STEELE,
STEEL-MAITLAND,
STEFANIK, M. R.,
STEGMANN, KARL DAVID,
STEIN, HEINRIEH FRIEDRICH KARL
STEIN DER WEISEN,
STEINERTSCHE LOGE,
STEINHEIL, PHILIPP FRIEDERICH,
STEIN, KUBISCHER
STEINMETZBRAUCH.
STEINMETZENBRÜDERSCHAFTEN,
STEINMETZORDNUNGEN.
STEINMETZZEICHEN
STEIN, RAUHER
STEIN, ZUM BLAUEN,
STELLENVERMITTLUNG, FREIMAURERISCHE.
STEMMEISEN,
STENDHAL,
STEPHAN, HEINRICH V.
STERBEKASSEN
STERN, DER FLAMMENDE,
STERN DES OSTENS,
STERNBERG, KASPAR,
STERNE, LAURENCE,
STEUBEN, FRIEDRICH WILHELM
STEVENS.
STEWARD'S BADGE,
STEWARDSBRUDER, STUARTSBRUDER,

Steele,
Sir Richard, und die "Vereinigung aller anständigen Leute". Der Engländer , * 1671, t 1729, studierte in Oxford, wurde dann Soldat, später Schriftsteller. 1701 trat er mit einem moralischen Traktat "The christian Hero" hervor, dem mehrere Lustspiele folgten, bis or 1709 eine dreimal wöchentlich erscheinende Zeitschrift "The Tatler" begründete, der 1711 der "Spectator", 1713 der "Guardian" folgte. 1711 erregte er Aufsehen durch den Vorschlag zu einer "Vereinigung aller anständigen Leute" ("a kind of association of the honest men of all parties for the defence of one another").
Diesen Gedanken, der ursprünglich als eine politisch neutrale Körperschaft gedacht war, haben eich die Freimaurer in ihrer Konstitution von 1723 zu eigen gemacht. S. selbst war 1709 bestimmt noch nicht Freimaurer, denn er außert sich im "Tatler" über diese in etwas spöttischer Weise. Dagegen ist auffallend, daß S. auf einer der ersten gedruckten Logenlisten im Portrat erscheint. Es ist dies die Liste des Jahres 1735, auf der unter dem Wappen des Großmeisters Weymouth das Brustbild Sir Richard Steeles mit voller Namensbezeichnung zu sehen ist. Wahrscheinlich ist S. der Loge beigetreten, weil er von ihr die Erfüllung seiner Absichten erwartete.
Steel-Maitland,
Sir Arthur H. D. R., engliseher konservativer Politiker, * 1876, Arbeitsminister 1924—1929, gewesener Präsident der konservativen Parteiorganisation, ist Freimaurer.
Stefanik, M. R.,
Dr. phil., tschechischer Astronom, * 1880, t 1919, unternahm zu Forschungszwecken Beobachtungereisen nach Tahiti und Turkestan, arbeitete an der Sternwarte zu Meudon und auf dem Montblanc-Observatorium. Zu Kriegsausbruch trat er als Freiwilliger in die tschechischen Legionen und wurde schließlich deren Führer. Als Kriegsminister der provisorischen Regierung berufen, verunglückte er auf dem Fluge in die Heimat bei Preßburg tödlich. Er gehörte einer französischen Loge an.
Stegmann, Karl David,
deutscher Komponist und Dirigent, * 1751, t 1826, begann seine musikalische Laufbahn als Tenorist, in der Folge Dirigent und Mitdirektor der Hamburger Oper neben Schröder, schrieb Opern, Sinfonien, Klavierstücke sowie eine Freimaurerkantate und zahlreiche Freimaurerlieder.
Stein, Heinrieh Friedrich Karl
Freiherr vom und zum, * 1757, t 1831, preußischer Staatsmann, für den sich aus der Humanitätslehre ein neues Staatsideal ergab. Der Mann, der in der Zeit der vielen Vaterlander das für damals revolutionare Wort sprach:
Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland", genialer Minister des Fimanz- und Steuerwesens, Bauernbefreier, der von Friedrich Wilhelm III. eine andere Stellung der Minister zum König, Beseitigung der geheimen Kabinettsregierung und eine rechtlich geordnete Teilnahme von Vertretern des Volkes an der Gesetzgebung verlangte. Mit Hardenberg vollbrachte er das Große preußische Reformwerk, das ihn zum "Eckstein der Deutschen Freiheit" werden ließ.
