicht, die Wissenschaften seien schon abgeschlossen.
Für ihn gilt: "stets an der Quelle studieren!" Wenn man die Lehren der Weisen verstehen will, muß man Griechisch, Hebraisch und Arabisch studieren, strebt man danach, die Natur währhaft kennenzulernen, dann kommt man nicht umhin, mit physikalischen und astronomischen Instrumenten zu arbeiten.
Für Bacon bleibt dies jedoch keine bloße Theorie; er verwendet vielmehr sein ganzes ererbtes Vermögen für seine physikalischen Experimente und gilt als einer der Vater der Naturwissenschaften.
Neben philosophischen Schriften verfaßt er für Papst Clemens IV. sein OPUS MAIUS.

Bis zu seinem Tode arbeitet er an dem geplanten Hauptwerk OPUS PRINCIPALE, das er jedoch nicht mehr vollenden kann.
Allgemeinere bekanntheit genießt wohl Bacons Lehre vom Licht, das "eine sich selbst erzeugende Substanz und Trager der in der Natur wirkenden Krafte ist".
Der Franziskanermönch Bonaventura (1221 - 1274) glaubt schließlich, daß der Mensch (als veranderliches Wesen) die Währheit unveranderlicher Prinzipien nur in der Erleuchtung erfassen könne.
Auch der Mallorquiner Ramon Llull (1232 - 1316) macht sich die Einsicht Bacons zu eigen, wenn er meint, daß man den Heiden nur dann das Evangelium predigen könne, wenn man auch ihre Sprache spreche.
Der ehemalige Dichter und Troubadour hatte zwischenzeitlich dem Hofleben entsagt, seine Habe bis auf das, was seine Familie für ihre bedurfnisse brauchte, verschenkt und sich ins Gebirge zurückgezogen.
Nach einem Offenbarungserlebnis auf dem berge Randa erlebt er die Einheit des Universums und fühlt den Auftrag, die Moslems zum Christentumzu bekehren.

Abb 14: Ramon Llull
Für seine botschaft des Friedens und der Erleuchtung erlernt er die arabische Sprache.
Dieses Studium lehrt ihn zugleich den Reichtum der islamischen Kultur und veranlaßt ihn, eine Universitat zum Studium der islamischen Literatur auf Mallorca zu gründen.
Neben seinen alchimischen Schriften erlangt DIE GROSSE KUNST (ARS MAGNA) einen großen bekanntheitsgrad.
Darin versucht er eine begriffs- und Symbolsprache zu nutzen, die ein Verständnis zwischen den Gelehrten aller Religionen ermöglicht.
Alle ihm bekannten philosophischen und kabbalistischen Wissensgebiete sind auf sieben konzentrischen Kreisen geordnet.
Je nach dem, wie man diese Kreise sich um ihren gemeinsamen Mittelpunkt drehen laßt, bilden sich alle möglichen Kombinationen, mit denen er die gewunschten Währheiten zu beweisen glaubt.
In Llulls Modell des Universums spiegeln sich die Erhabenheiten Gottes als Urbilder und Ursachen des Kreativen in der ganzen Welt wider.
Sie kommen in zehn Emanationen zum Ausdrück, die er mit Gute, Größe, Ewigkeit, Macht, Weisheit, Wille, Unberührbarkeit, Währheit und Herrlichkeit benennt.
Sie bieten ihm eine brücke zum Verständnis Gottes und eine Leiter der Schöpfung, mit der wir bis zur Dreiheit an der Spitze hinaufsteigen könnten.

Die Namen Gottes sollen aber zudem Grundelemente einer allgemeinen Grammatik bilden, als basis für eine übergreifende Verständigung.
Über die Einheit der Sprache zur Einheit der Religionen.
Dieser Idee können wir einige Hundert Jahre später bei dem Jesuiten Athanasius Kircher wieder begegnen.
Llulls Versuche, auf zwei Reisen ins heutige Tunesien selbst unter den Muselmanen und Sarazenen zu missionieren, schlagen völlig fehl.
Für die esoterische Geistesgeschichte des Abendlandes sollten sein Werk und Engagement aber noch einen nachhaltigen Einfluß gewinnen, vor allem für die christlichen Kabbalisten.
Der Mystiker Meister Eckhart (ca. 1260 - 1327), aus einem thuringischen Rittergeschlecht stammend, wird vielfach als der erste bedeutendere Philosoph deutscher Zunge betrachtet.
Seiner Vorstellung nach findet die Erkenntnis ihre befriedigung nur in dem "unbegreiflichen und unaussprechlichen göttlichen Urgrund aller Dinge".
Aus dem dunklen Abgründ der "stillen Wuste" entpuppt sich die göttliche Natur durch dessen bekennendes Wort zum wirklichen, lebendigen Gott.
So gebiert der Urgründ das göttliche Wort, seinen Sohn, und "geistet die Minne", die ihn und den Sohn miteinander verbinden.
Alles Ubel bedeutet ein Abfall von Gottes Wesen.

