SCHMALZ, THEODOR HEINRICH ANTON,
SCHMETTAU,
SCHMIDT-CABANIS, RICHARD,
SCHMIEDL, GEORG,
SCHMUCKABLEGUNG.
SCHNAKENBURG, JOHANN FERDINAND,
SCHNEEBERGER, FRANZ JULIUS,
SCHNEIDER.
SCHNEIDERFRANKEN, JOSEF
SCHNUR, GESCHLUNGENE, DIE,
SCHOENAICH, PAUL LUDWIG,
SCHÖLER, REINHOLD AUGUST V.,
SCHÖN, HEINRICH THEODOR V.,
SCHÖNAICH-CAROLATH
SCHÖNHEIT,
SCHOOL OL GOVERNMENT,
SCHOTT, GERHARD,
SCHOTTE, SCHOTTISCH
SCHOTTENGRAD DER STRIKTEN OBSERVANZ
SCHOTTENLOGE, SCHOTTISCHE LOGE,
SCHOTTENLOGEN IN HUMANITÄREN GROßLOGEN.
SCHOTTENMEISTER, SCHOTTENSTUFE,
SCHOTTISCHE DAMEN VON FRANKREICH
SCHOTTISCHE MAUREREI
SCHOTTISCHE MEISTER,
SCHOTTISCHER GESELLE
SCHOTTISCHER LEHRLING
SCHOTTISCHER PHILOSOPHISCHER RITUS,
SCHOTTISCHER REKTIFIZIERTER RITUS,

Schmalz, Theodor Heinrich Anton,
Rechtslehrer und erster Rektor der Universität Berlin, * 1760, t 1831 trat 1779 der Loge "Zum goldenen Zirkel" in Göttingen bei, war lange Jahre Redner der Loge "Zu den drei Kronen" in Königsberg i. Pr., 1808 Meister vom Stuhl der Loge "Zum flammenden Stern" in Berlin und 1899 Mitglied des altschottischen Bundesdirektoriums. 1814 trat er zur Großen Landesloge von Deutschland über und war gleichzeitig Großredner und Meister vom Stuhl der Loge "Pegase" in Berlin. Er war ein Schwäger Scharnhorsts (s. d.), verstand aber die Stimmen seiner Zeit so wenig, das er sich den fortschrittlichen Tendenzen entgegenzustemmen trachtete. Er griff in seiner Schrift "Über politische Vereine" den Tugendbund an und ergab sith in seinen letzten Lebensjahren dem strengen Absolutismus und der Pietisterei.
Bezeichnend ist seine Behauptung, das preußische Volk habe sich 1813 nur aus Gehorsam gegen den König erhoben, gleichwie man bei einer Feuersbrunst aus einfachster Bürgerpflicht zurn Löschen herbeieile. (Deutsche Geschichte von L. Stake.) Vergebens bemühten sich Gneisenau und Blücher beim Kanzler Hardenberg, dieser Tätigkeit des S. entgegenzutreten. Der König Friedrich Wilhelm III. hielt ihn nicht nur, er belohnte ihn auch mit einem hohen Orden. Beim Wartburg feßt am 18. Oktober 1817, der großen studentischen Freiheitsfeier, wurden auch die Schriften von Sch. mit einem Korporalstock, einem Zopf und mißliebigen Schriften anderer feierlichst verbrannt.
Der Studentenführer Karl Follen sang: "Nun auf, Ihr Brüder, frei und schnell, Ihr Brüder, du und du: Noch bellt der Kamptzund Schmalzgesell, der Bel- und Kotzebue." Auch in den Schriften des plattdeutschen Dichters Fritz Reuter ("Ut mine Festungstid") wird der Reaktionär und Studentenfeind S. wiederholt genannt.
Schmettau,
Graf und kaiserlicher Rittmeister 1740 in Berlin in die Johannisloge "Aux trois Globes" aufgenommen, lernte mutmäßlich in Frankfürt a. M. den Schottengrad ("Maitre Ecossais") von französischen Offizieren kennen und propagierte diesen in der Folge so, daß daraus ein deutscher Hochgrad wurde. In der Matrikel der Hamburger Schottenloge nennt sich S. infolgedessen Institutor ordinis". Die Hamburger Schottenlöge wurde 1744 nach einem Besuch, den S. bei v. Oberg machte, unter dessen Obermeisterschaft gegründet.
