PFUSCHER
P. G. N.
PHAROS,
PHILADELPHEN,
PHILALETES SOCIETY,
PHILALETHEN, GÖTTLICHER ORDEN DER
PHILALETHEN, MODERNE.
PHILIPPIN, JULES.
PHILIPPINEN.
PHILO,
PHILO MUSICAE ET ARCHITECTURAE SOCIETAS APOLLINI,
PHILOSOPHE INCONNA,
PHILOSOPHEN DER FREIMAUREREI,
PHILOSOPHIE,
PHILOSOPHISCHE GRADE
PHILOSOPHUS
PHÖNIX,
PHRASE.
PICCINI, NICCOLO,
PICHLER, KAROLINE,
PICHON, STEPHEN,
PIÉCE D'ARCHITECTARE
PIERRE BRUTE
PIERRE CUBIQUE
PIKE, ALBERT,

Pfuscher
Mackey.
s Cowan.
P. G. N.
(engl.), Abkürzung von Past Grand Master, AltGroßmeister.
Pharos,
Professor, s. Puntigam.
Philadelphen,
s. Rite primitif.
Philaletes Society,
internationaler Engbund prominenter freimaurerischer Schriftsteller und Redakteure, gegrundet 1928 in den Vereinigten Staaten. Die Zahl der aktiven Mitglieder (Fellows) ist auf 40 beschränkt. Daneben gibt es korrespondierende Mitglieder. Devise: eine Religion steht hoher als die Wahrheit." Sekretär: Cyrus Field Willard, 621 West Ivy St., San Diego, Kalifornien.
Philalethen, Göttlicher Orden der
(frz. Philaletes, Ordre Divin des, ou Amis de la Verité), Französisches Hochgradsystem des 18. Jahrhunderts, das, 1773 von Savalette de Langes (s. d.), Stuhlrneister der Pariser Loge ,,Les Amis reunis", Court de Gebelin (s. d.) u. a. im Zusammenhang mit dieser Bauhutte gegrüindet, ursprünglich eklektisch wirken sollte, dann aber im dunkelsten Mystizismus befangen war. Das System, dessen Name an die apokryphe geheime Gesellschaft sich anlehnte, die John Toland in seinem Pantheistikon aufgezeigt hatte umfaßte zwalf Grade, in denen man sich mit Alchimie und Theurgie beschäftigte und sich den Visionen Swedenborgs und anderer ,,Seher" hingab. 1785 und 1787 fanden in Paris zwei Kongresse der Ph. statt, die der ,,maurerischen Wissenschaft" auf Grund eingehendster Kenntnisse von allen Gebieten der Koniglichen Kunst Richtung und Programm geben sollten, und zu denen die Vertreter aller maglichen freimaurerischen Lehren und Spielarten eingeladen wurden.
Auch Cagliostro (s. d.) war 1785 gebeten, der Versammlung seine geheimen Kenntnisse, sein Wissen um Gott und Menschen mitzuteilen. Er versprach u. a., mittels der wahren Freimaurerei die Geister vorzuführen, die, seiner Behauptung nach, als Zwischenglieder zwischen den Menschen und dem Schöpfer dienen, verlangte aber, daß die Ph. ihre gesamten Akten als Irrlehre verbrennen sollten. Da man infolge deesen nicht recht vorwärts kam, wurde 1787 der zweite Kongreß veranstaltet, auf dem der Nachweis erbracht werden sollte, daß Theosophie, Alchimie, Kabbala und Magie als ernste Wissenschaften und die Symbole und rituellen Handlungen der Freimaurerei als Mittel zu betrachten seien, den Jungern der wahren Königlichen Kunst daß verborgenste Wissen von den letzten Dingen zu entschleiern.
