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GEHEIMNISKRÄMEREI.
GEHEIMSCHRIFT.
GEHEIMSPRACHE.
GEHORSAM
GEHRKE,
GEISENHEIMER,
GEIST.
GEISTESTREIßEIT, EINTRETEN FÜR
GEISTLICHE.
GEKRÖNTE, VIER,
GELBE JACKE,
GELLÉRI, MORITZ,
GELPKE, ERNST FRIEDRICH,
GELÜBDE,
GEMEINSCHAFTSTAGUNGEN.
GEMEINSINN
GÉMIER, FIRMIN,
GEMISCHTE FREIMAUREREI
GEMÜT.
GENDEBIEN, ALEXANDRE JOSEPH,
GENERAL ACTIVITIES,
GENERALAT,
GENERAL-GROßINSPEKTOR,
GENERAL-GROßMEISTER
GENERAL PURPOSES, BOARD OF,
Geheimniskrämerei.
Unter vollkommenem Mißverstehen der gegebenen Verhältnisse wird noch immer in einzelnen Teilen des Bundes, besonders von einzelnen führenden Persönlichkeiten eine Vorsicht geübt, die nur als G. bezeichnet werden kann, und die dem Bunde mehr Schaden als Nutzen stiftet. Hätten die Geheimniskämer recht, dann wäre jede geschichtliche Forschung in der Freimaurerei unmöglich. Ein gutes Vorbild geben hier die englischen Freimaurer, die zurzeit auch aus diesem Grunde die beste Geschichteschreibung der Freimaurerei haben. Der G. hat die Freimaurerei in früheren Jahrzehnten manches nutzlose Opfer gebracht. Hierfür sprechen die Schieksale von Krause (s. d.), Mosadorf (s. d.), Schiffmann (s. d.) und Gaedieke (s. d.).
Geheimschrift.
Seit dem Mittelalter wurde die Bentitzung von Chiffreschriften zwischen einzelnen sowohl als zwischen Gesellschaftsgruppen eine allgemeine "Manie". Der Gebrauch fand dann im in. Jahrhundert gewissermaßen als selbstverstandliche Notwendigkeit auch in die Freimaurerei Eingang. Bei dieser kam vornehmlich eine G. in Übung, die auf Grund der durch die mittelalterlichen Kabbalisten erfundene "Kabbaladerneun Kammern" (Aik Beehar) konstruiert wurde, bezw. deren Konstruktion in Gestalt von quadratischen Zeichen nachahmte.
Man schreibt bei diesem System die 27 Buchstaben des hebraischen Alphabets, eingeschlossen die fünf sogenanaten Schlußzeichen, in dreimal drei übereinanderliegende Felder; über jedem Buchstaben steht der Zahlenwert, über jedem Buchstaben ferner 1, 2, und 3 Punkte, die die Stellung der Buchstaben in der Kammer bezeichnen. Diese Kabbala der neun Kammern war bereits im Altertum in Verwendung. Aus ihr werden dann die sogenanaten Sigille der Geister abgeleitet, die im "Höllenzwang" des Dr. Faust, in den Schriften des Agrippa von Nettesheim und von da abgeleitet in den Rosenkreuzerschriften eine große Rolle spielen. Man schreibt die einzelnen Buchstaben nach dem kabbalistischen Alphabet nebeneinander, verbindet die Figuren, wobei man die Punkte fortläßt, und erhält durch Zusammenziehung den sogenannten Charakter oder das Sigillum des Geistes oder Engels, das man zur Verheimlichung seines Namens benutzt. (Genaueres über die Ableitung dieser Siegel in "Freimaurermuseum", Bd. 3.)
Aus dem Mittelalter stammt auch die ebenfalls das Vorbild der neun Kammern annehmende sogenannte Quadratehiffreschrift (auch Noachitische Schrift genannt). Z. B.
