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Inhoud:
AFRIKANISCHE BAUHERREN,
AGAPE,
AGAPE FRATERNELLE
AGENDA PAPER,
AGENTS PROVOCATEURS,
AGNOSTIZISMUS,
AGNUS DEI,
AGOSTON, PETER,
AGRAM,
AGUADÉ, DR.,
AGAINALDO, EMIIIO,
ÄGYPTEN.
ÄGYPTISCHE FREIMAUREREI
ÄGYPTISCHE MYSTERIEN.
ÄGYPTISCHER RITUS,
AHIMAN REZON

Afrikanische Bauherren,
freimaurerisches System aus den siebziger Jahren des 18. Jahrhundorts- Geistiges Haupt, mutmaßlicher Gründer und zugleich letzter Großmeister war Kriegsrat Carl Friedrich Köppen (s.d.), ein scharfer Gegner der Strikten Observanz. Das System stutzte sich vor allem auf die Berliner Loge "Zu den drei Hämmern", die dann nach dem inneren Zerfall der Lehrart zur Großen Landesloge überging.
Man nannte sie die "Koppensche, sogenannte afrikanische Loge". Das System basierte auf einer phantastischen legende. Das "Crata Repoa" genannte Konstitutionsbuch nannte den biblischen Ham als ersten Großmeister der A. B.; er sei nach Ägypten ausgewandert, habe dort den Namen Menes, dad heißt König erhalten und eine Gesetzesommission, "Crata Repoa", geschaffen. Die jüdischen Essener und Therapeuten hatten sich dann der Lehre der A. B. zugewandt, nach ihrer Bekehrung zum Christentum seien sie die eigentlichen Träger und Erhalter der "Crata Repoa" geworden; italienische Freimaurer zur Zeit Pius X. hatten dann den Orden erneuert und ihm die Gestalt einer Akademie der Wissenschaft gegeben. In Wirklichkeit durfte der Orden kaum lange vor 1763, in welchem Jahre er sum erstenmal in Deutschland auftauchte, gegründet worden sein- Das Konstitutionsbuch Crata Repoa" wurde 1770 erstmalig gedruckt. Die A. B. erklärten die gefugelte Eiche (den Weltbaums der schwebend gedacht wurde) mit dem Mantel als Symbol des Menschen, der die Hülle des fleislichen Begierte (Matel) abstreifen muß, um dann erst durch die Regungen der Seele (Flügel) zur Vollkommenheit in einem höheren Leben zu gelangen.
Nach der Legende des Systems wurde der Kandidat für die ursprungliche Gesellschaft der "Crata Repoa beschnitten und mußte sich gewisser Speisen und des Weines enthalten, einige Monate in einer unterirdischen Höhle zubringen und seine Gedanken aufschreiben Nachden er eine Reihe von Sinnspruchen auswendig gelernt hatte, führte ihn ein Thesmosphoris mit verbundenen Augen und gefesselten Händen durch das Tor der Menschen. Der erste Grad hieß "Pastophoros" oder Lehrling, der den Eingang zu dem Tor der Menschen zu bewachen hat. War der Kandidat durch dieses tor gelangt, wurde er, nach einer Prüfung unter Blitz und Donner, herumgeführt- Dann mußte er sich durch einen Eid der Verfassung unterwerfen und Verschwiegenheit geloben. Zwischen swei Säulen vor einer siebensprossigen Leiter erteilte man ihm eine Belehrung über naturwissenschaften, Anatomie, Arzneikunde und Hieroglyphen. Zweiter Grad: "Neocoros".