An diesem Kongreß wollte auch Bode(s.d.) aus Weimar teilnehmen. der hinter dem okkultistischen Betrieb jesuitische Machenschaften witterte und wähnend aufzutreten gedachte Er traf aber zu spät ein. Diese Reise wurde dann später von den Feinden der Freimaurerei ohne jeden Grund dahin gedeutet. Bode habe die Reise als Sendling der Illuminaten unternommen, um den Jakobinern die auf die Revolution bezugliehen geheimen Befehle zu überbringen.
Philalethen, Moderne.
Um 1900 war von Paris aus ein mit der anerkannten Freimaurerei nicht im Zusammenhange stehender mystischer Orden , "Chevaliers Philalétes", unter Leitung der Brüder Brossier tätig der auch Frauen aufnahm. In Paris wirkte eine Loge ,,Karma". Zwei Logen gab es auch in Petersburg, ,,Pyramide des Nordens" und ,,Nordstern". Oswald Wirth zufolge handelte es sich um eine ,,Phantasiemaurerei", die in Beziehungen zur ,,Grande Loge mixte" des ,,Droit humain" (s. d.) trat. Der Orden ist er loschen.
Philippin, Jules.
Staatsrat in Neuenburg (Schweiz), * 1818, t 1882, Eisenbahnfachmann Mitglied der beiden Rate der Schweizerischen Bundesversammlung (Standerat und Nationalrat), in zvei Amtsperioden Prasident des letzteren, trat als Freimaurer — er war Mitglied der Neuenburger Loge ,,La bonne Harmonie" — nachdrucklichst für aktiven Pazifismus ein
Philippinen.
Die erste amtliche Sunde von der Existenz von Freimaurern auf den P. geht aus den Prozeßakten des Inquisitionstribunals von Manila gegen zwei Iren hervor, die 1756 angeklagt waren, trotz des spanischen Verbots dem Bund anzugehoren. Als Auslander kamen sie mit einer Verwarnung davon. Bereits 1752 hatten Freimaurerarbeiten in der Kathedrale der Festung Manila stattgefunden, als die englische Flotte diese genommen hatte. Der Erz bischof von Manila führte bewegte Klage über die ,,Entweihung der Kirche durch britische Offiziere" und beantragte in Spanien, die Kathedrale niederzubrennen.

Die erste Loge der Insel, ,,Primera Luz Filipino", wurde 1856 von zwei spanischen Marineleutnants mit Patent des Großorients von Portugal in Cavite gegründet; sie nahm nur spanische Offiziere und Regierungsbeamte auf. Etwas später wurde von Auslandern, namentlich Deutschen, eine Loge ins Leben gerufen, die auch Einheimische in ihren Reihen hatte. Diese Loge unterstand Hongkong. Auch die Spanier entschlossen sich nun, Filipinos aufzunehmen. 1875 entstand eine spanische Provinzial-Großloge, die aber wegen Meinungsverschiedenheiten, die zum Ausschluß der Filipinos führten, verfiel. In den achtziger Jahren wurden viele in Spanien studierende Filipinos Freimaurer; die ,,Solidaridad" Loge in Madrid war eine Bauhutte solcher Universitätshorer, ebenso die ,,Revolucion"-Loge in Barcelona. Ihr erster Sekretär war Mariano Ponce, der spätere Abgeordnete der P. zum Amerikanischen Kongreß.
1889 begannen neue Logengründungen auf den Inseln. Manche Bauhütten bestanden ganz aus Eingeborenen. 1896 fanden blutige Freimaurerverfolgungen statt. Eine Geheimgesellschaft ,, Katipunan", die Form und Organisation der Freimaurer angenommen hatte und die Inseln von politischem und kirchlichem Druck befreien wollte, wurde entdeckt. Die Freimaurer wurden falschlich verantwortlich gemacht; zahlreiche von ihnen wurden einge kerkert, gefoltert, getötet. Dr. Jose Rizal (s. d.) und elf andere wurden hingerichtet.
Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg— während der kurzlebigen philippinischen Republik gestattete der Prasident Emilio Aginaldo, der selbst Freimaurer war, die Wieder aufnahme der Arbeiten — fand die amerikanische Freimaurerei Eingang. 1898 war die Feldloge des North Dakota-Freiwilligenregiments tätig. 1901, nach Einführung der amerikanischen Zivilverwaltung, gründete die Großloge von Kalifornien die Loge ,,Manila 342", zwei weitere Logen in Manila und Cavite folgten.
Da in diesen drei Logen aber die Zulassung Einheimischer Schwierigkeiten begegnete, erhielt Manuel Camus von der Großloge von Schottland eine gründenungsbewilligung für die Loge ,,Perle des Orients 1043" in Manila, und eine weitere in Cebu. 1912 vereinigten sich die drei Logen der kalifornischen Obedienz zur Großloge der Philippinischen Inseln, die bald weitere Logen umfaßte. 1917 schlossen sich 27 Logen des Großorients von Spanien der Grofiloge an. Ein Großer Teil von diesen nahm das amerikanische Ritual an. Durch ein ,,gentlemen's agreement" wurde bestimmt, daß das Großmeisteramt abwechselnd mit einem Amerikaner und einem Filipino besetzt werden solle. Die Großloge zahlt 102 Logen mit 6700 Mitgliedern. (Adresse: Grand Lodge of the Philippine Islands, P. O. Box 990, Manila, P. I.) Die Brüderschaft bringt jahrlich betrachtliche Mittel für ein Spital für verkrappelte Kinder auf. Im ,,Cabletow" besitzt sie eine ausgezeichnete Zeitschrift.
Der in zwei Abteilungen (in englischer und spanischer Sprache) arbeitende, der Südlichen Jurisdiktion von Nordamerika unterstehende Schottische Ritus gibt den ,,Far Eastern Freemason", ein ebenfalls vortreffliches Blatt, heraus. Eine weitere Obedienz (spanischer Abstammung), die Großloge des Philippinischen Archipels, wird als Winkel-Großloge betrachtet.
Unter der Großloge von Schottland arbeitet in Manila eine Loge.
Die drei wesentlichsten militärischen Stützpunkte der amerikanischen Armee auf den P. sind nach Freimaurern benannt: Fort Stotzenburg nach Oberst John M. Stotzenburg, der 1899 im Kampfe gegen die Aufstandischen fiel, Fort William Mc Kinley in Rizal, benannt nach dem Präsidenten der Vereinigten Staaten (1897—1901), und Nichols Field, benannt nach dem gefallenen Sergeanten Taylor Abraham Niehols.
Philo,
Ordenename des Freiherrn von Knigge (s. d.) im Illuminatenorden.
Philo Musicae et architecturae Societas Apollini,
eine von 1725—1727 nachweisbare Gesellschaft, die in ihren Gesetzen vorsah, daß nur Freimaurer als Gaste zugelassen werden durften. An der Spitze stand als Präsident William Gulston, außerdem als ,,Dictator and Director of all Musical Performances" ein Brüder Francesco Xaverio Geminiani. Begründet wurde diese ursprünglich als musikalische Gesellschaft gedachte Vereinigung von Freimaurern der Loge at the Queen's Head in Hollis Street. Da diese Gesellschaft selbst Freimaurer aufnahm und Profane zu Freimaurern machte, geriet sie in Zwiespalt mit der neubegründeten Großloge von London, die sie als Winkelloge erklärte und den Verkehr mit ihr verbot. Daraus scheinen im Inneren der Gesellschaft Konflikte entstanden zu sein. denn es wurden mehrere Mitglieder wegen "Scandalous" and unbrotherly actions ausgeschlossen . Die im British Museum erhaltenen Protokolle brechen mit dem 23. Marz 1727 ab. Die Gesellschaft scheint noch einige Zeit nachher bestanden zu haben.