Schmidt-Cabanis, Richard,
deutscher Schriftsteller, * 1838, Meister der politischen Satire, Redakteur der "Berliner Montagszeitung" später der humoristischen Beilage des "Berliner Tageblatt", war Mitglied der Berliner Loge ,Zur siegenden Wahrheit" (Gedichtsamnlung: "In der Bruderkette"). t 1903.
Schmiedl, Georg,
hervorragender Wiener Sozialpadagoge t 1929. Schöpfer der großen Touristenorganisation "Naturfreunde", Gründer der Wiener Sozialpadagogischen Gesellschaft nur Mitglied der Loge "Goethe" in Wien. Die Gemeinde widmete der seiner Asche bergenden Urne eine Ehrennische neben der des Nobelfriedenspreisträgers A. B. Fried (s. d.).
Schmuckablegung.
In manchen freimaureriechen Systemen wird der Suchende, der feierlich aufgenommen werden soll, vor der Einführung aufgefordert, Schmuckgegenstände abzulegen. Der mystische Sinn dieser Handlung ruht darin, daß "an diesen wertvollen Dingen Ideen oder Wünsche haften, die dem Bundesgeiste und Verbrüderungsideal fremd und feindlich sind". Der Suchende muß sich von jenen Dingen befreien, deren Symbole er bisher trug und deren Freund und Diener er war. "Die älten Schmuckstücke und Abzeichen gehören zu dem älten Leibe; sie sind vom Standpunkte der neuen Bundesschließung aus unrein und Zeichen unwürdiger Dienstbarkeit." (Vergl. August Horneffer: "Symbolik der Mysterienbünde".)—Im ethischen Sinn bedeutet die S., daß der Suchende in eine Gesellschaft gleichwertiger Menschen eintritt, unter denen Vermögen, Rang und Stand keine Unterschiede machen dürfen; auch sind die Mitglieder des Bundes gleichermaßen arm und bedürftig im Hinblick auf die großen, zu erstrebenden Ideale.
Schnakenburg, Johann Ferdinand,
deutscher Sprachforscher, * 1807, t 1873, am Berliner Gymnasium "Zum grauen Kloster", dann an der Kriegsschule tätig, gab "Tableau des Idiomes populaires de France" heraus, wurde 1826 in der Loge "Pythagoras zum flammenden Stern" aufgenommen, 1863 bis zu seinem Tode Großmeister der Großen Loge Royal York zur Freundschaft". Unter seiner Großmeisterschaft wurde 1872 die Zulassung von Nichtchristen beschlossen.
Schneeberger, Franz Julius,
Schriftsteller, schrieb auch unter dem Decknamen Arthur Storch, * 1827, t 1892, Ingenieur im Dienste der Öterreichischen Südbahn, gründete gemeinsam mit Lewis (s.d.) 1868 die Loge "Einigkeit im Vaterlande" in Budapest, bemuhte sich, der Freimaurerei in Osterreich wieder Eingang zu verschaffen.
Er begründete den nichtpolitischen Verein "Humanitas" in Wien indem er sich mit der nahe der Öterreichischen Grenze arbeitenden ungarischen Loge "Zur Verbrüderung" in Odenburg in Verbindung setzte, die zunachst alle ritualmäßigen Arbeiten für die "Humanitas" besorgte. Damit wurde S. der Begründer der österreichischen Grenzlogen, die durch die Jahre 1869—1918 als nichtpolitische Vereine in Wien freimaurerisch arbeiteten. 1871 wurde in dem bei Wiener-Neustadt gelegenen ungarischen Orte Neudörfel die Gründung der Loge "Humanitas" vollzogen, deren Stuhlmeister S. durch lange Jahre war. Auch zu einer zweiten Grenzloge, "Eintracht", hat er den Grund gelegt. Vom Jahre 1871 an leitete er den "Zirkel", der als Organ der Loge "Humanitas" erschien und der nach dem Weltkrieg in der "Wiener Freimaurerzeitung" seine Fortsetzung fand. Auch als Schriftsteller hat er unter dem Namen Storch in einigen Romanen die Freimaurerei behandelt so: "Die Geheimnisvollen oder Jesuit und Freimaurer", Wien 1869, und "Die Katakomben von Wien".

