VARADY, SIEGMUND,
VARNHAGEN VON ENSE, KARL AUGUST,
VASILE, ALEXANDRI,
VASQUEZ, HORACIO,
VASSAL, PIERRE GÉRARD,
VATERLANDISCHE FEIERN
VATERLANDSLIEBE,
VAUGHAN, DIANA,
VEDEN,
VEILS, PASSING THE
VEITMEYER, LUDWIG ALEXANDER,
VENEDEY, JAKOB,
VENEDIG,
VÉNÉRABLE
VENEZUELA,
VENNERSTEN, AXEL FREDRIK,
VENTI SETTEMBRE
VERACRUS
VERBAND DEUTSCHER FREIMAURERLOGEN
VERBRENNEN DER DOKUMENTE,
VERBRÜDERUNG.
VERDUN,
VEREENIGING VAN STUDEERENDE KINDEREN VAN VRIJMETSELAREN
VEREIN DER FREUNDE DER FREIMAUREREI
VEREIN DEUTSCHER FREIMAURER.
Varady, Siegmund,
einflußreicher ungarischer Politiker, Rechtsanwalt und Publizist * 1865, t 1913, Reichstagsabgeordneter, Bekämpfer des Klerikalismuß, verfaßte die Abhandlung "Soziales Programm", die der Tätigkeit der ungarischen Freimaurerei Ziele wies und auch daß politische Leben beeinflußtet V. war Mitglied der Loge "Laszlo Kiraly" in Großwardein, hinterließ sein Vermögen kulturellen und freimaurerischen Zwecken.
Varnhagen von Ense, Karl August,
freisinniger deutscher Schriftsteller, * 1785, t 1858, gab 1803 mit Chamisso einen "Musenalmanach" heraus, machte die Befreiungskriege mit war als preußischer Diplomat 1814 in Wien, 1815 in Paris; früh pensioniert, widmete er sich der historisch-literarischen Forschung. Er schrieb zahlreiche Biographien und unterstützte daß junge Deutschland. Mitglied des Frankfürter Parlaments. Mit zahlreichen der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit stand er in regem Gedankenaustausch. Seine "Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften" umfassen sieben Bande. V. wurde 1813 in Hamburg ("Zur goldenen Kugel") Freimaurer.
Vasile, Alexandri,
rumanischer Dichter und Politiker, * 1821, t 1890, Mitarbeiter der "Dacia literara", nahm 1848 an der Revolution teil, 18S7 Abgeordneter des Diwans, 1859/60 gewann er mit seinem "Ginta latina' ("Daß
lateinische Genie") den prix Montpellier in Paris, schrieb Dramen ("Despot Voda" usw.), Gedichte ("Pastelusi" usw.). Er war Freimaurer.
Vasquez, Horacio,
* 18S2, 1902 provisorischer Präsident, 1924-1928 Präsident der Republik San Domingo, ist Freimaurer.
Vassal, Pierre Gérard,
Dr., Pariser Arzt, * 1769, t 183S, dem die Einführung und Verwendung der Digitalis bei Herzkrankheiten zugeschrieben wird. 1819 wurde sr Generalsekretär des Grand Orient, 1827 Präsident des Grand College des Rites. Er schrieb zwei bedeutende Bucher: Cours complet de la Maçonnerie usw." und "Ëssai historique sur l'institution du Rite Ecossais".
Vaterlandische Feiern
sind in den meisten Großlogen an Nationalfeiertagen üblich. In Deutschland wird die V. F. meist um den 18. Janner, den Tag der deutschen Reichsgründung, begangen.
Vaterlandsliebe,
s. Patriotismus, Internationalismuß, Nationalismuß.
Vaughan, Diana,
s. Taxil.
Veden,
die heiligen Schriften der Inder, liegen in vielen indischen Logen neben Bibel und Koran auf dem Altar.
Veils, Passing the
(engl.), Zeremonie im Ritual des Royal-Arch-Grades (s. Vorhange).