Ihr Bestehen ist belangreich für die Frühgeschichte der englischen Großloge weil sich hier die Tendenz von Sondergruppen zeigt, die sich der Autorität der Großloge widersetzten und ihr Recht, Freimaurer zu machen, verteidigten. Die ursprünglich als musikalische Gesellschaft von Freimaurern begründete Loge hatte mit der Zeit das volle Gepräge einer Loge angenommen. Der musikalische Zweck, für dessen Erreichung in Geminiani ,,der Großte Violinist seiner Zeit, ein Komponist von Großer Bedeutung" gewonnen worden war, trat hierbei langs am in den Hintergrund. In der kurzen Zeit ihres Bestehens hatte die Gesellschaft 18 Maurer ,,gemacht" und eine Gesamtmitgliederzahl von 39 erreicht (A. Q. C. 1903, 112fge).
Philosophe inconna,
s. Martin, Louis Claude.
Philosophen der Freimaurerei,
s. Philosophie.
Philosophie,
im wörtlichen Sinne Weisheitsliebe, erstrebt auf der einen Seite die systematische Zusammenfassung und Ergänzung der Einzelwissenschaften, auf der andern, insbesondere im metaphysischen Teil, sucht sie die Lösung des Weltratsels, Antwort auf die letzten Fragen und steht in dieser Hinsicht in gewisser Analogie zur Religion (s. d.). Auch die P. beruht auf dem Trieb nach Vereinheitlichung der Erfahrung, nach Vereinfachung der verwirrenden Mannigfaltigkeit der Welt, doch ist die Vernünftskomponente hier starker als bei den Religionen, die ihr Lehrgebaude rein gefühls mäßig errichten. Es gibt keine allgemeingültige Definition der P., da sie etwas ewig Werdendes ist. Demgemäß ist auch ihr Bestand Änderungen unterworfen. Ursprünglich waren P. und Religion eins, später bildeten dann Metaphysik
Erkenntnistheorie (s. d.) und Ethik (s. d.; die reine P. Hierzu kam dann die angewandte P. als Rechts-, Religions-, Geschichts-, Gesellschafts-P. usw., neuerdings auch die Lebens P. Der Ursprung der P. ist subjektiv, der Wille zur Erkenntnis führt zu ihr wie der Wille zum Glauben zur Religion. ,,P. ist ein Temperament, gesehen durch ein Weltbild" (Himmel). ,,Was für eine P. man wahle, hängt davon ab, was für ein Mensch man sei, denn ein philosophisches System ist nicht ein toter Hausrat, den man ablegen der annehmen könnte, wie es uns beliebt, sondern es ist beseelt durch die Seele des Menschen, der sie hat" (Fichte) . ,,P. ist stets die Theorie eines Lebens, nicht des Lebens im allgemeinen" (F. C. S. Schiller, Oxford).
Vor Kant (s. d.) war die P. mit wenigen Ausnahmen metaphysisch-dogmatisch, ein ,,intellektuelles Spiel". Kant brach das Primat der Vernunft und verhalf dem Willen zu seinem Rechte, insbesondere auf ethischem Gebiete (s. auch Sittengesetz, Sittlichkeit). Er überwand den Skeptizismus (s. d.) und den dogmatischen Rationalismus (s. d.), faßte die P. als Begriffswissenschaft von den Prinzipien des Erkennens und Handelns auf. Er raumte vor allem mit der dogmatischen Metaphysik (s. d.) auf und bezeichnete diese als eine Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen Vernunft, deren Aufgabe es ist, Irrtümer vom Denken fernzuhalten, nicht aber Erkenntnis hinsichtlich des ,,Absoluten" zu geben. Die P. hat in seiner Auffassung eine Grundfrage:
