Die Einteilung der mittelalterlichen Gesellschaft in die klassischen drei Stände - den Wehr-, Lehr- und Nahrständen von Ritterschaft, Geistlichkeit und Bauern (zu denen sich später die Zünfte der Handwerker und die Kaufleute gesellen), ist keine Erfindung unserer Zeit, sondern das Produkt eines theologisch motivierten Denkens über "die währe Ordnung der Welt", Es gleicht in vielerlei Hinsicht dem von uns heute so unverstandlich anmutenden Kastenwesen in Indien.
Das Landschaftsbild in Mitteleuropa hatte seit der Frühzeit große Veranderungen erfahren.
Die riesigen zusammenhängenden Walder sind umfangreichen Rodungen zum Opfer gefallen, und auf den so abgewonnenen Feldern mühten sich die Bauern.
Von dessen kargen Ertragen mussen sie noch den Zehnten (Teil) an ihre feudalen Landbesitzer abliefern.
Das kargliche Brot reicht oft nicht einmal zum Überleben.
Die Mehrzahl der Bauern tragen das Los der Unfreiheit, denn ihre Vorfahren hatten sich dem Schutz mächtiger Herren unterwerfen mussen.
Erst im 12. und 13. Jahrhundert gelangen zahlreiche adelige Grundbesitzer zur Einsicht, daß sie durch die Verpachtung der Landwirtschaft größere Einnahmen ihres Besitzes erzielen können als durch die eigene Bewirtschaftung durch ihre Leibeigenen.
Diejenigen, die nicht von den Ertragen des Bodens leben können, widmen sich dem Handwerk oder dem Handel.
Demzufolge nimmt die bevölkerung in den Städten ständig zu, welche die Landwirtschaft ernähren muß.
Vom wohlhabenden Patrizier und dem Städtherrn verlauft die Rangordnung hier über die Handwerker und Kaufleute bis hin zu den bettlern.
Am unteren Ende der Skala rangieren Scharfrichter und Schinder, mancherorts auch die Bader.
Die Handwerker schließen sich im beginnenden 12. Jahrhundert zu Zünften zusammen, die sich später auch um die Krankenpflege und betreuung der älten kümmern.
Anfangs verstehen sich diese Vereinigungen zudem oft als religiöse Bruderschaften.
Diese Handwerkerbrüderschaften gewinnen mit dem bau der Kathedralen noch große bedeutung.
Durch die Einführung von geheimen Erkennungszeichen versuchen sie das Wissen um diese hohe Kunst vor anderen zu schutzen.
In Frankreich entsteht daraus die "Compagnonnage", die vielfach als eine Vorlauferbewwegung des Freimaurertums angesehen wird.
Sie hat sich bis zum Ersten Weltkrieg erhalten und erfährt selbst heute wieder eine Renaissance.
Wie die "Compagnons du Tour de France", so erfordert die Tradition derr Wandergesellen (Tippelbruder) auch bei uns, sich ihre Kenntnisse während der Jahre der Wanderschaft anzueignen.
Sie sind bis heute in sogenalnnte Schachte organisiert.
Anders als in Frankreich stellen sie bei uns alllerdings keine bedeutende initiatorische bewegung dar.
Die Kauflleute haben in ihrem Warenangebot auch die Mittel, die es gestatten, diie Haltbarkeit der Speisen zu verlangern.
Dazu gehört das Salz, das aus; so manchem bergstock gewonnen werden kann.
Bis in die Schweiz und nach Böhmen exportieren z. b, die Bayern ihr "weißes Gold" aus dem Ruipertiwinkel.
Zu seiner Gewinnung entwickelt man bereits im 13. Jahrhlundert ausgefeilte Technologien wie die Sinkwerkstechnik und setzt sie ein.
Viele Orte mit dem ihrem Namen beigefugten Attribut "Hall" (== Salz) weisen auf die Salzgewinnung hin.
Andere Orte vermögen sich zso etwas wie das Monopol des Transportes und seiner Verteilung zu sichern.
So verdankt auch München seine Entstehung dem Salzhandel.
Wenn auch die genauen Vorkommnisse im Dunkel der Geschichte schlummern, so scheint doch gesicherrt zu sein, daß der bayerische Herzog Heinrich der Lowe (1139 - 1179) gewaltsam den festern Isarübergang vom bischöflich-freisingischen Oberföhring hinunter ins bayerische Gebiet: "zu den Munichen" (Mönchen) verlegte, um die einträglichen Mautgebühren der Salzstraße auf welfisches Gebier zu lenken.
