TIME IMMEMORIAL
TIMMERMANN, BERNHARD,
TIPPA SAHIB,
TIRER UNE BATTERIE
TIRPITZ, ALFRED V.,
TISCHLOGE,
TISZA, STEPHAN,
TITULAR-GROßBEAMTE,
T. M. H.
TOASTE,
TOAST TO ABSENT AND SEAFARING BRETHREN
TOBACCOLOGICAL SOCIETY,
TÖCHTER DER ISIS,
TÖCHTER JEPITHAS,
TOCHTERLOGEN.
TODESSTRALE.
TOD UND WIEDERGEBURT.
TOKEN
TOLAND, JOHN, UND DIE SOKRATISCHE GESELLSCHAFT.
TOLERANZ,
TOLERANSLOGEN,
TOLSTOI LEO,
TONGEREN, VAN HERMANNUS,
TONKING
TOPEKA,
TORENO, JOSÉ MARIA,
TORPADIAS, JOHANN ISRAEL,
TORRES AMAT, FELIX,
TORRIGIANI, DOMIZIO,

Time immemorial
(engl.), "Von undenklichen Zeiten" nannten und nennen sich in England jene Logen, die 1717 an der Gründung der Großloge beteiligt waren und die infolgedessen, weil sie älter waren als die Großloge, von dieser keine Charterbriefe nahmen. Von diesen ursprünglich vier Logen existieren heute noch die Loge "Antiquity" und die Royal Somerset House and Inverness Lodge", Auch ein englisches Templer encampment (Baldwyn) nimmt diesen Titel für sich in Anspruch.
Timmermann, Bernhard,
Führer des Deutschtums in Chile, * 1854 in Holstein, auß gewandert 1870, t 1929, war Mitglied der deutschen Loge in San Diego und Ehrenmitglied der Großen Loge von Hamburg.
Tippa Sahib,
Sultan von Maissur, * 1751, t 1799, focht mit Glück gegen die sich im Süden Indiens festsetzenden Englander, verlor aber später die Herrschaft an den vordringenden englischen Imperialismus. Er fiel bei der Ersturmung seiner Festung Seringapatam. Nach dem "Wiener Freymaurer Journal", I., 3., Seite 246, wurde er 1784 Freimaurer.
Tirer une batterie
(frz.), in maurerischer Weise (mit einer Salve) begrüßen, danken, applaudieren.
Tirpitz, Alfred v.,
deutscher Großadmiral, * 1849, t 1929, war Mitglied der Loge "Zum aufrichtigen Herzen" in Frankfürt a. d. Oder ("Drei Weltkugeln"). Als Staatssekretär des Reichsmarineamtes von 1897—1916 schuf T. die deutsche Kampfflötte.
Tischloge,
früher Bezeichnung für Tafelloge, Brudermahl.
Tisza, Stephan,
Graf, ungarischer Ministerpräsident, * 1861, ermordet 1918, Nichtfreimaurer, erbat im Weltkrieg die Hilfe der ungarischen Freimaurer für verschiedene außenpolitische Missionen. Am 28. August 1914 schrieb er diesbezüglich an den Sektionschef im k. u. k. Ministerium des Außeren, Grafen Johann Forgach, am 1. September des gleichen Jahres teilte er dem Bukarester Gesandten, Grafen Czernin, mit, er habe den Führern der ungarischen Freimaurerei vorgeschlagen, "im Wege der rumanischen Freimaurer auf die dortige Presse einzuwirken, um wenigstens soviel zu erreichen, daß die Kriegsergebnisse in einer objektiven und wahrheitsgemäßen Weise veröffentlicht werden". Gleichzeitig empfähl er den zur Erfüllung dieser patriotischen Aufgabe nach Bukarest reisenden stellvertretenden Großmeister der Symbolischen Großloge von Ungarn, Jenö Csukassy, aufs angelegentlichste. Ein weiterer Brief an Forgach vom 18. Janner 1915 berichtet über eine Mission, die ein anderer ungarischer Freimaurer Dozent Dr. Rudolf Temesvary, in Naapel durchführen sollte
Titular-Großbeamte,
s. Brevet Rank und Past Rank.