,,Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?" Durch sein Wirken gewann die P. an Lebensnahe, indem sie auf kanstliche Systeme verzichtete, die Vernunfts- und Geffühls dogmen durch Postulate der Vernunft ersetzte. Seine Tendenzen ausbauend, stellte die neuere P. auch das Gefühl in ihren Dienst und überbrückte hierdurch die Kluft zwischen Wissen und Glauben. In diesem Sinne bezeichnet Wundt als Zweck der P.: ,,Unsere Einzelerkenntnisse zu einer die Forderung des Verstandes und die Bedarfnisse des Gemütes befriedigenden Welt- und Lebensanschauung" zusammenzufassen. Rudolf Eisler (Handwörterbuch der philosophischen Begriffe) sagt, daß die P. eine wissenschaftliche Synthese ,,der wissenschaftlichen Grundbegriffe und Ergebnislose zu einer einheitlichen, logisch-widerspruchs losen, den Postulaten des Denkens, der Phantasie, des Gemüts gerecht werdenden Welt- und Lebensanschauung" erstrebt. ,,Die P. muß von der sinheitlichen Natur des Menschen ausgehen und nach deren volligen Befriedigung streben"

(Schiller, Oxford). Müller - Freienfels unterscheidet zwischen Wissenschafts- und Lebens-P. Letztere ,,sicht in der Wissenschaft nur eine Form des Lebens. Sie ist mehr als Erkenntnis, sie ist selbst Leben." Die P. soll ,,der Lebenserhaltung, Lebenssteigerung dienen, nicht die absolute Wahrheit entschleiern. Das Denken soll unserm Wollen das natzlichste Ziel weisen und uns Kraft verleihen, Mittel in die Hand geben, um sie zu verwirklichen. Die Welt ist ihrem Wesen nach Leben und nicht reines Denken" (James). Die moderue P. will in diesem Sinne eine ,,P. für jedermann" sein.
Kant hinterließ mit dem Begriff des ,,Ding an sich", das zwar nicht erkennbar, aber dennoch existierend ist, im Denken eine Spur des Absoluten, des Dogmatischen. Die neue P. entfernt auch diesen letzten Rest, der eine Kluft zwischen ,,reiner" und ,,praktischer" Vernunft hervorrief, indem die reine Vernunft Ideen ablehnt, an die die praktische aus lebenswichtigen Gründen dennoch glauben muß. Die neue P. zeigt, daß das Denken im allgemeinen fiktiv ist, das die Fiktionen (s. d.) das Sein wohl niemals wirklich erfassen, aber trotzdem Handhabe zur Naturbeherrschung bieten konnen. Die Dogmen jeglicher Art in der Religion, Wissenschaft, Gemeinschaftsleben usw. sind Fiktionen. Das moderue Denken laßt Erfahrung und darüber hinausgehend auch Ideale, deren Realität in ihrer Wirkung besteht, gleicherweise gelten.

Die Stellung der Freimaurerei zur P. ist ähnlich wie die zur Religion. Sie läßt alle P. gelten; sie selbst ist keine fest umrissene philosophische Lehre und hat auch keine allgemein anerkannte P. Jede P. ist mehr oder minder ein System, und in diesem Sinne ein Dogma. ,,Freimaurerische Philosophie ! Das klingt wie eine contradictio in adjecto" (Wolfstieg, ,,Die Philosophie der Freimaurerei"). ,,Die Freimaurerei beteiligt sich nicht am Streite der philosophischen Lehren" (Heinichen ,,Die Grundgedanken der Freimaurerei im Lichte der Philosophie"). ,,Denn die Toleranz, welehe die Freimaurerei auf ihre Fahne schrieb, gestattet keine Festlegung ihrer Mitglieder auf ein geschlossenes System" (Wolfstieg). Die Freimaurerei verfügt ,,über keinen hauptamtlichen Wissenschaftler wie die Kirche" (Schenkel, ,,Die Freimaurerei im Lichte der Religions- und Kirchengeschichte") ein Umstand, der die Präzisierung ihres Standpunktes der P. gegenüber erschwert, zumal, obwohl das Ritual und die Symbolik allenthalben ungefähr gleich, die Ausdeutung dieser und die Praxis der Freimaurereien der verschiedenen Lander dennoch Große Unterschiede aufweist.