Die Salzstraße von Salzburg nach Augsburg kreuzt sich hier mit der Rottstraße über Innsbrück nach Italien.
Auf dem Reichstag zu Augsburg., am 14. Juli 11158, gingen Markt, Zollbrücke und Munze an die Ortschaft Münichen.
Dieses Datum gilt seeither als Gründungstag der Städt Munchen.
1332 gewährte Ludwig der Baier seiner ResidernzStädt das Salzmonopol, indem er verfügte, "daß alles im Herzogtum Bayern zwischen Lamdshut und Gebirge über die Isar geführre Salz nur bei München den Fluß überqueren durfe, um es dort zum Verkauf anzubieten".
Dieses Salzmonopol leitete den wirtschaftlichhen Reichtum der Herzogsradt ein
Neben dem Salz gewinnen die "Pfeffersäcke" (Kaufleute) ihren Reichtum aber autch aus dem Gewürzhandel.
Ihn beherrschen im Osten zunächst ausschließlich die Araber.
Nur sie verfügen über die geographischen und mautischen Kenntnisse und über die notwendige Infrastruktur der Hanedelswege zu Wasser und zu Land.
Viele dieser Gewürzpflanzen finden auch als Arzneien Verwendung.
Der Kaufwert der Handelsgüter aus dem Orient ist nur mit Silber und Gold vergleichbar, mit deren Hilfe die großen Handelsunternehmungen zu Reichtum und zu politischem Eilnfluß gelangen.
Unter den Kaufleuten nehmen die Juden seit ihrer Eingliederung in dieTerritorien der fränkischen Könige einen hohen Anteil ein.
Im 13. jahrhundert verbietet Papst Innozenz III. den Christen das Zinsnehmen, so dal; der gesamte Geldverleih als Monopol in die Hand der Juden fällt.
Die Schuld am Zinswucher schreibt man meist ihrer Geldgier zu, und dies ist wohl - neben der religiösen Hetze zur Zeit der Kreuzzüge Grund für immer wieder ausbrechende Ausschreitungen (Progrome).
Mit ihren Waren bringen die Kaufleute aber nicht nur Wohlstand, sondern auch Seuchen und Tod ins Land: Im Oktober 1347 wird über den Seehafen von Messina die Pest nach Europa eingeschleppt, "der Ratten und Menschen gleicherweise erlagen".
Die ßevölkerung ganzer Landstriche siecht und stirbt dahin.
Unbestellte Felder lassen weitraumig die Ausmaße dieser Plage erahnen.
Nach Italien, Frankreich und Portugal greift der Schwarze Tod auch auf England und Schottland über und ostwarts auf ganz Mitteleuropa, bis nach Südrußland.
In nur vier Jahren fallen ihr fünfundzwanzig Millionen Menschen zum Opfer, und ein Ende laßt sich nicht absehen.
Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts vergeht kein Jahrzehnt, in dem eine der drei Pestarten nicht wenigstens einmal erneut eine Epidemie verursacht.
Die Kirche erklärt diese Seuche als eine Strafe Gottes, der die so Eingeschuchterten durch Gebet und Selbstkasteiung zu entkommen suchen.
Das christliche Mönchstum (von griechisch "monachos" = allein für sich lebend), unter den "Wüstenvätern" in Ägypten entständen, bildete sich zunachst über die sogenannten Anachoreten (Zurückgezogene) und Cönobiten im Orient und später im griechisch-orientalischen Mönchstum aus, kann jedoch bereits im 3. Jahrhundert im kontinentalen Europa nachgewiesen werden.
Noch früher erfolgte möglicherweise die Ansiedlung christlicher Mönche in Irland.
So ließen sich dort wohl schon im 1. Jahrhundert koptische Mönche nieder, die ihr Leben noch als Einsiedler führten, 529 gründete Benedikt von Nursia das Kloster Montecassino in den Abruzzen, Wiege und Zentrum der benediktinischen bewegung Legendenhafte Überlieferungen, die sich um den schon fruh verehrten Benedikt ranken, sprechen davon, daß seine Ordensregel mit ihrer strengen Arbeitseinteilung auf einer sehr viel älteren Tradition fuße, die als "Regel des Meisters" kursierte.
