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Een ogenblik !

BELEHER, JONATHAN,
BELGIEN, KÖNIGSHAUS.
BELGIEN.
Osterreichische Niederlande.
Überwachung der Logen
Klerus und Adel in den Logen.
Die englische Provinzial-Großloge des Marquis de Gages.
Das Edikt Josephs II.
Franzosenzeit.
Königreich der Niederlande.
Großorient von Belgien.
BELGISCH-KONGO,
BELGRAD
BELGRADER MANIFESTÄTION 1926
BELL, ANDREW,
BELLERMANN, JOHANN JOACHIM,
BELLINZONA.
BELLISONI, CARLO,
BENEIVENGA, ROBERTO,
BENEDIKT XIV.,
BENEDIKTINERPROFEß,
BENES, EDUARD, DR.,

Beleher, Jonathan,
Gouverneur der Provinz Massachusetts, der erste Amerikaner (der Kolonialzeit), der Freimaurer wurde. Er wurde 1704 in England zum Maurer gemacht.
Belgien, Königshaus.
Leopold I. aus dem Hause Sachsen-Koburg, * 1790, t 1865, seit 1831 erster König der Belgier, trat 1813 in die Loge "Zur Hoffnung" in Bern ein. Während seines Aufenthaltes in England schloß er sich der "Lodge of Friendship" an und war deren Erster Aufseher. Als König von Belgien nahm er das Protektorat über die Freimaurerlogen seines Landes an, brachte deren Tätigkeit auch großes Interesse entgegen, besuchte aber die Arbeiten nicht. Bei der Trauerloge, die 1865 von der belgischen Freimaurerei veranstaltet wurde, waren mehr als 1200 Brr. anwesend.
Belgien.
Osterreichische Niederlande.
Überwachung der Logen
Klerus und Adel in den Logen.
Die englische Provinzial-Großloge des Marquis de Gages.
Das Edikt Josephs II.
Franzosenzeit.
Königreich der Niederlande.
Großorient von Belgien.

Osterreichische Niederlande.
Die Matrikel des Großorients von B., die 1898 neu angelegt wurde verzeichnet der Anciennität nach als erste belgische Loge die "Parfaite Union" in Mons. Sie soll 1721 gegründet worden sein, und zwar mit Patent des englischen Großmeisters Herzog von Montagu vom Herzog von Wharton als "englische Mutterloge in den österreichischen Niederlanden".
Ob das als Geschichte oder was wahrscheinlich ist als Legende anzusprechen ist, läßt sich heute kaum mehr feststellen- auch Paul Duchaine, der den Spuren aufs grundlichste nachgegangen ist ("La Franc-Maçonnerie Belge au XVÜIt Siecle", 1911), vermochte nichts Authentisches zu erheben. Es liegen keine tätsachlichen Anhaltspunkte dafur vor, daß der Herzog von Wharton sich 1721, etwa auf einer Reise nach Wien, wie behauptet wurde, in Belgien aufgehalten häte. Ganz abgesehen davon, daß eine solche Reise des Herzogs nicht 1721, sondern 1725 stättgefunden haben soll. Die Parfaite Union" verweist demgegenüber darauf, daß in den jährlichen Verzeichnissen der Provinzial Großloge der österreichischen Niederlande seit 1776 diese Loge immer mit dem Gründungsjahr 1721 und auch Wharton als Stifter aufseheint. Duchaine nimmt aber wohl mit Recht an, das die Provinzial-Großloge, wenn sie diese auf keinerlei Dokumente gestützte Angabe vornahm, einfach einer Bedingung entsprach, die die Loge in Mons füir ihren Anschluß gestellt hatte.
Sicher ist, daß diese weder in den Registern der Großloge von England vorkommt noch von Anderson in der zweiten Ausgabe des Konstitutionenbüches von 1738 erwähnt wird. Auch über eine Loge gleichen Namens in Gent vom Jahre 1730, die in einem geschichtlichen Abriß des Obersten Rates von Belgien (1880) erwähnt wird, hat Duchaine keine näheren Daten in Erfahrung bringen können. Doch steht fest, daß sich freimaurerisched Leben in den österreichischen Niederlanden bereits unter der Regierung Karls VI., also vor 1740, regte, daß sich schon zu diesem Zeitpunkt die verschiedenen Nationalitäten Belgiens, und auch Protestanten und Katholiken, zur Logentätigkeit zusammenfanden. Wenn aber in einem deutschen Werk: "Das Ganze aller geheimer Ordensverbindungen ...", Leipzig 1805, behaupit wurde, der Kaiser habe die Freimaurerei in Flandern 1738 aufgehoben, zo zerstört Duchaine auch diese vielfach übernommene Legende. Aus der Korrespondenz zwischen dem Grafen Neny, Präsident des "Conseil Privé" in Brüssel, und dem Kanzler von Brabant, Crumpipen, und Briefen des Gesandten Grafen Starhemberg aus den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts geht zur Genüge hervor, daß ein solches Edikt nicht existiert hat.
