SECRET MENITOR,
SEDITION ACT.
SEELOGEN
SÉGUR, LOUIS PHILIPPE,
SEIL,
SEITENGRADE
SEKRETÄR, GEHEIMER
SELASINSKY, KARL FRIEDRICH VON,
SELBSTBEHERRSCHUNG
SELBSTERKENNTNIS.
SELBSTVEREDLUNG,
SELECT MASTER,
SELTER PAUL,
SEMBAT, MARCEL,
SEMESTERWORT,
SÉNÉGAL
SENFKORN, ORDEN VOM,
SENIOR.
SENIOR CAPITALI,
SENIOR GRAND WARDEN
SENIOR WARDEN
SENKBLEI
SENSE,
SENSUALISMUS,
SERMENT
SERMONS,
SÉRURIER, JEAN MATTHIEU PHILIBERT,
SERVATI, ERICH
SERVIETTE.
SETHNA,
SETHOS,
SETTEGAST, HERMANN,
SETTEMBRINI, LUIGI,
SETZWAAGE, WASSERWAAGE
SEVAIS. ADRIEN FRANÇOIS,
SEXUS, SEXUALORGIEN, SEXUALDEUTUNG DER SYMBOLE.
Secret Menitor,
Order of the, ist ein unter einem englischen Grand Council in Konklaven arbeitendes Hochgradsystem, das sich aus einem amerikanischen — angeblich aus Holland (1770) überkommenen—Seitenzweig der
Maurerei entwickelt und in England und den Vereinigten Stsaten Verbreitung gefunden hat.
Der Orden nimmt die Freundschaft zwischen David und Jonathan als Ausgangspunkt seines Lehrinhalts und hat drei Grade:
1.Member of the Order,
2. Prince of the Order,
3. Supreme Ruler in the Order.
Mitglieder können nur Freimaurer werden, die den Meistergrad besitzen. In England gehörte das Ritual des S. 's. eine Zeitlang in die Gruppe der Rosenkreuzergrade. 1887 wurde der Grand Council gegründet. Auch unter dem Großen Rat der "Allied Masonic Degrees" (s. d.) wird der S. M. bearbeitet.
Sedition Act.
Mackey
Am lL Juli 1799 beschloß das englische Perlament in Ansehung der zahlreichen revolutionären bewegungen der Zeit eine "Aufruhrakte", die sich scharf gegen Geheimbünde mit besonderen Eiden wendete und sie unter Awnahmsverfügungen stellte. Hierbei wurden in einem Zusatz die Freimaurer
logen in Hinblick auf ihre soziale und wohltätige Wirksamkeit ausdrücklich ausgenommen.
Seelogen
(engl. Sea Lodges), Logen auf Kriegsschiffen der englischen Flotte, sind mit patenten der Großloge von England im18.Jahrhundert dreimal gegründet worden. Dunckerley (s. d.), ein naturlicher Sohn George II der als Artillerieoffizier auf dem Kriegsschiffe Vanguard" diente, Gründete 1760 auf diesem eine Schiffsloge; eine weitere (wahrscheinlich ebenfalls durch Dunckerley) entstand 1762 auf dem Schiff "Prince" und wurde dann auf die Guadeloupe" übertragen. Erstere ist heute die London Lodge Nr. 108", letztere wurde 1766 zur "Somerset House Lodge Nr. 279" in London. Ebenso bestand auf dem Stationsschiff Canceaux" in Quebec von 1768—1792 eine S. 1810 suchten Freimaurer der Besätzung des Schiffes "Ardent" bei der Großloge von Schottland um Genehmigung einer "Naval Kilwinning
Lodge" an Ihr Ansuchen wurde von der Großloge jedoch abgelehnt. Die englische Großloge hat heute wohl zwei ständige Militarlogen, aber keine S. (s. auch Portugal).
In der amerikanischen Marine gibt es keine S. die zahlreichen Freimaurer der Marine gehören dem "Sojourners Club" (s. d.) an.
Nur gelegentlich finden auf Schiffen auf Gründ besonderer Ermächtigung einer Großloge Logenarbeiten statt. So z. B. auf den Passagierschiffen, auf denen Große Gesellschaftsreisen unternommen werden. In letzter Zeit sind Logenausfluge nach dem Heiligen Land modern geworden, wobei die Logenarbeiten auf hoher See gewöhnlich mit einer Arbeit in den Steinbruchen Salomos in Jerusalem beendet werden.