Aufgrund dessen will man gelegentlich Benedikt mit der Essener-Tradition in Verbindung bringen.
Bei den Benediktinern bildete jedes Kloster eine unabhängige Gemeinschaft unter der Leitung eines Abtes.
Unter Papst Gregor 1. (590 604) breitete sich diese Mönchsform über das gesamte Abendland aus und verdrangte frühere Ordensregeln (z.b. die des hl. Kolumban).
Im Gegensatz dazu hat es in den Ostkirchen nie allgemeinverbindliche Ordensregeln gegeben; jedes Kloster legte sie vielmehr selbst fest.
Gregor der Große erlangte als erster Mönch die Papstwürde.
Innerhalb eines Jahrhunderts entständen unter seinem Pontifikat Hunderte von Benediktinerklostern in allen Teilen des Abendlandes, die Leben und Hoffnung in die durch die Völkerwanderung weithin entvölkerten Landstriche brachten.
Da jede Klostergemeinschaft ganz auf sich allein gestellt war, müßte sie alles Lebensnotwendige selbst erzeugen.
Dazu verfugten sie über umfangreiche Landereien, deren Ertrage meist weit über dem gewöhnlichen Durchschnitt lagen.
Neben der Verherrlichung Gottes und der Pflege des liturgischen Gottesdienstes legte das abendlandische Mönchstum auch Wert auf die körperliche Arbeit unter der Devise "ora et labora" (bete und arbeite).
So bewirtschafteten die bruder ihre Guter, kultivierten brachland und befaßten sich mit dem Anbau und Nutzen neuer wie seltener Pflanzen und Heilkrauter, schrieben älte Handschriften ab und betätigten sich als Baumeister von Kirchen und Klostern.
Architektur, buchmalerei und Kunst gelangten dabei zu großer blute.
Daneben unterrichteten die Mönche in den Klosterschulen und schufen die ersten bibliotheken im christlichen Abendland.
Dadurch wurden die Klöster für lange Zeit zu Tragern der höheren bildung im Frühmittelalter.
Der begriff Orden (von Ordnung, Regel) bezeichnet Gemeinschaften, deren Mitglieder ein feierliches Gelubde ablegen - gleichgultig, ob "ewig" oder zeitlich begrenzt.
Die katholische Kirche definiert dabei als das feierliche Gelübte (die sogenannte Ordensprofeß), das öffentlich vor der Kirchengemeinde und nicht wie das einfache Gelubte nur im inneren Kreis der Kongregationen abgelegt wird.
In der katholischen Kirche werden als "Kongregationen" auch bestimmte kirchliche Behörden bezeichnet, wie die Kongregation für die Glaubensverbreittung (das Heilige Offizium) oder auch die Kardinalskongregationen.
Ein weiterer Unterschied zwischen kirchlichen und anderen spirituellen Orden besteht vielleicht auch noch in ihrer Programmatik und Zielsetzung: So beschränken sich kirchliche Orden neben ihrem Dienst am Nachsten - auf die Missionierung des christlichen Glaubensinhalts.
Spirituelle Bruderschaften wollen zumeist die gesamte Menschheit mitsamt der Natur umfassen und ihrer "Erlösung" zuführen.
Ihre Ziele weisen zeitlos in die Zukünft, während ihre Traditionen weit zurückreichen: So lassen sich die abendlandischen Orden von den Schulen der Orphiker, Pythagoraer, Neuplatoniker und Stoiker ableiten, die innerhalb ihrer Einweihung besondere kontemplative Mysterienkulte kannten.
Andere sehen indes ihr Vorbild bei den bereits genannten Therapeuti und Essenern oder gehen noch weiter zurück: Lassen sich diese Strange auf eine gemeinsame Wurzel zurückführen, die vielleicht in den ägyptischen Palastschulen der Pharaonen während der 18. Dynastie enden?
Der Ursprung der Orden ist jedenfalls umstritten.
Manchen Historikern zufolge soll das feierliche Gelubde auf die judische Sekte der Nasiraer zurückgehen, die sich nach Angaben der Bibel als Zeichen ihrer Gottesfürcht und -liebe für eine nicht festgelegte Zeit durch ein Gelubde zur Enthaltsamkeit von Wein und anderen berauschenden Nahrungsmitteln verpflichteten.
