R.
R. A.,
RABELAIS, FRANÇOIS,
RACHEGRADE
RACHID, M., BEY,
RACKHORST, FRITZ,
RACKNITZ JOSEF FRIEDRICH,
RADCLIFFE, CHARLES,
RADIATION
RADZIWILLOWITSCH, RAFAEL,
RAGON, JEAN-BAPTISTE MARIE,
RAGOTZKY, KARL AUGUST,
RAHBECK, KNUD LYNE,
RAICH, JOHANN MICHAEL,
RAINBOW, ORDER OF THE
RAINSFORD, CHARLES,
RAISING
RAKOVSZKY, STEFAN,
RALEIGH,
RAMEAU, LE.
RAMEAN, JEAN PHILIPPE,
RAMIFIKATION,
RAMSAY, ANDREAS MICHAEL,
RANDOLPH.
RAOUL, LOUIS VINCENT,
RAPIN-THOYRAS, PAUL DE,
RAPISARDI, MARIO,
RAPPROCHEMENT FRANCO-ALLEMAND,
RASIN, ALOIS,
RASK, RASMUS CHRISTIAN,
RASPAIL, FRANCOIS VINCENT,

R.
im Französischen Abkurzung für respectable, ehrwürdig. R. L., Respectable Loge, ehrwürdige Loge.
R. A.,
im Englischen Abkürzung für Royal Arch.
Rabelais, François,
* 1483, t 1553, der Große Französische Satiriker, der unsterbliche Schöpfer des ,Gargantua" und des ,,Pantagruel", erwähnt im 20. Kapitel des ,,Pantagruel", betitelt: ,,Comment Nazdecabre répond par signes a Panurge" eigenartige Erkennungszeichen, darunter eines in Winkelform. Man hat behauptet, daß R. einer philosophischen Geheimgesellschaft ,,Societe Angelique" angehort habe, die in gewissem Sinne als Vorstufe der geistigen Freimaurerei anzuschen ware (Josephin Peladan, ,,La clef de Rabelais"). Die betreffende Stelle im ,,Pantagruel" beweist aber höchstens, daß R. von den seit Urzeiten der Menschheit üblichen optischen Erkennungszeichen wußte, nicht aber vom tatsächlichen Bestehen eines philosophischen Geheimbundes.
Rachegrade
werden von den Gegnern der Freimaurerei gewisse Hochgrade (so der XXX. des A. u. A. Schottischen Ritus, der Kadoschrittergrad) genannt, in denen im Zusammenhang mit der in ihnen behandelten Graderzählung (z. B. Hinrichtung des letzten Templer Großmeisters de Molay und seiner Getreuen) von Sühne die Rede ist. Mit dieser Bezeichnung wollen die Kämpfer gegen den Bund sagen, daß die freimaurerischen Rituale grausame Rache, die Vernichtung von Thron und Altären predigen.
Diese Behauptung ist falsch. Rache, Haß ist der freimaurerischen Ideologie nicht nur fremd, sondern entgegengesetzt. ,,Wenn von Rache die Rede ist", sagt Goblet d'Alviella (s. d.), ,,dann kann es sich nicht um törichte, absurdo Wiedervergeltung an den Erben der Manner und der Institutionen handeln, die de Molay und so viele andere Martyrer auf den Scheiterhaufen geschickt haben; die einzige Vergeltung, die der Freimaurer im Namen der Verfolgten aller Zeiten üben kann, besteht in der Arbeit zur Herbeiführung eines sittlichen Zustandes, der neuerliche Attentate auf die Gewissensfreiheit unmöglich macht." Von rein geistigem Kampf ist in der Gradlehre die Rede, vom Eintreten für die Menschenrechte. ,,Nicht an uns ist es, zu sühnen; Dein ist die Vergeltung, o Herr!", heißt es in einem Gebet der Ritter Kadosch der Nordlichen Jurisdiktion der Vereinigten Staaten.
Rachid, M., Bey,
gewesener türkischer Finanz- und Unterrichtsminister, * 1862, aufgenommen 1906 in der Loge ,,Macedonia risorta" in Saloniki, war Großredner und erster Großaufscher des Großorients der Türkei, ist seit 1931 dessen Großsekretär.