Er war (in Gemeinschaft mit dem Fleimaurer Frey) der Schöpfer der Stadte ordnung. Während seiner Tätigkeit am Kammergericht in Wetzlar wurde er—mutmäßlich 1778 — Mitglied der Loge "Joseph zu den drei Helmen" Als er, von seinem Souverän mit krassem Undank behandelt, von Napoleon geächtet ("Le nommé Steinl"), 1809 nach Osterreich fliehen mußte, wurde er bei der Wiener Regierung als "gefährlicher Aufklärer und Neuerer" und ein "mit Maurergeist begabter Mann" denunziert.
Stein der Weisen,
s. Alchimie, Hermetische Maurerei, Okkultistische Maurerei, Rosenkreuzer.
Steinertsche Loge,
im Lefeverischen Haus "Zum weißen Löwen" am Salzgries in Wien, Alchimistenloge mit freimaurerischem Gebrauchtum, gestiftet und geleitet von einem Bauchredner und Taschenspieler Steinert, um 1781, der nach seiner Ausweisung aus Wien einer der Hauptagenten des preußischen Staatsministers Wöllner (s.d.) und seines Freundes Bischofwerder (s. d.) gewesen sein soll, in deren Auftrag er bei den rosenkrenzerischen Geisterbeschwörungen vor Friedrich Wilhelm II eine Rolle spielte.
Steinheil, Philipp Friederich,
sächsischer Legationssekretär, kam, in England Freimaurer geworden, 1741 zur Wahl und Krönung Karls VII. nach Frankfürt am Main trat dort auf Anregung des französischen Gesandten Marquis de Belleisle mit deutschen und französischen Freimaurern, gleich ihm Diplomaten, 1742 zur Gründung der Logo "L'Union" (später "Zur Einigkeit") zusammen, deren erster Stuhlmeister er wurde. Von ihm stammt eine berühmte — französisch niedergeschriebene —Rede "über die ersten Ideen und Kenntnisse von der erlauchten Kunst der Maurerey" deutsch veröffentlicht 1746 in "Die Quintessenz der echten Freimaurerey", oft in Logen, auch in der Londoner Großloge, verlesen. S. gilt auch als der Verfasser der anläßlich der Berner Freimaurerbedruckung 1746 erschienenen Abwehrschrift: "Le Franc-Maçon dans la République".
In seiner Rede (auch wiedergegeben im Eklektischen Bundesblatt", 1931, Nr. 27) nënnt S. die Freimaurerei ,eine Verbindung von einsichtigen Männern, die, gefestigt durch das brüderliche Band und geführt durch die Vorschriften der sittlichen Tugend versuchen, eine vernunft gemäße Gesellschaft zu bilden, der ein jedes ihrer Glieder all das beisteuern muß, was sie nützlich und angenehm machen kann".
Stein, Kubischer
(frz. Pierre cubique engl. Perfect Ashlar), gilt in manchen freimaurerischen Systemen neben dem Rauhen Stein und dem Reißbrett als "Unbewegliches Kleinod". Der E. S. ist das Sinnbild des Gesellen; dieser vollendet die Form des vom Lehrling behauenen Steins so daß dieser in das Fundament des Tempels eingefügt werden kann. Der Geselle muß aber auch, damit er selbst als K. S. im Tempel der Menschenliebe seiner Bestimmung zu dienen vermag, seinen Verstand erhellen, nach Bildung des Herzens und Lauterung der Gesinnung streben. Endres ("Die Symbolik des Freimaurers") weist nachdrücklichst darauf hin, daß der K. S. den Bund auch an seine sozialen Aufgaben und Pflichten erinnert.
Denn wie ein Tempel nicht einfach aus rauhen Steinen entstehen kann, die übereinandergetürmt werden so kann keine soziale Gemeinschaft aus ,rohen", nur den eigenen Trieben lebenden Menschen bestehen. Das Behauen des Steines gleicht der sozialen Selbsterziehung des Menschen und die Harmonisierung der Steinform erinnert an die Notwendigkeit von sittlichen Maßstäben, ohne die eine soziale Gemeinschaft undenkbar ist. Der K. S. wird so ein Symbol des geläuterten Gewissens, "das Große soziale Symbol der Freimaurerei".