Ferner wollten sie kein Schermesser über ihr Haupt kommen lassen und jede Verunreinigung nach dem judischen Gesetz vermeiden.
Sollte die Vorliebe der Priesterkönige der Germanen und Merowinger für langes Haar und die Adelsperücken des Rokoko und Barock gar auf das Symbol der Gottgeweihtheit zurückgehen?
Während sich die Ordenspriester meist aus dem Adel rekrutierten und sich geistigen Übungen widmeten, waren die Laienbruder in der Regel von bauerlichem Stand und für den Unterhalt des Klosters zuständig.
Viele der zumeist adeligen Äbte brachten es zu politischem Einfluß, der dem Kloster jedoch nicht immer zu Ruhm gereichte.
Dem versuchten klösterliche Reformbewegungen entgegen zu wirken.
So führte das im Jahre 910 gegründete Benediktinerkloster Cluny die "kluniazensische Klosterreform" ein.
Eine weitere "Reform der Zisterzienser" wollte zur ursprünglichen Sittenstrenge zurückkehren und allen überflussigen Schmuck aus den Abteien verbannen.
Dies mag auch der byzantinische bildersturm veranlaßt haben, der im 8. und 9. Jahrhundert die Ostkirchen entzweite. .
Abb 12: Franziskus ladt die vom Einsturz bedrohte Kirche auf seine Schultern
Franz von Assisi (1182 - 1226), Sohn eines reichen umbrischen Tuchhändlers, folgt einem ähnlichen Weg, wie ihn mehr als anderthalb Jahrtausende vor ihm der indische Prinz Siddhartha (Gautama Buddha) beschritten hatte: Er nimmt seinen im Traum erhaltenen Auftrag zur Rettung des maroden Christentums sehr ernst, vertauscht seine feine Kleidung mit der rauhen Kutte der armen Bauern und verkundet barfuß die botschaft von der Liebe Gottes.
Neben Armut und Gehorsam fordert er von seinen "minderen" brudern (des späteren Franziskanerordens) Demut, einfachen Glauben und die Liebe zu allen Lebewesen.
Die in Prunk residierenden kirchlichen Würdenträger können diese botschaft anfangs nur schwer akzeptieren.
Tausende von Brudern und Schwestern folgen indes begeistert seinem radikalen Weg, der weder privates noch gemeinschaftliches Eigentum zulaßt.
Auch wenn diese Rigorosität mit der Ausbreitung des Ordens nachlassen muß, sind die bettelmönche oder Medikanten doch lange Zeit Ausdrück einer dem bürgerlichen Wohlstands denken entgegengesetzten Lebensform.
Franziskus bleibt einer der größten Heiligen der Christenheit, der noch in unserer heutigen Zeit des unnötigen besitzstrebens zur Rückbesinnung auf ein einfaches Leben in Harmonie mit Gottes Schöpfung und Liebe zu seinen Geschöpfen einladt.
Mit den bettelorden, die sich der Armut verschrieben haben, hat eine vollkommen neue Gruppe von Mönchen die buhne des Lebens betreten, die der Franziskaner (meist nannte man sie "Barfüßler" oder Minoriten), der Augustiner-Eremiten und der Clarissinnen.
Zwischen ihnen und den Kurienkardinalen, mit ihren wohldotierten Pfründen und ihrem guten Leben im französischen Exil in Avignon, zicht sich über Jahre hinweg der sogenannte "Armutsstreit" hin; insbesondere als die Spiritualen, die konsequenten Armutsverfechter der Paupertas evangelica, die Armut nach dem Evangelium in der gesamten Kirche verwirklicht sehen wollen.
Der Kampf wird auf dem Konzil von Vienne 1323 ausgetragen, das die extreme Armutsforderung als Häresie verurteilt ...
Die Jahrtausendwende war vorübergegangen, ohne daß der prophezeite Weltuntergang stattgefunden hatte.
Langsam regte sich das Leben wieder auf dem Land und in den Städten.
Mit neu erstarktem Glauben wurden große Pilgerreisen zu den Heiligtumern der Christenheit unternommen, nach Rom, das Jerusalem den Rang abgelaufen hatte, nach Santiago de Compostela in Galizien, zu den Statten der heiligen Reliquien und zu den großen Orten der Marienverehrung.
