POLEN, KÖNIGE.
POLICHINELLE, BOURGEOIS DE PARIS,
POLITIK
POLIZEIBRÜDER
POLK, JAMES KNOX,
POLLEN, JOHN,
POLLOCK, SIR FREDERICK,
POLNISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHALTEN
POMBAL, SEBASTIAO, DE MELLO,
POMPEJI.
PONIATOWSKI,
PONTIFEX,
PONZIO DI SAN SEBASTIANO,
POOR MAN'S FREEMASONRY
POPE, ALEXANDER,
PORT-AU-PRINCE,
PORTEOUS, KAPITAIN.
PORTES GIL, EMILIO,
PORTLAND, WILLIAM C.,
PORTO RICO
PORTUGAL.
PORTUGIESISCH-GUINEA,
PORZELLAN, FREIMAURERISCHES,
PORZELLAN, MEIßNER.
Polen, Könige.
Dem Freimaurerbund gehörten an:
1. Stanislaus I. Leszezynski (s.Stanislaus.
2. Stanislaus II. August (s. Poniatowski).
3. Alexander I. von Rußland (s.d.).
Polichinelle, bourgeois de Paris,
au Grand 0rient de France, Posse, behandelt die Adoptionsmaurerei, erschien 1786.
Politik
ist nach der antiken Auffassung die Kunst (Techne), den Staat richtig (sowohl im Sinne der Vernunft als auch im Sinne der Ethik hier also mit der Bedeutung: gerecht) zu leiten und zu verwalten. Auch in der modernen Auffassung ist P. Staatskuns t. Sie ist Tat, welche über die höchste Macht verfügt und die weitesten Kreise zieht, indem sie in das Leben der Menschen und Volker am tiefsten eingreift. Sie gerät dadurch in wirksame Beziehung auch zum Geistesleben der Menschen. Der Grundsatz von der Teilung der drei ,,politischen Gewalten": Regierung, Verwaltung, Justiz ist pragnant in den bahnbrechenden Ausführungen des Freimaurers Montesquieu (s- d-) 1748 ausgesprochen, nämlich die Unabhängigkeit des Gerichtswesens von der Gesetzegebenden und der verwaltenden Behörde sowie die Trennung dieser beiden letzteren politischen Faktoren.
Die Gedanken seines Werkes: ,,Esprit des Lois" waren von
Vorgangern nicht unbeeinflußt, im Gegensatze zu ihnen will er aber dieselben Personen nicht in verschiedenen Staatstätigkeiten wirken lassen. Nur hiervon erhofft er die Sicherung der Freiheit.
Der Differenzierungsprozess in der Kultur hat auch die P. ergriffen, die wir heute vornehmlich als das Grundprinzip erfassen, nach dem die Leitung eines Gemeinwesens erfolgt.
In der P. unterscheiden wir im allgemeinen drei Arten der Staatsformen:
1. Absolutismus, d. h. Gesetzgebung nach dem Willen eines einzelnen oder einer kleinen Gruppe.
2. Herrschaft durch das Volk, d. i. Demokratie, in verschiedenen Arten und Abstufungen.
3. Konstitutionalismus, d.h. Zusammenwirken von Herrenklasse und Volksvertretung in verschiedenen, mehr nach der einen, mehr nach der anderen Seite neigenden Formen.— Verschiedene politische Prinzipien, welche zwar mit dem obigen Grundprinzip zusammenhängen, jedoch gewisse weltanschauliche oder wirtschaftliche Ideen stärker herausheben, ergeben als politische Richtungen den
Klerikalismus (s d.), den Liberalismus (s d-), den Sozialismus (s. d.).
Zur Definition der Politik gehört die Feststellung, dals sie unzertrennlich mit Machtausübung verknüpft ist, sei es in Form einer Diktatur über das Volk, in Form einer konstitutionellen Monarchie als kooperierende Machtausübung von Herrschertum und Volk endlich in Form der Demokratie durch das Volk. Klerikalismus und extremer Sozialismus neigen zur Diktatur, der Liberalismus findet sich mit konstitutioneller Monarchie und Republik gleichermaßen ab. Als politische Richtung ist heute auch der Nationalismus (s.d.) hervorzuheben, der zur Diktatur neigt.
Die freimaurerische Auffassung des Wesens der P. fußt auf der ethischen Idee der Gerechtigkeit, da die Freimaurerei eine ethisch-philosophische Gesellschaft ist. An sich befaßt sie sich überhaupt nicht mit P.; die Satzungen der Großlogen schließen jede Bemengung der Korperschaften, des Bundes als solchen, mit politischer Einflußnahme aus, den Logen ist Beschäftigung mit P. nicht gestattet.