Ségur, Louis Philippe,
Graf, französischer Soldat, Diplomat, Historiker, * 1753, t 1830, wurde nach der Kriegserklärung durch
Frankreich an England als Regierungskommissar nach Amerika entsandt, Gesandter in Petersburg, Staatsrat unter dem Konsulat, Senator des napoleonischen Regimes, nach der Restauration der Bourbonen Pair von Frankreich. Mitglied der französischen Akademie, war seit 1821 stellvertretender Großkommandeur des Supreme Conseil.
Seil,
s. Schnur, Geschlungene.
Seitengrade
(engl. Side degrees) sind Spielarten, Auswüchse der freimaurerischen Ritualistik, die besonders in Amerika stärk gepilegt werden. Sie verdanken ihre Existent meist weniger einem wirklichen Bedurfnis als dem Betätigungsdrang einzelner Personen, die einer Sache zu dienen glauben, wenn sie möglichst viel zu ihrer Komplizierung beitragen oder gesellschaftlichem Geltungsbedurfnis (s.auch Amerikanische bruderschaftliche Verbande sub 1c).
Sekretär, Geheimer
(frz. Secrétaire intime, engl. Intimate Secretary), VI. Grad des A. u. A. Schottischen Ritus, behandelt das maurerische Geheimnis. Er lehrt daß die Waffen des Wortes und der Feder dem Menschen für den Kampf ums Recht gegeben wurden.
Selasinsky, Karl Friedrich von,
preußischer General, * 1786, t 1860, wurde in der Erfurter Loge "Friedrich Wilhelm zum eisernen Kreuz" aufgenommen, Landes-Großmeister, dann von 1849 bis zu seinem Tod Ordensmeister der Großen Landesloge, nahm energisch an der abwehr der Angriffe von Hengstenberg teil , schrieb das vorword der zu diesem Zweck herausgegebenen Großlogenschrfft "Freimaurerei und Christentum" und leistete wertvolle Arbeit bei der geistigen Bearbeitung der Nettelbladtschen Akten.
Selbstbeherrschung
ist die Kraft, durch den vernünftigeu sittlichen Willen das Eigenleben im Sinne menschlicher Vollkommenheit zu gestälten, unabhängig von den Naturtrieben und Affekten (Paulsen) S. ist die Voraussetzung der sittlichen Freiheit (s. d.), die die freie Willensunterwerfung unter das Sittengesetz verlangt und eine Forderung der Freimaurerei ist. Im freimaurerischen Sinne kommt es vor allem auf die Beherrschung der sozial schädlichen Triebe an- dies verhilft der Toleranz zum Durchbruch. S. an sich ist im Gründe negativer Natur, schafft Hemmungen und ist in diesem Sinne die Voraussetzung der Selbstveredlung (s. d.), die den Freimaurer im Sinne der freimaurerischen Ideale positiv umgestälten will.
Selbsterkenntnis.
"Erkenne Dich selbst" stand nach dem Spruche des Thales über dem Eingang des Apollo-Tempels in Delphi, steht als flammender Spruch an der Wand der freimaurerischen Vorbereitungskammer oder im Tempelselbst.Nach Sokrates ist sieVorbedingung der Sittlichkeit, Lessing nennt sie den Mittelpunkt aller mensehlichen Weisheit, Kant aller menschlichen Weisheit Anfang. Im Lehrbriefe Wilhelm Meisters stehen die Worte: "Wie kann man sich selbst erkennen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche Deine Pflicht zu tun und Du weißt gleich, was an Dir ist".
Selbstveredlung,
eine der Tugenden (s. d.), auf welche die Rituale der Freimaurerei nachdrücklich hinweisen.
Selbstbeherrschung (s. d.), der erste Sehritt zur S., ist an sich bloß eine Hemmung, S. aber die positive Umstellung in der Richtung des Guten, des Humanitäteideals und folglich im Gründe Selbstüberwindung. Die Säule der Schönheit symbolisiert die S. deren Ziel "die Schöne Seele" ist. "In einer schönen Seele ist es also , wo Sinnlichke it und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren. Nur im Dienste einer Schönen Seele kann die Natur zugleich Freiheit besitzen und ihre Form bewahren" (Schiller, "Anmut und Würde").