Bei der bschaffung der Reliquien ging man dabei nicht unbedingt zimperlich vor, wie z.b. bei der "Überführung" der Gebeine der "Heiligen Drei Könige" von Mailand nach Köln im Jahr 1164.
Die ursprünglichen Reliquien - Stab und Gefangnisketten des hl. Petrus - konnten weit übertrumpft werden und die ehrwurdige Bischofs Stadt am Endpunkt der älten Römerstraße erlangte damit die bedeutung von Santiago.
Vielerorts richtete sich die Verehrung zur Schwarzen Madonna hin, Ausdrück der dunklen Seite des Mütterlich-Weiblichen und für den Mutterschoß der Schöpfung, der mit dem Chaos identifiziert wird.
Neue und höhere Gotteshäuser aus Stein sollten nun die älten holzernen Kirchen ersetzen.
Der Feuersbrünste eingedenk, versuchte man auf offene Dachstuhle und Holzdecken zu verzichten.
So entstand innerhalb von wenigen Jahrzehnten eine enorme Zahl vielgestaltiger Gotteshauser, die unter der Fertigkeit der Steinmetze höchste Vollendung erreichten.
Die Strömung geistiger Erneuerung im spirituellen Leben findet gegen Ende des 12. Jahrhunderts im neuen Baustil der Gotik ihren höchsten Ausdrück, der sich mit einem Male (nach dem ersten Kreuzzug?) auf unerklärliche Weise im gesamten Abendland ausbreitet.
Woher der Ausdrück "Gotik" stammt, ist ungeklärt, mit dem germanischen Stamm der Goten hat er wahrscheinlich nichts gemeinsam, obwohl darin das indogermanische "god" (Gott) steckt.
Manche Etymologen bringen ihn mit dem keltischen "Ar-Goar" für Waldland in Verbindung, mit dem griechischen "Gohre ... a" für Zaüberei oder mit dem "Argot", einer ursprünglich kabbalistisch-alchemischen geheimsprache. Fulcanelli bringt ihn gar mit de Schiff der Argonauten in Zusammenhang.
Um l 130 trat die Gotik erstmalig in Frankreich in Erscheinung, ohne Vorlaufer, ausgereift, schon im Entstehen vollendet! Erstaunlicherweise fanden sich genugend baumeister, bauleute und Handswerker, um in weniger als hundert Jahrer über achtzig gewaltige Bauwerke erstehen zu lassen.
Licht soll fortan die ehemals dunklen Kirchenschiffe erhellen, das Himmelstrebende die Erdgebundenheit ersetzen.
Hatte in den romanischen basiliken den Säulenkapitellen alle Liebe gegolten und den Glaubigen biblische und mythische Szenen vor Augen geführt, so werden sie jetzt zu abstrakten Formen stilisiert.
Die Gewölberippen des Kirchenschiffes vereinigen sich dabei zu phantastischen Stern- und Fachergebilden.
Die neuen gotischen Kathedralen beeindrücken die Glaubigen nicht nur durch die Eleganz ihrer Formen, sondern auch durch ihre riesigen Dimensionen: ein Kirchenschiff von über hundert Metern Lange ist keine Seltenheit, die Höhe von dreißig, vierzig oder gar fünfzig Metern einfach atemberaubend.
In den Städten und Bistumern muß immer mehr Geld gesammelt werden, um möglichst das größte und herrlichste bauwerk der Gegend errichten zu können.
Wer kein Geld besitzt, arbeitet selbst mit oder spendet in Naturalien.
Die gotischen Kathedralen sollen ein Abbild des Universums darstellen, mit den drei Ebenen des Himmels, der Erde und der Unterwelt, so wie sich diese Dreiteilung den Wissenden in Seele, Geist und Körper des Menschen widerspiegelt.
Diese Dreiteilung wird sowohl im Grundriß wie im Aufriß der Kathedralen realisiert, in Krypta, Kirchenschiff und Gewolbe bzw. im Eingangsbereich, dem Kirchenschiff und der Vierung mit dem Chor.
Die großen Kathedralen stehen meist an sogenannten "Orten der Kraft", an denen sich bereits in der Frühzeit germanische, keltische oder die noch fruheren megalithischen Heiligtumer befanden.
Die Krypta von Chartres wurde z. b. auf einer Druidengrotte errichtet, unter der man eine Schwarze Jungfrau fand; sie mag ursprünglich die gallische Göttin Belisama verkörperr haben .