Nach langem Fasten wurde der Anwärter in einer schwarzen Kammer von schönen Frauwen, die üppige Speisen kredenzten, auf die Probe gestellt, dann zur Erprobung seines Mutes unter Schlangen gebracht. Der Unterricht in diesem Grad galt der Geometrie und der Baukunst. Dritter Grad: "Melanophoros" oder Tor der Toten. Um ihn zu erwerben wurde der Kandidat in ein mit einbisamierten Leichnamen und Särgen, darunter den des 0siris, angefülltes "Vorzimmer des Todes" geführt, hierauf in einem Kahn von Charon zu den unterirdischen Richtern gebracht und gelehrt, niemals nach Blut zu dürsten, allen Mitgliedern in der Gefahr beizuspringen, keinen Toten unbegraben zu lassen, die Auferstehung vom Tode und das darauf folgende Gericht abzuwarten. Unterricht in der Erdbeschreibung und Sternenkunde sowie in der Beredsamkeit schlossen sich an. Vierter Grad: "Chistophoros" oder Schlacht der Schatten. Man reichte dem Kandidaten einen bitteren Trank, dann mußte er in einer Höhle eine Figur, die zu leben schien, angeblich die Gorgo, köpfen; man sagte ihm, er musse auch in Hinkunft stets ein Rächer des Bösen sein. Fünfter Grad: "Balahate", zeigte ein Schauspiel, den Kampf gegen den hundertköpfigen Typhon. Sechster Grad: "Astronomus", vor dem Tor der Götter Siebenter Grad: "Propheta" oder "Saphenath Pancah" entschleierte die angeblich letzten Geheimnisse.

Diese Gradlegende bildete auch die Gründlage zum Aufbau des siebengradigen Köppenschen Systems. Im ersten Grad sollte durch eine Hieroglyphe bewiesen werden, wieviel von der wahren Religion durch die ägyptischen Geheimnisse entdeckt worden sei. Der zweite Grad zeigte, daß Moses dem jüdischen Volk hauptsachlich aus der Erkenntnis der Natur und der Welt die Lehren der Religion habe beibringen wollen. Im dritten Grad wurde nach den Regeln der Weltweisheit die Notwendigkeit der Selbsterkenntnis dargetan. Der vierte Grad war eine Darstellung der Verbindung des Menschen mit der Welt. Christus schien darin als Eckstein der Religion auf. Es folgten noch drei weitere Grade: Novize, Bauherr und Tribunalist, wobei erklärt wurde, daß in der Köppenschen Lehrart die Geheimnisse aller freimaurerischen Systeme enthüllt wurden. 1773 gab es in Berlin vier Logen, auch in der Schweiz, in Südwestfrankreich usw. existierten Bauhütten. Zusammenstöße mit Anhängern der Strikten Observanz ließen Köppen in Melancholie verfallen. Er verbrannte einen Teil seiner Akten.
Agape,
Liebesmahl, ursprunglich urchristlicher Kirchenbrauch, der nach dem Empfang des Sakramentes alle Glaubigen, ohne Unterschied des Standes, zu einem gemeinsamen Mahl von esoterischer Bedeutung vereinte. Die katholische Kirche schaffte die A. im 7. Jahrhundert ab. Nur in einzelnen christlichen Sekten, Baptisten, Methodisten usw., blieben sie in Übung. Auch die orthodoxen Juden kennen ein derartiges Liebesmahl, bei welchem der Zaddik (der Wunderrabbiner) die Speisen durch Beruhrung segnet. Kunstlerisch verwertet ist die Idee der A. in "Parsifal". In den Rosenkreuzergraden der Freimaurerei ist die A. als mystisches Liebesmahl erhalten geblieben, so vor allem im A. u. A. Schottischen Ritus. In der Johannismaurerei ist der Gedänke der A. ausgebaut im Brauche des Brudermahls, bezw. der Tafelloge. Diese heißt im Französischen zumeist A.
Agape fraternelle
(frz.), Brudermahl Tafeloge.
Agenda Paper,
in den englischen Logen die Tagesordnung.
Agents provocateurs,
s. Spitzel.
Agnostizismus,
Lehre, daß der letzte Weltengründ unerkennbar sei, daß es vom absoluten Sein, vom Ding an sich, kein Wissen gebe. Du Bois-Reymond hat für den A. die Formel ,Ignorabimus" geprägt. Die Freimaurerei steht nur insofern auf dem Standpunkt des A., als sie selbst keine dogmatische Auffassung hinsichtlich des Weltengründes vertritt und es ihren Anhangern überlaßt, sich darüber selbst ihre Anschauung zu bilden.