Überwachung der Logen
1744 wurde Karl von Lothringen Bruder Franz I., Stätthalter der österreichischen Niederlande (bis 1780). Er war Freimaurer und trug wesentlich zur Ausbreitung des Bundes bei; vor allem auch, indem er selbst 1762 die Loge "Saint-Charles" in Brüssel und 1765 die Loge "L Unanimité" in Tournai gründete. An seinem Hof in Brüssel vvaren die Freimaurer sehr zahlreich. Das anderte sich auch nicht, als zwischen 1764 und 1766 die Kaiserin Maria Theresia in Wien Maßnahmen gegen die Freimaurerei ergriff; in den österreichischen Niederlanden erfolgte bis 1779 kein wie immer gearteter Schritt gegen eine Loge.
Allerdings unterhielt die Kaiserin ein Überwachungssystem, um ständig über die Tätigkeit der Freimaurer auf dem laufenden zu sein. Die Korrespondenzen der bekannten Maurer und der Logen wurden insgeheim gelesen. Mit der Leitung des Spitzelwesens war der Rat Weiß in Brüssel betraut, dem der dortige Generalpostdirektor eifrigst zur Seite stand. Für die überwachung standen eigene Fonds, die "Gastos Secretos" (s. d.), zur Verfügungaus diesen flossen beispielsweise in Lüttich die Honorare durch Vermittlung der Witwe des Bankiers Dominique, Vicomte de Nettine. Ihre Abrechnungen existieren noch heute in den belgischen Archiven. Allerdings wußte diese Dame nicht, für welche Zwecke die Kaiserin die Gelder zur Verfugung stellte; sie waren angeblich für eine Akademie bestimmt. Viele zehntausend Gulden wurden für die Spitzel aufgewendet; 1773 schrieb die Kaiserin an Starhemberg, daß sie ihm für die von ihm beschäftigten Agenten, unabhängig von der für Lüttich bestimmten Summe der "Gastos Secretos", aus ihrer Privatschatulle weiters achttausend Florins jährlich zur Verfugung stelle.
Klerus und Adel in den Logen.
Dabei waren die Logen, auch die in Wien besonders verdachtigte von Lüttich, Versammlungsstätten durchaus loyaler Untertanen, der überwiegende Mehrheit nach gute Katholiken: die Logen versäumten niemals, an den Johannistagen im Juli und September Messen lesen zu lassen, denen die Brr. korporativ beiwohnten während der zelebrierende Geistliche über dem Ornat schroft das freimaurerische blaue Band trug. Zahlreich waren die Kleriker in den Logen. Bei den Brudermählern und weißen Tafeln wurden die kirchlichen Vorschriften über Fasten und Fastenspeisen aufs strengste befolgt. In Lüttich gehörten der Fürstbischof Graf Wellbrück und die meisten Kanoniker seines Kapitels der Loge "Parfaite Intelligence" an. Ein französischer Journalist, der um 1780 an der Tafel des Fürstbischofs zu Gaste war, war der einzige der achtzehn Anwesenden, der nicht maurerische Insignien trug. Duchaine verzeichnet eine ganze Reihe weiterer prominenter kirchlicher Würdenträger in den verschiedensten Orten.
Auch der Anteil des hohen Adels am Logenleben war beträchtlich nicht zuletzt infolge der Grüdung mehrerer Regimentslogen. Man begegnet in den Logenlisten den Herzögen von Arenberg und Ursel, dem Grafen Hohenzollern, dem Prinzen Karl von Heffsen Rheinfeld, dem Fürsten von Ligne (s. d.), dem Feldmarschall Ferrari, dem Grafen Nunez, Granden von Spanien, dem Erbprinzen Solms-Braunfeld, den Grafen von Saint-AIdegonde, de Vigneuille, de Spaar, de la Marck usw. Daneben gab es zahlreiche hohe Beamte, Richter, Angehörige der angesehensten belgischen Familien, Kunstler Literaten, Musiker. Die Freimaurerei setzte sich Siberall aus der gesellschaftlichen und geistigen Elite zusammen. Die Logenarbeit beschränkte sich keineswegs auf ritualistische Übung; es herrscht manchenorts vorbildliche geistige Tätigkeit. Die regen Diskussionen, die in den Logen stättfanden, mochten wohl der Kaiserin den Großen Aufwand für die Spitzeltätigkeit gerechtfertigt erscheinen lassen.