Die Summe einer Seite und aueh die Diagonalen ergeben immer 15. In diese mystischen Quadrate, in die ursprünglich die hebräischen Zeichen eingesetzt wurden, schrieb man dann lateinische Buchstaben, bis schließlich das zumeist verwendete "Freimaurerquadrat" entstand.
a b. | c d. | e f. g: |
h i. | k l. | m n. o: |
p q. | r s. | t v. z: |
In dieser Schrift geschrieben sind zahlreiche Akten und Aktenstellen; sie erscheint auch wiederholt auf Siegeln oder Zeichnungen symbolischen Charakters. Im System der Goldund Rosenkreuzer erfuhr das Chiffrewesen einen besonderen Ausbau, so daß dort jeder Grad eine besondere G. führt. Ebenso in der Schwedischen Lehrart Eekleffs, in den verschiedenen Schottischen Riten usw.
Verschieden von diesen mehr oder weniger spielerischen G. sind jene Chiffreschriften, denen nicht gewählte Zeichen, sondern ein Schlüssel wort zugrunde liegt. In dieser Chiffreschrift sind sogar auch freimaurerische Bücher gedruckt: Browne's Master Key London 1794, das auf die Schlüsselworte Browne und Keolnu aufgebaut ist, und Masonic Treatise von Finch, 1802 (s. d.), das verschiedene Schlüssel hat. Eigenartig sind auch die Chiffreschriften, die im v. Hundschen System der Strikten Observanz üblich waren. So kann man z. B. das "Heermeisterpatent" im Archiv von Deg entziffern, wahrend das diesbezügliche Dokument in Kopenhagen bis heute noch nicht dechiffriert wurde.
Auch Feßler hatte die Gewohnheit, einen Teil seiner Schriften mit Chiffren zu durchsetzen, wodurch die Lesbarkeit stark leidet. Der Schlüsel hierzu ist wiederholt verföffent licht worden, zuletzt in photographischen Nachbildungen durch Ernst Klatscher in Prag.
Die heutige Freimaurerei hat diese Chiffreschriften vollkommen aufgegeben. Nur in der amerikanischen Freimaurerei werden noch sogenanate Chiffre Books (s. d.) verwendet, trotzdem sie von den Großlogen wiederholt verboten wurden.
Geheimsprache.
Die irischen Steinmetzen gebrauchten eine eigene G., die als Bearlagair-na-Saor bezeichnet wird. Die Deutung dieses Wortes ist unsicher: Kurzsprache der Steinmetzen oder künstliche Sprache. Diese Sprache wurde aufgebaut auf invertierten Worten, oder Worten mit systematisch angehängten Vorsilben, Einfügung oder Umstellung von Buchstaben. Für England ist eine derartige G. wohl nicht nachgewiesen, immerhin besteht die Möglichkeit, daß mehrere der heute noch üblichen und in ihrer Bedeutung noeh nicht geklärten Ritualworte der Freimaurerei auf derartige Wortbildungen zurückgehen (s. A. Q. C. 1902, Seite 17).
Gehorsam
gegenüber den staatlichen Gesetzen wird bereits in Andersons ,Alten Pflichten", II. Hauptsttük, verlangt:
Ein Freimaurer ist ein friedfertiger Untertan der bürgerlichen Gewalten, wo immer er wohnet und darf sich nie in Verechwörungen und hochverraterieche Verbindungen gegen den Frieden und die Wohlfahrt des Volkes mischen, noch sich pflichtvergessen gegen die unteren Behörden betragen." In den amerikanischen Logen wird auf die Ausübung der Bürgerrechte durch die Mitglieder als einer Staatsbürgerpflicht (Wahlbeteiligung u. a.) strenge gesehen. In allen anderen Logen ist Unterwerfung unter die staatlichen Gesetze selbstverständliche Voraussetzung, wodurch natürlich eine von einzelnen Logenmitgliedern für ihre Porson auf legalem Wege angestrebte Anderung bestehender Gesetze nicht ausgeschlossen sein kann.
Den von den Gegnern behaupteten unbedingten Gehorsam gegenüber freimaurerischen unbekannten oder bekannten "Oberen" gibt es nicht. In der Strikten Observanz wurde mit dem Gedanken eines blinden "Kadavergehorsams" gespielt. Die innere Zerrizsenheit gerade diezes Systems spricht aber nicht gerade dafür, daß dieser unbedingte G. sich jemals durchzusetzen wußte. Über G. und Einordnung in der Loge s. Disziplin.