In den christlichen Lehrarten tritt der K. S. als der "Eckstein" der Bibel in Erscheinung: 1 Brief Petri, Kap. 2, Vers 4, wo zunachst Christus als "lebendiger Stein, der von den Menschen verworfen", dann aber die Gemeinde selbst als die "lebendigen Steine" bezeichnet werden, "die sich zum heiligen Hause bauen sollen". Petrus zeigt, gestützt auf Jesaias, woher das Symbol stammt: "Siehe da, ich lege einen auserwählten, köstlichen Eckstein in Zion."
Auch in der altklassischen Philosophie wird das Lehrbild des K. S. gerne verwendet. So bei dem Schüler des Sokrates, Kebes, der auch in Platos Phaidon erwähnt wird und der als Verfasser philosophischer Dialoge bezeichnet wird, von denen sich einer, Pinax (das Gemälde), erhälten hat. Dort steht die Wissenschaft nicht auf einer Kugel, sondern auf einem viereckigen, festliegenden Stein, "zum Sinnbild, daß der Weg zu ihr sicher und fest ist und daß man an ihren Gaben etwas Beständiges habe" (Ridel 1817).
Steinmetzbrauch.
Die Tatsache ist heute kaum mehr bestritten, daß die Freimaurerei von 1717 durch ganz allmähliche Entwicklung auf dem Urboden der mittelälterlichen Brüderschaften der Bauleute und Steinmetzen erwachsen ist. In vielen Punkten diente das Brauchtum der mittelälterlichen Bauhütten-Bruderschaften (s. d.) und sein symbolischer Gehald;, "das ritualistische Geheimnis der sogenannten inneren Hütte", als Vorbild für die Freimaurerei in ihrer heutigen Form. In der Bauhütte stand des Meisters Werkbank auf der ihm allein vorbehältenen Ostseite. Im Westen arbeiteten die Parlierer, die Aufseher, im Süden die (in der Zünft sonst gleichberechtigten) Gesellen mit dem Gesicht nach Osten und im Norden die Lehrlinge. Der losgesprochene Lehrling, dem die Rechte eines Gesellen zuerkannt wurden, war "zünftig", wenn er nach bestandener Prüfung seiner kenntnisse in den geheimen Zunftbräuchen regelrecht zum "ehrbaren Gesellen" geworden war. Der Ausweis der Zugehörigkeit erfolgte in der Hauptsache durch geheime Zwiereden, Zeichen und Stellungen, der Unterricht im geheimen Brauchtum erfolgte durch die "Ausweisgesellen".

Der "Ausweis" bestand aus "Zeichen und Wort" oder auch aus Schritt, Gruß und Handschenk (Schritt und Handschenk, s. Bauhütten-Brüderschaften). Das "Zeichen", Erkennungszeichen, wurde dadurch gegeben, daß man "die rechte Hand ausgebreitet, die vier Finger zusammengeschlossen so unter das Kinn legte, daß der Daumen unter dem rechten Ohr nach hinten zu stehen kam".
Dieses Halszeichen findet sich schon im Jahre 1144 am Westportal der Wiener Stephanskirche im Brustbild eines bärtigen Mannes, eines Steinmetzen, eingehauen. Der "Schlag" bestand aus zwei raschen und einem langsamen Anklopfen. Bei der Aufnahme zum Gesellen trat der Steinmetz halb entkleidet mit verbundenen Augen, bloßer Brust und mit entblößem linken Knie ein. Zu den "Heimlichkeiten" gehörten auch brauchtümliche Redewendungen- beim "Anschlag" der Aufnahme stellten sich die Anwesenden nach dreimaligem Hammerschlag des Meisters mit rechtwinkelig gestellten Füßen, die rechte Hand auf der linken Brustseite, zusammen, um einem Zwiegespräch zwischen Meister und dem zweiten Altermann zu lauschen, in dem u. a. in vernewerter Form von Adomhiram als erstem Maurer und Tubalkain als Erfinder des Werkzeugs die Rede war. Die "freie Morgensprache" wurde mit Frage nach der Zeit und dreifachem Hammerschlag geschlossen.