Soweit sich aus den Grundgesetzen staatsphilosophische Ableitungen ergeben, anerkennt die Freimaurerei selbstverständlich Primat des Rechtes vor der Gewalt und steht infolgedessen vielfach weltanschaulich den Ideen des Liberalismus (s.d.) nahe. Die Freimaurerei tritt entschieden für Legalität, gegen Illegalität ein und macht es demgemäß ihren Mitgliedern zur unbedingten Pflicht, die Landesgesetze zu beachten. Das die Freimaurerei P. in den Logen verbietet, hangt aufs engste auch damit zusammen, daß zu ihrem ureigensten Wesen das harmonische Nebeneinander der verschiedensten weltanschaulichen und religiosen überzeugungen gehört; sie kann nicht zülassen, daß P. das eintrachtige Zusammenwirken ihrer Mitglieder für die Idee der Humanität störe.
Der Vorwurf der Gegner, daß die Freimaurerei als solche P. betreibe, ist ungerechtfertigt. Für politische Ansichten und Handlungen ihrer Mitglieder, besonders jener, die Politiker sind, ist die Freimaurerei als Organisation einer ethischen Idee ebensowenig verantwortlich zu machen, wie ein anderer Verband dafür zur Verantwortung zu ziehen ist, wenn seine Mitglieder außerhalb des Geltungsbereiches der Statuten ihr privates Leben ihrem eigenen Ermessen nach führen, soferne es den Gesetzen und der allgemeinen sittlichen Auffassung entspricht. Der Toleranzidee der Freimaurerei widerspricht es, ihren Mitgliedern eine bestimmte politische Auffassung vorzuschreiben oder sie ihnen zu verbieten. Voraussetzung ist naturgemäß, daß, wer Freimaurer ist, auch als Politiker der freimaurerischen Ideologie nicht zuwiderhandelt.
Kulturpolitik,
welche die Freimaurerei im Sinne der Aufklärung, des Fortschrittes, der Humanität betreibt, hat mit Machtpolitik, Tagespolitik im gewöhnlichen Sinne des Wortes nicht das geringste zu tun.
Polizeibrüder
nannte man im franziszeischen Osterreich verkappte Österreichische Polizeibeamte, die sich im allerhöchsten Auftrag in Dresden und anderen deutschen Stadten in Freimaurerlogen aufnehmen ließen, um deren Mitgliederlisten in die Hand zu bekommen und zu ergründen, ob durch die Freimaurerei Ansteckung mit aufgeklärten Ideen über die Grenze stattfinde". Einer der tätigsten P. war der Prager Polizeikommissar Preißler (s.Spitzel) .
Polk, James Knox,
Präsident der Vereinigten Staaten, * 1795, t 1849, war Freimaurer. Unter seiner Präsidentschaft gelangten die USA. im Kampf mit Mexiko in den Besitz ihres Gebietes an der pazifischen Kuste.
Pollen, John,
englischer Oberst, gewesener Provinzial-Großmeister in Indien, wurde l905 auf dem ersten Internationalen Esperantokongreß in Boulogne zum ersten Vorsitzenden der freimaurerischen Vereinigung ,,Esperanto Framasono" gewählt, aus der dann die ,,Universala Framasona Ligo", die heutige Allgemeine Freimaurerliga, wurde.
Pollock, Sir Frederick,
Baronet, hervorragender englischer Rechtslehrer, * 1845, Verfasser zahlreicher grundlegender juristischer Werke, ist Großbeamter der Großloge von England.
Polnische Akademie der Wissenschalten
in Krakau, behandelte in ihrer Sitzung vom 21. Oktober 1929 die Geschichte der polnischen Freimaurerei. Das Referat erstattete Professor Dr. Emil Kipa, Warschau.
Pombal, Sebastiao, de Mello,
Graf von Oevras, Marquis von, aufgeklärter portugiesischer Staatsmann, *1699, t 1782 Gesandter in London und Wien, dann Premierminister unter José I. von 1755—1777 wurde am Johannisfest 1744 vom englischen Großmeister Prinzen Friedrich von Wales in eine Londoner Loge aufgenommen.
Als
Ministerpräsident erließ er ein Toleranzedikt gab dem Land eine liberale Verfassung, wies die Jesuiten aus, schuf neue Industrien und Häfen, beseitigte Inquisition und Folter und die Vorrechte der privilegierten Klasse und machte das vorher bettelarme Land zu einem wohlhabenden Staatswesen. Während seiner Regierung bluhte die vorher aufs schwerste verfolgte Freimaurerei wieder auf. Als nach dem Tode des Königs dessen reaktionar gesinnte Tochter Maria I. auf den Thron kam und die Jesuiten zurückrief, wurde P. gefängenge setzt, zum Tode verurteilt, dann begnädigt, mußte aber als 78jähriger Lissabon verlassen.