T. M. H.
(engl.), Abkürzung von The Most High- der Höchste, Gott, Große Baumeister der Welt.
Toaste,
s. Trinksprüche.
Toast to absent and seafaring brethren
(engl.). Englischer Logenbrauch, bei der Tafelloge der abwes end en und auf hoher Seebefindlichen Brr. zu gedenken. Dieser Trinkspruch wird alter Sitte gamäß mit dem Glockenschlage 10 Uhr abends gehalten, damit die abwesenden Brr. die Zeit berechnen können, zu welcher ihre Loge ihrer gedenkt. Ähnlich in deutschen Logen der stille Toast, in den alle dahingeschiedenen Brüder, alle kranken sowie jene, die sich zu ihrer letzten Reise anschicken, einbezogen werden.
Tobaccological Society,
s. Nicotiates.
Töchter der Isis,
1888 in geschschaftlicher Anlehnung an die Shriners (s. d.) gegründete amerikanische Frauenorganisation.
Töchter Jepithas,
s. Jephthas Tochter.
Tochterlogen.
Die unter einer gemeinsamen Mutter-Großloge arbeitenden Logen führen den Namen T.

Todesstrale. Eine einheitliche Stellungnahme zur Frage der T. besteht in der Freimaurerei nicht. Die Frage der T. wird aber in kontinentalen Logen immer wieder diskutiert. Dort wo die Liga für Menschenrechte auf die Freimaurerei Einfluß genommen hat, wie etwa in Frankreich, ist die Stellungnahme zu dieser, seit den Zeiten des Marchese Cesare Beccaria - Bonesana und seines berühmten Buches "Dei delitti e delle pene" (1764) nicht wieder verstummten Frage einheitlicher. In dem berühmten Falle der Italjener Sacco und Vanzetti versuchten die französischen Freimaurer, die Großloge von Massachusetts zu einem Gesuche um Begnadigung zu bewegen, ein Beginnen, das menschlich um so verstandlicher war, als die beiden Verurteilten sieben Jahre auf die Vollstreckung des Todesurteils gewartet hatten. Der Gouverneur des Staates Massachusetts, von dem die Begnadigung allein abhing, war der Freimaurer Fuller. Die amerikanische Großloge hat jedoch jede Einmischung in das Verfahren aufs strikteste abgelehnt.

Eigenartig war die Stellung Goethes zur Todesstrafe. Eine Anna Höhn aus Tanaroda in Thüringen sollte 1783 in Weimar wegen Kindesmordes hingerichtet werden. Der Großherzog von Weimar zögerte mit der Bestätigung und verlangte von seinen Raten Schmaus v. Fritsch und Goethe ein Gutachten. Die beiden ersten begründeten ihre Stellungnahme die sich für die Vollstreckung des Todesurteils aussprach. Goethe besehrankte sich, ohne weitere Begründung, unter die vorhergehenden Gutachten die Worte: "Auch ich" zu setzen Wobei bemerkt sei, daß er zu dieser Zeit sein Gretchendrama bereits vollendet und auch vorgelesen hatte. Die Anna Höhn wurde geköpft!
Tod und Wiedergeburt.
"Der Eintritt in den Mysterienbund wird als Eintritt in ein neues Leben, als eine nochmalige geburt des Menschen gedeutet...
Die Idee der Wiedergeburt (s. d.) ist eine der altesten und allgemeinsten symbolischen Ideen des Menschengeschlechtes Der Akt der Wiedergeburt zerfallt in zwei Stadien: das Sterben und das Wiederaufleben Der Novize stirbt... Aus dem Tode geht unmittelbar das neue Leben hervor. Nun erfàhrt er die Rückkehr ins Leben... Die zahllosen Mythen, in denen von einer Truhe, Krippe, Körbchen usw. die Rede ist, in welcher das Götterkind, der neugeborene Heiland liegt, der dann unter Gefahren und Nachstellungen heranwachst, deuten sämtlich auf das Wiedergeburtsmysterium hin. Bei diesen Mythen ist gewöhnlich die Mutter eine menschliche Frau, der Vater ist unbekannt oder ist ein Gott, ein Tier oder dergleichen. Der Neugeborene ist daher ein Jungfrauensohn oder ist ein Kind der Witwe'... Es besteht in allen Mysterienbunden die durch Erfahrung gewonnene Überzeugung, daß es mit der einen Weihehandlung bei der Aufnahme nicht getan ist. Das dort Erlebte und Erzielte muß befestigt, wiederholt, vertieft werden.
