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Rom und Byzanz
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Die Christenheit war damals wie heute alles andere als geeint.
Der Graben zwischen der römischen und der byzantinischen Kirche hatte sich aus dogmatischen Differenzen herausgebildet und über die Jahrhunderte hindurch immer weiter vertieft.
Spätestens nach der ökumenischen Synode von Chalkedon (451) ließen sich die Divergenzen nicht mehr übersehen: "Das Dogma vom Ausgang des Heiligen Geistes, die Spendung der Taufe, der Gebrauch von ungesauertem Brot in der Eucharistiefeier, die Konsekrationsworte, das Fasten, die Anschauung über das Fegefeuer, über den Zölibat der lateinischen Priester und die orientalische Priesterehe, Bartlosigkeit oder Bartzwang, das alles waren Streitpunkte, über die sich Polemiker beider Seiten ereifern konnten.
In der Salbung der merowingischen Könige und später in der Karolingerzeit der Kaiserkrönung durch den Papst sah der byzantinische Kaiser eine Anmaßung von Machtbefugnissen, die legal nur ihm, dem direkten Nachfolger der römischen Casaren zustand.
Im kirchlichen bereich konnte der Anspruch von Papst Nikolaus 1. (reg. 858 - 867) auf das Primat des papstes von den Patriarchen der byzantinischen Kirchen nicht akzeptiert werden.
Obschon das "Ehrenprimat des ßischofs von Rom" auf den ökumenischen Konzilien stets anerkannt wurde, als Rom noch die Hauptstädt des Romischen Reiches war, lieg sich aus der Sicht der Ostkirchen daraus keine generelle Vorrangstellung ableiten.
Noch krasser erschien den Ostkirchen ein Titel wie "Nachfolger Petri" oder gar "Stellvertreter Jesu Christi auf Erden".

Alle diese Divergenzen sollten im Jahr 1054 im Griechischen Schisma ihren traurigen Höhepunkt finden.
Im Jahr 1071 besiegen die Seldschuken die ßyzantiner bei Manzikert und nehmen Jerusalem ein.
So sicht der byzantinische Kaiser Alexios 1. Comnenos (reg. 1081 - 1118) keinen anderen Ausweg mehr, als Kaiser Heinrich IR/ und Papst Gregor VII. um beistand anzurüfen.
Dies mag als einer der Anlasse für die Kreuzzuge gelten, denen sich ein späterer Abschnitt widmet.
Haufig wenden sich die Kreuzfahrer aber nicht mehr nur gegen die Muslime, sondern im zunehmenden Maße auch gegen die Byzantiner.
Im vierten Kreuzzug (1202 - 1204) plündern die Kreuzfahrer Konstantinopel völlig, was verständlicherweise den Haß gegenüber der römischen Kirche weiter schüren muß.
Andererseits hat es aber auch immer wieder bestrebungen gegeben, die der christlichen Lehre so entgegenstehende Spaltung der beiden Kirchen zu beenden.
In diesem Zusammenhang müssen die Verhandlungen gesehen werden, mit denen man den griechischen Erzbischof von Nicaa, Bessarion, 1439 betraut.
Seinem Auftraggeber, dem byzantinische Kaiser Joannes VIII. Palaiologos, schwebt bei der Auswahl der hierfür in Frage kommenden Diplomaten ein bundnis mit Rom gegen die türken vor.
Bessarion hat sich bereits 1438 auf dem Unionskonzil in Ferrara und Florenz durch seine rednerische begabung und sein versöhnendes Wesen ausgezeichnet und damit dem Konzil zum Erfolg verholfen.
Die erstrebte Union zwischen den beiden Kirchen zerbricht jedoch schließlich am Fanatismus der byzantinischen Theologen, die "lieber den Turban des Sultans in der Städt, als die Tiara des Papstes" wunschen.
Ihr Wunsch soll in Erfullung gehen: Am 29. Mai 1453 fallt Konstantinopel in die Hand der Türken.