Rackhorst, Fritz,
deutscher freimaurerischer Publizist, * 1870, t 1930, seit 1896 Augenarzt in Lennep (Westfalen), war seit 1898 Freimaurer und fast zwei Jahrzehnte lang Stuhlmeister der Loge ,,Theodor zum belgischen Löwen" in Düsseldorf (Bayreuther System). Die ,,Signale" des mit ihm befreundeten Findel (s. d.) wandelte er in die ,,Leuchte" um, die Jahre hindurch die einzige unabhängige und in bezug auf Aktualitat interessanteste freimaurerische Zeitung in Deutschland war. Nach dem Weltkrieg bemühte sich R. in seinem Blatt leidenschaftlich am maurerischen Brückenbau, stieß auf Widerstand, verließ seine Bauhutte, dann auch die Loge ,,Plato" in Wiesbaden, der er sich angeschlossen hatte, um schließlich bei der Wiener ,,Labor" Asyl zu finden. R., eine sehr eigenartige und eigenwillige Persönlichkeit, ist eine der markantesten Erscheinungen der deutschen Freimaurerei. Sein ehrlicher Wille, die durch den Weltkrieg zerrissenen Verbindungen zur Französischen Freimaurerei wiederherzestellen, hat ihm viel Feindschaft eingetragen, seine Absichten sind mißverstanden und mißdeutet worden. Bedeutend war auch seine Tätigkeit für den Alumnatverein (s. d.).
Racknitz Josef Friedrich,
Freiherr v., kurfürstlich sachsischer Hofmarschall, * 1745, t 1818, bedeutender Forderer von Kunst und ter Stahlmeister der Loge ,Zu den drei Schwertern" in Dresden, führte diese, von Moßdorf (s. d.) unterstützt, aus dem Hochgradchaos der Verirrungszeit zur englischen Lehrart zurück, war seit 1811 Erster Landes-Großmeister der Landes-Großloge von Sachsen.
Radcliffe, Charles,
s. Derwentwater.
Radiation
(frz.), Streichung, Ausschluß.
Radziwillowitsch, Rafael,
Universitätsproprofessor (Medizin) in Wilna, nach dem Weltkrieg erster Großmeister der polnischen Großloge ,,Vereinigte Polen" (1920), wurde in einer Französischen Loge aufgenommen, gründete 1906 die (geheime) polnische Loge ,,Befreiung" in Warschau (Grand Orient de France) .
Ragon, Jean-Baptiste Marie,
Französischer Staatsbeamter, * 1781, t 1862, freimaurerischer Wissenschaftler und Schriftsteller 1820—1822 in Amerika, Erfinder, bedeutender Kenner von freimaurerischen Systemen und Graden, deren er mehr als 1500 registrierte, 1803 in Brügge in die Loge ,,La Reunion des Amis du Nord" aufgenommen, 1816 Gründer und erster Stuhlmeister der durch geistige Leistungen hervorragenden Pariser Loge ,,Les Trinosophes", schrieb viele freimaurerische Bücher. Von diesen sind besonders erwahnenswert die 16 Hefte verschiedener freimaurerischer Rituale, mit scharfer Kritik an einer ganzen Reihe von Hochgraden, der ,,Cours Interpretatif et Philosophique des Initiations anciennes et modernes", ,,La Messe dans ses rapports avec les mysterez anciens", ,,L'Orthodoxie maconnique suivie de la Maconnerie occulte et de l'initiation hermetique", ,,Tuileur general, ou Manuel de l'initie". 1818/19 arbeitete R. an der Zeitschrift ,,Hermes, ou Archives maconniques" mit. Er übersetzte auch die ,,Crata Repoa" (s. d.) ins Französische.