Das beste unter dem Geschaffenen sieht er in der menschlichen Seele, um dessentwillen alles übrige geschaffen wurde, die menschliche Seele, deren Entdecker dieser deutsche Mystiker "recht eigentlich gewesen ist".
Auf ihrem Gründe ruht das "Funklein", in dem das Göttliche ohne Mittel und Hulle erscheint.
Der Mensch muß, wenn er zu Gott kommen will, "seine Eigenheit aufgeben, ohne Willen sein, damit das Göttliche in ihm zur Herrschaft komme", 1326 wird auf Veranlassung des Kölner Erzbischofs das Inquisitionsverfahren gegen Eckhart "wegen Verbreitung glaubensgefährdender Lehren" eröffnet, das er jedoch nicht mehr erleben muß.
Mit Eckhard hat die deutsche Mystik ihren Höhepunkt erreicht.
Seine bedeutendsten Schuler werden Suso von Konstanz (Heinrich Seuse,1300 1365) und Johann Tauler von Straßburg (1300 - 1361), der den Gottesfreunden angehört.
Den Lehren Taulers und Eckharts sehr verwandt ist der Inhalt des 1518 von Luther herausgegebenen buchleins THEOLOGIA DEUTSCH, das oft fast wörtlich mit ihnen übereinstimmt.
Die Nachfolge Christi findet auch in der Bruderschaft zum gemeinsamen Leben ihren Ausdrück, aus der der berühmte Thomas a Kempis (1380 - 1471) hervorgeht.
In den Niederlanden, wo sie als Devotio moderna (neue Frommigkeit) entsteht und von Geerd Groote (1340 - 1384) begründet wird, sucht sie dem Laien eine klösterliche Form des Zusammenlebens zu bieten.
Um der drohenden Verstiegenheit entgegenzutreten, die mit der Mystik oft einhergeht, steht im Mittelpunkt die Arbeit.
In den Fraterhäusern werden die ersten Schulen für die unteren bevölkerungsstande eingerichtet, die ersten Drückerpressen eingeführt und eine kunstlerische betätigung hochgehalten.
Ihr Einfluß auf den Humanismus bleibt umstritten, doch sind die Querverbindungen kaum zu übersehen.
Mit ihnen endet die mittelalterliche Mystik, um den reformatorischen Kraften Platz zu machen.


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Das Rittertum
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Nach dem Zusammenbruch des Reiches von Karl dem Großen wechselte die weltliche Macht mehr und mehr von der Autorität des Königs in die Hande der Herzöge, Grafen und deren Vasallen über.
Zur Verteidigung ihres Gebietes und zum Schutze ihrer bewohner errichten diese nun überall burgen mit mächtigen Wehranlagen, die fast fünf Jahrhunderte lang das Gesicht des Abendlandes prägen werden.
Steinerne Mauern und Türme lösen die frühen hölzernen befestigungen ab.
Wenn ihr Bau auch so manchen Lehnsherrn in große Schulden stürzt, so versucht sie dieser wiederum über hohen Pachtzins von seinen Bauern einzutreiben oder über das Wegegeld von den Kaufleuten abzuverlangen.
Das von Mythen umwobene Rittertum halt sich bis zum 13. Jahrhundert als Inbegriff aller Tugenden: Tapferkeit im Kriege, Höflichkeit gegenüber der Damenwelt, Loyalitat der Herrschaft gegenüber; es umfaßt aber auch Liebe zu Musik, Kunst und Dichtung ... Mit dem Kaisergeschlecht der Staufer geht auch die Ritterromantik unter.
Doch zuvor verewigt sie sich in zahlreichen Epen.