Gehrke,
Paul, Dr. phil., Bibliothekar in Berlin, 1866, 1930, Leiter des Bundesmuseuns und der Samnlungen der Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" in Berlin war ein kenatnisreicher freimaurerischer Geschichtsschreiber. 1929 erschien von ihm ein Buch "Freimaurerische Lessingstudien", das zahlreiche neue Forschungsergebnisse und auch ein Bild des bisher unbekannten, in Kopenhagen verwahrten Logenpasses Lessings enthalt (bei Stackebeil, Bertin).
Geisenheimer,
Sigmund, jüdischer Kaufmann in Frankfurt a. M., 1774, 1828, wurde in Frankreich in den Freimaurerbund aufgenommen. Da ihm der Eintritt in eine deutsche Loge ersagt war, gründete er 1808 mit Hilfe des Grand Orient de France die Loge "L'Aurore naissante" (die heute noch bestehende Loge "Zur aufgehenden Morgenröte") in Frankfurt a M-, deren erster Meister er wurde. Besonders bemühte er sich um die Emanzipation der Jüden, die zumal in Frankfurt mit der starren Abneigung der Bürgerschaft zu rechnen hatten. Auf ihn geht auch die heute noch bestehende Erziehungsanstalt "Philanthropin" zurück- Auch die Gründung des Frankfurter jüridischen Krankenhauses ist sein Werk. Sein Name wird in Frankfurt durch zahlreiche wohltatige Stiftungen lebendig erhalten.
Geist.
In der Philosophie zumeist der Inbegriff alles Gedanklichen und Ideellen, im Gegensatze zum Stofflichen und Körperlichen; Der schöpferische Intellekt eird ebenfalls als G bezeichnet. Die Freimaurerei glaubt an die Wirksamkeit und gestaltende Kraft des G. und ist in diesem Sinne Bekennerin des Spiritualismus (s. d.); sie lehnt den groben Materialismus (s. d.), der die Existenz des Geistigen leugnet, ab.
Geistestreißeit, Eintreten für
ist als grundsätzliche Aufgabe der Freimaurerei in vielen Großlogenverfassungen niedergelegt. Im allgemeinen wird der Standpunkt vertreten, daß ed nicht Sache der Organisation, sondern des einzelnen Freimaurers ist, diesen Kampf zu führen. Die Jahresversammlurg des Großostens der Niederlande im Juni 1928 diskutierte folgende Thesen: "Das Bestehen von Gefahren für die persönliche und geistige Freiheit als Folge des Auftretens gewisser kirchlicher Gruppen ist nicht mehr Mutmaßung, sondern es sprechen bereits die Tatsachen eine deutliche Sprache. Der Orden der Freimaurer ist kraft seines Zieles und Wesens verpflichtet, dieser Erscheinung ernste Aufmerksankeit zu widmen. Organisierte Tatigkeit, diesem übel zu wehren, liegt aber nicht auf dem Weg des Ordens oder der Logen als solcher. Sie ist jedoch Aufgabe der Ordensmitglieder, die individuell oder in Gruppen und in Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Profanen vorzugehen haben. Den Mitgliedern des Ordens wird empfohlen, für persönliche und geistige Freiheit in den freigesinnten Kreisen und in der Presse stets einzutreten."
Geistliche.
1. Katholische G.
2. Evangelische G.
3. Judische G.
4. Griechisch-orthodoxe G.
1. Katholische G.
Daß der katholische Klerus nicht immer geschlossen gegen die Freimaurerei stand, zeigen zahlreiche Logenlisten aus dem 18., auch noch manche aus dem frühen 19. Jahrhundert. Reinhold Taute hat in einer Schrift "Die katholische Geistlichkeit und die Freimaurerei" (3. Aug. 1908) mehr als 500 Namen teilweise sehr prominenter katholischer G. zusammengestellt, die dem Bunde angehörten, ein Verzeichnis, das seither in den verschiedensten Landern sehr wesentlich erganzt worden ist. Interessanterweise zeigen sich diese geistlichen Freimaurer, darunter höchste Wardentrager (8. Bischöfe, Erzbischöfe) die trotz der papstlichen Bullen vielfach führende Stellungen in Logen bekleideten, in besonderer Starke nach Aufhebung des Jesuitenordens (1775) in den Bauhatten. Es sind sowohl Ordens- als Weltpriester, Pfarrer, Kaplane, Äbte, Domherren, Pröpste. Einige Klöster und Abteien hatten eigene Logen (z. B. die Zisterzienserabtei in Clairvaux (s. d.). Die Loge "Zu den drei Disteln" in Mainz bestand eine Zeitlang hauptsachlich aus G., zu den Stiftern der Loge "Friedtrich zu den drei Balken" in Munster gehörten Domherren und bischöfliche Rate, in Hildesheim, Kassel, Bres1au, Gießen , Fulda und Köln waren Zierden des Klerus eifrige Freimaurer.