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Die islamische Welt
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Wie sehr hat sie das christliche Abendland verteufelt und uns dabei ein vollig verzerrtes bild überliefert! Dabei verdanken wir einen Großteil unseres antiken Erbes nur der Einsicht so mancher islamischer Herrscher und ihrer kundigen berater.
Just zu einem Zeitpunkt, wo sich das Christentum völlig dieses Erbes entledigt hatte, nahm es die islamische Welt auf und versöhnte im Denkgebaude ihrer Philosophen die aristotelische mit der platonischen Philosophie.
An ihren Schulen fanden neben Wirtschaft und Handel, Medizin, Astronomie, Mathematik, Geschichte und Musik auch Alchimie und Mystik ihre festen Platze.
Viele Schriften der griechischen Naturphilosophen sind uns nur über ihre arabischen Übersetzungen erhalten geblieben, wie z. b. die SYNTAXIS des Ptolemaus, Höhepunkt der griechischen Sternkunde, die wir schon erwähnten.
Unter dem Kalifen Almamon wurde sie 827 ins Arabische übersetzt und erhielt den Titel ALMAGEST (Das große Werk).
Unsere westliche Welt verdankt den weit vorausblickenden islamischen Herrschern dieser Epoche deshalb weit mehr als nur die arabischen Ziffern und die Algebra.
Abb 16: Die lateinisch mittelalterliche Philosophie in der Schuld der Griechen und Araber: Averroes und Porphyrios
Im Zeitalter der Kreuzzuge gelangt dieses Wissen dann zu uns und beeinflußt unsere Kultur maßgeblich.
Unter den arabischen Gelehrten sind Al-Kindi (t um 870) aus Bagdad und Ibn Sina, genannt Avicenna zu nennen, beide Ärzte, Mathematiker und Astrologen.
Avicennas CANON MEDICINAE hat jahrhundertelang Christen und Moslems gleichwohl als Grundlage ihres medizinischen Unterrichts gedient.
Auch die großen Schriften der Alchimie stammen aus dieser Zeit, wobei der arabische Alchimist Jabir Ibn Hayyan (Geber) eine große Rolle spielt.
Karawanenwege (z. b. die Seidenstraße) halten die Zentren der islamischen Geistigkeit eng miteinander verbunden.
Ihre Gemeinsamkeit erstreckt sich von Indien bis nach Spanien und basiert neben der Religion auf ihrer gemeinsamen Sprache, dem Arabischen.
In Nordafrika begunstigt das Haus der Almoraviden in ihrem reformatorischen Eifer die Rechtsgelehrten (die Mahdi), die aller Philosophie und Mystik feindlich gegenüber ständen.
Nachdem sie durch die Almohaden 1 146 besiegt werden, entfaltet sich die wie unter einer Decke schlummernde Geistigkeit in den moslemischen Reichen des Westens.
Allerdings splitterte sich gerade jetzt das maurische Reich in Andalusien in kleine Fürstentumer auf.
Die Herrscher aus dem Geschlecht der Almohaden entstammen nicht den reinen Nomadenstammen (wie die Almoraviden), sondern dem Bauernstand des Hohen Atlas.
Der Grunder ihrer bewegung, Ibn Tumert, hatte den großen persischen Theologen und Mystiker Abu-l-Hamid al-Ghazali studiert und zahlte sich zu den "bekennern der göttlichen Einheit" (Tawhid), einer Lehre, welche die Vorstellung eines allzu vermenschlichten Gottesbegriffes ablehnte.
Seit Ende des 11. Jahrhunderts ist das ehemalige Römische Reich zwischen der islamischen Welt und den Einflußspharen der Westkirche und der von Byzanz aufgeteilt.

Während jedoch die islamische und byzantinische Welt bluhende Zivilisationen hervorbringen, kann sich der christliche Westen nur schwer von den Folgen der kriegerischen Invasionen der Völkerwanderung erholen.
Nun bedrohen muselmanische Truppen zunehmend die östlichen Grenzen der Christenheit.
So dringen türkische Stamme aus Zentralasien nach Westen vor, konvertieren zum Islam und dominieren bald als Seldschuken das gesamte Morgenland.
Schon im Jahre 750 hatten die Nachkommen von Mohammeds Oheim Abbas die Kalifendynastie der Abbasiden gebildet und Bagdad erobert.
In kriegerischen Auseinandersetzungen gelang es dem Islam in den nachfolgenden Jahrhunderten, dem Byzantinischen Reich nach und nach so viele Gebiete zu entreißen, daß sich die Macht von Byzanz im 11. Jahrhundert fast nur mehr auf das Kerngebiet um den Peloponnes beschränkt.
Trotz dieser Kämpfe hatte es doch auch immer wieder bestrebungen gegeben, den Einigungsprozeß nicht nur zwischen den zerstrittenen christlichen Kirchen, sondern auch zwischen den Religionen zu fördern.
So schrieb der Patriarch Nikolaus der Mystiker im 10. Jahrhundert in seiner botschaft an einen moslemischen Emir, "daß es zwei Reiche gabe, die m it ihrem Licht die Welt überstrahlten , das der Sarazenen und das der Römer.
Deshalb sei es notwendig, in Bruderlichkeit zusammenzuleben, denn Religion durfe nicht Feindschaft gegeneinander bedeuten".