Die mittelälterlichen Steinmetzen waren sich des symbolischen Gehalts ihrer Werksarbeit und ihrer Werkzeuge wohl bewußt. Sie waren künstlerisch erzogen für ihre als Religion empfundene Kunst, symbolfreudige Männer, Zirkel,Winkelmaß, Wasserwaage und die anderen Werkzeuge hatten ihre tiefe sinnbildliche Deutung. Als oberstes Geheimnis, das mit dem Schleier der Mystik und Symbolik umhüllt streng bewahrt wurde, galt der sogenannte .,rechte Steinmetzgründ", in dem das ganze Wesen des Konstruierens verborgen war, dessen Erkenntnis als höchstes Ziel des Br. galt. Dieser Steinmetzgründ enthielt in seinem rein praktischen Teil die drei Hauptfiguren des Quadrats, des gleichseitigen Dreiecks und des Kreises, die in der Gotik die Gründformen der Kirche, die Punkte der Säulenstellungen und die Höhenverhältnisse angaben aber auch zusammen mit dem Achteck und den Werkzeugen in den Beziehungen des rechtwinkeligen, gleichschenkeligen Dreiecks (des harmonischen Dreiecks) enthälten waren, in dem die ganze Harmonie des Baues begründet und ausgesprochen war, dem Sinnbild der geheimnisvollen Kraft, aus der die durch geniale Intuition erfaßte architektonische Harmonie erfloß, und das zugleich das unaussprechliche Erlebnis der innerlich erfaßten Einheit von gleichseitigem Dreieck, Quadrat und Kreis bezeichnete. Goethe sagt über diese Sonderheit der Steinmetzen ("über Kunst und Ältertum in den Rhein- und Maingegenden"):
Ihre Großen Vorteile: durch geheime Zeichen und Sprüche sich den ihrigen kenntlich zu machen... organisiert denke man sich eine unzählbare Menschenmasse durch alle Grade der Geschicklichkeit dem Meister an die Hand gehend, durch Religion begeistert, durch Kunst belebt, durch Sitte gebändigt; dann fängt man an zu begreifen, wie so ungeheure Werke konzipiert, unternommen und, wo nicht vollendet, doch immer weiter als denkbar geführt worden . . ." (Eduard Förster im "Bundesblatt" 1928, Nr. 10 und 11; vergl. ferner Eugen Weiß: "Steinmetzart und Steinmetzgeist", und Wagler: "Entstehung der Freimaurerei und ihrer Symbolik").
Steinmetzenbrüderschaften,
s. Bauhüttenbruderschaften.
Steinmetzordnungen.
Ordnungen der mittelälterlichen Bruderschaften der Bauhandwerker, die Geltung für ganz Deutschland erlangten, die Organisation des Handwerks, seine Gerichtsbarkeit und die Regelung des Baubetriebes im Auge hatten, aber auch Unterstützung bei Krankheit und Arbeitslosigkeit vorsahen, das moralische Verhälten der Brr. untereinander und gegen Fremde regelten und den Verrat des Handwerksgeheimnisses streng verboten. Die älteste noch erhältene S. ist die Regensburger vom Jahre 1459. Sie wurde auf einem Steinmetztag aufgestellt, an welchem 19 Meister aus Schwaben, Franken, Bayern, vom Oberrhein, aus der Schweiz und Österreich teilnahmen, die eine engere Verbindung der Deutschen Bauhütten zustande brachten.
Als oberste Instanz wurde der Meister der Haupthütte am Straßburger Munster, damals Jost Dotzinger aus Worms, bestimmt. Die Regensburger Ordnung stellte im. wesentlichen eine neuere Kodifikation der Rechte einer schon viel früher bestandenen festen Vereinbarung dar. Auf diese Ordnung gehen alle späteren zurück. Noch bis ins 19. Jahrhundert gab es in Deutschland Steinmetzbruderschaften, die die Straßburger Hüttenordnung von 1563 aufrechterhielten.

Gerstenbrein hat die folgenden 27 Hüttenordnungen zusammengestellt, aus denen ersichtlich ist, daß sie von Kaisern und Päpsten immer wieder bestätigt wurden.