Select Master,
Mackey
zweiter der (in Councils of Royal and Select Masters bearbeiteten) kryptischen Grade (s. d.), in der Stufenleiter des sogenannten amerikanischen (York) Ritus der IX. Grad. Die Fürben des Grades sind Schwarz und Rot. Der Inhalt behandelt das Auffinden eines Geheimnisses in einem unterirdischen Tempelgewölbe (Krypta).
Selter Paul,
Professor der Kinderheilhunde, Stadtarzt und Abteilungsleiter am Krankenhaus in Solingen, * 1866, aufgenommen 1907 in der dortigen Loge "Prinz v. Preußen zu den drei Schwertern" in Solingen (Große Landesloge), trat 1912 zur Loge Bayreuther Systems "Theodor zum bergischen Löwen" in Düsseldorf über und beteiligte sich an der Gründung der Loge "Zur bergischen Freiheit" in Solingen, deren Meister vom Stuhl er wurde.
Sehr fruchtbarer und gedankenreicher freimaurerischer Schriftsteller humanitärer Richtung, der sich besonders an der Zeitschrift, Die Leuchte" von Rackhorst eifrigst beteiligte. Er vertritt jene Richtung, die sich für Reformen im Deutschen Freimaurerbund einsetzt und geriet daher wiederholt in Gegensatz zu den altpreußischen Großlogen. Seit 1927 Bundesratsmitglied der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth, hat er für diese Materialiensammlungen für Logenarbeiten herausgegeben, in denen er neben umfassenden Kenntnissen auch einen schöpferischen Geschmack beweist. Schreibt auch unter dem Pseudonym Franz Schwerdtfeger. In seiner Gründanschauung unbedingter Anhänger der völkerverbindenden Mission des Freimaurertums, kam er deswegen mit dem Bundesrate der Großloge "Zur Sonne" in Gegensatz und legte 1931 seine Stelle im Bundesrate nieder.
Sembat, Marcel,
SEMBAT, Marcel
neben Jaurés Führer der französischen Sozialdemokratie * 1862 t 1922, Abgeordneter von Paris, 1914—1916 Arbeitsminister, ausgesprochener Gegner jeder nationalistischen Politik, war seit 1891 Mitglied der Loge, La Fidélité" in Lille, gründete 1897 in Paris die Loge "La Raison" des Grand Orient, dessen Ordensrat er eine Zeitlang als Vizeprasident angehörte. S. glorifizierte auf dem Konvent 1918 die Toten des Weltkrieges. Eine der jüngeren Pariser Logen tragt seinen Namen.
Semesterwort,
Nederlands
s. Mot de Bemestre.
Sénégal
Mackey.
zu Französisch-Westafrika gehörende Kolonie; in der Hauptstadt St. Louis und in Dakar arbeiten unter dem Grand Orient de France zwei Logen.
Senfkorn, Orden vom,
protestantischer geistlicher Ritterorden im 18. Jahrhundert (in Deutschland, England und Holland verbreitet) dessen Jünger gleich dem Senfkorn (Marcus IV, 30—32) im Verborgenen und Geheimen für die Religion Jesu Tätig sein sollten.
Senior.
SENIOR CAPITALI,
SENIOR GRAND WARDEN
SENIOR WARDEN
SENIOR CAPITULI
SENIOR DEACON.
SENIOR ENTERED APPRENTICE.
1. In der Deutschen Freimaurerei entsprechend dem gewöhnlichen Sprachgebrauch langjähriges Mitglied des Bundes, die 50, bezw. 60 Jahre der Freimaurerei angehören und mancherorts den Ehrenmeistern (s. d.) gleichgestellt.
2. In der Strikten Observanz Amt. das in der Hierarchie des Ordens auf den Subprior folgte. Der S. war Mitglied des Provinzial-Kapitels, der Regierung des Ordens und wurde daher auch S. Capituli genannt.