Der Wiedergeburtsakt wird infolgedessen in mehrere Teile zerlegt und nach Durchmessung gewisser Altersabschnitte erneuert. Das ist der Sinn der Gradeinteilung. Bei der Aufnahme in einen höheren Grad finden jedesmal Weihehandlungen statt, die ebenfalls auf dem Gedanken der Wiedergeburt beruhen... Die Wiedergeburt kann ohne Wachstumsstufen nicht vollständig und nicht dauerhaft sein- sie bedarf der Bestätigung und Entwicklung... Sterben und Wiedererwachen beherrscht die ganze Natur... Das ist die Wanderung des Novizen durch Dunkel und Schrecken, seine Wanderung zu den Todesgottheiten über Totengebeine hinweg, bedrängt von Kälte, Müdigkeit und Verlasfienheit bis hin zum Licht... Der Grundgedanke: die Peripetie vom Leben zum Tode und wiederum zum Leben bleibt immer derselbe" und durchzieht auch das Ritual der Freimaurerei. (Vergl. August Horneffer: "Symbolik der Mysterienbünde ")
Token
(engl.), Griff, "Sings, Tokens and Words", im Englischen die Erkennungszeichen des Freimaurers.
Toland, John, und die Sokratische Gesellschaft.
* 1670, aller Wahrscheinlichkeit nach der natürliche Sohn eines katholischen Geistlichen. Als ihm dies zu wiederholten Malen von seinen Gegnern zum Vorwurfe gemacht wurde, ließ er sich 1708 in Prag von einem irischen Franziskaner die Abstammung aus einer altangesehenen irischen Familie bestätigen.
Seine geistige Entwicklung fallt in die Zeit, der Buckle das Charakteristikum des Sinkens der Autorität, der alten überlieferungen und des Dogmenglaubens als Etikette gibt. Geboren zur Zeit der Restauration, war er zur Zeit der englischen "glorreichen Revolution" noch nicht 20 Jahre alt. Sein Auftreten und Wirken fallt in die Zeit Wilhelme III. und der Königin Anna. Mit einer übersetzung Giordanos Brunos (Bestia trionfante) führte er sich in die englische Literatur ein. Sein zweites Werk, "Christianity not mysterious", in dem er das Christentum rationalistisch zu erfassen sucht, wurde im September 1697 in Dublin öffentlich verbrannt. Der Verfasser mußte fliehen, suchte in Holland Schutz, begab sich nach Deutschland, verkehrte freundschaftlichst mit der Kurfürstin Sophie von Hannover und der Königin Sophie Charlotte von Preußen. Mit Leibnitz und den beiden Fürstlichen Damen hielt er berühmte, zum Teil erhaltene Religionsgesprache, in welchen er, ganz Rationalist, sich zu einem nur schlecht bemantelten Atheismus bekennt.

Sein ganzes Wirken ist auf nüchterne Erklärung der religiösen Mysterien gerichtet. 1720 erschien ,Pantheistikon oder Formel für die Feier der Sokratischen Gesellschaft". Daß dieses Buch Überhaupt gedruckt werden könnte, ist dem Geiste der Zeit zu danken. Wilhelm III. hatte 1694 die selbst von Cromwell beibehaltene Zensur abgeschafIt. T. gab das Buch auf eigene kosten 1720 heraus. Er ließ es mit schwarzen und roten Lettern drucken, wie ein Meßbuch. In einzelnen Exemplaren soll handschriftlich ein Bittgebet an den allmachtigen Bacchus um Befreiung vom Katzenjammer angehàngt gewesen sein, das mit den parodierenden Worten schloß: "Idque fiat per pocula poculorum. Amen." Der Verfasser bleibt im Drucke anonym, nennt sich aber selbst Janue Junius Eoganesius, was auf seine Herkunft aus Londonderry (Enis Oën) hinweist.