Die Erfurter Loge "Karl zu den drei Rädern" wurde 1783 unter Mitwirkungdes späteren Fürstprimas DaIberg (s. d.) gestiftet und nach vorübergehender Schließung _ 1803 im Peterskloster in der Wohnung des Prätaten und Abtes Placidus Muth wieder eröffnet. Die französische Loge "Charité-sur-Loire," wurde ausschließlich von Benediktinern gegründet, in die ,,Parfaite Union" in Rennes allein 1785 zwölf Geistliche aufgenommen; diese Loge unterstützte in nicht geringem Umfang kirchliche Werke, Die Bauhutte in Condon verwallrt, wie Gaston Martin mitteilt, den Brief eines jungen Br., der den Dank dafür ausspricht, daß die Mitglieder ihm die geistlichen Gewänder anschafften, die er für seine erste .Messe benötigte.
Auch in den rneisten anderen Ländeln lassen sich zahlreiche .ähnliche Beispiele anführen. Geistliche Mitglieder hatten fast alle rheinischen Logen, ferner Hannover, .München, Paderborn, Posen, die Bauhutten in Osterreich und Ungarn. In Wien verzeichnete die Loge "Zur Beständigkeit" ir ihren Mitgliederlisten zwei k k. Hofprediger, den Rektor eines Priesterseminars, zwei Domherren; der Loge "Zur gekrönten Hoffnung" gehörten dreizehn G. an, den Budapester Logen ,,Zur Großmut" und "Zu den sieben Sternen" ein Bischof, vier Mönche, ein Weltgeistlicher, mehrere Pfarrer. Ebenso lagen die Dinge in Prag, Brünn, Graz, Innsbruck, Linz, Agram usw. Auch in der Schweiz, in Belgien, in Frankreich, selbst in Italien, Spanien Portugal und Sudamerika fand die Freimaurerei stets zahlreiche Anhänger unter dem Klerus.
Von den katholischen Priestern, die Taute namentlich anführt, seien folgende genannt: Johann Baptist Albertini, Rektor des Generalseminars für Bildung und Erziehung des tirolischen Klerus; .Johann Baptist Graf Anersperg, Fürstbischof von Passau; Fürstbischof Boviere von Lüttich, Dominikus von Brentano, Hofkaplan und geistlicher Rat des Fürstabtes Honorius zu Kempten; Johann Michael Brigido von Breswitz, Fürstbischof von Laibach; Abbé Cordior de St. Firmin, Paris, der Voltaire in seine Loge einführte; Gottlob Amandus Freiherr von Dalberg, Geheimrat des Fürstbischofs von Speyer; Johann Friedrich Hugo Freiherr von Dalberg, Domkapitular zu Trier, Worms und Speyer; Karl Theodor Anton Maria Reichsfreiherr von Dalberg, letzter Kurfürst von Mainz und Kurerzkanzler, später Fürstprimas des Rheinischen Bundes und Großherzog von Frankfurt; der Jesuit Lorenz Loopold Hasehka, Professor der Ästhetik am Wiener Therosianum, Dichter der von Haydn komponierten Österreichischen Volkshymne, der dann später allerdings zum heftigen Gegner würde;
Urban Hauer, Abt des beruhmten Benediktinerstiftes Melk in Niederösterreich, der fast alle Mönche seiner Abtei dem Bunde zufuhrte und auf seinem Sterbebette anordnete, man solle ihn mit Schurz und Kelle, zugedeckt mit dem geistlichen Habit, in den Sarg legen und sodann den Sarg mit dem Meisterhammer zunageln ! Johann Josef Klampt, Kanonikus und Dompfarrer in Glogau; Abbé Franz Liszt, der große Komponist; Erzbischof Podowski von Gnesen, Nikodem Pucyna, Fürstbischof von Wilna, Louis Renée Edouard Prinz von Rohan, Kardinal-Fürsterzbischof von Straßburg; Maximilian Verhovac, Erzbischof von Agram, dessen Bild noch heute in der seinen Namen tragenden Loge hängt; Franz Karl Graf von Wellbrück, Fürstbischof von Lüttich. Noch in den dreißigerJahren des 19. Jahrhunderts war ein katholischer Pfarrer am Niederrhein Meister vom Stuhl einer Loge.