Agnus Dei,
Lamm Gottes, im Siegel des alten Templerordens, daher von den freimaurerisehen Templern im Siegel des Generalissimus übernommen und auch als Abzeichen verwendet. Es findet sich auch bei den Rosenkreuzern auf dem sogenannten Buch mit sieben Siegeln.
Agoston, Peter,
Protessor an der Rechts akademie in Großwardein, 1874, t 1925, Verfasser bedeutender ungarischer juristischer und soziologischer Werke, sozialdemokratischer Führer gemäßigter Richtung, ausgesprochener Theoretiker, nach der Revolution 1918 Staatssekretär im ungarischen Innenministerium. Während der Kommunistenherrschaft Volkskommissär im Auswärtigen Amt. unterhandelte er aus eigenem Antriebe mit Vertretern der auswartigen Machte in Wien um die Wiederherstellung der Ruhe im Landé zu ermöglichen. Nach dem Zusammen bruch inhaftiert, übersetzte er im Gefängnis wissenschaftliche Bucher. Zum Tode verurteilt, aber nach Rußland ausgetauscht. A. war zwei lahre lang Stuhlmeister der Großwardeiner Loge "Làszlo Kiràly".
Agram,
s. Zagreb.
Aguadé, Dr.,
Bürgermeister von Barcelona seit der Gründung der zweiten spanischen Republik 1931, ist Mitglied einer Loge der Großloge von Spanien.
Againaldo, EmiIio,
Freiheitskämpfer auf den Philippinen, 1871, 1896 Führer der Insurgenten, schloß einen Vertrag mit den Vereinigten Staaten, der die Unabhängigkeit des Archipels garantieren sollte, kämpfte dann aber auch gegen diese, als er seine Hoffnungen enttauscht sah, unterwarf sich 1900, war in Spanien Freimaurer geworden.
Ägypten.
Die Freimaurerei kam mit den Truppen Bonapartes 1798 an den Nil. General Kleber gründete und leitete die Loge "Isis", der ausschließlich französische Militärs angehörten. Als der General 1800 im Kampf fiel hörte die Logenarbeit auf. 1802 und 1806 gründete der Großorient von Frankreich in Alexandrien Logen. Ein Mitglied der "Isis"-Loge. Samuel Hennes, der mit Marconis (s. d.) 1815 in Paris die Loge "Les Disciples de Memphis" ins Leben gerufen hatte, wurde nach seiner Rückehr nach Ägypten 1839 Stifter der Loge "Menes", die nach dem Memphis-Ritus arbeitete. Später entstanden unter französischer Obedienz Logen in Kairo, Alexandrien, Mansura, Ismaila, Suez, Port Said. Mit dem Bau des Suezkanals hielt die englische Maurerei ihren Einzug. Zwischen 1862 und 1873 erteilte die Großloge von England Patente für zehn Logen , von denen vier noch heute aktiv sind. Dazu kamen später weitere acht. Seit 1899 bilden sie eine Distrikts-Großloge (von 1901 an im Verein mit den Bauhütten im Sudan), der gegenwärtig 17 Logen unterstehen. Seit 1867 gründete auch die Großloge von Schottland ägyptische Logen, von denen heute vier am Werk sind (je zwei in Abukir und Port Said).
Auch griechische und italienische Großkörperschaften setzten sich in Ägypten fest. In den sechziger Jahren machte sich in den einheimischen Kreisen das Bestreben geltend, eine eigene Großloge zu bekommen. Sie trat 1865 mitPrinz Halim Pascha als Großmeister in Funktion, der aber bald nach England ins Exil ging und als Nachfolger Salvatore Zola erhielt. Die Großloge zahlte 1873 zehn Logen, in denen der Memphis-Ritus dominierte.
Als Prinz Halim Pascha 1867 nach Ägypten zurückkehrte, brachte er das Patent der Großloge von England für eine Distrikts-Großloge von Ägypten mit, er selbst war als Distrikts Großmeister bestimmt. 1872 bildete sich ein Großorient von Ägypten, dessen Großmeister im folgenden Jahre Salvatore Zola wurde, mit dessen Logen sich die Bauhütten eines 1864 von Neapel aus gegründeten Obersten Rates des Schottischen Ritus vereinigt hatten.