Die englische Provinzial-Großloge des Marquis de Gages.
1770 erhielt der Marquisde Gages (s.d.), Großmeister der 1763 gegründeten "Parfaite Harmonie" in Mons, die bis dahin Provinzial Großloge der Grande Loge de France gewesen war, vom Londoner Großmeister Herzog von Beaufort ein Patent für eine englische Provinzial-Großloge für die österreichischen Niederlande und gleichzeitig selbst die Bestallung als Provinzial Großmeister. Dieser Körperschaft gelang es bald, alle belgischen Logen der verschiedenen Riten zu vereinigen. Die Mutterloge nahm den Namen "Vraie et parfaite Harmonie" an. Ihr Stuhlmeister wurde General Graf von Arberg, der gleichzeitig stellvertretender Provinial-Großmeister war- Als sich dann unter der Regierung J Osephs II. die Wiener Provinzial Großloge der Berliner Großien Landesloge in eine selbständige Landesloge umwandelte, strebte sie guch danach, ihren Einfluß in den Niederlanden geltend zu machen Nach längeren Verhandlungen mit dem Freiherrn von Seckendorf wurde die Unterstellung unter Wien 1784/85 im Prinzip beschlossen. De facto blieb aber die Provinzial-Großloge infolge schleppender Erledigung der Angelegenheit in Wien zunachst unabhängig
Das Edikt Josephs II.
Das Handbillett Josephs II. vom 11. Dezember 1785 bezüglich der Neuregelung der freimaurerischen Verhältnisse in seinem Reich änderte dann die Sachlage auch in den Niederlanden von Grund auf Der bevollmächtigte Gesandte in Brüssel, Graf Barbiano Belgiojoso, verordnete, daß am 9. Jänner 1786 ein auf das Handbillett bezüglicher Erlaß an alle zuständigen Amtsstellen erging. Die Logen fügten sich den Weisungen ohne Protest und sandten ihre Mitgliederlisten ein.
Der Marquis de Gages versuchte aber unterstützt von den österreichischen Behörden in Brüssel, vom Kaiser eine Milderung der Bestimmungen zu erreichen. Mittlerweile wurde der Zusammenschluß Provinzialloge mit der Wiener Großen Landesloge im April 1796; vollzogen. Ein neues kaiserliches Edikt vom 15. Mai 1786 machte aber die Hoffnungen des Provinzial Großmeisters zunichte; die freimaurerische Tätigkeit mußte auf drei (von fünf) Brüsseler Logen beschrankt werden; alle übrigen Bauhütten im Land waren zu schließen. Am 26 Juni tagte ein Konvent samtlicher Logen dem die Frage vorlag, ob es nicht besser sei, sie alle einzuschlafern; die Mehrheit, die sogenannte deutsche Partei", entschied aber gemäß dem Edikt; ein Zentralkomitee der Logen wurde gegründet, an dessen Spitze erst der Marquis du Chasteler, dann der Baron Seckendorf stand, der aber als Adjudant des Stätthalters Herzogs Albert von Sachsen - Teschen vielfach von Brüssel abwesend war. Die drei Brüsseler Logen, die weiterwirken durften, waren: "L'Heureuse Rencontre" "L'Union" und "Les Vrais Amis de I'Union '.
Der Geist war naturgemäß nicht mehr der alte. Duchaine sagt treffend: "Joseph II hat ohne Gewinn und ohne Notwendigkeit die belgische Freimaurerei geopfert, d. h. den geistigen, aufgeklärten Teil der Nation. Etwas vom Herz und der Seele des Vaterlandes war dabei getötet worden " Seckendorf erschien den Brüdern mehr als Vertreter der österreichischen Polizei, denn als freigewählter Führer der belgischen Freimaurerei. Ein Konvent der drei Logen im Jahre 1787, der in der freimaurerischen Literatur gewissermaßen als ein "Sieg über Ansichten des Wiener Kabinetts", als ein ,Großes maurerisches Fest von vierhundertzwanzig Gedecken" (vergl. "Allgemeines Handbuch der Freimaurerei" 3 Auflage, Band I) erscheint, war in Wahrheit eine recht dürftige, lederne Angelegenheit. In der Provinz fristeten einige Logen im Verborgenen auch weiterhin ein bescheidenes Dasein.
Franzosenzeit.