Die Eröffnung der österreiehischen Polizeiarchive nach dem Weltkrieg hat dann allerdings sein Bild getrübt. Es hat sich herausgestellt, daß S. der Behörde laufende Berichte über die österreichische Logentätigkeit lieferte.
Schneider.
1 Johann August, freimaurerischer Reformator, Rat in Ältenburg, * 1756, t 1816, Meister vom Stuhl der Loge "Archimedes zu den drei Reisbrettern" (aufgenommen 1788), Bekenner freisinniger Anschauungen: im Anhäng des vielfach vorbildlich gewordenen, von ihm mitgeschaffenen Ältenburger-Konstitutionenbuches und in einer Reihe geschichtlicher Publikationen (u. a. erschienen im Ältenburger "Journal für Freimaurerei"). Durch ihn wurde Krause angeregt, sich der Freimaurerei anzuschließen. Bedeutenden Anteil hatte S. an dem wissenschaftlichenkampf um die Echtheit der Yorker Urkunde", die er 1808 ins Deutsche übersetzte.

2 Eulogius katholischer Priester, * 1756 guiilotiniert 1794 in Paris, Professor der schönen Wissenschaften an der Bonner Universität seit 1791 Vikar des Konstitutionellen Bischofe von Straßburg, Wortführer der Jakobiner. In der Loge "Zur vollkommenen Gleichheit" in Krefeld 1791 aufgenommen, später aus dieser Loge ausgeschlossen wegen seines für deutsche Verhältnisse unmaurerische verhaltnis.

3. Johann Christian Friedrich, deutscher Komponist und Musiktheoretiker, * 1786, t 1853, Organist an der Thomaskirche in Leipzig, Hofkapellmeister in Dessau, schrieb Oratorien ("Das Weltgericht" u. a.), Kantaten, Kammermusik, Opern Symphonien, Lieder, Verfasser des "Elementarbuchs der Harmonie und Tonsetzkunst", Ehrendoktor der Universität Halle, war Mitglied der Loge "Balduin zur Linde" in Leipzig. Gleich ihm war ein glanzender Lehrer sein Bruder:

4. Johann Gottlob, Orgelvirtuose *1809, t 1864, Hoforganist an der Hofkirche in Dresden, Direktor der Dreyßigschen Singakademie, Freimaurer in der Görlitzer Loge "Zur gekrönten Schlange" und dann der Dresdener Loge "Zum goldenen Apfel" einverbrüdert.
Schneiderfranken, Josef
(Pseudonym: Bô Yin Râ), s. Ermachtigte Bruderschaft der älten Riten.
Schnur, geschlungene, Die,
die die Symbole des Tapis umfaßt, symbolisiert die Bruderkette, auch die Einheit der freimaurerischen Idee (s. Vereinigungsband, Tasselated Border).
Schoenaich, Paul Ludwig,
Freiherr v., Generalmajor a. D., * 1866, im Weltkrieg Regimentskommandant, dann Abteilungschef im Kriegsministerium, seit 1919 pazifistischer Schriftsteller ("Abrustung der Köpfe" und .,Vom vorigen zum nachsten Krieg"), Vorkämpfer der Liga für Menschenrechte und der Deutschen Friedensgesellschaft, sprach als Mitglied des "Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne" (s. d.) vor Pariser Logen.
Schöler, Reinhold August v.,
preußischer Generalleutnant und Diplomat, * 1772, t 1840, Gesandter in Petersburg, Mitglied der Loge "Zu den drei Seraphim" in Berlin, in Rußland Zweiter Aufseher der Großen Loge "Astraea", später Mitglied der Loge "Zum goldenen Schiff" in Berlin.