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Parzifal und die mittelalterlichen Ritterromane
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Das Christentum betrachtet den Kelch, den Christus beim letzten Abendmahl benutzt hat, wohl als das heiligste aller Symbolgefäße.
Für das christliche Mittelalter bedeutet die Suche nach ihm ein ebenso wichtiges Motiv wie das Gefaß selbst.
Diese Suche hat in den verschiedenen Gralsdichtungen Eingang gefunden, wobei ihre Helden infolge der ihnen gestellten Aufgaben zu Einsicht und Erleuchtung gelangen.
Dabei ist es unwesentlich, daß der Gral niemals gefunden wird, gilt doch die eigentliche Suche nach Weisheit als Hauptzweck und die dadurch erlangte Erkenntnis als der verdiente Lohn.
Die älteste Dichtung, die den heiligen Gral erwähnt, stammt aus heutiger Sicht von dem burgundischen Dichter Robert de Boron, dessen GESCHICHTE DES HEILIGEN GRAL um 1200 entsteht.
In ihr erhalt Joseph aus Arimathia den Abendmahlskelch von Pilatus ausgehändigt und bringt ihn nach einer Reihe gefahrvoller Abenteuer nach Britannien, in die "Täler von Avalon".

Dieser Dichtung folgen weitere, darunter die bekannteste bei uns, Wolfram von Eschenbachs PARZIVAL.
Er behauptet, daß seine Geschichte auf einem arabischen Manuskript beruhe, das ein Freund im spanischen Toledo entdeckt haben will.
Hier wird der Gral zu einem magischen Stein umgedeutet.
Der Gralskönig Amfortas siecht in diesem Epos an einer geheimnisvollen Wunde dahin, der lebenspendende Gral entläßt ihn jedoch nicht in den erlösenden Tod.
Seine einzige Hoffnung auf befreiung von seinen Schmerzen richtet sich darauf, jemanden zu finden, der die richtigen Fragen stellt und sich damit seiner Nachfolge als wurdig erweist.
Als Amfortas' Enkel Parzival in Unkenntnis seiner Abstammung zu ihm kommt und versäumt, die richtige Frage zu stellen, muß er die Gralsburg wieder verlassen und zuerst als einer von König Arthus' Rittern die Weisheit erlangen, die ihn befähigt, die Nachfolge als Huter des Grals anzutreten.

In einer Reihe von Dichtungen haben über die Jahrhunderte hinweg Autoren versucht, ihre botschaft einer eigenen Version dieses Epos' einzubringen.
So könnte auch die von Rom abtrünnige Pelagianische Kirche in Britannien durchaus ihre Interpretation als Allegorie in die heute nur bruchstückhaft erhaltene walisische Version des PEVERIL aus dem 12. Jahrhundert lanciert haben, die währscheinlich als Übersetzung der altfranzösischen LA FOLIE PARZIVAL (um 1330) dient.
In ihr besitzen die geistigen Nachkommen Josephs von Arimathia die vier heiligen Reliquien:
den Abendmahlskelch, das Schwert, mit dem Johannes der Täufer enthauptet wurde, den Teller vom letzten Abendmahl und die Lanze, mit der Longinus bei der Kreuzigung in Jesu Seite stach.
Diese vier Symbole finden wir in den "Farben" des Tarot-"spiels" wieder (siche Abschnitt über die kabbalistischen Orden).
Abb 15: Bilder aus dem Tarot von Marseille
Parzival, der Tor, deutet zudem auf die erste Tarotkarte (der Narr); beide brechen sie auf, um - unvorbelastet - in ihrem neuen Lebenszyklus weitere Erfahrungen zu sammeln.
Auf der Suche nach dem heiligen Gral erlebt Parzival zahlreiche Abenteuer.
Es begegnen ihm sonderbare Gestalten, deren Ratsel er zu lösen trachtet:
Zwei Verliebte (Tarotschlüssel 6) unter einem Baum bitten ihn, einen goldenen Apfel von einem Riesen zu holen; weiterhin begegnet ihm ein Wagenlenker (Tarotschlüssel 7) mit einer blutigen Lanze und ein Eremit (Tarotschlüssel 9).
Schließlich findet Parzival die Gralsburg durch Blitzschlag zerstört (Tarotschlüssel 16).
Es wundert wohl niemanden mehr zu erfahren, daß LA FOLIE PARZIVAL und das Tarotspiel etwa zur gleichen Zeit in Europa bekannt werden ...
In Italien sehen die Ghibellinen (Die Ghibellinen, Anhallger der stavlferischen und alltipapstlithell Kaiserp.) den heiligen Gral als Symbol für die große Aufgabe, das gesamte Abendland in einem heiligen - auf spiritueller Grundlage basierendem - Reich zu vereinigen.
Mit den Streitigkeiten und Fehden seiner Fürsten um benachbarte Lander hatte das Heilige Römische Reich doch seine zentrale Autoritat verloren und war Spiegelbild dessen geworden, was sich im kirchlichen ßereich zwischen Rom und ßyzanz abspielte.
Die "Fedeli d'Amore", zu denen u. a. Petrarca, Dante Alighieri und Giovanni ßoccaccio zahlen, nehmen diese Problematik in ihre Dichtungen auf.
Bei einem Kenner italienischer Esoterik können wir lesen, daß sich hinter ihrer Lyrik in verschleierter Form das Streben nach Erkenntnis verberge.
Denn "für alles, was damals nur im geringsten nach Ketzerei roch, war der Scheiterhaufen sehr schnell errichtet".
So werde mit den Frauennamen bezug auf die himmlische Sophia der Gnostiker und auf die Katharer und Templer genommen.
Der brauch, esoterisches Gedankengut in doppelsinnigen Texten zu verstecken, sei mit den Sufis von Persien nach Europa gekommen.
So besangen die Fedeli die Schönheit der Rose und verherrlichten damit die (im Okkulten) verborgene Weisheit.
Im Gegetlsatz zu den Minnesangern sind die Vaganten meist arme Theologen, denen das Geld zur Priesterweihe fehlt oder Priester, die keine Arbeitsstatte finden und die ihren Unmut darüber in ihren derben, meist auf lateinisch formulierten Liedern zum Ausdrück bringen.
Carl Orffs CARMINA BURANA setzen sich aus solchen Vagantenliedern zusammen.