Veitmeyer, Ludwig Alexander,
Geheimer Baurat, Ingenieur, Mitglied der Königlichen Akademie für das Bauwesen, * 1820, t 1899, Mitarbeiter am deutschen Patentgesetz, hervorragender Fachmann im Leuchtturmwesen, hatte verdienstlichen Anteil an der Kanalisation und an der Modernisierung der Wasserversorgung Berlins, langjahriger Präsident der Polytechnischen Gesellschaft, wurde 1856 in der Loge "Zu den drei Seraphim" aufgenommen, 1878 Mitglied des Bundesdirektoriums der Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln". Er faßte die Bruderliebe als Voraussetzung der Gotteskindschaft, des eigentlichen Zieles des Bundes, auf. V. hinterließ einen ansehnlichen Teil seines Vermögens freimaurerischen Zwecken.
Venedey, Jakob,
deutscher Schriftsteller, * 1805 in Köln, t 1871, wurde als Teilnehmer am Hambacher Fest verhaftet, entfloh, lebte als politischer Fluchtling bis 1848 in Frankreich und England, war dann im Frankfürter Vorparlament und in der Nationalversammlung Führer der Großdeutechen, mußte wieder ins Exil gehen und lebte dann von 1855 an in Heidelberg und Oberweiler. Zweibandiges politisches Hauptwerk: ,Machiavell, Montesquieu, Rousseau" (1850). V, der in Frankreich Freimaurer geworden war, wurde später Mitglied der Loge "Zur edlen Aussicht" in Freiburg, an deren Arbeit er regen Anteil nahm. Gegen den Antifreimaurer Alban Stolz veröffentlichte er ein geharnischtes "Denkschreiben eines Freimaurers" (1862).
Venedig,
s. Casanova. Italien.
Vénérable
VÉNÉRABLE
(frz.), Ehrwardig, z. B. Vénérable Maitre, Ehrwurdiger Meister. In der französischsprachigen Freimaurerei allgemeine Bezeichaung für Stuhlmeister.
Venezuela,
südamerikanische Republik. 1814 sollen die Großlogen von Vermont und Maryland in V. die ersten Logen gegründet haben*). Sichere Kunde besteht aber erst über die 1818 vom Großorient von Spanien in Caracas gestiftete Loge "Colon", die erste Bauhutte auf dem Gebiete des heutigen V. Damals war dieses noch ein Teil von Columbien. 1821 entstand aus der Loge ein Rosenkreuzerkapitel. In den nachsten Jahren erteilten die Großlogen von England und Schottland Patente für je eine Loge. 1824 wurde auf Grund zahlreicher Aufnahmen, die der Systemstifter Joseph Cerneau (s. d.) hatte durchführen lassen, eine Großloge gegründet, die den Namen "Großloge der Republik Columbien" führte, aber infolge der durch den Unabhängigkeitskampf heraufbeschworenen kriegerischen Wirren die Pforten vorübergehend schließen mußte, zumal der Befreier Bolivar (s. d.) zunachst alle für geheim erachteten Gesellschaften verbot. 1838 wurde die nunmehrigs "Großloge von Venezuela" reorganisiert. 1840 entstand daneben ein Oberster Rat dessen erster Präsident José Antonio Paéz (s. d.) der Präsident der Republik war. Dieser Oberste Rat trat als regulärer Supreme Conseil des A. u. A. Schottischen Ritus 1865 in Ersebeinung. Seit 1847 war ferner ein nationaler Großorient in Tätigkeit. 1855 erfolgte die offizielle Anerkennung der venezolanischen Freimaurerei durch die Staatsautorität. 1862 wurde der Grundstein zum Großlogenhaus in Caracas gelegt. In der zweiten Halfte des Jahrhunderts kam es wiederholt zu Vereinigungen und Schismen. 1899 gewährte der Nationalkongreß der venezolanischen Maurerei Portofreiheit. 1916 löste sich der Großorient auf.
Die "Gran Logia de Los Estados Unidos de Venezuela" mit 29 Logen (eine in Curacao) wirkt seither als einzige reguläre Großbehörde. Adresse Templo Masonico, Jesuitas a Maturin, Caraeas, Venezuela).
Daneben wirken noch seit 1919, bezw. 1926, zwei irregulare Körperschaften, die "Gran Logia Soberana" in Puerto Cabello und der "Gran Oriente" in Caracas.