Die pantheistische Lehre des Buches lautet in den Hauptsatzen: Alle Dinge kommen vom All das All von allen Dingen. Die Welt ist unendlich und unbeweglich, Ihre einzelnen Teile sind nicht ewig und beweglich. Nichts vergeht. Das Denken ist eine eigentümliche Aktion des Gehirns. Lebenskraft, Seele Verstand und Zeugung beruht auf dem Ather, einer Art Feuer, der schneller ist als das Denken und feiner als jeder andere Stoff." Die Lehre der Pantheisten ist eine esoterische. Dem Volke, das sie ohnehin nicht verstehen kann, soll aus opportunistischen Gründen die Religion erhalten werden. Die Eingeweihten aber wahren sich bei aller Toleranz die Freiheit des Donkens und Handelns. Sie sind geschworene Feinde aller Tyrannen , einerlei, ob die Tyrannis von einem Monarchen, von der Adelskaste oder dem Pöbel ausgehe. Namentlich aber verwerfen sie die Offenbarungen und Wunder und wollen die wahre Religion aus der häßlichen Wolke von Tauschungen befreien.
Das Ritual, das eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, lautet in den Hauptstellen der ersten beiden Teile:
Erster Teil:
Vorsteher: Quod felix faustumque sit.
Antwort: Das Sokratische Symposion hat begonnen.
V. Es lebe die Philosophie.
A. Und es lebe die Kunst.
V. Heilig seien die Wahrheit, Freiheit und Gesundheit, die drei höchsten Güter des Weißen.
A. Jetzt und immerdar.
V. Wir heißen Genossen und Brüder.
A. Und Freunde und Mitmenschen.
V. Fern sei Streit, Neid und Starrsinn.
A. Nahe dagegen Forschungseifer, Wissenschaft und Herzensgute.
V. Lust und Heiterkeit seien uns günstig.
A. Günstig seien uns die Musen und Grazien.
V. Schwört auf keines Meisters Worte.
A. Selbst nicht auf die Worte des Sokrates.
V. Um aber unsere Feier mit Würde zu begehen, so höret, meine Geliebten, die Worte des Marcus Porcius Cato, die uns Marcus Tullius Cicero in seinem Buche über das Alter, Kap. 13, überliefert hat
A. Wir weihen uns der Wahrheit und Freiheit.
V. (Verliest die angezeigte Stelle, in welcher Cato sich rühmt, daß er als Quastor an den Festen der Magna Mater solche Symposiën anordnete.)
A. Sokrates und Plato seien gelobt, und Marcus Cato und Marcus Cicero.
V. Forschen wir nach dem Gründe der Dinge, damit wir das Leben heiter und den Tod ruhig ertragen.
A. Frei von aller Fürcht, nicht in Freude uns überhebend und nicht niedergeworfen durch Trauer.
V. Und damit wir die aberglaubischen Schrecknisse des Pöbels verlachen, wollen wir ein Lied des Ennius singen. (Die Gemeinde singt das letzte Kapitel des ersten Buches aus Ciceros "De divinatione"; es ist eine Verspottung der Priester.)
V. Und nun höret noch denselben weißen Cato, was er uns im 14. Kapitel in Ciceros "De Senectute" lehrt.
A. Damit wir gesund und frisch und glucklich seien.
V. (Liest dieses Kapitel. Es ist ein Preis von Xenophons Symposion, wo das heitere Mahl von ernstem Gesprach belebt wird.)
A. Gelobt sei Xenophon.

Zwelter Teil
V. Haltet den Pöbel fern!
A Das Haus ist geschlossen und sicher.
V Das All ist eines und das eine ist alles.