1876 trennte der Großorient die Verwaltung der symbolischen und der Hochgrade und setzte über erstere eine National-Großloge ein, deren Sitz im folgenden Jahre von Alexandrien nach Kairo verlegt wurde. Auf Salvatore Zola, den ersten Großmeister der National Großloge, folgten 1881 bis 1887 D. Economopulos, 1888 bis 1890 der Khedive von Ägypten, Mohamed Tewfik Pascha (s. d.), 1891 wurde Idris Bey Ragheb (Past-Großaufseher der Großloge von England) Großmeister. Er blieb zweiunddreißig Jahre auf diesem Posten. Unter seiner Führerschaft nahm die National-Großloge Großen Aufschwung. 1922 kam es dann zu einer Spaltung.
Von einer oppositionellen Gruppe wurde der Bruder des ehemaligen Khediven, Prinz Mohamed Ali, als Großmeister kandidiert, obgleich diesem nach dem Wortlaut der konstitutionellen Vorschriften eine Voraussetzung formeller Natur fehlte: er hatte zuvor nicht das Amt eines Großaufsehers bekleidet.
Er war Ehren Großmeister der National-Großloge, war aber noch kurz vor der Großversammlung 1922 nicht aktives Mitglied einer ägyptischen Loge gewesen und hatte sich erst in letzter Zeit bei der Nil-Loge affiliieren lassem Idris Bey Ragheb erklärte, daß dabei nicht satzungsgemaß vorgegangen worden sei und annullierte die Affiliation. Da die Loge sich widersetste, wurden einige ihrer Führer suspendiert. Prinz Mohamed Ali, dem der gute Glaube zugebilligt wurde, und der überdies auch Mitglied einer anderen Loge in Kairo war, wurde von der Maßregelung aus genommen. In der Großversammlung vom 28. September kam es dann zum offenen Zwiespalt über die Wahlbarkeit des Prinzen. Idris Bey Ragheb vertagte die Wahl, schloß die Arbeit und verließ mit den hauptsachliehsten Wurdentragern den Tempel. Der Deputierte Großmeister Tahab Ibrahim erklärte aber die Arbeit für nicht beendet und ließ von den Zurückgebliebenen die Wahl des Großmeisters vornehmen. Sie fiel auf den Prinzen Mohamed Ali. Idris Bey Ragheb dagegen versammelte die National-Großloge am 3. Oktober zu der gesetzmäßigen Wahl, aus der er wieder als Großmeister hervorging. Seine Einsetzung erfolgte am 8. Oktober. Seit diesem Zeitpunkt gibte es in Ägypten zwei National-Großlogen . Auf Idris Bey Ragheb folgte 1923 als Großmeister Sayed AIi Pascha, an Stelle des Prinzen Mohamed Ali trat 1927 Mamoud Fahmy Eutry Pascha. Versuche, das Schisma zu beseitigen, waren bisher erfolglos. Zuletzt war der als Schiedsrichter nach Ägypten berufene Großkanzler der A. M. I. Mossaz (Genf) um die Einigung bemuht.

Neben den beiden National-Großlogen gibt es eine Distrikts-Großloge der Vereinigten Gr.-L. von England für Agypten und den Sudan (1930: 17 Logen). Adr. Masonic Hall, Maison de Farro, Sharia Anthikane el Masria, Kairo, ferner unter einem Provinzial-Distrikt Zuperintendanten der Großloge von Schottland für Ä, Palastina und Syrien fünf Logen; sowie Logen des Gr- O. und der Gr. L. de France und eine (Alexandrien) der G. L. von Hamburg.
Ägyptische Freimaurerei
heßen:
1. Eine von Cagliostro, dem berühmten Hochatapler des 18- Jahrhunderts, zu eigennützigen Zwecken erfundene, von Goethe im "Großkophta" köstlich beschriebene Ordensgründung, die um 1782 zuerst auftauchte und mit Cagliostro wieder verschwand (s. Cagliostro). 2. Die "ägyptischen" Riten von Memphis (s,d) und Misraim (e.d.).
