POSELGER, FRIEDRICH THEODOR,
POSEN,
POSITIVISMUS,
POSNER, OSKAR,
POSSART.
POTOCKI, GRALEN,
POUND, ROSCOE,
POLVER, SIR D'ARCY,
PRACTIEUS,
PRAECEPTOR LATOMORUM GERMANIAE,
PRAECLARA GRATULATIONIS, PRÄFEKTUR,
PRAG,
PRAGER, HANS.
PRAGMATISMUS,
PRÄLAT DER LANDESLOGE HÖCHSTER,
PRANDSTETTER, MARTIN JOSEF,
PRANGEN, FRANZ
PRÄSIDENT DES ORDENSRATES
PRÄTENDENT,
PRECEPTOR
PREDIGTEN, FREIMAURERISCHE,
PREISAUSSCHREIBEN,
PREIS DER ROSE
PRELLER, LUDWIG,
PRENTICE PILLAR
PREPARER
PRESIDENT DU CONSEIL DE'ORDRE,
PREßBURG,
PRESSE,
PRESSEEMPFÄNGE.

Poselger, Friedrich Theodor,
deutscher Mathematiker, * 1781, t 1838, Direktor der Kriegsschule in Berlin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, war seit 1832 National-Großmeister der National-Mutterloge ,,Zu den drei Weltkugeln".
Posen,
polnisch Pozna *, Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft P. (bis 1918 der gleichnamigen preußischen Provinz), Sitz des ,,Bundes deutscher Freimaurerlogen in Polen" (Adresse: Dr. Walter Theile P., ulica Cieszkowskiego 4.), dem in P. selbst die Loge ,,Zum Tempel der Eintracht" angehört, die 1820 durch Vereinigung der Bauhütten ,,Zur Standhaftigkeit" und ,,Piast zu den drei sarmatischen Säulen" als Bauhütte der ,,Drei Weltkugeln" entstand, nachdem bereits 1780 das Logenleben eingesetzt hatte. 1820 wurde in P. vom Bernhardinermönch Amandus Sobiechowski und dem Domvikar Joseph Kozlowski eine wüste Hetze gegen die Freimaurer in Szene gesetz; Polizeipräsident Brown nahm die Angriffen in Schutz die beiden Geistlichen wurden trotz des Widerstandes der Minister Schuckmann und Altenstein zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Positivismus,
der Standpunkt, der nur das Gegebene als wirklich und gewiß erachtet: die Phänomene, Tatsachen, ihre Koexistenz und Gesetze und der alles ubersinnliche, daher auch die Metaphysik, ablehnt.
Der P. begnugt sich mit der Beschreibung der Wirklichkeit, da das Sein an sich unerkennbar ist. Comte baute den positivistischen Standpunkt zu einem System aus, in welchem auch eine Religion im Sinne eines Menschheitskults inbegriffen war. In der Wissenschaft anerkennt die Freimaurerei die Berechtigung des positivistischen Standpunktes, sie lehnt jedoch den P., soweit er ,,nur stumme Anschauung eines Registrier apparates" ist (Vaihinger), also in seiner schroffen Form, ab.
Der Freimaurer glaubt an eine sittliche Weltordnung, die aus dem Gegebenen, Positiven allein nicht ableitbar ist. Er steht in vielfacher Hinsicht dem idealistischen P. (s. Als-ob-Philosophie) Vaihingers nahe. Die Anschauung Riehls: ,,In der wissenschaftlichen Forschung ist Positivismus der Weg der Erfahrung, am Platze, wo aber die Lebensweisheit, welche nicht Wissenschaft ist, sondern Kunst, dem Willen neue Ziele entdeckt, hat alle bisherige Erfahrung keine entsprechende Stimme", entspricht im Grunde der freimaurerischen Auffassung.
Posner, Oskar,
Dr. med., * 1878, Arzt in Karlsbad, aufgenommen 1910 in der Loge ,,Settegast zur deutschen Treue" in Breslau, Vorsitzender, später Meister vom Stuhl des Kranzchens, späteren Loge ,,Munificentia zur Verbruderung am Sprudel" in Karlsbad, derzeit Mitglied der Loge ,,Kette zur Freiheit" in Saaz.