A. Dies in sich einheitliche All ist Gott, ewig und unermeßlich ohne Anfang und ohne Ende.
V. In ihm leben, weben und sind wir.
A. Aus ihm ist alles geboren, zu ihm kehrt alles zurück, er ist der Grund und das Ziel aller Dinge.
V. Singen wir ein Lied zum Preise des All.
A. (Singt Pacuvius bei Cicero, De divinatione T h7 )
V. 0 Philosophie, du Lehrerin des Lebens, du Führerin der Tugend, du Feindin des Lasters, was waren wir, was ware das ganze menschliche Leben ohne dich? Du hast Städte gebaut und hast die in der Zerstreuung lebenden Menschen zur Gemeinsamkeit des Verkehres geführt; du hast sie durch Zusammenwohnen, durch Ehen, durch Wissenschaft und Kunst miteinander verbunden. Du bist die Erfinderin der Gesetze, die Lehrerin von Zucht und Sitte. Zu dir fliehen wir, von dir erflehen wir Hilfe. Du gibst uns Ruhe des Lebens und nimmst uns den Schrecken des Todes. (Cicero Tusc. disp.)
A. Zum Gluck des Lebens gehört allein die Tugend; sie hat ihren Lohn in sich selbst.
V. Jetzt aber wollen wir unseren philosophischen Kanon lesen. überdenkt ihn, ihr Brüder, im Herzen.
A. (Man singt Virgils Georgica IV. 220 ffg.)
V. Und jetzt gedenken wir der Großen Männer und Frauen, die uns durch Lehre und Beispiel ruhmreich voranleuchten.
A. Möge Lehre und Beispiel derselben zu unserem heile sein.

Hat diese Sokratische Gesellschaft überhaupt bestanden? Selbst wenn T. nicht ausdrucklich den Zweifel unterstützen würde, ware mehr als ein Grund gegen ihre Existenz anzuführen. T. sagt: "Man mag immerhin annehmen, daß meine ganze Erzählung nicht wahr sei, wenn sie nur nicht unwahrscheinlich ist, wenn nur, alles darin so harmoniert, daß sie wahr sein könnte." Daß er von Mitgliedern in Paris, in Venedig, in allen holländischen Stadten, besonders in Amsterdam, sogar am päpstlichen Hofe, vor allem aber zahlreich in London spricht, gibt vielleicht ein Bild von der Verbreitung gleicher Anschauungen, die in der Zeit lagen, beweist aber nichts für die wirkliche Existenz. Die Sokratische Gesellschaft ist — alles spricht dafür — eine dichterische Erfindüng. T. wählt die Form einer Liturgie, ebenso wie zahlreiche Philosophen seit Plato, die Form des Gespraches oder die Form von Briefen gewählt haben. Das Gastmahl, das die Sodalen vereinigt, hat eben bei Plato gute Vorbilder. Soweit bisher bekannt, war T. nicht Mitglied einer der Londoner Freimaurerlogen.
Sein Buch erschien vor dem Konstitutions buche der Londoner Großloge (1723), was naturlich nichts gegen die Kenntnisse freimaureriseher Rituale beweist. Vielleicht hat T. von diesen eigenartigen Zusammenkünften gehört.
Noch in der zveiten Ausgabe des Handbuches der Freimaurerei 1863 wird ein Zusammenhang der T.schen Liturgie mit dem Freimaurerritual als wahrscheinlich hingestellt. Die dritte Auflage (1901) verweist auf das Vorbild der italienischen freien Akademien der Naturphilosophen und der Gelehrtenklubs in England, verwirft aber den Zusammenhang mit dem Freimaurerritual. Sehen wir von der oberflächlichen übereinstimmung der liturgischen Form ab, so bleibt eigentlich nicht viel Gemeinsames.
Der Freimaurer von 1723 hat seinen Gottes begriff streng in der ersten Pflicht herausgearbeitet. T. geht in seiner Abneigung gegen alle Traditionswerte so weit, daß er in der Aufzahlung verehrenswerter Personen Christus geflissentlich übergeht. Die einzige biblische Person, die er gelten läßt, ist Salomo. Sein Gott ist die ewige Natur. Die freimaurerisehe Geschichtsforschung kann an dem T.schen Pantheistikon und seinen"sokratischen Brüdern" nicht vorübergehen.