1. Kaiser Rudolf von Habsburg: Hüttenordnung vom Jahre 1275;
2. Papst Nikolaus: Ablaßbrief vom Jahre 127S, welcher von allen seinen Nachfolgern, zuletzt von
3. Papst Benedikt XII., bestätigt wurde: Ablaßbrief vom Jahre 1334;
4. Die von Dr. Reichensperger zu Trier aufgefundene Hüttenordnung vom 22. Oktober 1397;
5. Die Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom 2. August 1412;
6. Die Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom 6. Juli 1430;
7. Die Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom Jahre 1435;
8. Kaiser Friedrich III.: Hüttenordnung vom 25. April 1459
9. Kaiser Friedrich III.. Hüttenordnung vom Jahre 1462;
10. Herzog Friedrich: Hüttenordnung vom Jahre 1462
11. Kaiser Maximilian I.: Hüttenordnung vom 30. Oktober 1498;
12. Alexander VI., Papst: Ablaßbrief vom 16. September 1502;
13. Leo Decimus Papa sub dato pridie Kalendarum Januarü: Ablaßbrief vom Jahre 1517;
14. Kaiser Carolus: Hüttenordnung vom 15 April 1538
15. Kaiser Ferdinand: Hüttenordnung vom 15. Marz 1563
16. Kaiser Maximilian II: Hüttenordnung vom 15. April 1570;
17. Kaiser Rudolf: Hüttenordnung vom 13 März 1578
18. Kaiser Mathias: Hüttenordnung vom Jahre 1613;
19. Kaiser Ferdinand II.: Hüttenordnung vom 23. November 1626;
20. Kaiaer Ferdinand III.: Hüttenordnung vom 30. Juli 1637;
21. Kaiser Ferdinand III.: Hüttenordnung vom Jahre 1646;
22. Kaiser Leopold I.: Hüttenordnung vom Jahre 1697;
23. Kaiser Josef I.: Hüttenordnung vom 12. Oktober 1708;
24. Kaiser Karl VI.: Hüttenordnung vom 13. Oktober 1713;
25. Kaiser Karl VI.: Hüttenordnung vom 8. September 1737
26. Die Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom Jahre 1833
27. Die Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom Jahre 1864.

Steinmetzzeichen
(engl. M a r k): Solche kommen zuerst seit dem 12. Jahrhundert vor und haben dreifache Bedeutung. Einmal als Bundeszeichen der Steinmetzen, weiters technisch als Versetzzeichen des Aufsehers, damit man wußte, wohin der Stein gehört, und schließlich persönlich als Zeichen des Arbeiters, damit feststand wer den Stein verfertigt hatte. In den älten Güdenrollen sind neben den Namen der einzelnen Steinmetzen auch ihre Zeichen amtlich registriert. Die Zahl der S. geht in die vielen Tausende, besonders Schöne Beispiele hierfür im Wiener Stephansdom. Gerstenbe in ("Die Königliche Kunst") schreibt hier zu (Seite 54 ff.):
"Im Mittelälter hatte jeder Steinmetz ein Zeichen, welches ihm beim Lossprechen (Freisprechen) zum Gesellen von seinem Lehrmeister als eine Art Belohnung (Prämie) für die Ausdauer und Redlichkeit in der Lehre verlichen v. urde. Die Verleihung des Zeichens wurde in Verbindung mit einer Festlichkeit vor der Hütte anerkannt und bestätigt. Das Steinmetzbruderzeichen (nicht Bundeszeichen) ist aus geometrischen Figuren aller Art konstruiert, welches der Lehrmeister nach seinem eigenen Zeichen bildete. Er war auf das Zeichen stolz, denn es war für jeden Steinmetz ein Ehrenzeichen, welches er vor Schändung und Entwurdigung schützen mußte.
Um die Zeichen vor Schändung und Entwurdigung zu schutzen, wurden sie später nicht mehr vom Lehrmeister nach seinem eigenen Zeichen geformt und gebildet, sondern sie wurden ausschließlich nur von der Hütte und nur an die Bundesmitglieder verliehen. Jede Haupthütte nahm einen bestimmten Schlüssel für die Konstruierung der Zeichen an. Jedes von den Haupthütten verliehene Zeichen wurde vermerkt und auch die Namen der Brüder, an welche Zeichen verliehen wurden, eingetragen.

Das von der B Ctte verliehene Steinmetz zeichen mußte jeder Bruder lesen (symbolisch deuten) und stellen (geometriseh rangieren) können. Somit wurde der Unfug, welcher mit dem Kauf und Verkauf der Steinmetzzeichen getrieben wurde, eingestellt und vor weiterer Schändung bewahrt. Die steinmetzzeichen waren bis Ende des 19. Jahrhunderts bei den ausweisenden Steinmetzen gebräuchlich. Es waren aber keine verliehenen, sondern angenommene Zeichen.

Die Meisterzeichen sind gewöhnlich an konstruktiv hervorragenden Stellen. z. B. an den Schlußsteinen der Portale, an den Schlußsteinen der Wölbrippen, an Kapitälen usw., d. h. an architektonisch überhaupt ausgezeichneten Objekten, in Wappenschildern ruhend, angebracht. So z. B. das Meisterzeichen des Erbauers der wunderbar Schönen Kanzel zu St. Stephan in Wien und das Meisterzeichen des Dombaumeisters Friedrich Schmidt an der Renovationstafel dieses Skulpturwerkes. Wurden die Zeichen keine Hüttenbruderzeichen sein, so wurde ihnen diese ausgesuchte Wertschätzung fehlen."