Mitbegrunder der Großloge ,,Lessing zu den drei Ringen" in der Tschechoslowakischen Republik, deren Zugeordneter Großmeister er derzeit ist. Verfasser der Rituale dieser Großloge, eines Leitfadens für Lehrlinge ,,Am rauhen Stein" und der ,,Bilder zur Geschichte der Freimaurerei", leitet seit 1924 die Zeitschrift ,,Die drei Ringe", Reichenberg.
Possart.
1. Felix, Professor, Amtsgerichtsrat, * 1837 t 1928, war Ordenssenior der Großen Landes loge der Freimaurer von Deutschland, Mitbegründer und Mitherausgeber der ,,Zirkelkorrespondenz", einer der Hauptbearbeiter des Gebrauchtums und der Geschichte seiner Lehrart.
2. Ernst von * 1841, t 1921, berühmter Schauspieler, bis 1905 Intendant der Münchner Theater, wurde 1864 in der Loge ,,Zur Brüdertreue an der Elbe", Hamburg, aufgenommen, 1875 ehrenvoll entlassen.
Potocki, Gralen,
polnisches Geschlecht.
1. Ignaz, Großmarschall der polaischen Krone für Litauen, * 1741, t 1809, Verfasser der polaischen Konstitution vom 3. Mai 1791 Beforderer der Volksbildung, 1794 während des Aufstandes Mitglied der provisorischen Regierung, stellte sich nach Kosciuszkos Verwundung selbst den Russen, um ein Gemetzel in Warschau zu verhindern, und wurde von diesen zwei Jahre in Petersburg gefangen gehalten. 1809 kam er als Vertreter des Herzogtums Warschau zu Napoleon nach Wien, wo ihn der Tod ereilte. P. Ieitete von 1779 an die Provinzial-Mutterloge ,,Katharina zum Nordstern" in Warschau. In dieser Eigenschaft bewirkte er die Vereinigung aller polnischen Logen, 1781 wurde er zum Großmeister der nun mehrigen Mutter-Großloge gewahlt, er behielt dieses Amt bis 1783.
2. Stanislaus Kostka, Brüder des Iguaz, * 1752, t 1821, Artilleriegeneral, Führer der Konstitutionspartei im vierjahrigen Reichstag, 1812 im Herzogtum Warschau Prasident des Ministerrates, Kultusminister des Königreichs Polen, Begründer der Warschauer Universität (1818), war während mehrerer Amtsperioden Großmeister des von ihm mitgegründeten Großorients von Polen.
3 Felix, Woiwode von Groß-Rußland * 1745, t 1805, war seit 1785 Großmeister des Großorients von Polen. Er legte sein Amt 1788 nieder, als er während des Reichstags zur konstitutionellen Partei überging.
4. Stas, * 1778, bereits mit 16 Jahren Freiheitskampfer unter Kosciuszko, nahm am Krieg gegen Osterreich teil, 1809 General, Adjutant Josef Anton Poniatowskis, des Königs von Sachsen (als Herzog von Warschau), dann des russischen Kaisers, wurde 1830 erschossen, war Meister vom Stuhl der 1807 von ihm gegrundeten Loge ,,Bracia Polacy Zjednoezeni" (,,Vereinigte Brüder Polens") und Großbeamter des Großorients von Polen.
Pound, Roscoe,
Mackey
amerikanischer Rechtslehrer, * 1870, Professor an der Harvard-Universität, Dekan der juristischen Fakultät, berühmter Rechtsphilosoph, bedeutender freimaurerischer Schriftsteller. Werke u. a ,,Masonic Jurisprudence", ,,Lectures on the philosophy Of Freemasonry".
Polver, Sir d'Arcy,
hervorragender englischer Arzt, * 1855, t 1931, Vizepräsident des Royal College of Surgeons, Ehrenmitglied des amerikanischen Chirurgenvereines, Ehrenprasident des Genfer Kongresses der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Präsident der Londoner Ätrztegesellschaft, war Past Grand-Deaeon der Großloge von England.