Vennersten, Axel Fredrik,
schwedischer Industrieller und Politiker, * 1863, Finanzminister 1914, Sprecher des Abgeordnetenhauses 1928, wiederholt schwedischer Delegierter beim Völkerbund, ist Mitglied einer Loge der Großen Landesloge von Schweden.
Venti Settembre
(ital.). Am 20. September 1870 besetzten die italienischen Truppen Rom; dieses wurde zur Hauptstadt des geeinton Italien. Damit war ein langersehnter Wunsch der italienischen Patrioten erfüllt, die nationale Einheit Italiens, an deron Verwirklichung insbesondere die italienische Freimaurerei einen überragenden Anteil hatte, hergestellt. Der 20. September wurde zum Nationalfeiertag erhoben und jahrlich festlich begangen. Insbesondere die Freimaurer Italiens benüzten diesen Anlaß, um durch öffentliche Proklamationen, große Aufzuge der Brr. und ähnliche Kundgebungen daß Gedachtnis des Volkes an dieses denkwürdige Ereignis und an die Männer, die es herbeigeführt hatten, wachzuhalten. Viele italienische Logen nahmen nach diesem Tage ihren Namen an.
Nachdem Mussolini den Frieden mit der Kirche hergestellt hatte und der von den Mannern des italienischen Risorgimento vernichtete Kirchenstaat wiedererrichtet war, setzte der Duce den 20. September als nationalen Feiertag ab und an seine Stelle den Tag des faschistischen Marsches auf Rom. Er wollte damit nicht in letzter Linie auch die Erinnerung an den großen Anteil verwischen, den die von ihm so gehaßte und verfolgte italienische Freimaurerei an der Errichtung des unabhängigen italienischen Einheitsstaates aufweißen kann. Die italienischen Freimaurer in der Emigration, die unter Führung von Arturo Labriola (s. d. ) stehen, haben demgegenuber am 20. September 1931 in einem Manifest neuerdings auf die Bedeutung dieses Tages für Italien hingewiesen.
Veracrus
Bundesstaat von Mexico im atlantischen Kustengebiet. Die Großloge "Unida Mexicana" zählte 1930 nach der Angliederung der Großloge gleichen Namens mit Sitz in Jalopa 45 Logen. Am Zustandekommen der Einigung hatte der Militärkommandant des Staates V., der Freimaurer General Barriguete, besonderen Anteil. Adresse: Apartado postal 56 Veraeruz (s. Mexico).
Verband deutscher Freimaurerlogen
zur Vertiefung und Verbreitung der freimaurerischen Gedanken in Deutschland, gedacht als eine Vereinigung der deutschen Freimaurer mit angemessener Vertretung der deutschen Johannislogen, wurde im Prinzip am 6. Dezember 1908 von den Großmeistern der deutschen Großlogen mit Ausnahme der Großen Landesloge zu schaffen beschlossen, nachdem, wie es in einem Schreiben der sieben Großmeister hieß, "auf dem Großlogentag zu Bayreuth am 7. Juni d. J. auch der letzte Versuch einer Fortbildung des Deutschen Großlogenbundes zu lebensvollerem Wirken gescheitert, und zwar an dem Widerspruch einer der verbündeten Deutschen Großlogen". Da die Große Landesloge hierauf einlenkte, blieb schließlich alles beim alten.
Verbrennen der Dokumente,
In französischen Logen werden die eingeholten Informationschreiben über die Suchenden nach der Aufnahme in offener Loge verbrannt, damit nicht späterhin etwa Müßhelligkeiten daraus entstehen können. Ebenso wurden Früher die Dokumente und die maurerische Bekleidung symbolisch verbrannt, wenn ein Br. aus der Loge um infamia ausgeschlossen wurde. Z. B. wurden 1784 in Toulouse mehrere Brr. bestraft, weil sie in voller maurerischer Bekleidung an einem Maskenfeste teilgenommen hatten. Der ürteilsspruch lautete: "seraient brulé" oder "condamné au feu". Außerhalb Frankreichs unbekannter Brauch (Miscellanca latomorum, Marz 1930).