Auf der anderen Seite stellte der Klerus naturgemaß die energischesten und fanatischesten Kämpfer gegen den Freimaurerbund; das militante Antifreimaurertum des Katholizismus steht bis auf den heutigen Tag immer unter geistlicher Führung.
2. Evangelische G.
Der Anteil der protestantischen Geistlichkeit an der Freimaurer arbeit iet teilweise sehr rege. Namentlich in den angelsächsischen Ländern, wo die Ämter des Großkaplans und des Logenkaplans (Grand Chaplain, Chaplain) nach Möglichkeit mit Brr. geistlichen Standes besetzt werden und ein großer Teil der Erzbischöfe und Bischöfe der anglikanischen Kirche hohe freimaurerische Würden bekleidet. In der Großloge von "Alabama" sind unter 53.000 Mitgliedern 1550 G. verschiedener protestantischer Kirchen. Auch in Deutschland, Holland und anderen kontinentalen Landern ist der Anteil evangelischer G. am freimaurerischen Wirken erfolgreich, nicht selten findet man Pfarrer als Großmeister oder Trager anderer bedeutender Funktionen. Gelegentlich vertreten sie den humanitaren Gedanken in besonders liberalem Sinn (in der unmittelbaren Gegenwart z. B. die publizistisch hervortretenden Deutschen Schenkel und Kaiser und der Hollander Junod); ein protestantischer französischer Pastor, Desmons, war es, der den Grand Orient de France vor allem dazu bewog, das Symbol des A. B. a. W., als seiner Auffassung von unbedingter Gewissensfreiheit widersprechend, fallen zu lassen. Die evangelische Orthodoxie freilich betrachtete die Freimaurerei immer mit etwas scheelen Blieken (s. Hengstenberg, Möller). Es hat letzterer daher auch in deren Reihen nicht an grimmigen Gegnern gefehlt.
In den letzten Jahren ist diese Feindschaft in Deutschland sogar noch wesentlich verstarkt worden. Völkisch eingestellte G. machen, teil weise unter dem Einfluß Ludendorffs, der auch die protestantischen Pfarrer, die Logen angehören, als "künstliche Juden" bezeichnet sehr heftig Front gegen die Königliche Kunst, der Landesbischof von Mecklenburg verlangte von seinen Pfarrern, die Freimaurer sind, Lossagung vom Bunde, wogegen seitens einer Reihe von G. scharfste Verwahrung eingelegt wurde .
3. Judische G.
Die judische Orthodoxie lehnt die Freimaurerei aus den gleichen Erwägungen ab wie die katholische Kirche, d. h., sie behauptet Gefährdung dor Glaubensreinheit. Aus den freieren Richtungen des Judentums gehören dagegen, besonders auch in Amerika, Rabbiner dem Bunde an.
4. Griechisch-orthodoxe G.
Zahlreiche Priester und Bischöfe, auch mehrere Patriarchen gehörten, bezw. gehören dem Bunde an. So der griechische Nationalheld Erzbischof Germanos (s. d.) von Patras, der 1820 den griechischen Freiheitskampf vorbereitete und dann der provisorischen Regierung angehörte, und in der Gegenwart der Patriarch von Alexandrien, Meletius, der frühere ökumenische Patriarch von Konstantinopel.
Gekrönte, Vier,
s. Quatuor Coronati.
Gelbe Jacke,
s. Bekleidung des Meisters.
Gelléri, Moritz,
Direktor des ungarischen Industrievereinss volkswirschaftlicher Publizist, 18S4, l915, war der langjahrige Schriftleiter der Blatter der Symbolischen Großloge von Ungarn. Ein Sammelband "25 Jahre im Dienste der Königlichen Kunst" enthielt eine Fülle bemerkenswerter Aufsatze.