In den stürmischen Tagen, die dann von 1789 an folgten, blieb eigentlich nur die Loge "Les Vrais Amis de l'Union" und auch diese mit einer Arbeitspause von 1794-1796 über Wasser. Die durch die Revolution von 1789 errungene kurze Unabhängigkeit ging 1790 wieder verloren. Die 0sterreichischen Besitzverhaltnisse wurden wiederhergestellt. 1792, nach der Schlacht von Jemappes, kamen die Franzosen auf kurze Zeit ins Land, mußten dann wieder weichen, um 1794 dann Belgien auf lange Zeit zu okkupieren. In solchen Zeiten ware auch ohne das Vorhergegangene an ein gedeihliches Arbeiten nur schwer zu denken gewesen. 1790, in den Tagen der Generalstände, spielte durch kurze Zeit der konservative Politiker Van der Noot (s. d.), der Kämpfer für die Befreiung Belgiens und gegen die Reformplane Josephs II., eine Rolle als Protektor der Loge "Les Vrais Amis de l'Union". Im Verlaufe der französischen Besetzung, die zahlreiche französische Freimaurer nach Belgien brachte, streckte der Grand Orient de France seine Fuhler aus; die Folge war in einer Reihe von Orten ein Wiedererwachen der Aktivität. Neben den "Vrais Amis" entstand 1797 eine neue Brüsseler Loge, die "Amis Philantropes". Die Logen in Namur Tournai, Lüttich, Ostende nahmen ihre Tätigkeit wieder auf, weitere Logen wurden vom Großorient ins Leben gerufen
Königreich der Niederlande.
Nach dem Sturz Napoleons (1814), als das Land durch den ersten Pariser Frieden mit den nördlichen Niederlanden (Holland) zum Königreich der Niederlande verbunden wurde, gab es insgesamt 24 Logen. 1815 zog König Wilhelm I. in Brüssel ein. Er gab bei diesem Anlaß auf Grund eines im Justizministerium vorgelegten Berichtes des Staatssekretärs Baron Falck (später Zugeordneten Großmeisters des Großorients der Niederlande) dem Wunsch Ausdruck, alle Freimaurer seines Landes in einer Großloge vereinigt zu sehen, deren Protektorat er zu übernehmen gedachte.
Es kam aber nicht dazu. Bemühungen zur Gründung einer Großloge, bezw. eines eigenen Großorients schlugen zunachst fehl. Dagegen rief 1817 Baron .Jean Pascal Ronver, Mitglied des Suprême Conseil von Frankreich in Brüssel einen Obersten Rat der Niederlande des A. u. A. Schottischen Ritus ins Leben. Jetzt erst erhielten die belgischen Freimaurer durch den Prinzen Friedrich der Niederlande, den National-Großmeister der Großloge der nördlichen Provinzen (Holland), Kunde von dem Wunsch des Königs. Der Vorschlag des Großmeisters ging dahin, eine gemeinschaftlicheOberbehörde (Großosten) mit zwei im übrigen voneinander unabhängigen Verwaltungs Großlogen zu schaffen. Am 11. April 1818 trat die "Grande Loge d'Administration des Provinces Méridionales" in den Raumen der Loge "L Espérance" in feierlicher Weise zusammen.
1830 änderte sich die politische Konstellation abermals; die Revolution brachte den Belgiern die Unabhängigkeit. Prinz Leopold von Sachsen-Koburg (s. d.) wurde als Leopold I. König der Belgier.
Großorient von Belgien.
Am 23. Februar 1833 trat der Grand Orient de Belgique (Großorient von B.) ins Leben. Man ließ zunächst das Amt des National Großmeisters unbesetzt; der erste Leiter der Geschicke der neuen Organisation war der Advokat Defrenne, der Erste Großaufseher der alten Verwaltungs-Großloge. Der König, selbst Freimaurer, übernahm das Protektorat; erster National-Großmeister wurde der Baron de Stassert (s. d.), Präsident des Senats, Gouverneur von Brabant, Direktor der Akademie von Belgien. Der eigentliche Führer aber wurde sein Stellvertreter, Pierre-Théodore Verhaegen (s. d.), der Große Liberale.