Ägyptische Mysterien.
Die Kenntnis der ägyptischen Priesterbünde hat die Freimaurer besonders des 18. Jahrhunderts wiederholt auf das Vorbild der angeblich bekannten ägyptschen Mysterien verwiesen Daher die haufigen Anklänge an ägyptische, angeblich von dort authentisch übernommene Brauche, Baustile u. a. m. Wie sehr man manchenorts in diesem ägyptischen sagenkreis lebte, zeigt nichts deutlicher als Text und Szenenbild der Zauberflöte". Die Vorliebe für ägyptische Vorbilder kommt auch noch in der heutigen Freimaurerei zum Ausdruck: in Logennamen (Isis, Harpoerates zur Pyramide, Horus, Sphinx u. a.) sowie in der Ausstattung vieler Tempel. Daß die von England ausgehende Freimaurerei ihre Wurzeln nicht am Nil zu suchen hat, steht 'heute geschichtlich fest. Trotzdem versuchen noch immer zahlreiche Freimaurer ihren Witz . B. an der freimaurerischen Deutung der Cheopspyramide. Die Verwendung der ägyptischen Baumotive in Freimaurertempeln führte zu manchen Stilwidrigkeiten, mit denen von der modernen burerei endlich aufgeräumt werden sollte. Über Gründsatzliches und Verwandtschaft der Freimaurerei mit den ägyptischen Mysterien, Mysterien, Agyptische, und Osiris.
Ägyptischer Ritus,
s. Cagliostro
Ahiman Rezon
or a Help to a Brother showing the Excellency of Secrecy and the first cause or motive of the Institution of Masonry; the Principes of the Craft; and the Benefits arising from a strict Observance thereof etc. etc. Also the Old and New Regulations etc. To which is added the greatest collection of Mason's Songs etc. By Bro.Laurence Dermott, Secretary, 8vo, 209 Seiten. Erschienen in London 1756. Die zweite Auflage führt den weranderten Titel: Ahiman Rezon: or a Help to all that are or would be Free and Accepted Masons; containing the Quintessence of all that has been published on the Subject of Freemaconry, with many Additions, which renders this Work more useful than any other Book of Constitution now existant. By Lau. Dermott, Secretary, London 1764, 8vo, 224 Seiten. Eine dritte Auflage vom Jahre 1778 unterzeichnet Dermott als dep. Großmeister. Weitere Auflagen erschienen 1778, 1787, 1800 1801, 1807 und 1813. Das Buch, dessen erste Auflagen zu den großen Seltenheiten gehören hat in der freimaurerischen Literatur lange Zeit eine falsche Beurteilung erfahren. In Wirklichkeit stellt der A. R. das Konstitutionsbuch der Ancients (s. d.) vor, in deren Auftrage es als Gegengewicht gegen die Andersonschen Konstitutionen herausgegeben wurde. Schon die Deutung des Titels begegnet erheblichen Schwierigkeiten, die trotz allen Versuchen eigentlich bis heute nicht vollständig bereinigt sind. Ausgeschlossen seien hier die Versuche, dem Namen kabbalistische Deutung zu geben, wobei sich als Resultat: faithful Brother Secretary ergeben soll. (So Morris Rosenbaum in A. Q. C., 1910 162ff., wo nach dem gleichen Zahlenwert der Namen Laurence und Ahiman nach der Gematria der Kabbala der Autor sich selbst bestätigen soll.) Mackey versuchte, den Sinn aus den hebraischen Worten ahim (Brüder) manah (auserwählte) und rezon (Wille) zu konstruieren also der Wille der auserwahlten Bruder, Daicho leitet ab: ahi (Bruder), manah (vorbereiten) und rezon (Geheimnis), somit: das Geheimnis des vorbereitenden Bruders. Dabei hat Dermott aber in der Vorrede deutlich kenntlich gemacht, daß er das Wort Ahiman als Eigennamen auffaßt. Er erzählt an dieser Stelle einen Traum, es seien ihm die in I. Chronica IX, 17. genannten Tempelhüter Shallum, Akhub, Talmon und Ahiman erschienen, denen er seine Absicht kundgab, eine Geschichte der Freimaurerei zu schreiben. Ahiman führt das Gesprach und klart den träumenden Dermott auf. Rezon bedeutet Gunst, Wille , Wohlgefallen, auch Rat. D er Titel wäre also zu deuten als Ahimans Gunst oder Rat. Die Bibel, die Dermott nachweislich benützt hat (Druck vom Jahre 1560), bezeichnet Ahiman als den Bruder zur reshten hand. oder den vorbereitenden Bruder, und Rezon als Sekretär. so daß sich hier wieder Beziehungen zur Person des Autors selbst ergeben. Gewidmet ist die erste Auflage dem Grafen Wilhelm von Blessington, der 1738-39 irischer Großmeister gewesen war und 1756 Großmeister der Ancients wurde.

