.DIE NEUZEIT
Unsere Historiker bezeichnen damit den Zeitabschnitt, der dem Mittelalter folgt.
Heute gilt uns diese Epoche kaum noch als "neuere Zeit", auch wenn in ihr der Same zu all dem gelegt wird, was unser "Heute" ausmacht: Freiheit des Denkens und der Selbstfindung, zaghafte Versuche der Mitbestimmung, aber auch rücksichtslose Ausbeutung des Schwacheren .
Es bleibt jedem anheim gestellt, sich für den Beginn der Neuzeit ein passendes Datum auszuwählen.
Hierfür stellen uns unsere Historiker neben vielen anderen eine Reihe von Ereignissen zur Auswahl wie: 1440 die Erfindung des Büchdruckes (mit beweglichen Lettern) durch Johannes Gutenberg, 1492 die Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus oder 1517 den beginn der Reformation.
Aus geistiger sicht ist die Neuzeit jedoch das Ergebnis eines Denkprozesses, den bereits Jahrhunderte vorher eine Reihe von Wegbereitern einleiteten und deren Erkenntnisse mithelfen, das neue Weltbild zu prägen.
Wie bei allen Vorkämpfern passen ihre Erkenntnisse nicht in das allgemein akzeptierte Weltbild ihrer Zeit und sie können deshalb von den "geistigen Autoritaten" nicht akzeptiert werden.
Deshalb muß auch ein Großteil von ihnen die allzu freigiebige bekanntgabe ihres Wissens mit dem Leben bezahlen, wie uns dies der vorausgehende Abschnitt vor Augen führte.
Mit einigen von ihnen scheint das schicksal jedoch Mitleid zu haben: sie erblicken in einer Zeit oder an einem Ort das Licht der Welt, wo die Verürteilung Andersdenkender nicht mehr ganz so einfach ausgesprochen werden kann, obwohl die Kirche noch über Jahrhunderte hinweg mit aller Harte gegen jede "Einmischung in ihre Lehre" vorgehen sollte.
Alle Historiker sind sich darin einig, daß die Ausbreitung der gesellschaftlichen Veranderungen im ausgehenden 14. Jahrhundert auf der Grundlage des neuzeitlichen Weltbildes vor allem die Erfindungen und das Werk Gutenbergs ermöglichen
Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg (1397 - 14G8), wird auf dem elterlichen Gutenberg-Hof der Mainzer Patrizierfamilie Gensfleisch geboren, nach dem er sich später benennt.
In den Jahren 1452 bis 1455 druckt er "seine" berühmt gewordene zweiundvierzigzeilige lateinische Bibel in Mainz und gießt dafür bewegliche Lettern, die er zusammensetzt.
Damit muß er als Erfinder der beweglichen Lettern und erster Drucker größerer buchauflagen gelten.
Technisch gesehen besteht Gutenbergs bahnbrechende Leistung darin, einzelne Lettern, also Normteile, in unbegrenzter Menge produzieren zu können.
Dazu erfindet und realisiert er ein Handgießinstrument mit einem in der Breite variablen Gießkanal und die Technik von Patrizen und Matrizen.
Seine Erfindungen gehen aber noch wesentlich weiter: Er entwickelt die chemische Zusammensetzung der für den Guß notwendigen Legierung von Blei, Antimon, Wismuth und Zinn und überdenkt die Konstruktion der Setzkasten, indem er die unterschiedlichen Bewegungs- und Greifmethoden der arbeitenden Hand sorgsam analysiert und die Lettern nach ihrer bedeutung und benutzungshäufigkeit im setzkasten anordnet.
Sie werden in dieser Form bis in unsere Tage verwendet und erst im Elektronik-Zeitalter von den rechnergestutzten Arbeitsplatzen ersetzt.
Es wurde hier zu weit führen, auf alle Erfindungen Gutenbergs einzugehen, die auch Papier und Druckfarbe beinhalten; bis heute bleibt die Intensität seiner Druckerschwarze unerreicht! Für weitergehende Erkundungen verweise ich den interessierten Leser an das Gutenberg-Museum in Mainz und auf die in diesem Buch angegebene Literatur.
So universell und weitsehend der Erfindergeist Gutenbergs auch immer sein mag, selbst sein Genius wird die weitgreifenden Folgen seiner Erfindungen auf alle unsere Lebensbereiche wohl kaum abgesehen haben.