Auf der Iberischen Halbinsel zeigen sich bereits um die Jahrtausendwende die Unterschiede zwischen den kleinen christlichen Reichen im Norden und dem moslemischen Al-Andalus auf eklatante Weise: Cordoba hebt sich als Hauptstädt eines machtigen Kalifats von der übrigen muselmanischen Welt als eine ihrer glanzvollsten Regionen ab.
Den Glanz der Alhambra von Granada besingen nicht nur unzählige Dichter; auch ihre Philosophen wie Ibn Gabirol (Avicebron) und Ibn Badjdja (Avempace) treten in die Fußstapfen ihrer arabischen Vordenker.
Averroes (1126 1198), in eine vornehme cordovesische Familie hineingeboren, arbeitet als Theologe, Jurist, Mediziner und Philosoph zugleich, später auch als Richter und Leibarzt des Kalifen.
Seine Kommentare zu Aristoteles und seine metaphysischen Werke genießen im gesamten Abendland außerste Wertschatzung.
Er verkündet die Unsterblichkeit des in allen Menschen innewohnenden Geistes, durch dessen Ausbildung sich der Mensch bereits in seinem Erdenleben mit dem "tatigen Geist" (al-akl al-fa'al) vereinigen kann.
Die Synthese der streng methodisch vorgehenden Denkweise Aristoteles' mit der unmittelbar auf das Wesen der Dinge gerichteten betrachtungsweise Platos gelingt den arabischen Denkern durch ihre feste basis in der Lehre von der Einheit Gottes: Gott ist einzig und über alle Welten erhaben und alles was ist, nimmt am göttlichen Sein teil.

Somit entspringt die Vielheit der Einheit und tritt doch nie aus ihr heraus.
Das eine Sein spiegelt sich in allen Facetten der Schöpfung und bleibt doch immer eins.
Der Philosoph und Mystiker Mohammed Ibn Masarra (883 - 931 ) lebte zur Zeit des ersten spanischen Kalifen.
Er versuchte das göttliche Sein in allen Dingen durch das Gleichnis vom "Sonnenstäubchen" anschaulich zu machen, das auf Ali, dem Schwiegersohn des Propheten zurückgehen soll: Ohne den Sonnenstrahl, der auf sie fallt, waren die in der Luft schwebenden, feinsten Stäubchen nicht sichtbar, und ohne die Stäubchen könnte sich der Sonnenstrahl selbst nicht in der Luft abzeichnen.
Aus dieser betrachtungsweise heraus formt sich das System der Hierarchien, das auch christliche Mystiker überliefern.
Die arabischen Denker ordnen sie als konzentrische Kreise um die Einheit herum.
Aus dem "Geist" hat sich unser Verstand herausentwickelt, Vorstellungskraft ist ein Attribut des Verstandes, usw.
Andere Modelle lassen aus dem "Geist" nacheinander Seele, Natur und Leib entstehen oder ordnen kosmologisch die bahnen der Planeten und den Fixsternhimmel um die Erde.
Für die arabischen Denker unterliegt es keinem Zufall, daß die Gestirne sowohl das Licht spenden, als auch die Zeit messen.

Die almohadische Baukunst, mit ihrer bewußten beschrankung auf rein geometrische Formen, weist eine auffallige Verwandtschaft mit der gotischen Baukunst auf, wie wir sie besonders in den Zisterzienserabteien finden können.
Ihr Kennzeichen ist das Spitzbogengewölbe, wie es auch die Almohaden aus dem Osten übernahmen und in ihre maurische Kunst einführten.
Der Prunk der großen Moscheen von Cordoba und Sevilla steht dem der Königsstädte Fez, Marrakesch und Rabat in nichts nach.
Zum Schmuck der Minarette zieren Motive durchflochtener Arkaden die großen Flachen, die ein Netz bilden, das ein rieselndes Spiel von Licht und Schatten überzicht.
Die Festung der Alhambra, aus rotem Stein (al-hambra = die Rote) auf einem von der Sierra Nevada auslaufenden Hugelzug über der Städt errichtet, reprasentiert mehr als nur einen Königspalast.
Mit seinen vom Darro-Fluß bewasserten hängenden Garten sollte es vielmehr ein Abbild des im Koran geschilderten Paradieses sein: "ein von bachen durchflossener Garten".
Nach seiner Rückkehr aus einer Schlacht, als der Nasridenfürst Muhammad Ibn Ahmar in Granada mit dem Zurüf "Sieger! Sieger! empfangen wurde, soll er geantwortet haben: "Wa la ghaliba illa-Llah" (Es gibt keinen Sieger außer Allah!).
Das wird zur Losung der nasridischen Fürsten, die es in die Verzierungen der Alhambra viertausendmal einschreiben lassen.