Pompeji.
Gelegentlich der Ausgrabungen im Jahre 1878 wurde in der Nahe des Isis-Tempels ein Raum aufgedeckt, der sicherlich kultischen Zwecken gedient hat und als das ,,Collegium" bezeichnet wird. Die Ähnlichkeit mit einem modernen Freimaurertempel wird erhöht durch figurliche Darstellungen, wie Dreiecke an den Wanden und eine Symboltafel die noch heute in der englischen Literatur als das Tracing Board von Pompeji beschrieben wird (Abbildung in ,,Freemason", London, vom 23. April 1931). Es handelt sich um eine Mosaiktafel, in deren Mitte ein Totenschädel, über diesem eine Setzwaage und ein
Senkblei, darunter ein sechsspeichiges Rad mit einem Schmetterling, seitlich ein Speer mit einem Purpurbehang; auf der anderen Seite ein Wanderstab, an diesem ein lederner Bettelsack ud ein gelbes, zerschlissenes Gewand. Daß es sich um eine symbolische Darstellung handelt, steht außer Frage. Jedoch berechtigbt nichts dazu, die verwendete Symbolik als typisch freimaurerisch anzusprechen.
Von Zeit zu Zeit wird auch immer wieder von einem ,,Freimaurerstein" berichtet, der auf einem Hause von P. angebracht ist. Daraus werden die nahcliegendsten falschen Schlusse gezogen. Der fragliche Stein zeigt in Relief Werkzeuge, die ebensogut einem Steinmetz wie einem Zimmermann gehört haben können, dazu zwei saulenartige Gebilde. Diese sind aber nichts anderes als Phalli, Symbole der Fruchtbarkeit und des Glucks. Da sich auch an anderen Hausern von P. Darstellungen von Werkzeugen finden (Schmiede, Schreiber u. a.), so bleibt nur der SchluS übrig, daß es sich hier um eine Berufsbezeichnung, ein Firmenschild gehandelt haben durfte. Jedenfalls hat das Relief in P. nichts mit Freimaurerei zu tun (s. a. ,,Builder", August 1927; dort zahlreiehe Abbildungen).
Poniatowski,
polnisches Fürstengeschlecht.
1. Stanislaus August II, Konig von Polen, * 1732, t 1798, wurde 1777 Mitglied der Warschauer Loge ,,Karl zu den drei Helmen" betätigte sich auch als Rosenkreuzer.
2. Josef Anton, Fürst, ,,Polens Zierde und treuester Sohn", Neffe des Vorigen. * 1762, polnischer General, Freiheitskampfer unter Kosciu szko, 1807 Kriegsminister im Herzogtum Warschau, 1809 Chef der Armee, 1812 Führer der polnischen Hilfstruppen Napoleons gegen Rußland, fand 1813 als Marschall von Frankreich, bei Leipzig verwundet, beim Durchschwimmen der Elster den Heldentod. Seine überreste wurden 1816 nach Krakau überführt und in der königsgruft im Wawel beigesetzt. Er war Ehrenmitglied der Loge ,,Bracia Polacy zjednoczeni" (,,Vereinigte Brüder Polens") in Warschau.
Pontifex,
Großer Priester, auch Erhabener Schotte (frz. Grand Pontife, engl. Pontiff), XIX. Grad des A. u. A. Schottischen Ritus, Lehrstufe für Wahrheit und Fortschritt.
Ponzio di San Sebastiano,
gewesener italienischer Kammerabgeordneter, wegen seiner Tapferkeit im Weltkrieg mit der höchstmöglichen Auszeichnung, der goldenen Medaille, ausgezeichnet, Freimaurer, wurde 1927 seiner demokratischen Gesinnung wegen auf die Liparischen Inseln verbannt.
Poor Man's Freemasonry
wird in England im Volksmund der Ancient Order of Druids (s. d.) genannt, weil eine seiner Hauptaufgaben die Unterstützung notleidender Mitglieder ist. Diese Unterstützungen werden ohne Untersüchung der Bedürftigkeit des Bittstellers gewährt, da der Orden annimmt, dal; seine Mitglieder mit dieser Einrichtung keinerlei Mißbrauch treiben werden.
Pope, Alexander,
Mackey
berühmter englischer Dichter, * 1688, t 1744, übersetzer von Horaz, Virgil und Homer, Schöpfer des Lehrgedichtes ,,Essays on criticism", des komischen Epos ,,Rape of the lock" (sein Boileau nachgeahmtes Hauptwerk), des didaktischen Gedichts ,,Essays on men", gab die satyrische Zeitschrift "Miscellinies" heraus , besorgte eine neue Ausgabe von Shakespeares Werken, war Freimaurer (,,The
-New York Masonic Outlook", Oktober 1931, S. 38).