Ragotzky, Karl August,
Superintendant t 1823, Meister vom Stuhl der Zinnendorfschen Loge ,,Zur goldenen Krone" in Stendal, wo er als Prediger wirkte. Er unterzog die deutsche Freimaurerei des zu Ende gehenden Jahrhunderts, die damals noch voller Phantasterei war, in mehreren Schriften einer freimütigen und umfassenden (und in der Folge fruchtbringenden) Kritik, erörterte alle wichtigen Fragen des Bundes, die Erziehung der Neophyten, die Symbolik, den Zweck der Arbeit, veröffentlichte in seinem ,,Der Freidenker in der Maurerei" (1793) oder ,,Freimüthige Briefe über wichtige Gegenstände in der Maurerei" die Ordensfabel des Schwedischen Systems, die er als Phantasie und Traum bezeichnete. (,,Bei dieser Art Maurerei sehe ich überhaupt keinen Nutzen ein. Vielmehr kann daraus Nachteil fürs Ganze entstehen.") R. war Mitherausgeber des ,,Köthener Taschenbuches", in welchem 1798 ein Nachtrag zu dem erwähnten Werk erschien. Von seinen anderen freimaurerischen Schriften bemerkenswert u. a. ,,Franz Hell oder die Irrwege".
Rahbeck, Knud Lyne,
dänischer Theaterkritiker, Dichter und Literaturhistoriker. • 1760 t 1830, erfolgreich durch die ,,Rahbekschen Trinklieder", Verfasser von ,,Den Danske Digtkunsts Historie", wurde 1782 in der Kopenhagener Loge ,,Zorobabel zum Nordstern" aufgenommen und war auch auf freimaurerischem Gebiet schriftstellerisch tätig.
Raich, Johann Michael,
Dr., Domkapitular in Mainz, hielt 1897 auf der Anti freimaurertagung in Wien einen beachtenswerten Vortrag ,,Freimaurerische Prinzipien und Logensysteme", in dem er u. a. sagte: ,,Aüßerhalb der Logen herrscht vielfach eine übertriebene Vorstellung von dem Wissen, der Macht und dem Einfluß der Freimaurerei—hat man doch jüngst noch in allem Ernste den Krimkrieg und den Dreibund auf ihr Konto gesetzt! —Und da man den Grund dieser Machtstellung in der ursprünglichen dreigradigen englischen Freimaurerei nicht zu finden vermochte, so nahm man seine Zuflucht zu den unaufgeklärten außerordentlichen Geheimnissen der Hochgrade und zu den unbekannten Oberen, zu einem Freimaurerpapste, in dessen Hande alle Faden zusammenlaufen...
Die Macht und der Einfluß der Freimaurerei ist nicht gering. Falsch aber ist die Idee von einer Zentralleitung aller Logen der Welt, falsch ist die Idee von unbekannten Oberen und von unaufgeklärten Geheimnissen... Es ist eine reine Schimäre, von einer Zentralleitung, einem Obersten Rate, einem Freimaurerpapste zu reden, dem die ganze Logenwelt wissentlich oder unwissentlich gehörcht. Wer solches behauptet, ist auf dem Gebiete des Logenwesens nicht orientiert. Wiederholt hat man sich bemüht, eine Zentralleitung herzustellen; die hohen Zentralbeamten wurden ernannt, Befehle erlassen, aber vergebens schaute man sich nach der Weltarmee um, die dem Kommando Folge leistete. In der Zerfahrenheit des Logenwesens liegt seine Schwache, aber auch dessen Gefährlichkeit."
Rainbow, Order of the
(Orden vom Regenbogen), amerikanische Mädchenorganisation in Verbindung mit der Freimaurerei, wurde 1922 in Me Alester im Staate Oklahoma von W. M. Sexon gegründet, breitete sich dann über ganz Nordamerika aus. Die lokalen ,, Assemblies" müssen von einem Kapitel des Eastern Star oder einer Freimaurerloge oder beiden betreut werden. Aufgenommen werden 14- bis 18jährige Tochter von Freimaurern oder Eastern Star-Mitgliedern. Neben den ständigen Zusammenkünften mit Ritual dienen der Erziehung zu den Idealen des Ordens Ferienschulen (Rainbow Camp Vacation Schools). Der 0. o. R. will in seinen Mitgliedern Gemeinschaftegeist, Hingabe an das Ganze, Disziplin, Kameradschaftlichkeit wecken. Die Ordensfahne zeigt auf weißem Grund im oberen Feld einen Regenbogen mit dem Buchstaben R. In einer ganzen Reihe von Staaten bestehen ,,Grand Assemblies".