Wenden wir uns einem weiteren Universalgenie dieser so aufregenden übergangszeit zu, dessen mathematische Tabellen und astronomische Arbeiten erst die Voraussetzungen schaffen, Entdeckungsreisen zu fernen Kontinenten zu unternehmen Es ist Johannes Regiomontanus (1436 - 1476), der mit seinem Werk den Entwicklungsprozeß Europas wesentlich beschleunigen hilft.
Den lateinisierten Namen seiner Geburtsstadt in Franken verleiht ihm Melanchthon 1531.
In die Konigsberger Kirchenbucher wird er noch unter dem schlichten Namen Johannes Muller eingetragen.
Das Schicksal meint es gut mit ihm und hat ihn ins "rechte Zeitalter geboren! Ohne die von Johannes Gutenberg geschaffenen Voraussetzungen wurde sein Werk wohl kaum die große Verbreitung finden können, die ihn zum bedeutendsten Mathematiker und Astronomen des 15. Jahrhunderts stempeln. .
Abb 23: Regiomontanus
Schon während seines studiums an der 1409 gegründeten Leipziger Universität macht der Jünge Königsberger aufsich aufmerksam: Als 1448 bei Gutenberg der erste gedruckte Kalender erscheint, unterzieht ihn der Zwölfiahrige einer Nachprufung und fertigt noch im gleichen Jahr - in seiner noch kindlichen schrift - ein wesentlich genaueres astronomisches Jahrbuch an.
Es kann heute noch in der Wiener Nationalbibliothek betrachtet werden.
An der Wiener "Rudolfina setzt er dann als "Johannes Molitoris de Künigsperg sein studium fort und erstellt nebenbei (bereits als Fünfzehnjahriger!) die Horoskope für das kaiserliche Paar, führt beobachtungsreihen der Planeten- und Kometenbahnen durch und verfaßt mathematische schriften.
Erst in seinem einundzwanzigsten Lebensjahr darf er sich gemäß der rudolfinischen Prufungsordnung der Magisterprufung unterziehen und nachher selbst Vorlesungen halten.
In diesen Jahren entwickelt sich ein enger Kontakt zu Magister Peuerbach, dessen naturwissenschaftliche Vorlesungen er neben denen der lateinischen Klassiker besucht.
In dieser Zeit entstehen die gemeinsam mit ihm verfaßten mathematischen Traktate, darunter das WIENER RECHENBUCH.
Es beeindruckt den Jüngen Regiomontanus tief, mit welcher selbstlosigkeit ihm dieser ihm so wohlgesonnene Magister den kaiserlichen Auftrag abtritt.
Das humanistische Gedankengut bringt 1443 Aeneas Silvius Piccolomini (1405 - 1464), den späteren Papst Pius II. an den kaiserlichen Hof nach Wien.
In seinen Vortragen an der Rudolfina ruft er dazu auf, "das erstarrte mittelalterliche Denken anhand der besten antiken schriften zu erneuern .
Neben dieser hochrangigen Bekanntschaft in Wien wird eine weitere Regiomontanus Leben tiefgreifend verandern, namlich die des griechischen Erzbischofs von Nicaa und Abt von Trapezunt, Bessarion.
Der byzantinische Kaiser Joannes VIII. Palaiologos hat diesen namlich zur Führung der Verhandlungen zwischen Byzanz und Rom eingesetzt mit dem Ziel, ein bundnis mit Rom gegen die Türken zu schließen.
Auf dem Unionskonzil in Ferrara und Florenz 1438 ist es zum großen Teil seinem Verhandlungsgeschick zu verdanken, daß sich die beiden entfremdeten Kirchen wenigstens kurzfristig wieder vereinen.
Daraufhin ladt ihn Papst Eugen IV. ein, die einigenden bestrebungen auch an der Kurie in Rom zu vertreten.
In dieser Eigenschaft ernennt er ihn später zum Kardinal der römischen Kurie.
Mit der Absicht, den deutschen Kaiser für einen Krieg gegen die Türken zu gewinnen, reist Bessarion im päpstlichen Auftrag 1460 nach Wien.