Nicht um etwa stammbaumartige Ableitung aus ihr vorzunehmen oder um in ihr einen merkwürdig entwickelten Seitenzweig anzusprechen. Wohl aber, um aus der Gleichartigkeit der Form und zahlreichen inneren Gemeinsamkeiten den gleichen Boden zu erkennen. Auch dort, wo T. sich absurd gebärdet, gibt es zum Schlußse guten Wein. Sein Bekenntnis ist die Toleranz unter Menschen.
T. starb 1722. Sein letzter Fluch galt den Ärzten. Sein Charakterbild schwankt in der Geschichte. Als einen mütigen Kaffeehaus schwätzer, der allen Leuten seine Weisheiten aufdrangen wollte, bezeichnen ihn die einen. Vor dem Atheisten bekreuzigen sich die anderen. Lange sieht in ihm eine harmonische Persönlichkeit. Mauthner erkennt seine menschlichen Schwächen und weiß sie zu verstehen.
Toleranz,
Duldung, kam am Ausgang des Mittelalters als Reaktion gegen den Fanatismus den unerbittlichen Absolutismus der katholischen Kirche, zunachst infolge der Dogmenmüdigkeit eines Teils der Menschheit zum Durchbruch. Die deistische Bewegung (s. Deismus), die die allen Menschen annehmhare "natürliche Religion" suchte, spiegelte die erwachte Toleranzidee in besonders prägnanter Weise. Comenius (s. d.) gebrauchte den Ausdruck T. bereits im modernen Sinne der Glaubens- und Gesinnungsfreiheit. Die T. wurde in der Folge auch auf das politische Gebiet übertragen. Eine wahrhafte Demokratie —die vorherrschende Staatsform der Gegenwart —soll ihrem ganzen Wesen nach von T. durchtränkt sein. Die "Alten Pflichten" (s. d.) brachten den Toleranzgedanken in klarster Form zum Ausdruck.
"... So hält man jetzt für ratsamer, sie (d. s. die Maurer) bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen,und jedem seine Meinung zu lassen, d. h. sie sollen gute und treue Männer sein oder Männer von Ehre und Rechtschaffenheit, durch was für Sekten oder Glaubensmeinungen sie auch sonst sich unterscheiden." An anderer Stelle heißt es: "Denn wir gehören als Maurer bloß zu der oben angeführten allgemeinen Religion, auch sind wir von allen Nationen, Zungen und Sprachen.. .", war der deutsche Kaiser Friedrich III. später in die Worte kleidete: "Zwei Grundsätze bezeichnen vor allem unser Streben: Gewissensfreiheit und Duldung". "T. ist das Palladium der Freimaurerei immer gewesen und muß es bleiben" (Wolfstieg, "Die Philosophie der Freimaurerei"). Die Einsicht in die Bedingtheit aller Wahrheiten bildet bei der freimaurerischen Toleranzidee das auslösende Motiv.

Die geistige Maurerei, die Freimaurerei von heute setzte in England in einem Augenblick ein, da John Lock e (1632—1709) und andere die Toleranzidee in den Mittelpunkt der Erörterungen gerückt hatten. (Vergl. Lockes Buch "Die Vernünftigkeit des Christentums", durch welches er zum Wortführer der religiösen T. wurde.) Die Freimaurerei nahm diese Lehre begierig auf.
Die wichtigste Aufgabe der Freimaurerei ist, in das an sich unduldsame, von verantwortungslosen Führern aufgepeitschte Massengeschehen durch Erziehung, vor allem ihrer eigenen Glieder, T. zu tragen. Durch diese Mission wirkt sie an der Vergeistigung und Befriedung der sozialen Wechselbeziehungen in herrorragender Weise mit und ist in diesem Sinne berufen ein wichtiger Kulturfaktor zu sein, wenn sie ihrer Sendung gerecht wird. Die Loge hat daher keine wichtigere Aufgabe, als die Erziehung zur Duldsamkeit. Die katholische Kirche bekämpft die Freimaurerei vor allem wegen der in derToleranzidee enthaltenen Antidogmatik, da diese ihre dogmatiche Grundlage zu erschüttern, die Dirziplin ihrer Anhänger zu lockern geeignet sei. Die -- erste antifreimaurerische --Bulle des Papstes Clemens XII. vor 1737 warf der Freimaurerei vor, daß sie eine Gesellschaft sei, "in welcher Menschen jeder Religion und Sekte... sich gegenseitig verbinden". Diese Auffassung kehrte in allen späteren papstlichen Verdammungen wieder.