Änderson berichtet, daß im Jahre 1721 in einigen Logen zum unersetzlichen Verlust der Brüderschaft verschiedene wichtige Schriften, welche ihre Logen, Verordnungen, Gebrauche, Vorschriften und Geheimnisse betrafen, inebesondere eine von Nicolaus Stone, dem Aufseher von Inigo Jones, von einigen angstlichen Brrn. zu hastig verbrannt wurden, damit diese nicht in fremde Hande fallen möchten. An dieses zu hastige Verbrennen wurden verschiedene Vermutungen bezüglich des Inhalts der alten Freimaurerei geknüpft. Der wahre Grund dürfte, wie Ridel Schon 1817 bemerkt, in der Orthodoxie der alteren Brr. zu suchen gewesen sein, die auf diese Weise dem Verrat ihrer Manuskripte vorbeugen wollten, um so mehr, als zu dieser Zeit die Absicht bestand, daß Konstitutionenbuch drucken zu lassen. Die Zeitgeschiehte Englands bietet keinen Anhaltspunkt dafür, daß gerade zu dieser Zeit die alten Steinmetzenschriften aus politischen Gründen vor Verrat nicht änders zu sehützen gewesen waren.
Verbrüderung.
Daß in der Freimaurerei, wie in jedem Mysterienbund. der Neuaufgenommene zum Bruder (s. d.) wird, kennzeichnet die Veränderung und Erneuerung, die er als Myste (in der Freimaurerei: Neophyt) durchmacht. Die Wiedergeburt und Erleuchtung im freimaurerischen Ritual wird bedingt durch die V. "Durch den Wiedergeburtsakt geht der Mensch eine mystische Blutsverwandtschaft mit den übrigen Wiedergeborenen (Unio mystica) ein"; er wird Mitglied einer .,geistigen Familie", also Bruder. (Vergl. bezüglich dieses und der folgenden Zitate Aug. Borneffer, "Symbolik der Mysterienbünde".)
Der Brudername ist der allgemeinste und höchste Ehrentitel in jedem Mysterienbund und gehört zum Wesen jeder religiösen Bundesschließung. Wo es Brüder (und Schwestern) gibt, muß es auch Eltern geben. "Der Freimaurerbund kennt die Anreden: Vater und Sohn (die in änderen Bünden, und vornehmlich in der katholischen Kirche heimisch sind) nicht. Warum hat er, der doch den Brudernamen so heilig halt, daß Elternverhaltnis in der Symbolik unterdrückt? Offenbar, um den Gleichheits--und Freiheitscharakter der neuen Bruderschaft möglichst zu betonen... Aus diesem Gründe wahlte der Bund auch für die Gottheit nicht den Herrn- oder Vaternamen, sondern entnahm daß Allsymbol der freimaurerischen Werkidee." Hinter der Verbrüderungsidee steht der Gedanke der Unio, die in der Mystik und in den Mysterienbünden eine große Bedeutung besitzt. ,.Der Mensch schließt, wenn er Bruder wird, den mystischen Blutbund nicht nur mit den Personen, die bei seiner Aufnahme zugegen und mittätig sind, auch nicht nur mit der Gesamtheit aller Bundesmitglieder, der Bund reicht weiter, er umfaßt alles, was lebt, alles, was ist." Die Liebeshandlung des Kusses ist daß Symbol der geschehenen oder erst zu vollziehenden Verbrüderung.
"Es gibt noch ändere körperliche Berührungen, die bei der Mysterienweihe als Stellvertretung und symbolischer Ausdruck der Unio dienen. Vor allem ist die eigentamliche Zeremonie des Schlages zu erwähnen. Durch die Berührung mit einem heiligen Gegenstand, einem Bundessymbol, findet die Einswerdung mit dem Bunde, die Besitzergreifung des neuen Mitgliedes durch den Bundesgeist statt. So ist der Ritterschlag und der Lehrlingsschlag zu verstehen." Die Verbrüderung wird auch durch eine andere symbolische Handlung ausgedruckt, durch den Ritus der Handreighung, in dem sich daß Verhaltnis der Gegenseitigkeit unter den Brudern darstellt und den die Freimaurer als Kette bezeichnen.