Nicht nur um seine Wartezeit zu verkürzen knüpft er dabei Verbindungen zur Universität; es gibt vielmehr auch ein persönliches Interesse: Einer seiner Landsleute, Georg von Trapezunt, hatte fruher schon, auf Wunsch von Papst Nikolaus V., die übersetzung der griechischen Fassung des ptolemaischen ALMAGEST verfaßt und mit Erlauterungen versehen.
Doch aufgrund seiner luckenhaft astronomischen Kenntnisse ließen übersetzung und Erlauterungen viel zu wüschen übrig.
Als nun Bessarion an der Rudolfina die Magister Peuerbach und Regiomontanus kennenlernt, ist er guten Mutes, mit ihnen die Astronomen humanistischer bildung gefunden zu haben, denen er eine überarbeitung der Werke Trapezunts anvertrauen kann.
Zunachst tragt er deshalb Peuerbach an, ihn nach Italien zu begleiten.
Peuerbach laßt sich auch für diese Idee begeistern und beginnt sofort mit der überarbeitung der ersten bucher.
Jedoch macht sein plötzlicherTod, 1461, diese Plane zunichte.
Vorsorglich hat Peuerbach aber schon seinen Freund Regiomontanus als Mitarbeiter vorgeschlagen.
Noch im gleichen Jahr reist Regiomontanus dem Kardinal nach Rom nach, wo er die Arbeit seines Freundes fortsetzt und mit großer Gewissenhäftigkeit die überarbeitung der restlichen Bucher des ALMAGEST übernimmt.
Dabei fallt ihm auf, daß sich Ptolemaus in manchen berechnungen wohl geirrt haben muß.
Regiomontanus' Anmerkungen beweisen hierbei neben seiner hohen fachlichen Kompetenz auch seine Diplomatie, mit der er zu der bis dahin unantastbaren Autorität Ptolemaus stellung bezieht.
Fortan werden dessen Lehren von den Wissenschaftlern nicht mehr unangefochten akzeptiert.
Dies gibt mit großer Wahrscheinlichkeit auch Kopernikus Anstoß zu seinen Studien, als er noch während seines Italienaufenthaltes die EPYTOMA JOANIS DE MONTE REGIO IN ALMAGESTI PTOLEMEI in der Druckausgabe von 1496 erwirbt.
Die Freundschaft zu seinem Dienstherrn pragt den Lebensabschnitt des Regiomontanus aber nicht nur in Rom, sondern auch später als dessen begleiter in Venedig.
1461 nehmen die Türken Konstantinopel ein; zwei Jahre später wird Bessarion - im Exil - zum Patriarchen von Konstantinopel ernannt.
In Venedig mussen beide Freunde 1464 hilflos zusehen, wie sich nach bekanntwerden des Todes von Päpst Pius II. (Piccolomini) das Kreuzfahrerheer, das die Türken aus Konstantinopel vertreiben sollte, wieder auflöst.
Der Kreuzzug, ein persönliches Anliegen dieses Päpstes, steht in enger bezichung zu seinem wohl einzigartigen Versuch zuvor, den großen Türkischen Eroberer Sultan Mohammed II. zum Christentum zu bekehren.
Der Päpst wollte sich sogar selbst an die spitze der Truppen stellen.
Doch mit seinem plötzlichen Tod endet dieser Kriegszug, noch bevor er begonnen hat ...
Eine umfangreiche Würdigung Bessarions als Mittler zwischen griechischer Orthodoxie und katholischer Kirche, als Humanist und Kirchenfürst, wurde indes den Rahmen dieses buches sprengen.
Es mag uns auch nicht verwundern zu hören, daß bald nach Antritt des Nachfolgepäpstes, Paul II., Bessarion als zu mächtig empfunden und im römischen Kardinalskollegium zunehmend isoliert wird.
Aber zurück zu Regiomontanus.
Nach Abschluß seiner Arbeiten und Empfang hoher Ehren, zum Teil mit Pfrunden verbunden, verläßt er 1465 Italien, um Aufgaben in Ungarn zu übernehmen.
Er will sich keineswegß einmal von der Nachwelt nachsagen lassen, "wir hatten unser Leben in müßigem Nichtstun verbracht".
1467 vollendet er auf der alten ungarischen Königsburg Gran in Preßburg seine TABULA DIRECTIONUM, mit deren Hilfe man Sonnenhöhenmessungen für Positionsbestimmungen erarbeiten kann.