Port-au-Prince,
Hauptstadt der Republik Haiti, Sitz des 1824 gegrundeten Großorients von Haiti, dem in P.-a.-P. selbst 6 Logen unterstehen. Die Stadt spielte in der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts (Französen zeit) maurerisch eine Große Rolle. Die schottischen (Französischen) Hochgrade fanden einen fruchtbaren Boden und dann von hier aus auch den Weg nach dem nordamerikanischen Kontinent (s. Haiti).
Porteous, Kapitain.
Zwei schottische Schmuggler, die wegen eines Angriffes auf einen Zollwächter im Gefängnis von Edinhurgh saßen, versuchten beim Kirchgang die Wache zu überwaltigen. Der eine entfloh, der andere wurde hingerichtet Die Bevölkerung nahm für den Eingerichteten um so mehr Partei, als Schmuggel im Volk zur damaligen Zeit nicht als Verbrechen, sondern als romantisches Heldentum aufgefaßt wurde. Der Mob veranstaltete eine Kundgebung und bewarf die Stadtgarde unter Captain P. mit Steinen. Dieser ließ feuern, wobei — wie immer bei solchen Anläben — Unschuldige getotet wurden.
Kaptain P. wurde des Mordes angeklagt und zum Tode verurteilt. Da die Führer der schottischen Volkspartei voraussahen, daß er begnädibt werden würde, stachelten sie den Mob auf, der das Gefängnis sturmte, sich des P.bemachtigte und ihn hängte. Walter Scott hat die Szene in seinem ,,The Eeart of Midlothian" festgehalten. Der Londoner ,,Craftsman" (s. d.) beschuldigte die Freimaurer des Mordes, weil es nicht gelang, die wahren Täter ausfindig zu machen und alle Beteiligten ein unverbrüchliches Schweigen bewahrten.
Die Szene wird auch im Ahiman Rezon 2. Ausgabe, 1764 erwähnt, wo die Unschuld der Freimaurer mit guten Gründen verteidigt wird.
Portes Gil, Emilio,
1929 provisorischer Präsident von Mexiko, ist Freimaurer. Er wurde in der Loge ,,Helios 5" der Großloge Valle de Mexico aufgenommen und schloß sich dann einer Loge der gleichen Obedienz in Tampico
Portland, William C.,
Herzog v.' 1857, Großaufscher der Großloge von England seit 1892.
Porto Rico
(Westindien). Von der ,,Gran Logia Unida de Colòn e Isla de Cuba" wurde 1884 eine Provinzial-Großloge mit Sitz in Mayaguez eingesetzt, die sich bereits 1885 als ,,Gran Logia Soberana" konstituierte. Sie zählte 1930 5O Logen mit 3300 Mitgliedern. Erdbeben- und überschwemmungskatastrophen machten in den letzten Jahren die Arbeit schwierig und erforderten seitens der Großloge großzügige Hilfsaktionen, die mit Unterstützung auswärtiger Obedienzen auch durch geführt werden konnten. Adresse: P. O.B. 747, San Juan, Porto Rico. Die Großloge ist
Mitglied der A. M. I.
Portugal.
Die Geschichte der portugiesischen Freimaurerei ist ein blutiger Leidensweg, "vorbei an Kerkerhaften, an den Folterkammern der Inquisition führte dieser zu grauenvollen Schädelstätten, zum Richterpfahl der
Garotte, zu den Scheiterhaufen der zahlreichen Autodafés oder ins Exil irgendeiner Teufelsinsel".
Auf Grund eines Patents des englischen Großmeisters Lord Weymouth führte der englische Mathematiker George Gordon, der Verfasser des mathematischen Teils von Bailey's ,,Dictionarium Brittanicum" von 1730, die Freimaurerei 1735 in P. ein. Bei der Einsetzung der ersten Loge waren zahlreiche hohe englische Schiffsoffiziere zu gegen. 1738 gab es in Lissabon zwei Logen. eine katholische, ,,Königliches Haus der Freimaurer von Lusitanien", und eine protestantische. Erstere kam in der Schenke eines Irlanders zusammen, bestand hauptsachlich aus Iren. Erkundigungen, die die Inquisition bei ihrem Landsmann, dem Theologieprofessor am Kollegium ,,Corpo Santo", Charles O'Kelly, einem Dominikaner, einzog, ergaben ein gunstiges Bild, dennoch wurden alle Mitglieder, die er nannte, vorgeladen, darunter drei Dominikanermönche.