I n h alt: Im Vorworte verspottet Dermott die Geschichte der Freimaurerei, wie sie Anderson in seinem Konstitutionsbuch geschrieben hatte, und erklärt, weshalb er von einer Geschichte der Freimaurerei Abstand nimmt. Es folgt: Philaeteria für jene Gentlemen, die dem Beitritt zum Freimaurerbunde geneigt sind. Diese in der ersten Auflage nicht enthaltene Aufklärung wird vervollstandigt durch ein Kapitel, das den Unterschied zwischen der alten, echten, von Dermott vertretenen Maurerei und jener der Moderns klarlegt.
Nach seiner Darlegung ist die alte Maurerei universell die moderne dagegen nur lückenhaft, so daß wohl ein moderner Maurer einem alten alle seine Geheimnisse darlegen und übermitteln könne, nicht aber umgekehrt. Daraus wird geschlossen, daß die Moderns Neuerer sind, die ohne genaue kenntnis der wirklichen Geheimnisse der Freimaurerei sich ein neues System aufgebaut hatten. In späteren Auflagen fügt Dermott auch das (apokryphe) Leland-Manuskript (s.d.) mit den Briefkommentaren Lockes ein. Seit 1772 folgen auch noch jene Resolutionen der Großlogen von Irland und Schottland, in denen der Großloge der Ancients Gegenseitigkeit und Verkehr zugesichert wird. Weiters enthalt das Buch ein Loblied auf die Freimaurerei und schließlich die "Old Charges of the Free and acccpted Masons", die Dermott Spratts konstitutionsbuch für Irland entnommen hat. Da diese Fassung sich von der Andersonschen des Jahres 1728 nur wenig unterscheidet, herrscht hier so ziemlich übereinstimmung zwischen beiden englischen Großlogen. Insbesondere ist hier die Beziehung auf die Noachiden und die christliche Herkunft der Freimaurerei ubereinstimmend. Während die Großloge der Moderns diese Fassung wieder aufgab, blieben die Ancients dabei. Hier verschwand sie erst mit der Großen Union im Jahre 1813. Im Inhalt erscheinen weiter eine sogenannte "Charge" oder Ansprache an den Neuaufgenommenen,
Anleitungen für die Einsetzung einer neuen Loge und eine Sammlung von "General Regulations" (s. d.). Schließlich noch ein Vergleich zwischen den Sätzungen der Regulations for Charity der Londoner und Dubliner Großloge. Auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Auflagen kann hier nicht naher eingegangen werden. Bemerkenswert ist noch eine Samnlung von Maurergesangen, deren Wert von Hawkins allerdings sehr gering eingeschatzt wird. ("Je weniger man davon spricht, desto besser für die literarische Reputation ihrer Verfasser")

Man hat den A. R. lange als eine Schmahschrift gegen die Moderns bezeichnet. Mit Unrecht, wie sich bei genauerer Kenntnis herausstellt. Er ist das Konstitutionsbuch der Ancients. Dermott flicht wohl einige nicht sehr liebenswurdige Bemerkungen gegen die Moderns ein, aber er steht auch in den späteren Auflagen, als der A. R. bereits Gegenstand der Polemik geworden war, sicherlich höher als die Schreiber der Moderns, die in den Ancients Betrüger erblicken wollten. Dermott spricht sogar schon 1764, in den späteren Auflagen wiederholt den Wunsch aus, daß es zwischen den Maurern verschiedener Benennungen einmal zur Einigung kommen möge.