Schön, Heinrich Theodor v.,
preußischer Staatsmann, * 1773, t 1856, Regierungspräsident in Gumbinnen, 1813 Generalgouverneur westlich der Weichsel, Oberpräsident von Westpreußen, in Verfassungsfragen Vertreter freiheitlicher Grundsätze, war Mitglied der Kronenloge in Königsberg.
Schönaich-Carolath
s. Carolath.
Schönheit,
bildet mit Weisheit und Stärke die drei Pfeiler oder Säulen (in manchen Systemen auch "Flammen"), auf denen der symbolische Bau der Freimaurerei ruht, die drei Tugenden, die ihn befördern. Die Schönheit ziert, schmückt den Bau, den Weisheit leitet und Stärke ausführt. Schönheit aber auch im Geistigen und Sittlichen ist ein Hauptgebot für den Freimaurer. Wurde ihm die Weisheit der Selbsterkenntnis, die Stärke der Selbstbeherrschung, so bringt er durch die Selbstveredelung in sein geistiges und sittliches Leben erst die richtige Harmonie. Toleranz und Hilfsbereitschaft, Nachsten- und Bruderliebe sind Ausdrucksformen der wahren Schönheit. In älteren Zeiten war die Schönheit durch Liebe, bezw. Güte ersetzt; es war wohl der Einfluß des Kabbalisten Reuchlin, der Rosenkreuzer und Shaftesbury's (s.d.) (der die Schönheit zur Pflicht erhob), der der S. an Stelle der (nach Gloede) im Brüderlichkeitsgedanken genügend zum Ausdrucke gebrachten Liebe den Planz in der freimaurerischen Dreiheit verschaffte Anderson kannte 1723 diese Trias noch nicht; sie findet sich bei ihm erst 1738 (Wolfstieg).
School of Government,
Fakultät für Regierungs- und diplomatische Wissenschaft an der Universität in Washington, "geweiht dem Gedachtnis George Washingtons, des Maurers", wurde 1928 aus einer Stiftung von 1 Million Dollar des Obersten Rates des Schottischen Ritus von Nordamerika (südliche Jurisdiktion) errichtet.
Schott, Gerhard,
Ratsherr von Hamburg, * 1641, t 1702. Angeregt durch eine Opernaufführung "Die Zerstörung Jerusalems" von Poste;, entwarf S. ein Modell des Salomonischen Tempels, das nach seinem Tod, 1723 und später 1730, auch in London öffentlich ausgestellt wurde. Aus diesem Anlasse wurde den Besuchern des Modells auch eine illustrierte Beschreibung verkauft. Einer der Herausgeber dieser Schrift war der II. Großaufseher der Großloge von England, John Senex (Loge "At the Globe"), für den William Hunter auch das Buch der Konstitutionen von Anderson (1723) druvkte. Chetwode Crawley (A. Q. C. 1899) ist geneigt, diesem Umstande eine besondere Bedeutung beizumessen, insofern als zur Zeit der Bildung des neuen Großlogenbrauchtums diese Hinweise auf den Salomonischen Tempelbau nicht ohne Einfluß geblieben sein können. Das Modell von S. findet sich noch heute im Besitz des Sachsischen Vereins fürÄltertumskunde in Dresden.
Schotte, schottisch
(frz. Ecossais), Bezeichnung für zahlreiche Hochgrade der Schottischen Maurerei, die zum größten Teil aus Frankreich stammten (s. Ecossais).
Schottengrad der Strikten Observanz
(Schottischer Meister), erste Hochgradsstufe dieses Systems, ließ Hiram als "Notuma" auferstehen. Notuma Anagramm von Aumont, der angeblich der Nachfolger von de Molay (s. d.) gewesen sein soll.
Schottengrade waren die ersten um 1740 in der freimaurerischen Offentlichkeit bekanntgewordenen Hochgrade. Mit ihnen ging eine Umstellung vom Salomonischen Tempelbau und dem Tod Hirams auf die Zerstörung des israelitischen Tempels hand in hand; den Schottischen Meistern war die— symbolische — Aufgabe des Wiederaufbaues gestellt (s. Schottische Maurerei).