Die Inquisition gab sich mit den Angaben zufrieden und wendete ihre Aufmerksaskeit der protestantischen Loge zu, ohne aber zunachst etwas ausrichten zu konnen. Fünf Jahre später erstanden der Freimaurerei bereits die ersten Blutzeugen. Ein fanatischer, provenzalischer Dominikaner mönch und Ketzerspürer, Bonnet de Meautry der sich selbst ,,carnassier de Notre Seigneur" nannte, denunzierte 17 Freimaurer beim Großinquisitor Dom Pedro de Silveira wegen
,,Verschwörung und Ketzerei" und verlangte energische Bestrafung der ,,Pedreiros livres", der von religiosen Wahnideen Befallenen.
König Johann V. willigte in eine Verfolgung ein und erließ ohne Zustimmung der Cortes eine rückwirkende ,,Ordonnanca", laut welcher jeder überwiesene Freimaurer ohne Appellationsmöglichkeit zum Tode zu verurteilen war.
Am 8. Marz 1743 wurde die Lissaboner Loge ,,Virtud" überfallen: die drei anwesenden Mitglieder Damiao de Andrade und Manoel de Revelhos, beide Aristokraten, und der dienende Br. Christoph Diego mußten nach fürchterlicher Tortur dritten Grades das Blutgerüst besteigen. Sie hatten keine Namen an
derer Freimaurer angegeben, die Polizei war aber durch Denunziation einer Frau dreien auf die Spur gekommen und hatte diese verhaftet
Es waren dies die Französischen Juweliere Jean Thomas Brasle und Jaques Mouton und der schweizerische Diamantenschleifer und Kameenschneider Johann Coustos (s. d.) aus Bern, die an einer Logengründung beteiligt gewesen waren. Sie wurden aufs schwerste mißhandelt, im Palast der Inquisition im Zeitraum von drei Monaten neunmal gefoltert, ohne daß ein ,,Geheimnis" von ihnen
zu erfahren gewesen wäre.
Coustos und seine beiden Brüder wurden am gleichenTage,da die portugiesischen Freimaurer hingerichtet wurden, in einem Sterbehemd in öffentlichem Aufzug zum Autodafé in die Kirche des heiligen Dominikus gebracht, um dort in Gegenwart des Könings und des Hofes, des päpstlichen Nunzius und des Gesandton von Kastilien ihre kam man auf Schiffen in den nortu.^iesiaehen Strafe: vier Jahre Kerker und Kirehenbann iur den schweizerischen Protestanten, funf Jahre Verschiekung für die beiden anderen, zu vernehmen. Brasle erlag den Folgen der Folterung- Coustos wurde 1744 auf Betreiben des englischen Gesandten Lord Compton, nach Intervention des englischen Grotmeisters Lord Barrington, freigelassen, mit Mouton an Bord de6 hollandischen Schiffes ,,Damietta" geschmuggelt und nach Portsmouth und London gebracht. Zwei anderen Freimaurern brachte das Autodafe den Feuertod. Einer von ihnen war der jüdische Advokat Dr. Jorge da Silva.
Unter José II. (185O—1877) wurde der liberale Gesandte am Wiener Hof und spätere Marquis Pombal (s. d.) Minister Präsident, der 1744 vom englischen Großmeister Prinzen Friedrich von Wales in eine Londoner Loge aufgenommen worden war und in Wien wiederholt die Loge ,,Zu den drei Kanonen" besucht hatte. Dessen fortschrittliche Reformen (Schaffung neuer Industriezweige und Häfen, eines Großartigen Kanalisationssystems, liberale Verfassung, Toleranzedikt, Beseitigung der Inquisition, der Folter und der privilegierten Klassen) gereichte dem ausgesogenen, bettelarmen, kulturell heruntergekommenen Land in jeder Beziehung zum Segen. Pombal begünstigte das Wiederaufleben der Freimaurerei. In P. und den Kolonien entstanden Logen, die darangingen Große Volksbibliotheken und bedeutende Wohlfahrtsanstalten zu schaffen. Beim Rettungswerk anläßlich des Lissaboner Erdbebens von 1755 erwarben sixh die Freimaurer durxh aufopfernde Hilfeleistung den Dank der Nation.
Die Thronbesteigung der klerikalen Königin Maria I., 1777, die sich wieder ganz auf die Hidalgos und den Klerus stützte und die 1769 ausgewiesenen Jesuiten zurückrief, machte dem Werk Pombals und der Freimaurerei ein Ende. Die Königin erneuerte das antifreimaurerische Gesetz ihres Großvaters- viele hervorragende Brr. mußten fliehen.