Dio Sammlung dieser S., die nicht nur in der europäischen Kirchenbaukunst, sondern schon im Ältertum und bei den asiatischen Bauten nachweisbar sind, wird besonders von der "Quatuor Coronati Lodge" in London eifrig betrieben. Eine besondere Bedeutung haben die S. im Hochgradwesen der Markmaurerei (s. d.), wo jedes Mitglied eine Mark d. i. ein S., verliehen erhält.
Stein, Rauher
(auch roher), (frz. Pierre brute, engl. Rough Ashlar), gilt in manchen freimaurerischen Systemen neben dem Kubischen Stein und dem Reißbrett als "Unbewegliches Kleinod" (s. d.). Er ist das Sinnbild der Unvollkommenheit und des Verstandes, vor allem aber des Lehrlings, des neu in den Bund Aufgenommenen, der, wie der Stein, der eben aus dem Steinbruch kommt, noch voll Unebenheiten ist; diese mussen verschwinden, wenn der Stein tauglich zum Bau werden soll. Wer nicht nur rein äußerlich Freimaurer sein will, muß darum bemüht sein, die Kanten und Ecken zu beseitigen, die seine Schwächen und Leidenschaften und üblen Gewohnheiten darstellen. Wer zur Freimaurerei kommt, ist noch keineswegs ein vollkommener Mensch. Die Erziehung in der Loge soll dazu dienen, den rauhen — zum behauenen, zum kubischen Stein (s. d.) zu gestälten, an den erst das Winkelmaß gelegt werden kann.
Der r. S. kommt schon in Prichards Masonry disected" (1730) vor. Dort heißt es in den Fragen 46 und 47: "Welches sind die unbeweglichen Kleinodien?" Antwort: "Zeichenbrett, r. S. (rough ashlar) und Broached Thurnel" (s. d.). ,Wozu dienen sie?" ... der r. S. für die Gesellen, damit sie ihre Klëinodien darauf prufen." (Rough ashlar for the Fellowcraft to try their Jewels upon.)

Seltsamen Deutungen des r. S. begegnen wir in manchen Systemen des 18. Jahrhunderts: Melissino (s. d.) in Rußland war ganz im Banne der Alchimie, wenn er bei Erklärung des Teppichs im geistlichen (VII.) Grade sagte (etwa 1765): "Der r. S. ist das mineralische Elektrum, mit welchem wir die vollkommenen Metalle und Edelsteine kochen. Er enthält jenes Luftfeuer, von dem die Propheten reden.
Dieses war die Feuerwolke und die Feuersäule der Israeliten, das heilige Feuer der Hohenpriester, die Feuerwagen des Ezechiel und der, der Rauch und der Dunst, wovon der heilige Johannes in der ,Offenbarung' redet." Die Stelle ist besonders darum interessant, weil sie einmal in dem Steine eine Kraftbegabung im Sinne des fruhesten Steinkults annimmt, dann aber das im Steine schlummernde Feuer mystisch deutet. Die Tatsache weiter, daß, aus dem "chaotischen oder ersten Wasser, dem Ursprunge aller Wunder der Natur", das graue Salz entsteht, das mineralisches Elektrum genannt wird, umreist die Stellung des Steinsymbols bei Melissino noch deutlicher, denn damit wird der r. S. zum ersten Schöpfungsprodukt, in welchem alles zu Schaffende im Keime verborgen liegt.

Bode (s. d.), einer der Hauptvertreter der "Jesuitentheorie", schrieb 1791: "Die Steine sind zwar erst durch das Tempelherrensystem auf den Teppich gekommen, aber auf die Fortpflanzung dieses Ordens haben sie nur höchst gezwungenerweise Bezug.
Nehmen Sie aber den r. S. für den Felsen, worauf nach der Lehre der Katholiken die allein seligmachende Kirche gebauet ist, den behauenen für den Schlußstein der Hierarchie oder die Kirche selbst, und den gespältenen Stein für die Spaltungen in derselben, so haben Sie die wahre Deutung dieser Figur und einen Beweis mehr, daß die Strikte Observanz von unsichtbaren handen geleitet wurde und geleitet werden sollte." In der Strikten Observanz wurde, als zum II. Grad gehörig, ein roher, ein behauener und ein zertrummerter Stein verwendet; man deutete sie als den unvollkommenen Anfang der Dinge wie auch des Ordens, als des letzteren glucklichen Zustand und endlich als die verschiedenen Änderungen, die der Orden erlitten hat im Laufe der Zeiten. (Vergl. E. Leonhardt, "Das Steinsymbol" in "Zirkelkorrespondenz" 1930.)