Durch die Kette wird die Gleichheit der Brüder betont und die Segnung durch einen berufsmäßigen Vermittler überflussig gemaxht. Der Bund, der die Kette zum Wahrzeichen wahlt, proklamiert damit daß allgemeine Priestertum und protestiert gegen die Geistübertragung an und durch bevorrechtete Einzelpersonen. Damit wird eigentlich erst eine Verbrüderung im tiefsten Sinne des Wortes ermöglicht" Durch die Kette wird dem Freimaurer daß Erlebnis der Unio aufs stärkste vermittelt. Sie ist ein Zirkel und versinnbildlicht die Ewigkeit. "Zu den genannten Verbruderungshandlungen gesellt sich ferner daß gemeinsame Mahl, daß Brudermahl" Die Mahlzeiten der Mysterienbunde dienen der Verbrüderung und finden deshalb im geschlossenen Kreise statt, in den kein Fremder eindringen darf. Daß Brudermahl bildet in der Regel den Abschluß der Bundesweihe; die änderen Verbruderungshandlungen pflegen ihm vorauszugehen." Daß echte Verbruderungserleben war seit je Inhalt der freien Bundesbildung in Europa neben den kirchen und unabhängig von ihnen. Die Freimaurerei ist der bedeutendste Bruderbund der Neuzeit. "Der Mysterienbund ist ein Menschheitsbund- er hebt alle Schranken zwischen den Menschen auf. Zugleich aber ist er eine enge Lebensgemeinschaft ausgewählter Personen, die sich Brüder nennen.
Er ist eine geistige familie ." Die Freimaurerei als Mannerbund verkörpert aufs schönste die Idee der Verbrüderung und bildet die Brucke zwischen dem einzelnen, der Gesellschaft und dem Universum.
Verdun,
Festungsstadt in Frankreich. Während der Napoleonischen Kriege Gefangenenlager für die englischen Kriegsgefangenen in Frankreich, die hier auch eine Loge unterhielten. 1929 fand in V. eine deutsch-französische freimaurerische Friedensmanifestation statt, an der neben Brr. der französischen Obedienzen solche des F. z a. S. teilnahmen.
Vereeniging van Studeerende Kinderen van Vrijmetselaren
(V. S. K. V.), hollandische Vereinigung von hochschülern und Hochschülerinnen, Söhnen und Töchtern von Freimaurern. Alljehrlich finden zwei- bis dreitagige Konferenzen mit wertvollen, vom Geist der Humanitatsidee getragenen Vortragen statt.
Verein der Freunde der Freimaurerei
in Petersburg wurde am 19. Juni 1918 von neun Freimaurern und einer Reihe von Freunden des freimaurerischen Gedankens gegründet. Vorsitzender war der Kanzler des deutschen Generalkonsulats, E. Germann, Schriftführer E. v. Behrens, Assessor beim früheren kaiserlich russischen Minister des Außern. Zutritt hatte jeder deutschsprechende freie Mann von gutem Ruf. Dazu gesellte sich ein am 24. Juni von den neun Freimaurern ins Leben gerufener Bund "Zur aufgehenden Sonne am Newastrand", der nur Freimaurer aufnahm. Auch dieser Vereinigung stand Germann vor. Beide Vereine hatten unter der antifreimaurerischen Bolschewistenherrschaft keinen Bestand. Am 7. April 1920 vereinigten sich dann einige Freimaurer dieses Kreises in Berlin zu einer Vereinigung unter dem Vorsitz des Wirklichen Staatsrates V. Weretenicow. Stellvertretender Schatzmeister wurde Ernst Germann. Aus dieser Vereinigung entstand später eine Loge.
Verein deutscher Freimaurer.
Der V. d. F. ein Versuch, die Freimaurerei zu wirklicher Geistes- und Arbeitegemeinschaft zusammenzuschließen, ist aus dem qualenden Bewußtsein der freimaurerischen Uneinigkeit geboren. Seine Gründer sind der Schweizer Fürsprech Josef Schauberg, der Leipziger Professor der Philosophie Rudolf Seydel und der maurerische Schriftsteller und Zeitungsherausgeber Gabriel Findel (s diese alle). Nachdem diese drei bereits 1859 über die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses der durch die Großlogensysteme getrennten deutschen Freimaurer einen lebhaften Briefwechsel geführt hatten traten sie im Jahre 1860 mit ihrem Plane in Findels "Bauhütte" vor die deutsche freimaurerische Offentlichkeit. Den eigentlichen Anstoß zur Gründung gab Schaüberg in einem Artikel: "Über einen zu stiftenden wissenschaftlichen Verein der deutschen und schweizerischen Freimaurer mit jahrlichen Zusammenkunften" ("Bauhütte", 1860, Nr. 23). Ihm schwebte hierbei daß Beispiel der deutschen morgenlandischen Gesellschaft vor, die ein Bindeglied der orientalischen wissenschaftlichen Forschung über alles Trennende hinweg geworden war.