Practieus,
dritter Grad des Ordens der Gold und Rosenkreuzer, in welchem die alchimistischen Operationen begannen. Die Practici wußten zwar nach dem Hauptplan von 1777 das ,,chaotische Electrum minerale" zu bereiten aber dessen wahre Bestimmung mußte ihnen bis zu einem weit hoheren Grade verborgen bleiben (s. Rosenkreuzer).
Praeceptor Latomorum Germaniae,
Ehren name des deutschen freimaurerischen Geschichtsschreibers Kloß (s. d.).
Praeclara gratulationis,
Enzyklika Leos XIII. (s. d.) an die orientalischen Kirchen *1894), in der die Wirksamkeit der Freimaurersekte" verurteilt wurde, ,,deren verderbliche Gewalt schon seit langer Zeit besonders auf den katholischen Nationen lastet"... ,,Unter dem Scheine, daß sie die Rechte des Menschen zurückfordern und die bürgerliche Gemeinschaft wiederherstellen wolle, greift sie in feindlicher Weise das Christentum an, verwirft die Offenbarung, die religiösen Plichten, die göttichen Sakramente und beschimpft die heiligsten Dinge als Aberglauben; sie will die Ehe, die Familie, die Jugenderziehung, jede private und öffentliche Zucht des christlichen Charakters entkleiden und jede Ehrfürcht vor göttlicher und menschlicher Autorität aus den Herzen der Völker reißen." Diese Enzyklika führte mittelbar zum Antifreimaurerkongreß in Trient von 1896 (s. d.).
Präfektur,
im System der Strikten Observanz Unterabteilung der Ordensprovinz.
Prag,
Hauptstadt der Tschechoslowakischen Republik, Landeshauptstadt von Böhmen (s.d.), eines der altesten Freimaurerzentren Mitteleuropas.
Nach einer hauptsächlich von Abafi (s. d.) gestützten überlieferung soll in Prag 1726 durch den Grafen Franz Anton von Sporck (s. d.) eine Loge unter dem Namen ,,Zu den dei Sternen" gegründet worden sein, auf die sogar eine Erinnerungstafel am Prager Hauptpostgebaude in der Heinrichsgasse verweist.
Diese Loge soll sich zur Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges in drei Parteien, eine Österreichische, eine bayrische und eine neutrale, geteilt haben. Irgendwelche Belege sind bisher nicht erbracht worden. Posner, der diese gründenungsgeschichte ablehnt, hat die Vermutung geaüßert, daß die Prager Freimaurerei wahrscheinlich überhaupt erst zur Zeit des Erbfolgekrieges entstanden ist.

Diese Vermutung, bei der besonders an den Logen gründer Marschall Rutowski (s. d.) gedacht war, hat 1931 durch einen Archivfund von Dr. Josef Volf eine Bestätigung erfahren. In einem Briefe der Prager Loge ,,Zu den drei gekronten Sternen und Redlichkeit" an die Loge ,,Zu den drei Schlüsseln" in Regensburg vom 24. Juni 1795 erwähnt diese Loge ihr fünfzigjähriges Jubilaum im Jahre 1791 und bezeichnet sich selbst als die alteste Loge Böhmens. Es heißt dort: ,,Vor 50 Jahren traten einige hier anwesende Brr. ofter zu den geheiligten Arbeiten zusammen, ohne unter einem besonderen Logennamen verbunden zu sein.
In weiterer Zeitfolge ward die Loge unter dem Namen ,,Zu den drei Kronen" nach englischem system förmlich bestellet, mahm in weiterer Zeit den Namen ,,Zu den drei Sternen" an, den sie sodann im Jahre 1763 in jenen, den sie jetzt führt, verwandelte." Von einer englischen Konstitution an eine Prager Loge ,,Zu den drei Kronen" war bisher nichts bekannt. Vielleicht erklärt aber diese englische Konstitution die falsche Überlieferung, daß bei der angeblich im Jahre 1726 von Sporck gegründeten Loge ,,Zu den drei Sternen" der gewesene englische Großmeister Sayer anwesend gewesen sein soll. (Vergl. Josef Volf, Prager Presse", 24. Juni 1931.)