Rainsford, Charles,
englischer General, * 1728. t 1809, Kommandant von Gibraltar, Mitglied des Parlaments und der Royal Society, war Rosenkreuzer und Freimaurer, hinterließ 40 Bande Manuskripte, die sich auf Freimaurerei, Magnetismue und Alchimie beziehen und vom British Museum erworben wurden.
Raising
heißt im angelsächsischen Ritualgebrauch die Erhebung in den Meistergrad
Rakovszky, Stefan,
Wirklicher Geheimer Rat, Präsident des Obersten Ungarischen Staatsrechnungshofes, * 1847, t 1910, Abgeordneter, war von 1869—1893 Großmeister der Symbolischen Großloge von Ungarn. Im Parlament bekannte er sich schon vorher offen als Freimaurer und trat mit Entschiedenheit für den Bund ein, als seine Ernennung in die Kontrollkommission für die katholischen Fonds und Stiftungen von klerikaler Seite scharf kritisiert wurde. Nach dem Weltkrieg verbot einer seiner Sohne als Innenminister die Freimaurerei in Ungarn.
Raleigh,
Hauptstadt des Bundesstaates Nordkarolina der USA., Sitz der 1777 gegründeten Großloge dieses Staates. (Adresse: Grand Secretary, Room 502, Masonic Temple.) Von ihr wurde 1930 die erste amerikanische Forschungs loge nach dem Muster der Londoner Quatuor Coronati Lodge ins Leben gerufen.
Rameau, Le.
Französisches Wohlfahrtswerk für Kinder von Freimaurern aller Lander, die von Logen ,,adoptiert" worden sind. Die Vereinigung veranstaltete regelmäßige Beratungs stunden für Luftons, Vorträge und Vorführungen. Generalsekretär: H. Tattegrain, 3, rue Barbette, Paris.
Ramean, Jean Philippe,
berühmter Französischer Komponist Begründer der Harmonielehre, * 1682, t ;764, schrieb die Oper ,,Samson" (Text von Voltaire), war mit ,,Hippolyte et Aricie" erfolgreich, wurde von Ludwig XV. zum Kammerkomponisten ernannt, komponierte auch Klavierstücke, Chorwerke usw., bedeutender Musiktheoretiker, Verfasser von ,,Traite de l'harmonie reduite a ses principes naturels". Saint - Saens veranlaßte eine Monumental-Gesamtausgabe seiner Werke. R. war Freimaurer.
Ramifikation,
amtlicher Lieblingsausdruck Metternichs und aller Polizeiminister und Diplomaten seines Systems zur Bezeichnung eines angeblichen, über ganz Europa verzweigten antimonarchistischen, liberalen Komplotts unter Mithilfe von Freimaurern. In zahllosen Weisungen an Gesandtschaften und Polizei stellen und namentlich auch Spitzelberichten, ist immer wieder — besonders auch bei der überwachung von Freimaurern und Logen — von den Bemühungen die Rede, R. auf den Grund zu kommen. Diesem Zwecke diente auch die auf Metternichs Vorschlag in Mainz amtierende Zentraluntersuchungskommission.
Ramsay, Andreas Michael,
Bäckersohn aus Ayr in Schottland, als Erzieher in hoch adeligen Französischen Familien mit einem Französischen Orden ausgezeichnet und hier durch Chevalier, * 1686, t 1743, im Spanischen Erbfolgekrieg Offizier bei den englischen Truppen in den Niederlanden, ein Mann von vornehmster Charakterbildung, kam. von Bewunderung für den in Cambray lebenden. vom Pariser Hofe verdrängten Erzbischof Fènelon und dessen menschenfreundliche Ideen erfüllt, an dessen Sitz, wurde unter dem Einfluß des hochgesinnten Kirchenfürsten Katholik und Mitglied des Lazaristenordents, ging dann, als Fènelon starb, nach Paris, war 1724/25 in St. Germain-en-Leye Erzieher dse danals vierjährigen Prendenten Karl Eduard, des Söhnchens des vertriebenen Königs Jakob III. Wegen dieser vorübergehenden Tätigkeit wurde er alls seinem Vaterlande verbannt. Doch gaben ihm die Behorden seiner wissenschaftlichen Betätigung (er schrieb u. a. ,,Les voyages de Cyrus" und ,,La vie de Fenelon") und seinersittlichen Personlichkeitwegen einen königlichen Geleitbrief, um in Oxford zum Doktor der Rechte promovieren zu können. Anläßlich dieser Reise wurde R. in London Mitglied der Royal Society- Er war ein starker Bekenner des Freimaurertums, trachtete dieses von Leuten zu befreien, die im Trüben fischten und die Logen als Vorspann für Geschäfte benützen wollten.