Der berühmte Mathematiker da Cunha war zwei Jahre lang eingekerkert. 1788 fand wieder ein Autodafé statt. Die französische Revolution war ein Anlaß mehr zu gewalttätigster Fehde. Dem Gouverneur von Madeira wurde 1792 befohlen, alle Freimaurer auf der Insel zu verhaften. Durch dessen Frau gewarnt, gelang es ihnen aber, den englischen Schiffskapitan Walter Ferguson zu bestimmen, 64 Brr. mit ihren Familien auf seinem Zweidecker ,.Good Hope" von Funehal nach Amerika zu führen.
Bei der Einfahrt in den Hafen von New York zeigte eines der Segel Freimaurersymbole und die Worte ,,Asylum querimus" (,,Wir suchen Asyl"). Daraufhin lud die Großloge von Pennsylvanien die Flüchtlinge nach Philadelphia ein. Eine Fregatte der Union Flotte brachte die Martyrer nach Delaware River. Washington entbot ihnen den Gruß der Vereinigten Staaten und erklärte sie zu deren Bürgern.
In P. bildeten sich aber trotz aller Verfolgungen auch weiterhin Logen. Geraume Zeit kam man auf Schiffen in der portogiesischen Hafen zusammen. Berümt wurde die Fregatte ,,Phönix", englisches Stationsschiff, auf welchem 1797 jeden Freitag abend Loge gehalten wurde. Englische Schiffskapitäne, britische und portugiesische Offiziere, aus Frankreich gefluchtete Royalisten nahmen an diesen teil. Bisweilen waren 140 Brr. in der ,,Royal Navy Lodge Phönix" versammelt.
Diese wurde zur Mutterloge der Lissaboner Bauhutte ,,Regeneracao", aus der fünf weitere Bauhutten hervorgingen. Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Logen in Lissabon, Coimbra, Oporto Usw. wurde durch eine sechsköpfige ,,Comissao do expediente" gesichert. Die Regierung forderte vom englischen Gesandten Sir John Patridge vergeblich die Abberufung des Stationsschiffes. Um so scharfer ging der Polizeichef, der Intendant Diego Marrique (nach anderer Version Pina Manique) vor. In einer Denkschrift an den Prinzregenten Johann, den Sohn der in geistige Umnachtung verfallenen Königin, erklärte er, ein Polizeispion habe auf seinen Eid ausgesagt, er habe durch ein Loch gesehen, daß das ,,verfluchte Lumpengesindel" das Bild des Heilands mit Füßen getreten, und daß der Gekreuzigte daraufhin unter klaglichen Seufzern Blut vergossen habe. Neuerlich wurde die Todesstrafe auf Freimaurerei gesetzt.
Viele Freimaurer verschwanden auf Nimmerwiederschen in den Kerkern. Trotzdem gab es zahlreiche Beispiele heldenhafter Bekenntnistreue. 1798 schwuren im Alcantaratal 200 Freimaurer, lieber die fürchterlichsten Folterqualen auf sich zu nehmen als der Königlichen Kunst zu entsagen. Differenzen zwischen den Freimaurern von Lissabon und Oporto wurden 1801 in einer zweihundertköpfigen Versammlung im Palast von Gomez Freire d'Andrade, die der Abbe Monteiro leitete, feierlich beigelegt. Um 1802 wagte man, die erste Großloge aufzurichten. Ein Rat des Hohen Gerichtshofes, Sebastiso Sampajode Castro, wurde zum ersten Großmeister von P. gewählt. Don Hippolyte Josée da Costa führ nach England, um mit der Großloge einen Freundschaftspakt abzuschließen, der auch zustande kam. Die Verfolgungen wurden immer ärger. Die 1807 unter Junot einrückenden französischen Truppen fanden in einem unterirdischen Verließ neun gefesselte Skelette von Freimaurern.
Die Französenzeit wirkte sich auf die Freimaurerei zunächst nicht ungünstig aus, aber 1808 hatte die Großloge aus nationalen gründen Schwierigkeiten, da sie sich nicht zwingen lassen wollte, das Bild Napoleons in allen Freimaurertempeln anzubringen und auch den Wunsch Junot's nicht zu willfahren gedachte sich einen Großmeister von seinen Gnaden aufoktroyieren zu lassen. Sampajo wurde 1808 wiedergewählt. Zweimal noch kamen die Französen (unter Soult, dann unter Massena), beide Male lebte die Tätigkeit wieder auf, und jedesmal erhob sich nachher die Gegnerschaft zum Schlage. 1809 rief ein öffentlicher Aufzug englischer Armee-Freimaurer mit Fahnen und Emblemen die Inquisition neuerlich auf den Plan. Im folgenden Jahre wurden 30 Freimaurer der Hauptstadt nach den Azoren deportiert. Die Großloge aber, an deren Spitze seit 1809 Fernando Romao d'Alaide Freire stand, arbeitete mit 13 Logen, in denen es viele liberale Offiziere und Beamte gab, irn geheimen im Kloster Sto. Vincente de Fora weiter.