Zwei Jahre später bereits setzten heftige Kämpfe gegen die Freimaurerei seitens der Klerikalen ein, die seither niemals ganz zum Stillstand gekommen sind. 1837 sprach der Erzbischof von Mecheln den Bannfluch über alle belgischen Freimaurer aus, trotzdem in deren Reihen auch darr.als sehr viele glaubige Katholiken standen. 1839 verscharfte sich die maßlose Hetze. Die Namen der Brüder wurden in die Offentlichkeit geschleppt, und wer immer als Freimaurer bekannt wurde, dem drohte in vielen Gegenden schwere geschäftliche Einbuße, gesellschaftliche Achtung schlimmster Art. Der Senatspräsident, der Gouverneur von Brüssel und viele andere Staatfunktionäre verloren ihre Amter. Eine Zeitlang stand man dem Ansturm fast machtlos gegenüber. Aber dann gewann der Widerstand an Kraft. Unermüdlich und furchtlos setzten sich in Kammer und Senat die freimaurerischen Parlamentarier gegen die das Privatleben der Brr. aufs ärgste gefährdenden Verfolgungen zur Wehr. Mit Feuereifer wurde für die bedrohten Ideale gestritten, immer wieder von der Parlamentstribüne herunter von den liberalen Führern Verbaegen (s. d.) Van Schoor (beide wurden National-Großmeister) und Tuisseauxu. a. der freimaurerische Standpunkt verteidigt.

Für den freien Gedanken wurde, namentlich seit 1848 Großes geleistet. In der Offentlichkeit erhielt dieser eine Pflanzstätte in der Brüsseler Freien Universität, der Université Libre, deren Gründer Verhaegen und Van Schoor waren. Als die Fünfzigjährfeier der auf Gewissensfreiheit aufgebauten Hochschule stättfand, überreichten 300 Studenten dem damaligen Großmeister des Großorients, dem Grafen Goblet d'Alviella, Professor an der Universität, in Erinnerung an die Verdienste seines Vorgangers Verhaegen einen silbernen Hammer.

Der freiheitliche Geist fand seinen Ausdruck naturgemäß auch im Logenleben selbst. Verhaegen war es, der, 1854 Großmeister geworden die Auffassung verfocht, daß die belgischen Logen die Pflicht hatten, aktiv im liberalen Sinn am politischen Gesehehen Anteil zu nehmen- er bewirkte die Streichung der Bestimmung der Satzungen, die die Erörterung politischer und religiöser Fragen in den Bauhütten untersagte. Eine 1856 von der Loge "L'Espérance" in Brüssel herausgegebene Schrift "Etudes sur l'Etät social en Belgique" begründet den Schritt mit dem Willen, den Gedanken der Gewissensfreiheit zu betätigen, allen Freimaurern begreiflich zu machen, daß der Zeitpunkt gekommen sei, aus dem kontemplativen ins wirkliche Leben hinauszuschreiten. Die von anderer Seite, namentlich von Pierre Tempels (s. d.) leidenschaftlich bekämpfte Anderung der Gründsatze trug eine Zeitlang arge Verwirrung in die belgische Freimaurerei. Bis nach mehreren Jahren die Verfechter der unpolitischen Richtung wieder den Sieg davontrugen.
Der alte Zustand wurde wiederhergestellt; doch ist dies nicht in dem Sinn aufzufassen, daß sachliche Besprechungen religiöser, philosophischer, sozialer oder politischer Fragen nun einfach ausgeschlossen waren. Jede Lehre darf im Schoße der Loge der Erlauterung und freien Kritik unterworfen werden, aber es ist gründsätzlich untersagt, Abstimmungen über solche Probleme vorzunehmen, Mehrheiten, bezw. Minderheiten zu schaffen. Der Großorient als solcher enthalt sich jeder politischen Aktion. Er überlaßt es dem freien Willen seiner Mitglieder, sich im profanen Leben politisch zu betätigen ohne ihnen irgendwelche Wahlvorschriften zu machen. Als Maurerpflicht wird es betrachtet überall und immer für die Freiheit des Gedankens einzutreten, sie mit allen gesetzlichen Mitteln herbeizuführen und ausbauen zu helfen wo sie noch nicht besteht, und sie zu verteidigen wo sie bedroht ist. Jeder Br. bestimmt sich selbst die Art wie er dieser Plicht genügen will; die Loge hat ihm keinen bestimmten Weg zu weisen (Deputierter Großmeister Alexis Sluys auf dem Internationalen Freimaurerkongres 1910).
Diese Auffassung einer in ihrem Wirken un politißchen Freimaurerei, die keinerlei politische Geltung anstrebt, wurde natürlich namentlich von Großmeistern getragen, die selbst Nichtpolitiker waren, bezw. sind (u. a. Houzeau de Lehaie, Bergé, Hasse, nach dem Weltkrieg Leveque und Engel, aber auch Politiker, wie der Senatspräsident Magnette, stutzten sie aus innerster Überzeugung). Auch ohne Verquickung mit politik ist fruchtbare Außenarbeit durchaus möglich. Daß zeigt sich in B. vor allem darin, daß die Freimaurerei sich in einem Zeitraum von 75 Jahren stets als Trägerin von Wissen und Volksaufklärung erwiesen hat. Zu den liberalen Leaders, von denen neben den bereits Genannten u a. auch noch die Großmeister, bezw.