3. Bei den Gold- und Rosenkreuzern ein dem Zirkeldirektor unterstellter Beamter des Zirkels.
4. Im englischen freimaurerischen Sprachgebrauch bei gewissen Logenamtern Bezeichnung des höheren Rangs, z. B. S. Warden, S. Deacon usw.
Senior Capitali,
s. Senior.
Senior Grand Warden
(engl.), Erster Großaufseher.
Senior Warden
Mackey
(engl.), Erster Aufseher.
Senkblei
(frz. fil a plomb, perpendiculaire, engl. plomb), in der freimaurerischen Symbolik: lehrt die Wahrheit zu suchen und ihr zum Recht zu verhelfen. Mit dem ins Gewissen gesenken Blei wird die Gradenheit und Wahrhaftigkeit geprüft, die die geraue Linie des Bauwerks verbürgt. Das S. gehört zu den sogenannten beweglichen Kleinodien der Maurerei und ist das Zeichen des Zweiten Aufsehers
Sense,
Symbol des Todes.
Sensualismus,
erkenntnistheoretischer Standpunkt, der alle Erkenntnisse aus Sinneswahrnehmungen, Empfindungen ableitet, die gestaltende Rolle des Denkens und Bewußtseins im Erkennen außer acht läßt und als das Ziel des ethischen Handelns Sinneslust und subjektives Wohlergehen aufsteht. Die Freimaurerei lehnt den sensualistischen Standpunkt auf ethischem Gebiete unbedingt ab; sie wertet die wichtige Rolle der Sinneswahrnehmungen im Bereiche der Naturwissenschaften, doch ist sie mit Fichte der Ansicht, daß "Geist schon im Sinne gegenwärtig". ( Vergl, auch Empirismus).
Serment
SERMENT
(frz.), Gelöbnis, Eid.
Sermons,
s. Predigten.
Sérurier, Jean Matthieu Philibert,
Herzog von, Marschall von Frankreich * 1742, t 1819, kämpfte im Siebenjahrigen Krieg, schloß sich dann der Revolution an wurde verhaftet, später Kommandant der Nationalgarde, nach der Restauration Pair von Frankreich, in Italien wegen seiner Anständigkeit und Biederkeit "Vierge d'Italie" genannt,
war Freimaurer.
Servati, Erich
(Pseudonym), s. Sautier, Heinrich.
Serviette.
Den Brauch, bei Tafellogen die Serviette über den Linken Arm oder die linke Schulter zu schlagen, erklart Gehrke ("Bundesblatt" 192S) auf Gründ einer Instruktion aus dem Jahre 1775: "Der Freimaurer trägt den Degen, zu dessen Ergreifung er jederzeit bereit sein muß. Beim Kettenschlusse muß die Degenseite frei bleiben, um die rechte Hand nicht zu hindern. Daher wird die S. über die Schulter geschlagen."
Sethna,
Sir Phiroze, indischer Politiker und Wirtschaftsführer, Mitglied des indischen Staatsrates, Prasident der Zentralbank von Indien und der Zandelskammer von Bombay, war Meister vom Stuhl der Loge "Rising Star of Western India 342" und ist Schottischer Past Deputierter Großmeister für Indien.
Sethos,
Mackey
Geschichte des ägyptischen Königs, Roman, verfaßt von dem französischen Geistlichen Jean Terrasson, erschienen zuerst 1731 unter dem Titel: "Histoire ou vie tirée des monoumens (so ! ) de l'ancienne Egypte". Weitere Auflagen: Amsterdam 1732, Paris 1767, 1794, 1813. Das Buch wurde ins Deutsche Übertragen 1732—1737 von Christoph Gottfried Wendt unter dem Titel: "Abriß der wahren Heldentugend oder Lebensgeschichte des S., Königs von Egypten". Die bekannteste deutsche Übersetzung ist die von Mathias Claudius: "Geschichte des ägyptischen Königs S." (1777, 1784, 1794). Auch eine englische übersetzung von Thomas Lediard, London 1732: "Life of S.".