Die weitere wichtigen Daten der Prager Freimaurereigeschichte gind in chronologischer Reihenfolge .
1763 ein Kapitel ,,Zu den vier Evangelisten".
1765 P. unterstellt sich als Priorat von Droysig der Strikten Observanz.
1766 Auftauchen der Rosenkreuzer.
1766 Verbot der Freimaurer- und Rosenkreuzerlogen.
1770 Grundung der Loge ,,Zu den drei gekronten Säulen" mit Londoner Patent.
1771/72 Eroffnung des Waisenhauses ,,Zu St. Johann dem Taufer".
1773 Auch die Säulenloge erklärt sich jetzt für die Strikte Observanz, daher bildet sich eine Schottenloge ,,Zu den drei gekronten Sternen und den drei gekrönten Säulen", die sich den Namen Kasimir Usw. nach dem Prinzen Albert Kasimir von Sachsen-Teschen beilegt.
1775 Prafekturkapitel ,,Kasimir zu den neun Sternen".
1780 Graf Barbo gründet die Loge ,,Zum grünen Löwen", die sich aber bereits 1781 wieder auflöst.
1782 Die Prager Logen unterstellen sich als Provinzial-Großloge von Böhmen der Großen Landesloge von Österreich.
1783 Gründung der Logen ,,Zur Wahrheit", ,,Einigkeit" und ,,Union".
1785 Freimaurerpatent Josephs II. Danach dürfen in P. nur drei Logen bestehen. Die Loge ,,Sincérité" in Klattau wird von der Loge ,,Zu den drei Sternen" übernommen, die sich, Zu den drei gekrönten Sternen und Redichkeit" nennt. Die anderen Logen vereinigen sich als ,,Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekrönten Säulen".
1787 wird die Schottenloge unter dem Namen Zu neun Sternen" wieder belebt.
1792 bezeichnet der Wiener Denunziant Aloys Hoffmann (s.d.) P. als ein besonders gefährliches Freimaurer- und Verschwörerzentrum, der Kaiser Franz II. besucht noch das Waisenhaus und die Taubstummenanstalt, veranlaßt aber zugleich die freiwillige Schließung der Logen.
1794 1. Mai. Die P. Logen lösen sich auf, behalten aber das Recht, ihre Wohlfahrtsanstalten als Profanvereine weiterzafähren.
1811 Josef Graf Auersperg versucht die Wiedererrichtung einer Loge, wird aber daraufhin nach Brünn strafversetzt. Die Loge bestand trotzdem mit Patent der Großloge von Preußen, wurde jedoch 1818 polizeilich gesperrt.
1848 Zwei verschiedene Freimaurergruppen versuehen die Wiederbelebung der Freimaurerei. Die behördliche Genehmigung wird jedoch verweigert.
1870 Ch. Fr. Jahn versucht die Errichtung einer Loge in P., die jedoch von der Behörde nicht bewilligt wird.
Gründung des unpolitischen Vereins ,,Harmonie".
1872 Gründung eines zweiten Freimaurervereins unter dem Namen ,,Amicitia".
1909 Prager Brüder gründen in Preßburg die Loge ,,Hiram zu den drei Sternen" unter der Symbolischen Großloge von Ungarn, der in P. der Verein ,,Charitas" entspricht.
1918 Freimaurer tschechischer Nation gründen am 26. Oktober eine Loge ,,Jan Amos Komensky". Der P. Verein ,,Harmonie" bildet sich zu einer Loge um.
1920 Die neugegründete Großloge ,,Lessing zu den drei Ringen" verlegt ihren Sitz nach P.
Von italienischen Freimaurern werden in P. tschechische Logen gegründet.