Stein, Zum blauen,
eine angeblich aus Freimaurern zusammengesetzte Schauspielergesellschaft, die anfangs des 19. Jahrhunderts in Deutschland bestanden hat. Über sie berichtete Hofrat Schneider in der "Deutschen Theaterzeitung und Theateralmanach" 1844 ("Vor und hinter den Kulissen". Ebenso: "Der Sammler", Beilage zur "Augsburger Abenzeitung", 18. Jänner 1858).
Stellenvermittlung, Freimaurerische.
Als Teil der Außenarbeit pflegen manche Logen im eigenen Wirkungkreis oder in eigenen Zweckverbanden den Nachweis freier Stellen. Die Aufgaben dieser Vereinigungen sind besonders in der Nachkriegszeit so Groß geworden, daß ihnen kaum mehr Genüge geleistet werden kann. Besonders in Amerika hat die F. S. ein ungeheures Betätigungsfeld gefunden, weil im amerikanischen Geschäftsleben die Gewohnheit eingerissen ist, Angestellte über 40 Jahre möglichst abzubauen, wodurch natürlich auch zahlreiche Mitglieder von Logen aufs schwerste getroffen wurden. Das größte Amt dieser Art ist das Masonic Free Employment and Service Bureau in Brooklyn, das jährlich mehrere tausend Stellensuchende unterbringt. Es wurde mit Unterstutzung aller Logen von Brooklyn und Long Island 1911 gegründet und 1923 amtlich registriert.
Stemmeisen,
auch"Hobel"genannt, das Symbol der Macht der Arbeit in moralischem und materiellem Sinne.
Stendhal,
Pseudonym für Henri Beyle, französischer Schriftsteller, * 1783, t 1842 ("Rouge et noir", "Vies de Haydn, Mozart et Metastase", "Racine et Shakespeare"), war Freimaurer. In seinem Tagebuch steht zwischen dem 10. und 20. August 1806: "J'ai été recu franc-maçon le 3 aout (123 fres). S. wohnte zu dieser Zeit bei seinem Vetter Daru in Paris. Der Name der Loge ist unbekannt. (Nach einer Mitteilung von O. Colson, Berlin.)
Stephan, Heinrich v.
Staatssekretär im Deutschen Reichspostamt,; 1831, t 1897, Generalpostdirektor des NordDeutschen Bundes, 1875 Generalpostmeister des Deutschen Reiches, Anreger zur Gründung des Weltpostvereins, wurde 1858 in die Loge "Teutonia zur Weisheit" in Potsdam aufgenommen .
Sterbekassen
sind in Freimaurerlogen und Großlogen häufige Einrichtungen. Sie sind zumeist auf dem Umlage system aufgebaut, d.h. im Falle des Ablebens zahlen alle Mitglieder einen bestimmten Beitrag ein. Ihre Lebensfähigkeit hängt versicherungstechnisch davon ab, daß der Abgang durch junge Mitglieder ersetzt wird. Einzelne Sterbekassen haben sich sehr bewährt, andere konnten sich nicht hälten, da besonders bei einem zu Großen Stock an älten Mitgliedern die Belastung für die einzelnen Mitglieder sehr Groß wird. Die Sterbekasse für Brr. Freimaurer vom Jahre 1800 in Hamburg sah sich 1930 genötigt, zu liquidieren weil ihre Bestande durch die Inflation entwertet waren.
Stern, Der flammende,
s. Flammender Stern. Stern, Der flammende, dramatisches Gedicht in fünf Akten von Louis Nötel, erschien 1879 in Wien.
Stern des Ostens,
s. Eastern Star.
Sternberg, Kaspar,
Graf von, Naturwissenschaftler und Literat, * 1761, t 1829, Begründer des Prager National-Museums, mit Goethe seit 1820 in lebhaftem Briefwechsel. später auch in persönlichem Verkehr. Für den geistlichen Stand bestimmt, kam er 1783 nach Regensburg als Anwarter auf eine Domkapitularstelle und schloß sich 1783 der Loge "Zu den drei Schlusseln" in Regensburg an. Bei seiner Aufnahme verweigerte er den Eid und wußte es durchzusetzen, daß er auf Männeswort aufgenommen wurde. Er wurde enger Verbindung mit den Illuminaten verdächtigt, stand deshalb in polizeilicher überwachung, die ihm erst erspart blieb, als sich nach einer Audienz bei Kaiser Franz herausgestellt hatte, daß er mit dem Grafen Starhemberg verwechselt worden war. Goethe sandte ihm seine Freimaurergedichte zur Kenntnis ein. Zu den in Böhmen lebenden Freimaurern hatte er keinerlei nähere Beziehung.