Der Vorschlag begegnete nur wenig Zustimmung. Nach längeren schwierigen Verhandlungen gelang es, die Loge "Teutonia" in Potsdam dazu zu bewegen, ihren Tempel für die gründende Versammlung bereitzustellen Am 18. Mai 1861 fand denn auch dort die vorberatende Versammlung statt, der am folgenden Tage die Gründung folgte. Die Satzungen stellten fest, das der Verein "kein Bund im Bunde, sondern ein Bund für den Bund" sein soll, und nennen als Zweck die Veranstaltung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Freimaurerei durch Anlegen einer Sammlung von maurerischen handschriften und Urkunden, deren Veröffentlichung durch Anknüpfung wissenschaftlicher Verbindungen mit auslandischen Großlogen u. a m. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Generalarzt Puhlmann, Meister vom Stuhl der Loge "Teutonia", gewahlt.
Die Gründung begegnete jedoch lebhafter Gegnerschaft. Einzelne Logen, wie die Dresdener Loge Zu den drei Schwertern" bezeichneten den Vërein als zwecklos und dem Geiste der Freimaurerei feindselig. Die "Drei Weltkugeln" zwangen den Vorsitzenden Puhlmann, sein Amt niederzulegen und mit samtlichen Mitgliedern seiner Loge aus dem Verein wieder auszutreten. Dieser hatte Schwierigkeiten für seine Jahresversammlungen Logenlokale zu erhalten. Köslich mutet heute der Einwand eines Br. Lucius in der "Bauhütte" (1867 Nr 49 ) an, er dem Verein die Rechtmäßigkeit bestritt, weil er sich eigenmachtig konstituiert habe. Der neue Vorsitzende, Rudolf Seydel, konnte aber schließlich feststellen, daß die Angriffe langsam an Heftigkeit nachließen. Die ersten Jahre galten der Organisationsarbeit. Zugleich versuchte der V. d. F., sein geistiges Programm zu erfüllen. Eine seiner ersten beachtlichen Leistungen war die Entsendung Findels nach England, um dort die Echtheit der Yorker Urkunde (s. d.) zu untersuchen. Sein ablehnendes Urteil trug Findel der Jahresversammlung in Hamm (1864) vor. Er besorgte auch den Abdruck der Ordnung der Steinmetzen vom Jahre 1469, der Rochlitzer Bauhüttenordnung, ändere Brr. schlossen sich mit geschichtlichen Arbeiten von bleibendem Werte an. Daß Erwachen der freimaurerischen Geschichtsforschung in England überflugelte jedoch diese beachtenswerten Anfange einer kritischen deutschen Historiographie.
Unter der Führung Seydels wagte sich der junge verein an Fragen, die ihn norgedrungenerweise in Konflikt mit den Großlogen bringen mußten. Der Verein erfaßte die Einheit des Maurerbundes in seiner ganzen Scharfe und versuchte, dem Ausdruck zu verleihen. Nach langen Vorarbeiten, die drei Jahresversammlungen eifrigst beschäftigt hatten, wurde ein "Allgemeines Grundgesetz für den Freimaurerbund" (s. d.) verfaßt (Seydel, Bluntschli, Findel, Schaüberg und
v. Trentowski), daß in einem Manifeste "An alle Großlogen des Erdenrundes" verlaubbart wurde. Der Grundgedanke dieses Manifestes geht aus dem einen Satz hervor: "Die Freimaurerei ist allgemein, und alle auf dem ganzen Erdenrund zerstreuten Logen und Freimaurer bilden nur eine Loge". Die mit kühner Hinwegsetzung über die tatsschlichen Gegebenheiten verfaßten und zu Worms beschlossenen Satzungen sahen vor: National-Großlogen in jedem Lande, die sich in einer "Universal-Großloge", einem Gesamtlogenverband der ganzen Erde, eine Leitung geben sollten.