1923 Gründung der Narodni Velika Loze Ceskoslovenska in P.

P. ist heute Sitz zweier Großlogen: der deutschen G.-L. ,,Lessing zu den drei Ringen" in der Tschechoslowakischen Republik, die fünf, und der Narodni Velika Loze Ceskoslovenska (Tschechoslowakische National-Großloge), die- gleichfalls fünf Logen in P. vereinigt. Die Tschechoslowakische National-Großloge gehört dem Schottischen Ritus an und hat auch, ebenfalls mit Sitz in P., einen Obersten Rat des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus, der 1922 begründet wurde.
Prager, Hans.
Dr. phil., österreichischer Schriftsteller, * 1887, Verfasser philosophischer Werke über Dostojewski (,,Die Weltanschauung Dostojewskis"), Gandhi, Solovjew, ist Mitglied der Loge ,,Fortschritt" in Wien.
Pragmatismus,
eine von Peirce eingeleitete und von James ausgebaute philosophische Richtung, nach welcher jeder Mensch eine Philosophie, ein Gefühl bezüglich des Sinnes des Lebens hat. Der Durchschnittsmensch verlangt Wissenschaft, Tatsachen und Religion zugleich kann sich daher weder mit dem reinen Empirismus (s.d.) noch mit dem Rationalismus (s.d.) begnügen. Philosophie, Wissenschaft, Begriffe und Urteile haben nur als Mittel für praktische Zwecke, als Grundlage von Handlungen (Pragma=Handlung) Wert und Sinn. über die Wahrheit entscheidet die Bewährung, die Verifizierung.
Wahr ist folglich eine Art des Guten. Der P. ist daher relativistisch und antidogmatisch, will den ewigen Streit der verschiedenen philosophischen Systeme schlichten, nimmt gegen den Rationalismus (s.d.) Stellung, der die Welt als für immer fertig auffaßt- die Welt ist im Wandeln, die Möglichkeit der Besserung ist folglich gegeben. P. lehnt auch den Materialismus ab, da Teleologie (s. d.) für das praktische Leben einen Wert hat. Das dauernd Wirkliche ist für jeden Menschen die eigene Persönlichkeit. Er ist folglich verpflichtet, die Welt besser zu machen, und wenn er das nicht tut, bleibt die Sache soweit ungetan. Die Anschauungen des P. stehen freimaurerischem Denken nahe, insbesondere sein Wahrheitsbegriff und die Betönung des Individuums als Quelle jeglicher Erkenntnis, ferner das Streben nach Harmonie, nach Befriedigung aller menschlichen Bedürfnisse im geistigen und körperlichen Sinne, die Ablehnung des absoluten, autoritativen Standpunktes.
Prälat der Landesloge Höchster,
und dessen Vicarius sind die beiden geistlichen Würdentrager, die im Schwedischen System zu den Trägern der elf höchsten Ordensamter zählen. Es obliegt ihnen u. a. die Aufsicht über die Wohlfahrtsinstitutionen, die Anleitung aller Brr. zur Erfüllung der vorgeschriebenen christlichen Brüderpflichten, die Durchführung gewisser ritualistischer Funktionen bei den Großen Ordensfeierlichkeiten.
Prandstetter, Martin Josef,
Magistratsrat der Stadt Wien, * 1760, t 1798, Mitglied der Loge ,,Zum heiligen Joseph" in Wien (1782), wurde in den sogenannten österreichischen ,,Jakobinerprozeß" verwickelt und zu 30jährigem Kerker verurteilt. Sein Jugendfreund, Graf Saurau, der allmachtige Polizeiminister, wurde an ihm zum Verräter, indem er ihn in Sicherheit wiegte und ihm versprach, daß er nichts zu befürchten habe.