Sterne, Laurence,
der Verfasser des "Tristram Shandy", * 1713, t 1768, Reverend und Rektor zu Coxswould, war Freimaurer. Seine Grabstatte im Friedhof St. George, Hanover Square, London. wird in dem Aufsatz von Williams: "A Masonic Pilgrimage trough, London" als Freimaurergrab bezeichnet (s. Rylands, A. Q. C., II).
Steuben, Friedrich Wilhelm
Freiherr von, General, * 1730, t 1794, preußischer Offizier, im Siebenjährigen Krieg Stabskapitän und Flugeladjutant Friedrich des Großen, ging 1778 nach Nordamerika, um dort als Generalinspektor die Revolutionsarmee zu organisieren, war Mitglied der Trinity Lodge Nr. 12 in New York. An seine Taten erinnert sein Denkmal im Lafayette Park in Washington und eine 1930 erschienene S.-Jubiläumsbriefmarke sowie die deutsch-amerikanische S.-Gesellschaft.
Stevens.
1. Jean Pierre, englischer Advokat, * 1788, t 1855, vertrat 1854 als Großkommandeur des Obersten Rates des Schottischen Ritus von Belgien die jeder Politik abholde reine Auffassung der Freimaurerei, als der Großmeister des Großorients, Verhaegen (s. d.), die aktive Bekundung liberaler Anschauungen als Logenaufgabe erklärte.
2. Hon. Henry Herbert, 1921 und seit 1930 Handelsminister von Canada, S 1878 in England, ist Freimaurer. Seit 1911 konservatives Mitglied des kanadischen Parlaments.
3. Thaddaus, der "Erzpriester der Antifreimaurerei" in Amerika, * 1792, t 1868, Rechtsanwalt, war im Anschluß an den Fall Morgan (s. d.) von 1829—1843 der leidenschaftlichste Führer der antifreimaurerischen Volksaufwiegelung. Seine hetzerische Tätigkeit überbot an Scharfe und Energie bei weitem die des New Yorker antifreimaurerischen "Triumvirats", Weed, Seward und Fillmore. Er erschien bei allen Tagungen, die Gelegenheit boten, seinen abgründigen haß in wilden Reden auszutoben, versaumte keinen antifreimaurerischen Konvent.
1833 ins Reprasentantenhaus von Pennsylvanien gewählt, bombardierte er dieses mit antifreimaurerischen Antragen, drang zunachst nicht durch, erreichte dann aber 1835, als sich die Whigs mit seiner Partei verbanden, daß eine förmliche Inquisition sich auftat. Die prominentesten Freimaurer mußten zu Verhören erscheinen und wurden, da sie sich weigerten, einen verlangten Eid zu leisten, und feierliche Verwahrung einlegten, gefangengesetzt. Schließlich siegte aber die Vernunft und S. stand fast allein da. 1848 wurde er in den Kongreß der USA. gewählt, dem er mit einer Unterbrechung bis zu seinem Tod angehörte. Er widmete nun seine Krafte dem Kampf gegen die Sklaverei. Nach dem Sieg des Nordens im Burgerkrieg wunschte er die Südstaaten wie eroberte Provinzen behandelt zu sehen. (Vergl. Grand Lodge Bulletin, Iowa, Februar 1926.)
Steward's Badge,
Abzeichen, das alljährlich den Stewards (s. d.) an den Jahresfesten der drei Großen Wohlfahrtsinstitutionen der englischen Freimaurer verliehen wird, d. h. jenen Brr., die mindestens zehn Guineas für den philanthropischen Zweck zur Verfügung gestellt haben (s. Charity Jewel).
Stewardsbruder, Stuartsbruder,
siebenter Grad (unterster Grad der Stewardsloge) des Schwedischen Systems; im Zinnendorfschen System der Großen Landeslogs der der Freimaurer von Deutschland sechster Grad (erster Kapitel grad), auch Ritter vom Osten, Prinz von Jerusalem (s. Ritter vom Osten).