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Das Byzantinische Kaiserreich
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Am Schnittpunkt zwischen Abend- und Morgenland hatte Kaiser Konstantin der (Große im Jahr 330 an der Stelle des älten Byzantium seine neue Hauptstädt Konstantinopel erbauen lassen.
Zehn Jahrhunderte lang diente es als Bollwerk der Christenheit gegen die Flut der heidnischen Heere: gegen Slawen, Awaren, Bulgaren und Moslems.
"Während der Okzident in der Nacht des ersten Mittelalters versank und damit wesentliche Qualitäten seiner Kultur, des politischen Lebens und seiner Tradition, blieb Byzanz das Heiligtum der unvergleichlichen Vergangenheit: der römischen und der griechischen.
Der oströmische Kaiser Justiniarl I.(reg. 527 - 565) hatte zuletzt noch versucht, das römische Kaiserrseich wieder zu einen.
Nach seinem Sieg über die Vandalen in Nordafrilbea erstreckte sich sein Reich zwischen Cordoba, Ravenna, Karthago, Sizilien, Alexandria und Jerusalem.
Bis nach Georgien im Kaukasus reichte seine Macht.
Doch seine Bemuhungen zerfielen nach seinem Tod.
Sein Name blieb uns jedoch mit seiner Kodifizierung des römischen Rechts (des Codex Justinianus) erhalten, die auch heute noch die Basis unserer Rechtsprechung bildet.
In der Kunst legen in unserem Kulturkreis z.b. die Kirchen Ravennas Zeugnis dieser großartigen Zeit ab. In seiner Hauptstädt errichtete Justinian die größte Kirche der damaligen Christenheit, die Hagia Sophia.
Keine andere Städt des Abendlandes kam dieser Metropole des griechischen Geistes gleich, die damals schon eine halbe Million Einwohner zählte.

Im Byzantinischen Reich wurde der Kaiser nach römischer Tradition von Senat, Heer und Volk eingesetzt.
Seit Herakleios I. (reg. 610 - 641) trugen sie den Titel "Basileus Autokrator" (Alleinherrscher).
Als erwählte Stellvertreter Gottes mußten sie glaubige Christen sein.
Als Nachfolger der römischen Cäsaren sahen sie sich selbst an der Spitze aller christlichen Herrscher, was zu Konflikten mit den germanischen Herrschern führen mußte.
Durch seine Mönche und Missionare spielte Byzanz die Mittlerin zwischen den "barbarischen Stammen des Westens", der islamischen Welt und den Weiten Rußlands.
Die Slawen, die sich im Gebiet der heutigen Ukraine angesiedelt hatten, ließen sich um 850 von den beiden byzantinischen Missionaren und späteren Heiligen Cyrill und Method zum Christentum bekehren.
Cyrill paßte das griechische Alphabet der russischen Sprache an, das später als "kyrillisches Alphabet" auch Serben und Bulgaren übernahmen, als sie 1018 dem Byzantinischen Reich einverleibt werden.
Zu dieser Zeit umfaßt das Byzantinische Kaiserreich neben den Ländern des Südlichen Balkan ganz Kleinasien bis nach Armenien, das nördliche Mesopotamien und Syrien, das östliche Mittelmeer mit Kreta und Zypern, sowie das Südliche Italien.
Mit der Ausbreitung des Islam gehen dem Byzantinischen Kaiserreich diese besitzungen allerdings wieder verloren.