Dieser weitverbreitete Moderoman soll in seiner englischen Übersetzung die Entwicklung des englischen Ritutuals nachhaltig beeinflußt haben. Schika neder hat ihn bei Verfassung des Textes zur "Zaüberflöte" so ausgiebig benützt, daß einzelne Stellen fast wörtlich übernommen wurden. So im Priesterchor: "O Isis u. Ojiris" (bei Terrasson: "O Isis, Große Göttin der Egypter, gib deinen Geist dem neuen Diener, der soviel Gefahren überstanden hat").
Ebenso im Texte des Cantus firmus, dem Zwiegesang der beiden Geharnischten (bei Terrasson drei Gewappnete): "Der, welcher wandelt diese Straße voll Beschwerde, wird rein durch Feuer, Wasser und durch Erde" (bei Terrasson: "Wer diesen Weg allein geht, der wird gereinigt werden durch Feuer, durch das Wasser und durch die Luft"). Der Roman behandelt die Einweihung und die Vorbereitung, die Erziehung des Eingeweihten zur höchsten Moral und dessen Betätigung in der Schule des Lebens. Ort der handlung ist die Cheopspyramide, S., der Suchende, muß drei Reisen zurücklegen Im Namen Sarastro klingt der ägyptische Königsname Sesostris an (s. a. Zauberflöte).
Settegast, Hermann,
Professor, Dr. h. c., hervorragender deutscher Gelehrter, * 1819 in Königsberg, t 1908, war 1847—1881 Landwirt dann Lehrer der Landwirtschaft in Proskau Direktor der landwirtschaftlichen Akademien Waldau und Proskau, Verfasser bahnbrechender Werke über Landwirtschaft, angewandte Zoologie und Tierzucht, 1881—1889 Professor und zweimal Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin.
Nachdem S. 70jahrig von seinem Lehramt zurückgetreten war, widmete er sich ganz der Freimaurerei. 1854 wurde er in Oppeln in den Bund aufgenommen (Loge "Psyche", 3 Weltkugeln), 1858 in Königsberg in der Johannisloge "Totenkopf und Phönix" (Große Landesloge) affilliert; in Berlin schloß er sich der Loge "Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit" der Großloge "Royal York" an. Dank dieser Zugehörigkeit zu allen drei altpreußischen Systemen erwarb er sich Gründlichste Kenntnisse. 1884 wurde er zum Zugeordneten, 1889 zum Großmeister von "Royal York" gewahlt. Der glaubige Christ S. faßte sein hohes Amt im Schönsten Sinne der "älten Pflichten" auf: die innere Arbeit an der Veredelung und der sittlichen Vervollkommnung des einzelnen Menschen und der Menschheit überhaupt war ihm von jeher als Zweck des Lebens und zugleich als Zweck der Freimaurerei erschienen.
Diese Arbeit sollte ausgebaut werden auf alle redlich Strebenden ohne Unterschied der Abstammung und des religiösen Bekenntnisses. S wagte den Versuch einer durchgreifenden Reform, als unmittelbar nach seinem Amtsantritt eine Revision des Gründgesetzes seiner Großloge stattfand. Er wollte die Hochgrade (Innerer und Innerster Orient) beseitigt wissen und das Ballotagewesen in einer Weise ändern, die das in der damaligen Zeit antisemitischer Strömungen vielfach systematische Schwarzkugeln judischer Kandidaten unmöglich machen sollte. Er verlangte Rechtfertigung aller abgegebenen schwarzen Kugeln wobei ein Hinweis auf das Religionsbekenntnis als Ablehnungsgründ unstichhaltig sein sollte. Als S. mit beiden Antragen in der Minderheit blieb, legte er fünf Monate nach seiner Wahl sein Großmeistersamt nieder. Im folgenden Jahre trat er aus der Großloge aus und schloß sich der Loge "Ferdinande Caroline" der Hamburger Großloge an.
Sein Versuch, deren humanitärer Lehrart durch Gründung einer Berliner Loge Hamburger Systems auch in Preußen Eingang zu verschaffen, stieß auf unaberwindlich erscheinende Hindernisse. Die drei altpreußischen Großlogen besaßen laut Königlichem Edikt von 1798 (s. d.) das Sprengelrecht, d. h. das ausschließliche Recht, in Preußen Logen (naturgemäß ihrer Systeme) zu Gründen. Da es S. darauf ankam, dem wahren humanitätsgedanken trotzdem auch in Preußen zum Sieg zu verheffen, suchte er 1891 zunachst um die landesherrliche Genehmigung für die beabsichtigte Logengründung nach, wurde aber nach anderthalb Jahren vom Innenminister Herrfurth abgewiesen.