"Derselbe Grund, aus dem der Papst uns verdammt, ist in den Augen der zivilisierten Welt der höchste Ruhm unserer Brüder" (J. C. Bluntschli). In der Ideologie der Freimaurerei stehen wahre Religiosität und T. nicht im Gegensatz zueinander. "Gewissenszwang ist` die schmählichste Sünde und Unduldsankeit die gemeinste Art der Unmenschlichkeit, weil auf diese Weise ebenso das wahrhaft Menschliche, wie das Göttliche unmöglich gemacht wird . . ." (Schenkel, "Die Freimaurerei im Lichte der Religions- und Kirchengeschichte"). Die Freimaurerei faßt die Toleranzidee im weitherzigsten Sinne auf. Doch sind dieser dennoch Grenzen gesetzt, indem Anhänger von Bewegungen, die für Gewaltanwendungen in irgendeinem Sinne eintreten, in den Bund nicht aufgenommen werden sollen.
Die Toleranzidee ist in den Gesetzbüchern des überwiegenden Teils der Freimaurerei verankert; wenn einzelne Gruppen in der Gegenwart Zeitströmungen (Hypernationalismus Antisemitismus u. a.) entgegenkommen zu müssen glauben, so verleugnen sie dadurch die wahren Grundlagen der Freimaurerei.
Toleranslogen,
s. Melchisedek - L ogen.
Tolstoi Leo,
russischer Schriftsteller und Denker, 1828, t 1910, schildert in seinem Roman "Krieg und Frieden" die russische Freimaurerei der Zeit des Napoleonischen Feldzuges in Rußland. Er sieht das Freimaurertum recht freundlich als einen sehr sympathischen aber für Rußland vielleicht versunkenen Versuch zur Verwirklichung ideologischer Grundsatze an. Am 7./20. Marz 1905 schrieb T. von Jasnaia Poljana an einen deutschen freimaurerischen Schriftsteller folgendes: "Ich danke sehr für die Sendung Ihres freimaurerischen Buches, es freut mich sehr, das ich, ohne es zu wissen, meiner Gesinnung nach ein Freimaurer bin. Ich habe immer von Kindheit an für diese Organisation Große Achtung gehabt und glaube, daß die Freimaurerei viel Gutes für die Menschheit geschaffen hat."
In der "Latomia" (1926, Heft 12) behauptet der Schriftleiter Dr. Hugo Schmidt, T. sei Illuminat gewesen und habe bis zu seinem Tode alle Veröffentlichungen des Ordens erhalten. Wenn aus dieser Zugehörigkeit aber geschlossen wird, sie habe T. die Kenntnis des freimaurerischen Gebrauchtums vermittelt. so ist das irrig. Krieg und Frieden" ist 1865—1869 erschienën, der moderne Illuminatenorden wurde 1906, also vier Jahre vor dem Hinscheiden T.s ins Leben gerufen.
Tongeren, van Hermannus,
Genieoberst a. D, der niederlandisch-indischen Armee * 1876, Großmeister des Großostens der Niederlande seit 1929 aufgenommen 1909 in der Loge "De Stern in het Oosten" in Batavia. Stuhlmeister der Loge "Nos Vincit Libertas" in Amsterdam, gewesener Großbibliothekar , Archivar und Zugeordneter Großmeister.
Tonking
(frz. Tonkin), Teil von Indochina, französisches Protektorat. In der Hauptstadt Hanoi (Sitz des Gouverneurs für die ganze Kolonie Französisch-Indochina) arbeiten unter dem Grand Orient de France zwei, unter der Grande Loge de France eine Loge.