l737 hielt er in Paris als Großredner der Großloge seinen beruhmten ,,Discours", der fälschlich dem Großmeister Duc d'Antin zugeschrieben wurde- Die Rede enthielt wichtige Vorschlage zur Reformierung des Französischen Freimaurertums. Er bezeichnete als die zum Eintritt in den sittlichen Orden notigen Eigenschaften ,,weise Menschenliebe" und ,,reine Sitten", erklärte, es gelte, die ,,alten Grundsatze wieder zu beleben und zu verbreiten, die, der Natur des Menschen entnommen, unsere Gesellschaft gegründet haben" und sagte dann:
,,Ünsere Vorfahren, die Kreuzfahrer, die sich aus allen Teilen der Christenheit im Heiligen Lande zasammengefunden hatten, wollten so die Menschen aller Nationen in eine einzige Brüderschaft vereinigen. Sie taten sich mit den ,,Rittern des heiligen Johannes zu Jerusalem" zusammen, die sich dann im Abendlande Freimaurer nannten- Wie sehr ist man diesen vortrefflichen Männern verpflichtet, die ohne Großen Eigennutz, selbst ohne der natürlichen Herrschaucht Gehör zu geben, eine Einrichtung ersonnen haben, deren einziger Zweck die Einigung der Geister und Herzen ist, um sie zu bessern und in der Folge eine ganz geistige Nation zu bilden, worin man, ohne daß den Pflichten Abbruch geschieht, welche die verschiedenen Staaten fordern, ein neues Volk schaffen wird, welches, aus verschiedenen Nationen zusammengesetzt, sie alle bis zu einem gewissen Punkt durch das Band der Tugend und der Wissenschaft verknüpfen wird".

In diesem ,,Discours" hat R. einen historischen Fehler begangen, indem er die Entstehung der Freimaurerei auf die Johannisritter zurückführte und daraus den Namen ,,Johannisloge" ableitete. Das hat ihm später den ungerechtfertigten Vorwurf eingetragen, daß auf ihn jene bald hernach einsetzende Zeit der freimaurerischen Hochgradverirrungen zurückzuführen sei, in der mancherorts aus der schlichten Brüderschaft ein Chaos von Ritterorden wurde. R. habe die Freimaurerei der katholischen Kirche untertan machen wollen wurde gesagt; der Wunsch habe ihn beseelt, das freimaurerische Ritual mit Bräuchen des katholischen Kults zu verquicken. Nicht nur aus relisiösen. sondern auch aus politischen Gründen, nämlich um seinem einstigen Zögling, Karl Eduard Stuart (s. d ), eine Phalanx für die Bemühungen zu schaffen, den verlorenen britischen Thron zurückzuerobern, eine jacobitische Maurerei ", im Gegensatz zur "ketzerischen" englischen, die zum Hause Hannover hielt. Die Annahme, R. sei der Erfinder der Hochgrade, ging so weit, daß in zahlreichen Schriften vom ,,System R." die Rede ist.

Die Richtigkeit dieser Erzählungen hat sich aber nie erweisen lassen, und die Forschung nimmt heute mit Recht an, daß R. nichts Neues in die Welt setzen, sondern im Gegenteil zur Einfachheit mahnen wollte. Man hat aber vielfach ganz überschen, daß in der Ramsayschen Rede andere, sehr viel wesentlichere teilweise auf den Einfluß der Lehren Fènelon s zurückgehende Stellen enthalten waren: ,,Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der Menschen sind nicht die Sprachen, die sie sprechen, die Kleider, die sie tragen, die Länder die sie bewohnen, noch die Würden, die ihnen verliehen wurden. Die Welt ist eine Große Republik, in der jede Nation eine Familie und ieder Einwohner eines ihrer kinder ist.