Der Handelsaustausch mit praktisch allen Landern der damals bekannten Welt hat den Ruhm der hispanischen Muselmanen über den gesamten Mittelmeerraum verbreitet.
Unter der Toleranz der moslemischen Herrscher gelingt es auch dem Judentum vielerorts, ihre Kultur nicht nur zu behaupten, sondern zur vollen blüte zu entwickeln.



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Die Juden im Abendland
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Nach der Auflösung des judischen Staates durch den römischen Kaiser Titus im Jahre 70 n. Chr. emigrierten die Juden in die Diaspora.
Auf der Wanderung in ihre zukünftige Heimat verbreitete sich das Judentum auf unterschiedliche Weise.
So nahmen die einen den Seeweg nach Unteritalien und gliederten sich dem späteren Normannenreich ein.
Andere wiederum wahlten den Landweg, entweder über Nordafrika oder über Damaskus und Byzanz und die Donaulander nach Norden.
Die späteren Sephardim, die sich im Westgotenreich auf der Iberischen Halbinsel festsetzten, hatten auf ihrem Zug nach Westen das Mittelmeer im Norden gelassen und Ägypten wie die nordafrikanischen Küstenlander durchwandert.
Die Juden, die wir später in den germanischen Provinzen des Römischen Reiches antreffen, wählten den Landweg nach Norden.
Die Integranten dieses Zweigs, die sich selbst als "Aschkenasim" bezeichneten, lassen sich bereits im 4.Jahrhundert bei uns nachweisen.
So haben wir Kenntnis von ihnen aus den in den Jahren 321 und 326 von Kaiser Konstantin an den Kölner Magistrat gesandten Dekreten, die sich bereits mit den judischen "Dekurionen" dieser Städt befassen.

Im Frankenreich lebten die Juden u.a. als Kaufleute, Gutsbesitzer, Zollbeamte, Arzte und Munzmeister und brachten es meist zu Wohlstand und Ansehen.
So wissen wir, daß der spätere deutsche Kaiser Karl der Große seiner Delegation zum Kalifen Harun al-Raschid nach Bagdad im Jahr 797, unter Leitung der Edelleute Lantfrid und Sigimund, seinen judischen Dolmetscher Isaak zur Verfügung stellte.
Nach einer abenteuerlichen Reise kehrte dieser als einziger mit einem weißen Elefanten "Abulabaz" wieder lebend nach Aachen zurück.
Judische Seefahrer und Fernkaufleute unternahmen Handelsreisen in den Nahen Osten, bis nach Persien und Indien hinein.
Sie trieben dort nicht nur mit Waren Handel, sondern auch mit Sklaven und Eunuchen und kehrten mit Gewurzen, Parfumen und Juwelen reich Ibeladen aus dem Morgenland wieder zurück.
Besonders während der den Juden gegenüber toleranten Regierungsperiode der karolingischen und ottonischen Könige kam es im Weströmischen Reich zu zahlreichen judischlen Gemeindegründungen wie in Bamberg, Erfürt, Regensburg, Wien, Pralg und Köln.
Die nach ihren hebraischen Anfangsbuchstaben als SCHUM-Gemeinden bezeichneten Zentren von Speyer, Worms und Mainz wwurden bald zum Mittelpunkt des kulturellen und geistigen judischen Lebens, der Aschkenasim, von dem ein starker Impuls für die Entwickllung des Judentums der westlichen Welt ausgehen sollte.

Die Invasion der Araber auf der Iberischen Halbinsel im 8. Jahrhundert kam den Sephardim dort sehr gelegen, denn die Moslemms befreiten sie vom westgotischen Joch und zeigten sich außerdem außeerst tolerant gegenüber Andersgläubigen.
Dies andert sich jedoch, als religiöse Sektierer (die Almoraviden aus Nordafrika) im arabisch beherrschten Teil Spaniens an die Macht gelangen, so daß die Juden in die schristlichen Königreiche im Norden Spaniens fliehen mussen, wo sie wohlwollend aufgenommen werden und zunachst ungestört leben können.
Wie wir noch sehen werden, spielt das Judentum eine auußerst wichtige Rolle in der abendlandischen Geschichte.
In Spanien, den Niederlanden und in den deutschen Landern sind judische Kaufleute am Aufbau von Handel und Geldwesen maßgeblich beteiligt.
Der 'Widerstand der heimischen beamten und Kaufleute dem aufstrebendem Judentum gegenüber führt jedoch auch immer wieder zu Ausschreitlungen.
Das christliche Volk laßt sich nur allzugern und leicht gegen Amdersgläubige aufhetzen.
Im spanischen Kastilien bildet sich die Inquisition vor allem aus wirtschaftlichen und sozialen Interessen heraus, wobei die katholische Kirche als Handlanger der Krone und dem Adel dient.