Da die Hamburger Großloge es nicht auf einen aussishtslos erscheinenden Streit ankommen lassen wollte und von der Logongründung abging, nahmen der 73jahrige und seine Berliner Freunde voller Begeisterung den Kampf allein auf. Am 1. August 1892 beschlossen sie die Gründung einer "Großen Freimaurerloge von Preußen, genannt Kaiser Friedrich zur Bundestreue", die am 27. November d J. feierlich eingeweiht wurde, zugleich mit einer Tochterloge "Victoria". Das Polizeiprasidium verbot nach Einreichung der Statuten die Führung der Bezeichnung, Große Freimaurerloge". Nun beschritt S. durch Rechtsanwalt Dr. Alexander - Katz den Rechtsweg. Er legte beim königlichen Bezirksausschuß Berlin Revision ein und erfocht einen ersten Sieg, indem dieser die polizeilichen Verbote aufhob. Es erfolgte Berufung des Polizeipräsidiums an das Königliche Oberverwaltungsgericht als letzte Instanz: es bestätigte das Erkenntnis trotz aller Gegenmaßnahmen von altpreußischer Seite am 22. April 1893.
Damit war das Edikt von 1798 für rechts ungültig erklärt, das Sprengelrecht der altpreußischen Großlogen beseitigt Die S.sche Großloge entfältete eine rege Tätigkeit. Die Großlogen von Hamburg und Frankfürt Gründeten Tochterlogen in Berlin. Die altpreußischen Großlogen wollten aber die S.-Logen trotzdem nicht anerkennen. Auch der deutsche Großlogenbund stellte sich, obwohl S. doch auch für dessen humanitäre Mitglieder den Sieg errungen hatte, auf den ablehnenden Standpunkt. Wieder entwickelte sich ein heftiger Kampf, in den S. mit einer Reihe glanzender Schriften eingriff, deren Angabe im einzelnen sich erübrigt, da zehn von ihnen unter dem Titel "Der Deutschen Freimaurerei Gegenwart und Zukünft" gesammelt erschienen. Die Großloge wuchs hatte bald zwölf Logen und eine eigene Zeitschrift "Bausteine".
Daß S. in seinem Ringen um die wahre Kunst auch mit der ganz unzeitgemäßen Geheimniskramerei mancher Kreise brach, wurde ihm besonders verubelt. Obwohl die Großloge von der Symbolischen Großloge von Ungarn und dem Großosten der Niederlande anerkannt wurde, blieb ihre Isolierung in Deutschland bestehen. Infolgedessen entschloß sie sich unter S.s Nachfolger als Großmeister, dessen Schwiegersohn Professor Heinrich Möller (s. d.), nach achtjahrigem Bestehen zum Anschluß an die Große Loge von Hamburg, die in Carl Wiebe mittlerweile ebenfalls einen neuen, zum Entgegenkommen bereiten Großmeister erhälten hatte. Die S.-Großloge löste sich auf, ebenso ihre Tochterlogen, worauf die Mitglieder in das Hamburger System neu aufgenommen wurden, um am 28. Oktober 1900 die Provinzial-Großloge von Hamburg in Berlin (Provinzial-Großmeister Möller) zu errichten. Bei der feierlichen Installierung wurde S. zum Ehrenmitglied der Hamburger Großloge proklamiert. Die altpreußischen Großlogen, noch immer nicht zufriedengestellt, nahmen Anstoß an der Art der Überführung der S.-Logen in die Hamburger Großloge und brachen den brüderlichen Verkehr zwischen den beiderseitigen Tochterlogen ab.
Erst 1903 erfolgte der Friedensschluß.
S. starb, fast 90 Jahre alt, am 11. August 1908. An seiner Bahre erschienen auch die Führer der altpreußischen Maurerei. Von S.s Werken ist noch besonders zu erwähnen: "Die Deutsche
Freimaurerei, ihre Gründlagen und ihre Ziele" (vergl. Dr. Alfred Ochlk e "Hermann Settegast", Berlin 1908).