1471 kehrt Regiomontanus nach Deutschland zurück und laßt sich in der freien Reichsstadt Nurnberg nieder.
Hier kann er sich vollends der Verbesserung seiner astronomischen Instrumente widmen.
Dabei stehen ihm hervorragende Nurnberger Mechaniker zur ßeite, um Kompasse und Himmelsgloben, Astrarien, Astrolabien und Jakobstabe anzufertigen.
Der Jakobstab wurde ursprünglich von dem judischen Astronomen Levi ben Gerson (1288 - 1344) aus der Provence entwickelt.
Mit seinen sechs rechteckigen Platten, zwei davon verschiebbars diente er der Messung von Höhen und Entfernungen.
Regiomontanus vereinfachre seine Konstruktion durch nur einen verschiebbaren Querstab.
Dieser später von den Portugiesen als "Balestilha" bezeichnete "Gradstock" konnte dadurch auch freihand und auch auf einem schwankenden Schiff bedient werden.
Einer seiner Mitarbeiter ist auch ßernhard Walter, dessen Haus an das Grundstuck der Patrizierfamilie Behaim angrenzt.
Martin Behaim (1459 - 1507) steht gerade erst in seinem zwölften Lebensjahre, als Regiomontanus nach Nurnberg kommt.
Eigentlich soll er, der Familientradition folgend, Kaufmann werden.
Doch ihn interessiert weit mehr, was im Nachbarhaus vor sich geht.
1474 erscheinen die Ephemeriden des Regiomontanus in einer Veröffentlichung, die alle bisherigen astronomischen Tabellen an Genauigkeit weit übertreffen.
Seine Nurnberger Wirkungsstatte wird so zur schule für den Jüngen Martin, und der Meister nimmt sich des wißbegierigen Knaben an, der ihn vielleicht an seine eigene Kindheit erinnert.
Er gibt ihm das Rustzeug mit, das ihn einmal zu dem weltbekannten Kosmographen und Seefahrer werden laßt: 1492/93 soll es Behaim gelingen, mit diesen Kenntnissen seinen berühmten "Erdapfel" anzufertigen, den ersten Globus in Kugelform.
Zuvor muß sich Behaim jedoch erst noch als Kaufmann bewähren.
Als Regiomontanus im Spätsommer 1475 zur Kalenderreform nach Rom berufen wird, verlaßt auch Behaim wenig später Nurnberg, um seine kaufmannische Lehre als Tuchhandler in Flandern anzutreten.
Sie sollre auch die lerzte Reise Regiomontanus' werden.
Er verstarb 1476 in Rom an einer ungeklarren Todesursache und man begrub ihn auf dem "Gottesacker der Deutschen".
Selbst Giftmord wurde ins Gesprach gebracht.
Ohne den Königsberger Meister konnte die Kalenderreform aber nicht weitergeführt werden, so daß die Reform des Julianischen Kalenders erst hundert Jahre später wieder in Angriff genommen wird.
Bernhard Walter kann den wertvollen Nachlaß Regiomontanus' erwerben und dessen astronomische beobachtungsergebnisse durch eigene Forschungen ergänzen, die er dreißig Jahre lang weiterführt.
Auf sie greifen später Tycho Brahe und Johannes Kepler zurück.
Nach Walrers Tod beginnt der Ausverkauf seines Vermögens.
Regiomontanus' einmalige Bibliothek wird in alle Welt zerstreut . . .
Nach ihrem Abschluß übt er den erlernten beruf als kaufmannischer Agent in Antwerpen aus, von wo aus er 1484 nach Lissabon umsiedelt.
Als Handelsagent aus Flandern erhalt Behaim auch Zugang zum portugiesischen Königshof und kann die sympathie von König Joao II. gewinnen.
Wie dessen Vorganger, Heinrich der Beefahrer (1394 - 1460), so strebt auch Joao die Vormachtstellung Portugals auf den Weltmeeren an und fördert deshalb die Entdeckungsfahrten der Lusiaden .
Die seeleute klagen aber immer wieder über Mangel an den Meßinstrumenten.
So können genaue Ortsbestimmungen nur auf festem Boden durchgeführt werden.
Martin Behaim entdeckt die "Marktlucke" und bringt seine Heimatstadt und seinen Lehrmeister "Joao Monte Regio" ins Gesprach.