In den letzten Auflagen des Buches erscheinen auch seit 1794 Bestimmungen über den Royal-Arch-Grad. Die Maurerei besteht nach A. R. aus dem Lehrlingsgrad, dem Gesellengrad und dem erhabenen Meistergrad. Zum Meister einer Loge soll aber ein Br. nur wahlbar sein, wenn er den IV. Grad, den heiligen Royal Arch, erreicht hat. Dieser Grad wird als wesentlicher Grad der alten Maurerei bezeichnet. Der Royal-Arch-Grad, der eine Besonderheit der Ancients vorstellt, ging dann bei der Vereinigung der beiden Großlogen in die gemeinsame Verfassung ein.

Ein Vergleich des A. B. mit den konstitutionen Andersons fällt zugunsten der letzteren aus. Diese sind sicherlich einfacher gehalten und auch objektiver, während Dermott schon in der ersten Ausgabe sich Seitenhiebe auf die Moderns nicht versagen kann. Geschichtlich ist er ebenso unzuverlassig wie Anderson. Er verflicht auch kleine Klatschgeschichten in sein Buch, so beispielsweise solche von den Verfassern der damals auftauchenden Verraterschriften, aber im allgemeinen führt er den polemischen Kampf gegen die Moderns mit einer Zurückhaltung, die jene vermissen ließen. Man hat ihn von dieser Seite auch persönlich verleumdet, seine ehrliche Geburt bestritten u. a. m. Der Sekretär der Moderns nennt ihn und seine Großloge 1784 imposter (Betruger) und spricht von Tauschung und Betrug. Trotzdem glaubte Dermott an die endliche Vereinigung der beiden feindlichen Bruderschaften die ja auch nach seinem Tode eingetreten ist. Die innigen Beziehungen, die seitens der Großloge der Ancients besonders mit den angelsacheischen Kolonien gepflogen wurden, verbreiteten das Buch als Gesetzbuch besonders in Amerika. Schließlich wurde der Titel des Buches der landlaufige Ausdruck für das Gesetzbuch schlechtweg. Der Inhalt wurde gewechselt, aber der Name blieb. So in Pennsylvania 1783, Maryland 1797, South Carolina 1807 in der Ausgabe von Daleho (s. d.), New York 1866 u. a. m.

Eine klare Vorstellung, was die Ancients als besonders unterscheidend von den Neuerern den Moderns, hervorgehoben wissen wollten, erhalt man aus dem A. R. nicht. Der Unterschied lag in Ritualgebrauchen, die im Buche selbst begreiflicherweise nicht deutlicher ausgeführt sind. Als Konstitutionsbuch hat der A. R. seine Bedeutung verloren, nachdem die Vereinigte Großloge von England in ihrer Konstitution auf die erste Andersonsche Fassung zurückgriff. Seine Bedeutung ist demnach heute nur mehr die eines interessanten historischen Dokuments, das über die Entwicklungsgeschichte der Freimaurerei wortvolle Aufschlusse gibt. Als Autor war der bewegliche Ire Dermott dem trockenen Schotten Anderson sicherlich uberlegen. Gewisse Stellen, die einen kaustischen Witz verraten (s. Jamaikarum), sind ein Spiegel dessen, was in Dermott vorging, als er sein Buch schrieb. Nicht immer sehr wohlwollender Spott dient dem Kampfe gegen die Moderns. Er kreidet es ihnen an, wenn sie einen Kastraten aufgenommen haben oder wenn sie dem Zwitter, dem Chevalier D'Eon, aufgesessen sind. Wenn sich die Freimaurerei lieber zu Anderson bekehrt hat, wenn dessen Alte Pflichten Gemeingut der Freimaurerei geworden eind, so liegt dies wohl auch in der zeitenfernen Form dieser Gesetze, während Dermott als Kind seiner Zeit nicht an das ewige Gesetz, sondern an den zeitlichen Gegensatz dachte, als er seinen A. R. schrieb.