Topeka,
Hauptstadt des Bundesstaates Kansas der USA., Sitz der 1850 gegründeten Großloge von Kansas (Adresse: Grand Secretary, 320 West, 8th Street).
Toreno, José Maria,
Graf von, spanischer Politiker und Historiker, * 1786, t 1843 Verfasser einer Geschichte des Unabhängigkeitskrieges, war Freimaurer.
Torpadias, Johann Israel,
schwedischer Politiker und Dichter, * 1722, t 1760, rief 1754 die Loge "St. Erie" in Stockholm ins Leben.
Torres Amat, Felix,
Bischof von Astorga (Spanien), * 1772, t 1847 Verfasser einer berühmten Bibelübersetzung ins Kastilianische, war um 1840 ein Führer der spanischen Freimaurerei.
Torrigiani, Domizio,
Advokat, gewesener italienischer Senator, der letzte Großmeister des Großorients von Italien vor dessen Unterdruckung durch den Faschismus, gewählt 1918 als Nachfolger von Ernesto Nathan.
Sein weitblickendes, Großzugiges Programm weckte Begeisterung; die Großen Hoffnungen, die sich daran knüpften, ließen sich infolge des politischen Umsturzes nicht mehr erfüllen. T. war von dem Augenblick an, da der Faschismus sich gegen die von der italienischen Freimaurerei stets verteidigten Grundsätze des Liberalismus, der Demokratie erklärte, gegen die neuen Herren. Bereits in einem Zirkular vom 21. Dezember 1921 — also zehn Monate vor dem Marsch nach Rom— äußerte er sich gegen Gewaltakte und verlangte, die dem Fascio angehörigen Freimaurer müßten da für Sorge tragen, daß dessen Tun nicht in Terror ausarte. Im Februar 1923 betönte er in der Generalversamnlung des Symbolischen Ritus des Großorients, daß die Freimaurerei nicht politische Partei werden dürfe, sondern im vaterlandischen Interesse über den Parteien stehen müsse.
Als sich dann der Oberste Faschistenrat im gleichen Monat erstmals gegen die Freimaurerei aussprach, veröffentlichte T. ein Buch "Massoneria e Fascismo", worin er abermals gegen Diktatur und gegen Oligarchie auftrat. Gegenüber den Gewalttaten gegen Freimaurerlogen rief er vergeblich die Intervention der Regierung an. Mitte Dezember 1924 erklärte er die Zugehörigkeit zum Faschismus und zur Freimaurerei für unvereinbar. Am 6. September 192S, nachdem das Antifreimaurergesetz die Kammer passiert hatte, wurde T. neuerdings auf sechs Jahre zum Großmeister gewählt und mit außerordenlichen Vollmachten ausgestattet. Der Versuch, T. im Attentatsprozeß Capello-Zaniboni zu kompromittieren schlug fehl. Es war aber für jeden klar, daß man ihn nicht langer in Freiheit dulden wollte.
T. sah seinem Schicksal mit Gleichmut entgegen.
Als ihn die Vorladung zu einer Voruntersuchung erreichte (die dann seine volle Unschuld ergab), befand er sich im ausland, und zwar mit wissen der Regierung. Freunde rieten ihm, nicht nach Italien zurückzukehren, aber er fuhr eilends nach Rom. Am Tage nach der Verurteilung Capellos (1927) wurde auch er in Haft genommen und ohne Gerichtsverfahren auf administrativem Weg auf fünf Jahre nach Lipari verschickt, "wegen Agitation gegen Staat und Regime". In der Verbannung von einer schweren Augenkrankheit befallen, verweigerte man ihm lange fachgemäße Behandlung. Erst als ein Auge verloren war und völlige Erblindung drohte, wurde er auf einige Zeit in ein mittelitalienisches Krankenhaus gebracht. Seither befindet er sich, wie das faschistische Direktorium im Frühsommer 1931 anlaßlich einer Polemik gegen den Vatikan mitteilte, wieder "auf den Inseln".