Wir wollen alle Menschen von aufgeklärtem Geiste und guten Sitten vereinigen... durch die erhabenen Grundsätze der Tugend, der Wissenschaft, der Religion, in welchen das Interesse der Brüderschaft zum Interesse des ganzen menschlichen Geschlechts wird, woraus alle Nationen gründliche kenntnis schöpfen und die Untertanen aller Königreiche lernen konnen sich gegenseitig zu lieben, ohne auf ihr Vaterland zu verzichten. Der Freimaurerorden wurde gestiftet, um gute Menschen, gute Bürger zu formen, Männer, die ihre Versprechungen hochhalten... Wir haben unter uns drei Arten von Brr.: Novizen oder Lehrlinge, Gesellen oder Bekenner Meister oder Vollkommene Den ersten erklärt man die sittlichen Tugen den, den zweiten die Tugenden der Heiden und den letzten die christlichen Tugenden, in der Art, daß unsere Einrichtung die ganze Philosophie der Gefühle und die ganze Theologie des Herzens in sich schließt... Der Orden verlangt von jedem von uns eine rege Arbeit, die keine Akademie leisten kaun, weil alle diese Gesellschaften nur wenige Menschen umfassen und mit ihrer Arbeit ein so ausgedehntes Werk nicht leisten können.
Die Großmeister anderer Länder vereinigen alle dem Bunde angehörenden Weisen und Künstler, um Material zu einem universellen Handbuch zu sammeln, das alle freien Künste und Wissenschaften umfassen soll. Theologie und Politik ausgenommen. Man hat ein solches Werk in England bereits begonnen. Durch Zusammenwirken unserer geeigneten Brr. könnte da in wenigen Jahren etwas Ausgezeichnetes zustande kommen. Man erklärt darin nicht nur technische Worte und ihre Ableitung, man gibt darin auch die Geschichte jeder Wissenschaft und jeder Kunst, ihre Grundlehren und die Art, darin zu arbeiten. Man wird so schließlich die Weisheit aller Nationen in einem einzigen Werk vereinigen. einer Üniversalbibliothek alles dessen, was an Gutem, Großem, Leuchtendem und Nüzlichem in Kunst und Wissenschaft existiert. Ein solches Werk wird von Jahrhundert zu Jahrhundert wachsen wird überall Nacheiferung erwecken..."

Der Erfolg dieser von R. bemerkenswerterweise im Manuskript dem Kardinal Fleury vorgelegten Rede blieb nicht aus. Sie wurde in den Logen eifrig erörtert. Schon 1741 begann Diderot das Werk, dessen erster Band 1752 erschien. Fleury aber nahm den Gedanken, die Freimaurerei zu patronisieren, um so die Befriedung Europas zu fördern und dadurch ebensoviel Ruhm zu ernten wie Richelieu durch die Gründung der Akademie, wenig freundlich auf.
Randolph.
1. Peyton, Mackey.
Kronanwalt von Virginien, * 1721, t 1775, Freund Washingtons, 1774 Erster Präsident des Kontinentalkongresses der ,,Baumeister der Nation", einer der Unterzeichner der Ünabhängigkeitserklarung, erhielt 1773 vom Großmeister der Großloge von England, Lord Petre, das Patent, das ihn als Meister vom Stuhl einer Loge in Williamsburgh (Virginien) und damit zugleich diese einsetzte, und wurde dann Provinzial-Großmeister von Virbinien. 2. Edmund Jennings, Gouverneur von Virginien, Neffe von Peyton, * 1753, t 1813, Adjutant von Washington, Vertreter Virginiens beim Ersten Kontinentalkongres usw., trat für Zentralisation ein, nahm gegen den Sklavenhandel Stellung, 1789 Generalstaatsanwalt 1794 Staatssekretär der Vereinigten Staaten, 1794 Minister, war 1786—1788 Großmeister von Virginien.