In Frankreich und Italien fand dieser Plan Zustimmung. Dagegen außerten sich in Deutschland bloß zwei Großlogen (Sachsen und Hamburg), beide im ablehnenden Sinne. Auch die Schön aus dem Jahre 1848 stammende Anregung eines allgemeinen Maurertages tauchte im Programm des Vereines auf. Da ein
internationaler Maurertag noeh in weiter Fernelag, beschrankte man sich auf satzungen zu einem allgemeinen deutschen Maurertag. Auch der Plan einer deutschen National Großloge wurde ernsthaft erörtert. (Benvenuto Cramer in Düsseldorf, 1878.) Alle diese für einen idealistisenen Aktivismuß des Vereinssprechenden Versuche schlugen fehl. Nicht zu letzt infolge der Eifersucht der Großlogen, die
sich durch den Verein bedroht fühlten. Immer hin hat diese Tätigkeit ein gutes gehabt: sie führte zu einem, wenn auch losen Zusammen schluß der deutschen Großlogen im Großmeisterverein und später im deutschen Großlogen bund.
Wichtige Impulse gingen vom V. d. F. für das geistige Leben der deutschen Logen aus.
In dieser Beziehung ist er auch heute noch führend geblieben. Robert Fischer (s d.) entwickelte 1894 ein Arbeitsprogramm für die Logen, daß von der geschichtlichen Grundlage zur philosophischen Erkenntnis des Freimaurer gedankens führte. Schon 1882 hatte Cramer in Danzig es als eine Lebensfrage der Freimaurerei bezeichnet, daß sie sich als treibende Kraft im Volksleben erweise. Daher versuchte der V.d.F. auch zu den sozialen Fragen Stellung zu nehmen und die freimaurerischen Krafte hierfür frei zu machen. Es war ein Erfolg, daß die deutschen Großlogen daraufhin beschlossen, den deutschen Logen alljahrlich zeitgemäße maurerische Fragen zur Verhandlung vorzulegen, ein Versprechen, daß allerdings
nicht eingelöst wurde (Wanner).
Zumindest versuchte man eine organisierte Wohltätigkeit ins Leben zu rufen, zu welchem Zwecke eine Unterstutzungskasse begründet wurde. Ein Versuch, die karitativen Leistungen der einzelnen Logen zahlenmäßig zu erfassen, scheiterte an der mangelnden Mitarbeit der Logen selbst. In klarer Erkenntnis, daß er selbst nicht berufen sei, Wandel zu schaffen, versuchte der Verein zu mindest durch Anregung zur Erörterung der Lösung der ihm wichtig scheinenden Fragen
naherzukommen. Diesem Zwecke dienten mehrere Preisausschreiben, wie daß im Jahre l906 erlassene: "Wie kann die Gesundung unseres sozialen Lebens durch Volkserziehung im Geiste der Humanität gefördert werden?" 1907 schlug der Verein seinen Brr. vor daß Studium der Friedensbewegung in
ihr Programm aufzunehmen. Bei diesem Anlasse wurden von Professor Dr. Heinrich Kraft und Generalleutnant von Reinhardt bedeutungsvolle Reden zur Frage des auf dem Humanitätsgedanken Berühenden Völkerfriedens gehalten.
Bleibende Verdienste, die von der breiten Offentlichkeit der deutschen Logen leider nicht genugend unterstützt wurden, hat sich der V. d. F. durch mehrere Standardwerke erworben.
Hiezu gehören der "Versuch einer Darstellung des positiven inneren Freimaurerrechtes" von Merzdorf, v. Groddeck und Henneam Rhyn (1877), die Herausgabe des Allgemeinen Handbuches der Freimaurerei in dritter Auflage (1900/01) und vor allem die 1911 im ersten, 1912 im zweiten Bande fertiggestellte Bibliographie der freimaurerisehen Literatur von August Wolfstieg. 1905 wurde ein Arbeitsamt geschaffen, dem die Leitung der literarischen Arbeiten des V. obliegen sollte. Ihm gehörten die als Schriftsteller bekannten Brr. Ludwig Keller, Paul Fischer, Seedorf, Erlenmeyer, Heinrich Kraft, Otto Neumann, Fritz Rackhorst und als Sekretär Ernst Clausenan. In seinem eigenen Blatte, den "Zwanglosen Mitteilungen aus dem Verein deutscher Freimaurer", schuf sich der V. d. F. ein Organ, daß Schon
durch die Größe seiner Auflagenzahl und durch die einheitliche Basis für alle deutschen Systeme alle änderen deutschen Freimaurerzeitungen bald überflügelte.