P. wurde in Munkàcs eingekerkert und sollte als besondere Gnade auf Gesuch seiner Geschwister ein abgesondertes ,,Zimmer" erhalten. Diese Gnade hat er allerdings nicht mehr erlebt. Über diesen Jakobinerprozeß schreibt Gustav Guggitz (1914 in Schönholz: ,,Denkwürdigkeiten von Alt-Osterreich", Bd. I, Seite 28, Anm.): ,,Noch heute schämt man sich, die Akten dieses schmachvollen Prozesses an das Tageslicht treten zu lassen, bei dem einige Unglückliche das Opfer der Scharfmacherei und Reaktion sein mußten." Nach Franz Xaver Hüber, ,,Beitrag zur Charakteristik der Regierungsgeschichte Kaiser Joseph II. etc.", Seite 228, soll einer der untersuchenden Hofräte selbst geaußert haben:
Ich verstehe nicht wie sich Graf Pergen (der Polizeiministerj in so einen Dreck mischen konnte. An der ganzen Sache ist nichts."
Prangen, Franz
Freiherr v., von Beruf Offizier, * 1737 in Kiel, einer der geschäftigsten Mitlaufer der Strikten Observanz (Eques a pavone). Als württembergischer Offizier it Magdeburg kriegsgefangen, gehörte er der dorstigen Kriegdgefangenen-Loge ,,Zur vollkommenen Einigkeit" an. Von Rosa (s. d.) zum schottischen Altmeister gemacht, schloß er sich dem berüchtigten Schwindler Johnson an, in dessen Auftrag er auch nach Unwürde gingt um mit v. Hund (sd.) zu verhandeln.
Als Johnsons Betrügereien entdeckt wurden, belegte v. Hund P. mit dem kleinen Bann. Er kam aber 1765 beim Heermeister wieder in Gnade, wurde sogar dessen Waffenritter und reiste in seinem Auftrag 1768 nach Wismar, um mit den Klerikern (s.d.) Verhandlungen anzuknüpfen. Die dort von ihm übernommenen und an v. Hund gesandten Papiere gingen mit dem Schiff zugründe. Von Starck (s.d.) selbst mit Großem Gepränge zum Kleriker geweiht, war der leicht zu begeisternde P. dem Anschlusse des Klerikats an die Strikte Observanz sehr forderlich. Er ging dann in russische Dienste, war Adjudant von Galitzin und Romanzow, diente als Rittmeister und störte in Petersburg die Kreise des ebenfalls dort anwesenden Starck. Noch 1786 wird er als answärtiges Mitglied einer Hamburger Loge geführt.
Präsident des Ordensrates
(frz. President du Conseil de l'Ordre), nicht mehr Großmeister, lautet der Titel des Vorsitzenden des Grand Orient de France, seit den in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geführten Kampfen um eine weitgehende Demokratisierung der Verfassung dieser Korperschaft.
Prätendent,
s. Stuart.
Preceptor
Mackey.
(engl.), der Unterweisende, Ritualhüter, eigentliche Leiter einer englischen Unterrichtsloge (Lodge of Instruction)
Predigten, Freimaurerische,
engl. Sermons, sind eine Eigentümlichkeit der angelsachsischen, besonders der nordamerikanischen Freimaurerei. Die Freimaurer einer Stadt oder einer Großloge ziehen in maurerischer Bekleidung zu einer Kirche, in der eine Rede von einem Geistlichen gehalten wird. Die erste Predigt dieser Art scheint 1749 vom Reverend Brockwell in Boston gehalten worden zu sein. Auch John Entick hielt wiederholt Predigten vor englischen Freimaurergemeinden, die auch im Druck vorliegen (1750).
Obzwar die Orte dieser Predigten zumeist Kirchen der verschiedenen protestantischen Riten sind, geben die amerikanischen Freimaurer auch offentlich zu erkennen, daß sie beim Anhören einer Predigt nicht die Kirche eines bestimmten Bekenatnisses, sondern das ,,Gotteshaus" aufsuchen wollen. Daher haben in Amerika wiederholt solche Predigten auch in Synagogen stattgefunden, wobei judische Geistliche zu Angehörigen aller Glaubensbekenntnisse sprachen. Als berühmteste freimaurerische P. gilt jene, die Reverend William Smitham 28. Dezember 1778 in der Christuskirche in Philadelphia in einer kritischen Phase des Revolutionskrieges vor Washington und mehreren hundert Brüdern über ,,Freiheit" hielt (s. auch Gottesdienst).