Settembrini, Luigi,
italienischer Freiheitskämpfer und Literat, + 181S, t 1877, wurde 1847 wegen Teilnahme an der revolutionären Bewegung verhaftet, schrieb nach seiner Entlassung "Proteste del popolo delle due Sicilie", 1849 von neuem verhaftet und zum Tode verurteilt, hätte nach Argentinien deportiert werden sollen, entkam aber während des Transportes nach England, nach seiner Rückkehr Universitätsprofessor in Neapel, schrieb "Storia della letteratura italiana", war Meister vom Stuhl einer Loge. Den Namen S. hat Thomas Mann in seinem Roman "Der Zaüberberg' zur Bezeichnung der dort auftretenden Freimaurerfigur verwendet.
Setzwaage, Wasserwaage
(frz. niveau, engl. level), bedeutet in der freimaurerischen Symbolik die Gleichheit, das gleiche Recht, die gleiche Wurdigung aller, die Unterordnung der Vorrechte der Geburt, des Standes oder des Besitzes unter das reine Menschentum. Die S. versinnbildlichte auch den sozialen Ausgleich, sie gehört zu den "beweglichen Kleinodien" der Maurerei und ist das Zeichen des Ersten Aufsehers.
Sevais. Adrien François,
belgischer Cellist, * 1807, t 1886, der "Paganini des Cellos", Professor des Brusseler Konservatoriums,
als Virtuose in ganz Europa erfolgreich, Komponist, war Mitglied der Loge "Les Vrais Amia
de l'Union et du Progres réunis".
Sexus, Sexualorgien, Sexualdeutung der Symbole.
Gegen massenseelische Entlastungsbilder hilft keine Aufklärung (K. Baschwitz). Zu den Wunschvorstellungen vom Gegner gehört auch die durch zahlreiche "beweiskräftige" Unterlagen immer wieder genährte Vorstellung von "schwarzen Messen" und Sexualorgien der Freimaurer, denen die gemischten Logen und die Adoptionsmaurerei Vorschub leisten sollen.
Besonders Taxil konnte sich in Erzählungen dieser Art nicht genug tun. Vollkommen unbewußt ist Taxil hierbei (lange vor Freud) dem Ursprung des urälten Säulensymbols nahegekommen. In seinem Schlussel zu den Geheimnissen der Freimaurerei bringt er die nachfolgende, im Urtext lateinische, Symboldeutung. (Bemerkenswert ist hierbei, daß auch Ludendorff in der Einweihnng des Freimaurers an den Phallus denkt. "Künstliche Abstempelung zum Jüden", "Beschneidung".) Taxil deutet wie folgt:
Die leuchtende Säule "J" bezeichnet das zeugende Prinzip, den Mann. Die dunkle Säule "B" das verderbliche Prinzip, das Weib. Dieses ist die Dunkelheit, der Mann aber das Licht. Jachin ist der Phallus, Boaz ist die Scheide. Der Same des Männes wird in der Scheide durch den Samen des Weibes zerstört ( ? ?) . Diese doppelten Prinzipien bezeichnen auch die weißen und schwarzen Felder des musivischen Phasters. Der Zirkel ist das Zeichen des Männes, der Winkel das des Weibes. Die Meisterweihe ist ein Begattungsakt. Dio Adoptionsmaurerin lernt im Meistergrade den Baum der Erkenntnis kennen, der Meister die mittlere Kammer. Der Baum ist der Phallus, die Kammer die Scheide. Im dritten Grade treten die beiden Säulen zur Begattung zusammen. Bei der Begattung gehen beide Samen in Fäulnis über. Daraus ontsteht das Kind !
Daher der bekannte Freimaurergegner Herrmann Gruber (Staatslexikon der GörresGesellschaft): "Das letzte positive Geheimnis der Freimaurerei gipfelt im Kulte des Fleisches" (in der 1. Auflage ! In der 2. kennzeichnet Grüber den Taxil als Betrüger und sich als dessen Entlarver ! ).
Nicht unerwähnt bleibe, daß auch Blüher (s. d.) in der Freimaurerei erotische Kennzeichen fand, allerdings im homosexuellen Sinne.