Deputierten Großmeister De Facq z, Van Bumbeeek (s. d), der Große Unterrichtsminister Auguste Couvreur (s. d.), Fernand Cock genannt seien, träten nach der belgischen Verfaßungsrevision von 1893, die das allgemeine Wahlrecht brachte, auch prominente Sozialisten die sich früher zurückgehalten hatten, so Van de Velde, Camille Huysmans, La Fontai n e (s. diese alle), Furnémont. In weltanschaulicher Hinsicht ging der Großorient von B. ähnliche Wege wie der Großorient von Frankreich, nämentlich hinsichtlich des Symbols des A. B. A. W. und der Bibel, die ebenfalls hier aus dem Gesichtswinkel der reinen Gewissensfreiheit abgeschafft wurden. Nachdem nach der Gründung deß Großorients alle Dokumente die Überschrift "A la Gloire du Gr.-. Arch.-. de l'Ünivers et sous la protection spéciale de Sa Majesté Leopold, Roi des Belges" aufgewiesen hatten, verschwand diese ohne formellen Beschluß in der Periode 1854-1856. Gelegentlich dersatzungsrevision 1871 erfolgte die offizielle Beseitigung der Formel. Neuestens geht allerdings von der Lütticher Loge, die mit dem eigenen Beispiel vorausgegangen ist, eine Bewegung aus, die bezüglich des Symbols des A. B. A. W. eine Rückkehr zu den Gründsatzen der Weltfreinmarerei propagiert,

Besonders starkes Gewicht wird in der belgischen Freimaurerei auf die Vertiefung der Ritualistik und Symbolik gelegt. Zwei Führer insbesondere haben sich ritualschöpferisch durch Vertiefung des sittlichen, mystischen und philosophischen Gehalts der Gradlehre besonders hervorgetan, Pierre Tempels und namentlich für die Hoch Grade des A u. A. Schottischen Ritus— Graf Goblet d'Alviella (s. d.).

In den Tagen, da manche belgische Logen als solche Zentren des politischen Liberalismus waren, waren andere, die streng auf dem Boden der alten Landmarken (s. d.) standen und politische und religiöse Fragen von ihren Tempeln fernhalten wollten, zum Suprême Conseil von B. übergetreten. Sie kehrten dann im Laufe der Zeit zurück, und 1880 wurde ein Konkordat zwischen Großorient und Oberstem Rat abgesenlossen, daß auch heute in Kraft ist. Diesem Freunschafts vertraf zufolge unterstehen alle blauen Logen In B., mit wenigen Ausnahmen denen das Recht eingeraumt wurde, auch weiterhin unter dem Obersten Rat zu arbeiten, der Obedienz des Grand Orient.
Die regen geistigen Interessen der belgischen Freimaurer finden auch darin ihren Ausdruck, das dem Großorient der einzige bedeutende Literaturpreis zur Verfügung steht den die Freimaurerei zu vergeben hat, der Prix Peeters Baertsoen (s. d.), der alle zehn Jahre den bedeutendsten Werken auf dem Gebiete der freimaurerischen Literatur verliehen wird.
Forscher der verschiedensten Länder sind unter seinen Trägern, wie denn überhaupt die Beschäftigung mit dem Wirken der auslandischen Maurerei die Betätigung des freimaurerischen Universalismus stets im Vordergrund stand.
Aus B. kam die Anregung zu internationalen Kongressen, die der Förderung des Friedensgedankens dienen sollten. 1894 fand ein solcher in Antwerpen stätt; 1904 und 1910 folgten Tagungen in Brüssel. Der Weltkrieg anderte naturgemäß vieles; es dauerte geraume Zeit,bis so manche Erscheinung, die er im Gefolge gehabt hatte (s. auch Maguette), überwunden war, bis die Gefühle wieder ins normale Geleise gebracht waren. Dann aber bekundeten die belgischen Freimaurer, deren Großmeister Magnette und Engel (s. d.) seit der Gründung der A. M. I. (s. d.) besonders intensiv an deren Arbeit mitwirkten, ehrlichsten pazifischen Willen. Das kam u. a. auf dem Brüsseler Konvent der A. M. I. 1924 in einem ganz auf die Friedensmission abgestimmten feierlichen Ritual, noch mehr 1930 beim gleichen Anlaß in einer Großen Friedensmanifestation zum Ausdruck. 1930 zahlte der Großorient von B. in 25 Logen 4500 Mitglieder. Adresse: Rian. Ned grot, 6, rue du Persil, Brüssel.