Sein Nachfolger, General Gomez Freire d'Andrade (s. d.), ein stark national gesinnter Offizier, wurde 1817 auf eine Denuzziation hin auf Befehl des damaligen Befehlshabers in Portugal, des englischen Generalmajors Heresford, mit elf Brr., die gleich dem Großmeister als Anhänger der konstitutionellen Monarchie sich der Fremdherrechaft nicht hatten fügen wollen und auf Änderung sannen, gehenkt. Am Tage vor der Hinrichtung erschien ein englischer Oberst bei dem Großmeister im Gefängnis und bot ihm als Br. Gelegenheit zur Flucht Gomez lehnte aber ab, daß der andere sich opfere, und blieb. 1853 wurde auf dem Platz, auf dem er starb, ein Denkmal errichtet. 1818 erklärte wiederum Johann VI. von Brasilien aus die freimaurerische Tätigkeit als todeswürdiges Verbrechen . Während der dreijährigen konstitutionellen Monarchie herrschte wieder Freiheit.
Der Staatsrat Isao da Cunha Souto, Major, wirkte als Großmeister. Nach der Gegenrevolution von 1823 erschien sofort wieder ein neues Edikt Johanns VI., das auf freimaurerische Tätigkeit u. a fünfjährige Verbannung nach Afrika setzte. Im folgenden Jahr (Großmeister war Jose da Silva Carvalho, s. d.) erließ der Ursurpator Dom Miguel von Braganza eine Verordnung, die mit den Worten schloß: ,,Es lebe der Konig ! Es lebe die romisch-katholische Religion ! Tod und Verderben der ruchlosen Freimaurerbrüt ! " Ein Hirtenbrief des Kardinals Souza, Erzbischof von Lissabon, führte zur Ermordung von 17 Freimaurern — darunter des Marquis de Loule — durch den Pobel. ,,Es muß portugiesisches Blut in Stromen fließen, wie ehemals das der Juden; denn der Infant hat geschworen, das Schwert nicht eher in die Scheide zu stecken, bis er mit den Freimaurern im reinen ist; ich lechze darnach, meine Hände in Blut zu baden", predigte der Pater Joao Mariano. Auf Anordnung des Großmeisters wurden die Logen geschlossen. Eine Zeitlang blieb die Tätigkeit auf die Azoreninsel Terceira beschränkt.
Als aber nach der Kapitulation Miguels bei Ephora 1834 die legitime junge Konigin Maria II. da Gloria ans Ruder kam, konnte sich die Freimaurerei neuerdings ausbreiten. Leider aber setzten unter den Maurern, die während der langen Emigration verschiedene Auffassungen und Riten kennengelernt hatten, die außerdem dem portugiesischen Temperament entsprechend auch ihre verschiedenartigen politischen Bekenntnisse energisch verfochten, Meinungsverschiedenheiten ein. Infolgedessen könnte zunachst eine einheitliche portugiesische Freimaurerei nicht aufkommen.
Eine Zeitlang gab es vier Großlogen, bezw. Großoriente, und eine irische Provinzial-Großloge, die nach englischem, schottischem, irischem und Französischem Ritus arbeiteten. Aus einer ganzen Reihe von Gründungen, die im Laufe eines Jahrhunderts sich bald verschmolzen, bald sich trennten, aber immer wieder verfolgt wurden—noch 1918 wurde in Lissabon der Freimaurertempel des Großorients vom Pöbel demoliert— entstand (erstmals 1870 unter dem Großmeister Paraty) der Grande Oriente Lusitano Unido, innerhalb dessen es zwar auch noch wiederholt zu Spaltungen kam, der aber heute als die maßgebende symbolische freimaurerische Korperschaft anzuschen ist. An seiner Spitze stand lange Jahre bis zu seinem Tode einer der bedeutendsten Manner P., der gewesene Unterrichtsminister Dr. Sebastiao Magelhaes Lima (s.d.).
Nach dessen Tod wurde der zweimalige Staats Präsident Dr. Bernardino Machado (s. d.) zum Großmeister gewählt der aber seine Funktionen wegen politischen Exils nicht übernehmen konnte. Der Grande Oriente Lusitano Unido zählte 1930 in P., Madeira und auf den Azoren 77 Logen und 33 Kränzchen mit rund 5OOO Mitgliedern.