Raoul, Louis Vincent,
Universitätsprofessor in Gent und Brussel, * 1770, t 1848, Mitglied der Königlichen Akademie von Belgien, schrieb Komödien und übersetzte Juvenal und Horaz ins Französische, war Freimaurer.
Rapin-Thoyras, Paul de,
französischer protestantischer Schriftsteller, der sich nach dem Widerruf des Edikts von Nantes in Holland niederließ und u. a. eine Geschichte Englands veröffentlichte, schrieb ein Buch: ,,Von der Ankunft und dem Wachstum einer Sekte, welche anjetzo viel Aufsehen erregt hat", in welchem er die Schöpfung der Freimaurerei Jakob II zuschrieb. In dem Konstitutionsbuch der Loge ,,Archimedes" in Altenburg 1803 wird diese 1739 in Hamburg in deutscher übersetzung erschienene Schrift analysiert.
Rapisardi, Mario,
italienischer patriotischer Dichter, * 1844, t 1912, Professor in Catania, schrieb eine dichterisch gefaßte Geschichte der Menschheit, ,,Luzifero", der die zeitgenössische Geschichte, darunter den Freiheitskämpf Italiens und den Deutsch-Französischen Krieg von 1870, beschreibt und den schließlichen Sieg der Wahrheit und Gerechtigkeit verkundet, war Freimaurer; ein Kapitel der italienischen Hochgrade trug seinen Namen.
Rapprochement Franco-allemand,
französisch deutsche Annäherung, hat die französische Freimaurerei seit langer Zeit immer wieder intensiv beschäftigt und ist nach dem Weltkrieg zu einem Schlagwort ihrer Außenarbeit geworden.
1904 brachte am Internationalen Freimaurer kongreß in Brüssel ein Delegierter der Grande Loge de France eine Resolution ein, die Welt freimaurerei möge sich intensiv mit diesem Problem befassen. Von 1907 bis 1914 fanden dann die in erster Linie auf einen Ausgleig der deutschen-französischen Gegensätze hinzielenden Internationalen Manifestationen (s. d.) statt. Unmittelbar nach Kriegsende wurde das R. f.-a wieder standig auf die Tagesordnung aller französischen Bauhütten gesetzt. Seit 1924 faßten die Konvente, sowohl des Grand Orient als der Grande Loge de France dringliche Beschlüsse in dieser Richtung, nachdem den Logen das Studium dieser Frage zur Pflicht gemacht worden war.
Rasin, Alois,
erster Finanzminister der Tschechoslowakischen Republik, t 1867, ermordet am 5. Janner 1923, war aktives Mitglied des tschechoslowakischen Obersten Rates des A. u. A. Schottischen Ritus. R. war schön als Student tschechischer Freiheitskämpfer. Im Omladina-Prozeß 1893 erhielt er zwei Jahre Kerker 1916 wurde er zum Tode verurteilt, 1917 begnadigt. Die tschechoslowakischen Zwanzig Kronen-Noten zeigen sein Bild neben dem des Freimaurers Gelleral Stefanik (s.d.). R. gehörte der Loge ,,28 rijen" an.
Rask, Rasmus Christian,
berühmter dänischer Sprachforscher * 1787, t 1832, bahnbrechend auf dem Gebiete der vergleichenden Philologie, wies die Verwandtschaft der alten nordischen und suddeutschen Sprachen nach, Autorität als orientalischer Sprachenforscher gab die ,,Edda" heraus, wurde auf einer seiner zahlreichen Reisen auf Ceylon in den Bund aufgenommen.
Raspail, Francois Vincent,
RASPAIL, François-Vincent

französischer Naturforscher und Politiker, * 1794 t 1878, auf den Gebieten der Chemie, Botanik Physiologie und Medizin hervorragend tätig, Verfasser zahlreicher Werke, leidenschaftlicher Republikaner, zwang 1848 die provisorische Regierung durch Entfachung einer Volksbewegung zur Ausrufung der Republik, lebte später im Exil, war nach seiner Rückkehr Mitglied der gesetzgebenden Körperschaft, dann radikaler Abgeordneter, wurde 1821 in die Loge ,,Les Amis reunis" aufgenommen, war deren Redner.