Hier setzte auch als Gradgeheimnis die Alchimie mit der Begründung ein, daß unter den Kreuzfahrern im Jahre 1090 vier Altmeister aus Schottland Kenntnis von einer Tradition besessen hatten, derzufolge Esdras in den Grundstein des Tempels ein Andenken oder das Meisterwort selbst oder einen Hinweis darauf gelegt hatte; die Schotten hatten dann auch in einem ausgehöhlten Quadratstein der Tempelruinen drei goldene Schalen mit den Buchstaben I., G. und O., den jüdischen Sinnbildern der Grundstoffe und jedes einzelnen Dings, gefunden. Hier bahnte sich eine entscheidende Wendung eines Teiles der damaligen Maurerei zur okkultistischen Rosenkreuz-Maurerei, zum alchimistischen Mysterienbund an. (Vergl. Arnold Marx, "Die Gold- und Rosenkreuzer" in "Das Freimaurer-Museum", Band V, 1930.)
Schottenloge, Schottische Loge,
Hochgradloge zur Bearbeitung von Schottengraden. Aus Frankreich stammend, wurde eine Schottische Loge in Deutschland zuerst 1742 in Berlin durch sieben Mitglieder der Loge "Aux trois Globes" "für das Emporstreben ihrer jüngeren Brr. zur höheren oder sogenannten Schottischen Maurerei" unter den Namen "L'Union" gegründet. Im Schwedischen System heißt die mittlere Abteilung Schotten-, bezw. Andreasloge In der Lehrart der "Drei Weltkugeln" besteht für den IV. Grad die "Allgemeine altschottische Loge"; eine selbständige Schottenloge, "Pallas Athene", besitzt die Leipziger Loge "Minerva zu den drei Palmen".
Schottenlogen in humanitären Großlogen.
Beim Übertritt in humanitäre Großlogen haben in Deutsehland zwei Logen das Recht zugebilligt erhälten, die bisherigen Schottengrade auch weiterhin zu bearbeiten. Es sind dies die Loge Minerva zu den drei Palmen" in Leipzig und die Loge "Zur goldenen Mauer" in Bautzen.
Schottenmeister, Schottenstufe,
der Lehrart der Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln", s. Meister, Altschottischer.
Schottische Damen von Frankreich
s. Damen, Schottische.
Schottische Maurerei
(frz. Ecossisme) trat, ohne jede Beziehung zur Großloge von Schottland, um 1740 in Frankreich in Erscheinung. Über ihre Entstehung bestehen trotz zahlreicher tiefgründiger Forschungen nur hypothesen. Man verstand im genannten Zeitraum unter S. M. jene Maurerei, die mehr als die drei symbolischen Grade der englischen Lehrart hatte, nachdem der älteste bekanntgewordene Grad dieser Gattung (Schottengrad), eine Abart des Meistergrades, "Schottischer Meister" (s. d.) hieß Schiffmann (s. d.) leitete diesen, seit 1742 bekannten, zunachst reformatorisch gemeint gewesenen, Auslese anstrebenden "Maïtreécossais" von "Acassais", also von cassia (Akazie), ab, in bewußt scharfem Gegensatz zu der lange Zeit verbreiteten Auffassung, die Wurzeln seien in einem von den exilierten Stuarts ins Leben gerufenen Hochgradsystem zu suchen, das bestimmt gewesen sei, die nach Frankreich gekommenen Anhänger des entthronten Königshauses in Logen zu sammeln und sie so dynastischen, bezw. (nach Bode und Bonneville) den diese fördernden jesuitischen Interessen dienstbar zu machen. Diese letztere, auch von Begemann und Gould und anderen aufs energischeste abgelehnte und bekämpfte Theorie wird neuerdings wieder von dem französischen Forscher Albert Lantoine (La Franc-Maconnerie Ecossaise en France, 1930) gestützt, der den Nachweis unternimmt, daß eine Reihe notorischer Stuartisten (Jakobiten) führend am Anfang der französischen Freimaurerei standen daß diese auf französischem Boden als Logengründer auftraten, ehe noch die englische Lehrart über den Kanal gelangt war, und daß namentlich auch in St. Germain bei Paris, wo der Prätendent residierte, im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts bereits eine Loge bestand.