Preisausschreiben,
die der Hebung des freimaurerischen geistigen Lebens, der Erlangung von Aufklärungeschriften und der Vertiefung der Arbeit dienen, sind besonders in Frankreich, Deutschland und Belgien, auch in Holland und Ungarn zu verzeichnen. In Frankreich zeitigte die nach der französischen Revolution einsetzende heftige antifreimaurerische, publizistische Kampagne die Notwendigkeit, die Abwehr intensiver zu gestalten. 1801 gewann die Schrift von Mounier (s. d.): ,,De I'influence attribuée aux Philosophes, aux France-Macons et aux Illumines sur la Revolution..." einen im Schoß des Grand Orient ausgesetzten Logenpreis. Im gleichen Jahr widmete die hollandische Freimaurerei ebenfalls einen ansehnlichen Preis für eine Antwort auf die Bücher von Barruel und Cadet Gassicourt.
Dem Problem der Stellung der Freimaurerei im öffentlichen Leben suchte namentlich die Loge ,,La Parfaite Union" in Douai während langer Zeit durch verschiedenartige Fragestellung auf den Grund zu kommen. In Deutschland, wo schön 1802 die Frankfurter Loge ,,Zur Einigkeit" einen Preis für eine Arbeit über die Erziehung des Menschengeschlechtes stiftete, war es dann der ,,Verein deutscher Freimaurer", der durch Preisaufgaben die Bildungsarbeit und WerkTätigkeit zu befruchten, neue Möglichkeiten für kulturelles Wirken aufzuweisen, Grundlagen zum Studium der sozialen Frage zu bieten und volkserzieherisch zu wirken trachtete, aber auch das freimaurerische Schrifttam bereicherte. Der Großorient von Belgien verfügt in dem alle zehn Jahre zur Verteilung gelangenden, 1889 gestifteten Peeters-Baertsoen Preis (s.d.) über den internationalen freimaurerischen Literaturpreis. Außerdem schreibt die gleiche Obedienz alljährlich mehrere ,,Concours Maçonniques" für ihre eigene Brr. aus, die historischen, ritualistischen und allgemeinmaurerischen Fragen gelten.

Der frühere Präsident des G. O. de France, Mille, hat nach dem Weltkrieg im ,,Prix Mille" (s. d.) einen Geschichtspreis geschaffen; literarische, bezw. kunstlerische Arbeiten fordern die Preise zweier führender Pariser Logen, der ,,Prix de la Rose" (,,Preis der Rose", s. d.) der Loge ,,Rose des septante" (G. O.), der ,,Prix du Portique" der Loge ,,Le Portique" (G. L.).
Preis der Rose
(frz. Prix de la Rose), ist eine von der Pariser Loge ,,La Rose des Septante" alljährlich verliehene Auszeichnung für eine mit der Freimaurerei zusammenhängende kunstlerische Leistung.
Preller, Ludwig,
Philologe, * 1809, t 1861 in Weimar, Professor in Jena und seit 1847 Oberbibliothekar in Weimar, der Verfasser der weitbekannten ,,griechischen und romischen Mythologie", war Mitglied der Loge, ,Amalia" in Weimar.
Prentice Pillar
Mackey.
(engl.), der Lehrlingspfeifer. In der sudöstlichen Ecke der Kapelle von Roslyn-Castle in Schottland befindet sich ein durch seine besondere künstlerische Ausschmückung bemerkenswerter Pfeiler, an den sich eine alte Bausage knüpft. Der leitende Baumeister hatte die von Rom eingesandten Pläne nicht verstanden und sei daher nach Rom gereist, um Auskünfte einsuholen. In seiner Abwesenheit habe nun ein Lehrling den Pfeiler vollendet. Nach seiner Rückkehr habe der eifersüchtig gewordene Meister den Lehrling getötet, indem er ihm den Kopf spaltete. Die Sage scheint dadurch entstanden zu sein, daß einer der schmückenden Köpfe eine Verstümmelung an der Stirn zeigt. Sie ähnelt im übrigen zahlreichen alten Bausagen usw., so der vom Glockengießer von Breslau u. a. m.