Um Lösungen für eine bessere Navigation zu suchen, erhalt Martin Behaim 1484 seine Berufung als Mitglied in die "Junta dos Mathematicos".
Diese Aufgabe verhilft ihm auch zu einigen Reisen in seine Vaterstadt.
Seine Vermittlung muß für die Portugiesen sehr erfolgreich gewesen sein, denn 1485 wird Martin Behaim "wegen seiner Verdienste um Portugal" zum Ritter geschlagen.
Damit sind wir schon im Zeitalter der Entdeckungsfahrten angelangt.
Vorher soll jedoch auf die Astronomen eingegangen werden, die wie keine anderen Naturwissenschaftler das Weltbild verandern und damit die Reformation einleiten helfen.
Nachdem der Domherr Nikolaus Kopernikus (1473 - 1543) aus dem polnischen Thorn an der Universität von Krakau Mathematik und später in Bologna Astronomie, in Padua Medizin und in Ferrara Kirchenrecht studiert hat, bevor er bei seinem Onkel, dem Bischof von Ermland, die Stelle als Privatsekretar und Leibarzt antritt, gläubt er nicht mehr, daß die Erde der ruhende Pol im Universum sein könne.
Seine Aufzeichnungen über die Himmelsordnung, die er bei seinem Onkel beginnt und zwischen 1512 und 1533 im Stiftsturm von Frauenburg in Ostpreußen vollendet, gehen vielmehr davon aus, daß sich die Erde sowohl einmal im Jahr um die sonne als auch einmal am Tag um ihre eigene Achse bewege, "auch wenn dieser Gedanke absurd erscheint". .
Abb 24: Nikolaus Kopernikus
Das Ergebnis dieser überlegungen, deren Entwicklung und Darstellung mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen, führt schließlich zu einem neuen Weltbild.
Er stellt es in seinem Lebenswerk DE REVOLUTIONIBUS ORBIUM COELESTIUM LIBRI VI (Über die Umlaufe der Himmelskörper in sechs büchern) vor, das er jedoch erst zehn Jahre später zu veröffentlichen wagt.
Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits siebzig Jahre alt und nach einem schlaganfall ans bett gefesselt.
Das Werk hat er diplomatisch dem Heiligen Vater, Päpst Paul III., gewidmet und in seinem Originalmanuskript das Verdienst an dieser Vorstellung des Weltgebäudes dem griechischen Philosophen Aristarch zuerkannt, von dem schon eintausendachthundert Jahre zuvor der Mond als einziger Trabant der Erde bezeichnet worden war.
Das Verdienst des Kopernikus beruht darauf, daß et alle damals bekannten Planeten an die richtige stelle rückt, ihre Umlaufbahnen und -geschwindigkeiten bestimmt und damit das materielle bild unseres Kosmos korrigiert.
Den durch sein Werk ausgelösten streit zwischen Kirche und Wissenschaft, dem noch einige große Gelehrte der folgenden Jahrhunderte zum Opfer fallen sollten, wie sein italienischer Kollege Galileo Galilei, braucht er aber nicht mehr zu erleben .
Die hollandische Erfindung des Linsenteleskops dringt zum ersten Mal im Oktober 1608 an die Öffentlichkeit.
Der Italiener Galileo Galilei (1564 - 1642) baut es nach und erreicht damit eine zweiunddreißigfache Vergrößerung.
Zuvor hatte sich der Ingenieur aus Pisa mit hydraulischen Konstruktionen und Meßgeraten für militarische Zwecke befaßt.
Als Praktiker versteht er es, komplexe Phanomene durch einfache Versuchsanordnungen meßbar zu machen.
Mit seinem Fernrohr gelingt es ihm praktisch nachzuweisen, daß sich die Planeten um die Sonne bewegen.
Die Lehre des Ptolemaus ist damit widerlegt.
1610 veröffentlicht er seine Üntersuchungsergebnisse in der Flugschrift SIDEREUS NUNCIUS (Der Sternbote).
Die Entdeckung bewegter Flecken auf der Sonnenoberflache legen ihm sogar den Schluß nahe, daß auch die Sonne nicht stillstehe.
"Die Bibel weist den Weg zum Himmel", schreibt er einem seiner Schuler, "aber nicht den Weg, den die Himmelskörper beschreiben.
" Dieser Brief gelangt auf Umwegen in die Hande der Inquisition.