Lantoine halt die historische Richtigkeit der These für sehr wahrscheinlich, daß, sich nach der Hinrichtung Karls I. (1649) dessen Anhänger, um Cromwell zu tauschen und unter falscher Flagge in Verborgenheit wirken zu können in die Freimaurerei geflüchtet hatten.
Der in dem von Solchen aberdies rosenkreuzerischen "schottischen" Maurern geschaffene III. Grad mit seiner pseudobiblischen Hiram-Legende symbolisch ausgedrückte Wille, das "Wort" wiederherzustellen, habe sich in Wahrheit ursprunglich auf den Sohn des durch Hiram versinnbildlichtten, hingerichteten Königs bezogen. Die "Witwe", als deren Söhne sie sich bezeichneten, sei die Königin-Witwe Henriette von Frankreich gewesen. Nach dieser Theorie hatten sich dann die Exilierten, vor allem der Hofstaat Jakobs II., in Frankreich der Freimaurerei zu politischen Zwecken bedient. Bereits 1688 hatten sie im Verein mit katholischen Schotten und Iren der dem König gefolgten Truppen in St. Germain eine Regimentsloge gestiftet, wobei man freimaurerisches Gebrauchtum mit Zeremonien des Schottischen Distel- (Andreas-) Ordens vermählt habe. Ein Beweis für die Vermischung wird namentlich in späteren Graden, bezw. Titeln, wie "Schotte des heiligen Andreas", "Großer Auserwählter des heiligen Gewölbes Jacobs VI." usw., erblickt.

Eine weitere, mit Zähigkeit immer wieder kolportierte These wird auch von Lantoine abgelehnt, namlich, daß, alle die Sehnsüchte und Wünsche der Jakobiten sich in dem berühmten Discours" des Chevalier Ramsay (s. d.) manifestiert hatten und dieser so als bewußter Anreger, wenn nicht als Schöpfer der kurz hernach massenhaft aufgetretenen schottischen Hochgrade zu betrachten sei. Lantoine billigt Ramsay mit Recht nur zu, daß dieser dadurch, daß er in seiner Rede die Freimaurerei im Zusammenhang mit Schottland auf die Kreuzfahrer zurückführte, jene Grade gleichsam legitimiert hat, in denen Hiram nicht mehr allegorischer Schleier für Karl I. Stuart ist, sondern für Jacques de Molay, den wider alles Recht auf dem Scheiterhaufen zum Tode gebrachten letzten Großmeister der Templer ("Witwe" =Templerorden).
Für Lantoine steht es fest, das, diese Grade, die mit ihren Ritterzeremonien, ihren farbigen Legenden und behaupteten (ebenso glorreichen wie urälten) Traditionen, mit ihrem katholisierenden Pomp im Ritual, in Symbolik und Titeln die protestantisch nüchtern erscheinende reine englische Lehrart bald gewaltig überstrahlten, von den Freimaurern der schottischen — übrigens hauptsächlich aus Iren bestehenden — Regimenter importiert wurden. In den Bereich der Fabel verweist auch er jedoch die im ganzen 18. Jahrhundert und noch lange nachher eine so große Rolle spielende angebliche Gründung eines "Chapïtre primatial et métropolitain de Rose-Croix sous le titre distinctif d'Ecossais Jacobite", des sogenannten ersten Rosenkreuzerkapitels in Arras, durch den Prätendenten Karl Eduard Stuart, den "unbekanten Oberen" der Strikten Observanz (s. d.).

Diese hat die Legendenbildung wohl am stärksten befruchtet, auch dann noch, als Karl Eduard selbst sie 1780 in einem Brief an den Herzog von Södermanland (s. d.) abgetan hatte, in dem er bekannte, bezuglich der Maurerei "in vollkommener Finsternis zu wandeln". Auch die behauptete Existenz einer "Mutterloge der Schottischen Maurerei" in Kilwinning oder Heredom oder "Kilwinning Heredom" erwies sich als Fabel. Heredom als geographischer Begriff existiert nicht; es handelt sich bei diesem Ausdruck um eine Deformierung eines 1743 gebrauchten Ritualwortes "Herodim".