Preparer
(frz.), vorbereiten.
President du Conseil de'Ordre,
s. Président.
Preßburg,
ung. Poszony, seit 1918 Bratislava, Hauptstadt der zur Tschechoslowakischen Republik gehörenden Slowakei. Infolge der Nähe Wiens fand die Freimaurerei sehr fruh Eingang. Bereite 1763 wurden Maßregeln gegen die Freimaurerei ergriffen.
Über die Schicksale der ersten Logen ist wenig bekannt. 1770 wird die Loge ,,Zur Verschwiegenheit" erwähnt, die sich 1776 der Draskovic-Observanz (s. d.) anschloß. 1777 entstand die Loge ,,Zur Sicherheit", die ohne Patent arbeiten mußte, weil ihr die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, die Provinzial-Großloge von Wien und jene von Ungarn ein solches verweigerten. Nach dem Freimaurerpatent Joseph s II (1785) löste sie sich auf. 1782 entstand noch die Loge ,,Zur Vereinigung", die bis 1792 bestand. 1869 wurde nach dem neuen Vereinsgesetz in Ungarn die Loge ,,Zur Wahrheit" errichtet, die bis 1877 wirkte. Aus ihr ging 1872 die Loge ,,Zur Verschwiegenheit" hervor, die bis heute besteht. Von dieser löste sich 1902 eine ungarische Loge ,,Testvériség' ab. Infolge der Schwierigkeiten, die der Freimaurerei in Österreich bereitet wurden, schufen die in ungarischen Grenzorten entstandenen Wiener Grenzlogen (s. d.), die ebenso wie die Preßburger Logen unter der Oberhoheit der Symbolischen Großloge von Ungarn standen, für ihre Logenarbeiten ein Zentrum in P.
Auch die 1909 gegründete Loge ,,Hiram zu den drei Sternen" in Prag arbeitete dort. Nach dem Weltkrieg fiel P. an die Tschechoslowakische Republik. Die beiden Ortslogen ,,Verschwiegenheit" und ,,Testvériség" schlossen sich der Großloge ,,Lessing zu den drei Ringen" an. Die tschechoslowakische National - Großloge stiftete eine slowakische Loge ,,Jan Kolar". P. ist freimaurerisch auch dadurch besonders bemerkenswert, weil dort drei Logen, die drei verschiedenen Nationalitäten (deutsch, ungarisch und slowakisch) und zwei Großlogen angehören (,,Lessing" und Narodni Velika Loze ceskoslovenska") in einem Hause im besten Einvernehmen arbeiten und gemeinsam humanitäre Hilfsaktionen einleiten. Die Logen ,,Verschwiegenheit" und ,,Testveriseg" besitzen ein eigenes Logenheim, unterhalten soziale und Bildungsinstitutionen. Die ,,Verschwiegenheit" hat auch ein Freimaurermuseum begründet.
Presse,
s. Zeitschriften, Zeitungen.
Presseempfänge.
Um die Presse der verschiedensten Parteien mit den Einrichtungen und Zwecken der Freimaurerei bekanntzumachen, veranstaltete 1931 der Großosten der Niederlande im Logenhaus im Haag einen Presseempfang, bei welchem nach Besichtigung des Tempels die Art und das Wesen der freimaurerischen Arbeit gründlich und freimütigst erortert und im Anschluß daran alle Fragen beantwortet wurden, die 30 führende holländische Journalisten stellten. Diese Empfänge fanden bald in Deutschland Nachahmung. So luden die humanitären Logen Berlins und die Symbolische Großloge von Deutschland zu je einer Presseveranstaltung ein, die Hamburger Großloge führte Zeitungsmänner in ihr mit allen medizinischen Errungenschaften der Neuzeit ausgestattetes, seit 1797 bestehendes Freimaurerkrankenhaus. Diese Fühlungnahme mit der Presse hat der notwendigen Aufklärung sehr gedient. In Holland namentlich erschienen in den maßgebenden Blättern spaltenlange instruktive Artikel.