Belgisch-Kongo,
belgische Kolonie in Zentral-Afrika. Unter dem GroßOrient von Belgien arbeitet eine Loge, die 1905 in Stanleyville gegründet wurde und ihren Sitz 1924 nach Kinshasa verlegt hat.
Belgrad
(Beograd), Hauptstadt des Königreiches Jugoslawien. In B. bestanden bis 1914 drei Logen, Sloga, Rad i Postoianstvo", gegr. 1883, "Pobratim" (1890), "Schumadia" (1910) die sich 1912 zu einem Verbande unter einem Suprême Conseil vereinigten. 1919 wurde die Großloge von Jugoslawien (s. d.) gegründet, der jetzt in B. selbst 7 Logen unterstehen. Adresse: Studenicka 46 a. Dort auch Sitz des Suprême Conseil des A. u. A. Schottischen Ritus.
Belgrader Manifestätion 1926
vereinigte unter den Auspizien der A. M. I. auf Einladung der Großloge "Jugoslavia" Delegierte von 16 europaischen und zwei überseeischen Freimaurereien. Die Veranstaltung, die ein Redner als "Locarno der Freimaurerei" bezeichnete, hatte ausgesprochen pazifistischen Charakter. Sie fand ihren Niederschlag in einer Resolution. die u. a. den Wunsch ausdrückte, daß ",die demokratischen und Freiheitsideen, die allein die Gerechtigkeit und gegenseitige Achtung sichern, zum führenden Moment des internationalen Verkehrs der emanzipierten Völker werden, die eins sind in dem Bestreben, die Wiederkehr von Katastrophen, die die Schande der zivilisierten Welt sind, unmöglich zu machen". Andere Fragen wurden bei dieser Tagung nicht berührt. Bei diesem Anlaß wechselten zum erstenmal nach dem Weltkrieg ein französischer Freimaurerführer, Präsident Groussier vom G. O., und ein deutscher Freimaurer, Dr. Musselmann, letzterer als Privatperson, ohne Auftrag einer Großbehörde den Bruderkuß, ein Ereignis, das auch in der profanen Presse viel besprochen wurde.
Bell, Andrew,
englischer Graveur, * 1726, t 1809, einer der ersten Herausgeber der Encyclopaedia Britannica, deren erste Ausgabe 1768 begonnen wurde und zu der B. zahlreiche Kupferplatten beisteuerte. B., 1793 nach dem Tode Farquhars Alleininhaber der dritten Ausgabe, war Mitglied der St. David Lodge 36 in Edinburgh.
Bellermann, Johann Joachim,
deutscher Theologe und Kirchenhistoriker, * 1754, t 1842, Professor der Philosophie und Theologie an der Universität Erfurt, Direktor des Berliner Gymnasiums "Zum grauen Kloster" außerordentlicher Professor der Theologie an der Universität Berlin, Konsistorialrat, hat die Wiedereinführung des Gesangunterrichtes an den Schulen in Preußen durchgesetzt. Verfasser von: "Handbuch der biblischen Literatur" und "Bemerkungen über Rußland" (über die Musikverhaltnisse in Rußland), schrieb auch Bücher über Munzenkunde, wurde 1778 in der Revaler Loge "Zur Bruderliebe" aufgenommen, war dann Mitbegründer der Erfurter Loge "Karl zu den drei Radern" (Eklektischer Bund), in Berlin Mitglied der Loge "Zur Eintracht", Zugeordneter National-Großmeister (1828-1839) dann Ehren-Großmeister der "Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln".
Bellinzona.
Bei einem Eisenbahnzusammenstoß in B. (unweit der schweizerisch-italienischen Grenze) kamen zahlreiche Personen, darunter auch der deutsche Staatsmann nationaler Richtung Karl Helfferich ums Leben. Die völkische Presse brachte den katastrophalen Eisenbahnunfall sofort mit einem "Attentäte der Freimaurer", gegen Helfferich in Zusammenhang. Die fachtechnische Untersuchung hat ergeben, daß es sich um mangelhafte Sicherungsanlagen und unvorhergesehene Verspätungen handelte. Das Ausmäß der Katastrophe (Helfferich selbst verbrannte in einem deutschen Wagen) war nicht zületzt dadurch bedingt, daß der deutsche Wagen noch mit Gas beleuchtet war.