Er ist Mitglied der A.M.I. Adresse: Rua do Gremio Lusitano 2S, Lissabon. Außerdem existiert ein Oberster Rat des A. u. A. Schottischen Ritus Adresse: Rua Luz Loriana 67. (Vergl. Kari Theodor in ,,Der Zirkel", 43. Jahrgang Nr. 8 ff, 1912, ,,Latomia", s. Band, 1846, ferner H. C. de Lafontaine, ,,Freemasonry in Portugal", in ,,Transactons of the Quatuor Coronati Lodge", XLII., 3., 1931.)
Portugiesisch-Guinea,
portugiesische Kolonie in Nordwestafrika. Unter dem Vereinigten Großorient von Lusitanien arbeiten zwei Logen.
Porzellan, Freimaurerisches,
Figurinen aus P., Freimaurer darstellend, sind besonders aus der deutschen P.-Industrie des 18. Jahrhunderts bekannt. Ihr Autor ist meist Johann Joachim Kaendler, der für die Meißner P.-Industrie mehrere Entwurfe anfertigte, die zum Teile im Bayreuther Großlogenmuseum ausgestellt sind. Ein Original einer Freimaurergruppe, zwei Freimaurer sinnend einen Globus betrachtend, ebenfalls Meißen, befindet sich im Schlosse von Anebach. Auf Kaendler geht auch eine Freimaurerstatuette zurück, die einen stehenden Freimaurer mit einem Mops darstellt. Zwei Statuetten in unbemaltem P. stammen aus der Berliner Manufaktur des 18. Jahrhunderts. Das Bayreuther Museum besitzt weiters eine Portratstatuette mit den Abzeichen eines sächeischen Großmeisters, Herkunftsort unbekannt (s. auch Keramik).
Porzellan, Meißner.
Die Freimaurerfigurinen der Meißner P.-Manufaktur sind nach den Originalentwürfen Kaendlers auch heute noch zu beziehen. Über ihre Entstehung usw. berichtete Prof. Erich Hoesel in Meißen: Schön im Jahre 1905 hat die ,,Leipziger Illustrierte Zeitung" eine dieser Plastiken wegen ihres hohen Kunstwertes abgebildet, aber weniger ist bekannt, daß eine ganze Reihe vorhanden ist. Die alteste Figur ist jene aus dem Jahre 1741, die mit einem Gedicht dem Kabinettsminister von Brühl, als dem vom Kurfürsten bestellten Leiter der Meißner Fabrik, zum Geburtstag 1742 überreicht worden sein mag. Ihre Herstellung geschah, ,,um der Neugierigkeit ein besser Genüge zu tun". Die von dem Modellmeister Johann Joachim Kaendler entworfene Figur ,,Ein Freimaurer mit Schurzfell und anderem Zubehör", der schmuck angekleidet auf einem Sockel steht, in der einen Hand eine Zeichnung halt und neben sich ein Postament als Tischchen hat, auf dem Winkelhaken, Transporteur und Zirkel liegen.
Diese Figur hat im Taxenverzeichnis die Form-Nr. 334, ist dann auch mit verschiedenen Abweichungen, wie Fehlen des Postaments und unter Verwendung des Mopses als Sinnbild der Treue, in den Handel gebracht worden. Preis zurzeit RM. 180.—. Eine der Originalfassung nähekommende Figur steht in der staatlichen P.-Samnlung in Dresden. Die im Jahre 1744 ebenfalls von Kaendler entworfene Einzelplastik, Form-Nr. 549, Dame vom Mopsorden, wurde auf Bestellung der Prinzessin von Eerfordt geliefert. Aus demselben Milieu stammt die Gruppe einer Kußszene, Form-Nr. 551.
Eine andere Kaendlersche Gruppe vom Jahre 1743, Form-Nr. 376, stellt zwei Freimaurer im Schurz dar, den einen stehend, wie er am Erdglobus mit der linken Band den Zirkel zu Messungen einsetzt und mit der rechten Band am Munde das Gebot der Verschwiegenheit andeutet. Baustuck und Bauwerkzeuge liegen zu seinen Fußen; den andern sitzend, als Meister vom Stuhl, mit dem Meisterzeichen geschmuckt, sinnenden Hauptes und Instruktion erteilend. Der Mops hat nur dekorative Bedeutung, ist aber gleichwohl in den Sinn der Darstellung mit einbezogen. Die künstlerische Wirkung beruht auf der geschickten und wohlberechneten Vereinigung des Gegensatzlichen in der Haltung und der Mimik der Figuren:
Ernst auf den Mienen der beiden Freimaurer, vor dem das Freche und Gemeine der Umwelt sich zurückzieht, ja selbst das Tier seine Aufgabe in der Treue und Wachsamkeit begreift. Auch von dieser Gruppe befindet sich in der staatlichen P.-Sammlung in Dresden ein prachtvoll gearbeitets Exemplar.