Gelpke, Ernst Friedrich,
Professor der Theologie in Bern, 1807 (Sachsen), 1871, Vorfasser einer wichtigen Kirchengeschichte der Schweiz, war 1862-1868 Großmeister der schweizerischen Großloge "Alpina".
Gelübde,
s. Eid.
Gemeinschaftstagungen.
Zusammenkünfte zwischen Freimaurern der verschiedenen deutschen Systeme zum Zweeke der freien Aussprache über Fragen, die von Interesse für die gesamte deutsche Freimaurerei sind, finden jeweils im Anschlusse an die Jahresversammlungen des Vereines deutscher Freimaurer statt. Die erste dieser Tagungen fand, vom Arbeitsausschuß des deutschen Großlogenbundes einberufen, im November 1920 in Nurnberg statt. "Freimaurerei und Deutschtum", Freimaurerei und Sozialismus"- "Freimaurerei und Religion" waren die damals behandelten Fragen. Auch die Großloge"Lessing zu den drei Ringen" fur die Tschechoslowakische Republik, organisiert seit 1931 G. Ebenso die Großloge von Sachsen in ihrem Erholungsheim in Rehefeldt. In Amerika werden derartige Tagungen als Zusammenkünfte der Großbeamten. z. B. der Großschriftführer, veranstaltet, z. B. Masonic Conference in Cedar Rapids, Iowa 1918.
Gemeinsinn
bedeutet in der Ethik Sinn für das Gemeinschaftswesen, an das der einzelne sich uneigennützig hinzugeben hat. Der G. ist die seelische Grundlage des über das Du hinausreichenden Altruismus und unerläßliche charaktermäßige Voraussetzung zur Erfüllung der obersten sittlichen Forderungen der Freimaurerei durch den Logenbruder, mit denen die strengste, pflichtgemäßeste Befolgung der vaterländischen Gesetze verknüpft wird.
Gémier, Firmin,
berühmter französischer fheaterdirektor, Regisseur, Schauspieler, o 1865, Leiter des staatlichen Théatre de l'Odéon in Paris, Vorkampfer für die Schaffung einer ubernationalen Theaterorganisation, Gründer des Théatre National Populaire", ist Mitglied der Pariser Loge "Ernest Renan".
Gemischte Freimaurerei
(frz. Maçonnerie mixte, engl. Co-Masonry) s. Adoptionsmaurerei, Droit humain, Frauen.
Gemüt.
Als Zweck der freimaurerischen Arbeit wird in deutschen Ritualen bezeichnet:
"den Verstand zu erhellen und das Herz für alles Schöne und Edle zu erwärmen". Die Arbeit wendet sich also in gleicher Weise an den Verstaud wie an die Empfänglichkeit des G Auch die gefühlsmaßige Seite des Seelen lebens soll anklingen. Trotzdem es sich also hier um zwei entgegengesetzte Eigenschaften des menschlichen Wesens handelt, nach Goethe: Gemüt und Scharfsinn, schafft die freimaurerische Arbeit einheitliche Leistung, indem sie das Denken durch Beanspruchung des Gefühls in die richtigen Bahnen lenken will und das Gefühl unter die Kontrolle des Denkens und Vorstellens stellt.
Gendebien, Alexandre Joseph,
belgischer Staatsmann, 1789, 1869, Mitglied der provisorischen Regierung von 1830 und des Nationalkongresses von 1831, war Mitglied der Loge "Les Amis Philantropes" in Brüssel
General Activities,
Board of, s. Board of G. A.
Generalat,
angebliche oberste Leitung der Gold- und Rosenkreuzer, nach dem "Hauptplan" von 1777, aus 7 Magi gebildet, deren oberster der maius majorum war, und dessen "drei jüngste Mitglieder das erste Triumvirat" ausmachten. Ob das G. wirklich bestanden hat liegt im Dunkel.
General-Großinspektor,
souveräner, der oberste, XXXIII. Grad des A. u. A. Schottischen Ritus. Die Trager dieses Grades werden dem Orden mit einem goldenen Ring vermählt.
General-Großmeister
(96°), engl. Grand Master General, Titel des Chefs eines Souveranen Sanktuariums des Memphisritus (s. d.).
General Purposes, Board of,
s. Board of G. P.