Bellisoni, Carlo,
Kardinal, * 1736 zu Pavia, t 1809, war 1776-1786 papstlicher Nuntius in Koln. Er ist der eigentliche Urheber der Aachener Freimaurerverfolgung von 1779/80, wie er in einem Bericht an den Kardinalstaatssekretär Marchese Lazaro Opizio Pallavicino selbst hervorhebt. In seinem Briefwechsel mit dem Lütticher Fürstbischof Graf v. Welbruck, dem Aachen kirchlich unterstand, sowie mit dem Kardinalstaalsekretär nahm er sich der beiden Mönche Greinemann und Schuff an, die im Frühjahr 1779 die Aachener Freimaurer in Predigten maßlos angegriffen hatten, und suchte sie vor Strafe zu schützen. Fürstbischof Graf Welbruck, der selbst Freimaurer war, untersagte den Mönchen jedoch jedes weitere Auftreten gegen die Freimaurer und bestrafte sie.
Beneivenga, Roberto,
italienischer General, gewesener Generalstabschef von Cadorna mit der goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, nach dem Weltkrieg liberaler Publizist, Redakteur des von Amendola (s. d.) geleiteten "Mondo", 1924/2S Prasident der italienischen Journalisten-Assoziation, wurde in dieser Eigenschaft als Freimaurer aufs heftigste von der faschistischen Presse, vor allem "Roma Fascista", angegriften. Als im September 192S die "Idea Nazionale" ein apokryphes Zirkular des Großkommandeur Ettore Ferrari (s d.) veröflentlichte, das unerlaubte Beziehungen der italienischen Freimaurerei zum Ausland erweisen sollte, lud B. in Ausübung seines Präsidentenamtes den Leiter des Blattes wegen dieser Falschung vor das Standesgericht. Der Beschuldigte lehnte aber ab, sich mit der Freimaurerei auseinanderzusetzen. Eine Generalversamnlung der Assoziation wurde einberufen konnte aber nicht abgehalten werden, da faschistische Milizen den Sitz der Vereinigung besetzten. Um "die Ordnung wiederherzustellen", setzte die Regierung die Leitung ab. B. wurde die Zielscheibe von Verfolgungen: 1927 wurde er seines Generalsranges verlustig erklärt und auf administrativem Wege nach der Deportätionsinsel Ustica, 1929 nach Ponza verschickt.
Benedikt XIV.,
Lambertini Prosper, aus Bologna, Papst, gewahlt 1740, der erste Träger der Tiara, der die preußische Königswürde anerkannte, erließ am 15. Mai 1751 die antifreimauerische Bulle ,Providas". In einer 1752 in Nimwegen erschienenen Schrift "Lettres d'un Franc-Maçon de la Loge SaintLouis de Nimegue" wurde behauptet, der Papst sei selbst einmal Freimaurer gewesen.
Benediktinerprofeß,
Mönchsweihe bei den Benediktinern, weist Symbolhändlungen auf deren Kern ins Ritual des Johannismeistergrades des Schwedischen Systems übernommen wurde. Die betreffenden Handlungen sind nicht ganz identisch, aber der Sinn, in dem sie vollzogen werden, ist der gleiche. ,.In beiden Brauchtümern steckt der uralte Heilsweg von der Buße Aber die Erleuchtüng zur Vereinigung mit dem Göttlichen, jener Drang der Menschenseele zu Gott, der mit dem Sundenbekenntnis beginnt, aus dem die göttliche Erleuchtung sich erst entwickeln kann und die dann zur systematischen Vereinigung der Seele mit Gott führt". (Vergl. KIingelhöffer "Die Mönchsweihe bei den Benediktinern und die Johannismeisterweihe in unserem Orden" im 35. Johannisheft, I2z. 3) (S. a Grablegung, Symbolische.)
Benes, Eduard, Dr.,
Außenminister der Tschechoslowakischen Republik, e 1884, flüchtete zu Beginn des Weltkrieges ins Ausland und organisierte dort gemeinsam mit Masaryk den Widerstand der Tschechen gegen die österreichische Monarchie. Nach dem Waffenstillstand vertrat er die Interessen seiner Nation vor der Friedenskonferenz in Versailles und kehrte mit Masaryk als Begründer des tschechoslowakischen Staates heim. B. ist nach dem Kriege Freimaurer geworden und gehört der Prager tschechischen Loge "Pravda vitezi" an. Ein Vortrag, den er in deutscher Sprache in der Prager deutschen Loge "Harmonie" hielt, hat um so größeres Aulsehen erregt, als B. deswegen von extrem nationalistischen tschechischen und klerikalen Blättern heftigst ugegriffen wurde.