Mag bei der Einführung der S. M. wer immer Pate gestanden haben, diese nahm in verschiedenstem Gewand, begünstigt durch alle möglichen Zeitströmungen, ungeahnten Aufschwung.
Namentlich der latente Okkultismus, der neben dem Aufklarungsstreben einhergehende Sinn des 18. Jahrhunderts für hermetische Lehren, der Glaube, letze Dinge entschleiert zu erhälten, unterstützte die rasche Ausbreitung der neuen Grade, das Ersinnen von die Phantasie immer reicher beflügelnden alchimistischen und kabbalistischen Ausdeutungen der Symbole. Am Anfang stand, wie oben gesagt, der Wunsch nach Reform durch Auslese; daraus wurde dann etwas ganz anderes, bedingt allein schön durch bald sich breit machendes aristokratisches Herrschaftsstreben auch innerhalb der Maurerei und menschlich verzeihliche Eitelkeit.
Es wimmelte in Frankreich bald von—gelegentlich tatsächlich von Jakobiten gestifteten — Systemen, Riten, Orden, Kapiteln und Mutterlogen, die zumeist behaupteten, den letzten Aufschluß über die Freimaurerei erteilen zu können. Um nur einige zu nennen: "Erhabene Mutterloge des Großen französischen Globus", Kapitel von Clermont" (s. d.), "Dië getreuen Schotten von Toulouse", "Schottische Mutterloge von Marseille", "Hof der Souveranen Großkommandeure des Tempels", "Noachiten", "Contrat Social", "Philosophischer Schottischer Ritus", "Rat der Kaiser vom Osten und Westen" (s.d.), "Philaleten" (s. d.), "Auserwählte Coëns" (s. d.), "Prinzen des Königlichen Geheimnisses" (s. d.).
Jede dieser sehr vielen Lehrarten pflegte in ihren Werkstatten zahlreiche Grade, so daß das Bild der Maurerei dieser Zeit sich arg verwirrte. Um so mehr, als alle diese Spielarten nicht nur in Frankreich, sondern auch im übrigen Europa begeisterte Anhänger fanden, die ihrerseits wieder das übernommene nach eigenem Geschmack umformten sich neutönerisch zu betätigen strebten und kaum Angeeignetes in anderer Form (z. B. Strikte Observanz) wieder nach Frankreich zurückverpflanzten. (In Deutschland z. B. gab es schon zu Anfang der vierziger Jahre in Hamburg und Berlin die ersten Schottenlogen.)

Das Chaos machte dann die Arbeit der Reformatoren zur dringenden Notwendigkeit. Versuche, eine Verschmelzung oder zu mindest doch eine gemeinsame Doktrin festzulegen, die Freimaurerei wieder als etwas Einheitliches erscheinen zu lassen, wurden vielfach unternommen, waren aber lange Zeit zum Scheitern verurteilt. Namentlich von den Philaleten wurden zu diesem Zwecke in Paris Kongresse veranstaltet, die aber die notwendige Reinigung der Atmosphäre nicht zu bringen vermochten.
Erst nach der französischen Revolution, in deren Verlauf alle diese Gebilde wenigstens in ihrem Mutterlande zerstoben, kam die Klarung. Die S. M. gelängte, von einigen sich nach wie vor behauptenden Gruppen abgesehen, zu einer Einheit. Sie erhielt für ihre Hochgrade gleich der englischen Maurerei ihre einheitliche Verfassung. Das geschah durch den Alten und Angenommenen Schottischen Ritus (s. d.).
Schottische Meister,
s. Meißter, Schottischer.
Schottischer Geselle
(Andreas-Geselle), s. Andreas-Loge.
Schottischer Lehrling
(Andreas-Lehrling), s. Andreas-Loge.
Schottischer philosophischer Ritus,
s. Rite Ecossais philosophique.
Schottischer rektifizierter Ritus,
s. Rektifizierter Ritus.