Auf ihnen hatten dann später die ersten christlichen Gemeinden ihre zunachst noch bescheidenen Gotteshauser errichtet.
Mit wenigen Ausnahmen halten sich auch die neuen Dombaumeister bei der Planung und Durchführung dieser neuen Symbolik der Christenheit streng an die vier Himmelsrichtungen.
Der Eingang durch das westliche Portal reprasentiert die Schwelle der Wiedergeburt vom Tod zum Leben.
Das Kirchenschiff steht für den Heilsweg und die Vierung für das Geheimnis des Glaubens.
Es ist in mancher Hinsicht ein Abbild der Mysterientempel, in denen der Eingeweihte die Schlüssel zu den großen Geheimnissen findet , die nur durch Studium und Kontemplation verstandlich werden.
Alle Proportionen tragen symbolische bedeutung, alle Grundrisse basieren auf ausgeklugelten berechnungen.
"Gott geometrisiert", heißt es. Wie die großen Pyramiden, so beinhalten auch die gotischen Kathedralen das Wissen der Meister der Vergangenheit.
Verwundert es da, daß diese Königliche Kunst des Dombaus sich mit dem geheimen Wissen gewisser Bruderschaften (z. b. der Templer) verbindet? (deren Gründer 1128 aus dem Heiligen Land zurückkamen.)
Dem eigentlichen Bauvorhaben gehen vier wichtige Tätigkeiten voraus, die fast mit dem Zelebrieren eines Rituals verglichen werden können.
Es sind dies:
• Die Wahl des Ortes
• Die Errichtung der vertikalen Achse
• Die Ausrichtung auf die vier Himmelsrichtungen und schließlich
• Die Quadratur des Grundrisses am Schnittpunkt zwischen Längs- und Querschiff.
Rechnen wir Bau und Einsegnung hinzu, so ergeben sich sechs Tätigkeiten, die uns Entsprechungen zu den sechs Schöpfungstagen aufdrangen.
Diese Arbeiten werden somit zu heiligen Handlungen, und der Meister der Kunst erfullt die Aufgaben eines Priesters und Stellvertreters des Großen Baumeisters unseres Universums. .
Abb 13: Errichtung des Salomonischen Tempels durch den Bau der Kathedrale
Nach außen hin (exoterisch) muß jede Bauhutte über eine klar gegliederte Hierarchie verfügen, die (auch heute noch) dem Dombaumeister untersteht.
Derzeit ist erstmalig in der 750jahrigerl geschichte des Kolner Doms (Grundsteinlegung am Himmelfahrtstag 1248) eine Frau Dombaumeister dieses Meisterwerks der Golik. Die Wahl aus den achtundzwanzig Bewerbern ist dem « Metropolitankapitel des Hohen Doms`' sicherlich nicht leicht gevallen, den neben der Sachkompetenz muß der Dombaumeister in Koln ,katholisch und schwindelfrei' sein, eine sicherlich schwierige Kombination von Eigenschaften!
Unter seiner Führung stellen die spezialisierten Handwerkerzünfte die Arbeitsgruppen der Maurer, Zimmerleute, Steinmetze, Schmiede, Glaser, Bildhauer, etc. zusammen.
Sie rekrutieren sich zumeist aus den Wandergesellen, die von Städt zu Städt zichen, um von den bauhutten unter Vertrag genommen zu werden.
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts unterstehen sie den Mönchsorden, meist den Benediktinern und den ihnen angehörenden Zisterziensern.
Aus ihnen bilden sich die Bauhüttenbrüderschaften heraus, die später weltlichen Charakter annehmen.
Fur den einfachen Gläubigen bedeutet die Kathedrale aber nicht nur ein Gotteshaus, sondern zugleich auch Schule, bilderbuch und Theaterbuhne.
Die Statuen am Eingangsportal führen ihm das vorbildliche Leben der Heiligen vor Augen.
Die bilder im Innern vermitteln auch Analphabeten die Heilsgeschichte.
An den hohen Festtagen der Christenheit erfullen sich unter den kirchlichen Ritualen die Herzen der Glaubigen mit neu erstarktem Glauben.
Die neuen Gotteshäuser haben sich so von ursprünglich reinen Anbetungsstätten zu Ausdrückszentren der christlichen Lehre entwickelt.
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