Auch die vom Verein geschaffene Institution der Wanderredner hat sich ausgezeichnet bewährt. In Bezirksund Ortsversammlungen wurden Vortrage gehalten, die den allgemeinen Freimaurergedanken herausarbeiteten und die Gegensatze der deutschen Systeme überbrucken wollten. Eine Reihe von wertvollen Erscheinungen der Literatur wurden unterstützt So anlaßlich der Jahrhundertfeier der Leipziger Völkerschlacht (1813-1913), daß Geschichtswerk von Julius Haarhaus "Deutsche Freimaurer zur Zeit der Befreiungskriege".
Besonders seit Diedrich Bischoff (s. d.) die Leitung des Vereines übernommen hatte (1910), war ein ständiger Aufstieg desselben zu verzeichnen, wozu Bischoff selbst durch sein rastloses literarisches Wirken beitrug. Die Große Zahl der vom Verein im Jahrzehnt von 1911-1921 selbst herausgegebenen oder geförderten Schriften (s. Jahrbuch 1921/22) ist ein Beleg für daß reiche geistige Leben. Der Weltkrieg und die nachfolgenden Jahre haben auch den Verein schwer getroffen. Es bleibt ein Ruhmesblatt in seiner Geschichte, das, es ihm unter der geschickten Leitung Bischoffs gelungen ist, trotz aller Anfeindungen von außen und auch von innen (die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland verbot für Ordensbruder die Mitgliedschaft) sich nicht nur zu behaupten, sondern auch seine publizistische Tätigkeit aufrechtzuerhalten. Eine seiner letzten Schriften, "Die Vernichtung der Unwahrheiten Aber die Freimaurerei", eine Kampfschrift gegen Ludendorff, gehört heute zu den weitverbreitetsten deutschen Schriften über Freimaurerei.
Selbstverständlich war es dem Verein in diesen sturmischen Jahren nicht immer leicht, unbeirrt von rechts und links, die einzig mögliche Politik der Mitte zu halten. Der Verein hat seine Vergangenheit durchaus nicht verleugnet, wenn er unter der harten Not der Zeit sich von Ideologien seiner frühen Jahre abwendete und realpolitisch vorging. Man hat manchen seiner Schritte im Auslande nicht gebilligt. Es darf nicht vergessen werden, daß der V.d. F. nach seinem Leitspruche "Durch Arbeit zur Einigkeit" nicht einer Partei, sondern vor allem der deutschen Freimaurerei zu dienen bestrebt ist.
Die Organisation des Vereins gliedert sich in einen Vorstand mit einem Beirat, einen engeren Ausschuß und die Bezirksverbünde, deren Obmanner die Obmannerkonferenz bilden. Die Geschaftsstelle, deren Leitung in Händen des Br. Dr. J. C. Schwabe (s. d.) liegt, befindet sich in Leipzig, Fichtestraße 43. Die "Mitteilungen" erscheinen monatlich (Auflagezahl 22.000) und enthalten neben wertvollen Aufsatzen eine sehr genau geführte Zeitungeschau, sowie inhaltsreiche übersichten über daß freimaurerische Leben aller Weltteile. Außerdem gibt der Verein alljahrlich ein Taschenbuch mit den deutschen Logenadressen und ein Jahrbuch heraus, daß die Berichte der alljahrlich an einem änderen Orte stattfindenden Jahresversammlungen, und die dort gehaltenen Vortrage enthalt. über die Entwicklung des Vereines geben die folgenden Zahlen Aufschluß: bei der Grundung waren es 132, 1911 Schon 12.000, 1991 1921 21.146, 1930 20.075 Mitglieder Ungefahr ein Drittel aller deutschen Freimaurer gehören somit dem V. d. F. an.