Überdies wird die Freimaurerei von den jeweiligen philosophischen Strömungen mehr beeinflußt als die Bewegungen mit dogmatischer Grundlage. In ihren Anfängen war sie sichtlich dem Einfluß der Stoa, des Deismus und des Rationalismus ausgesetzt doch blieb sie da keineswegs stehen. Ihre Grundeinstellung, aus der ihr Verhalten gegenüber den Problemen der Welt und des Lebens ableitbar, war und bleibt immer im Grunde relativistisch (s. Relativißmus). Sie ist eine Bewegung, die relativistisch eingestellte Menschen zur Forderung des Humanitätsideals zusammenzufassen trachtet.

Dem Umstand, daß die Freimaurerei sich keiner dogmatischen Auffassung anschließt, ist es wohl zuzuschreiben, daß ihre Philosophen, mit Ausnahme von Krause (s. d.), Fichte (s. d.), Seydel (s d.) und Caspari (s. d.), keine Fachgelehrten im zunftmäßigen Sinne waren. Lessing (s. d.), Herder (s. d.) und Goethe (s. d.) waren Dichter und Denker. In den freimaurerischen Schriften all dieser Autoren handelt es sich eher um eine Klarlegung der Ziele der Freimaurerei (die in Ermangelung einer dogmatischen Lehre zu Beginn nicht allzu deutlich zutage traten) und um die Erörterung der sozialen Funktion und der Existenzberechtigung der Bewegung, als um eine umfassende philosophische Untersuchung des ganzen freimaurerischen Ideen komplexes und um eine klare Abgrenzung gegen andere Bewegungen mit ahnlichen Zielen. Unter P. der Freimaurere ist im Grunde niemals eine systematische philosophische Lehre zu verstehen, sondern Versuche, die die Freimaurerei als Bewegung und Idee mit den jeweiligen Ergebnissen des philosophischen Denkens in Einklang bringen wollen.
Eine kodifizierte, philosophische Lehre der Freimaurerei wurde nirgends niedergelegt, auch in den Gründungsurkunden nicht. Wenn man dennoch von einer P. der Freimaurerei spricht, so ist darunter ein Veranderungen unterworfener Ideen komplex zu verstehen, der aus den Gebräuchen, Symbolen, Ritualen, aus der ganzen Praxis der Freimaurerei induktiv herausgearbeitet wird. Auf die in diesem Sinne aufgefaßte freimaurerische P. hatte zweifelsohne Kant (s. d.) den Großten Einfluß, obwohl er selbst kein Mitglied des Bundes war. Mit ihm setzt die philosophische Bewegung ein, die den Dogmatismus jeglicher Art ablehnt und folglich dem freimaurerischen Fuhlen und Denken nahesteht. Seine Ideen wurden durch die neuere Philosophie, insbesondere Neuhumanismus, Pragmatismus (s. d.) und Als-Ob-P. (s. d.) weitergeführt. Diese Lehren sind der Freimaurerei in vielen Belangen wesensverwandt, insbesondere ihr relativistischer Wahrheitsbegriff (s. Wahrheit, Relativismus), der jeglicher Intoleranz den Boden entzicht und der Duldsamkeit zum Siege verhelfen will, ihr Streben nach Harmonie, ihre humanistischen Tendenzen.
Eine Durcharbeitung der freimaurerischen Ideologie im Lichte dieser P. könnte zwar auch nicht zu einem für immer feststehenden System führen, aber vielleicht einen philosophischen Unterbau der Freimaurerei zustande bringen, der, auf die bestehenden Unterschiede innerhalb der Bewegung in vollem Maße Rücksicht nehmend, dennoch zu einer einheitlichen Gesamtanschauung der Freimaurerei in philosophischer Hinsicht gelangen konnte. P. der Freimaurerei ist in diesem Sinne im Grunde noch eine ungelöste Aufgabe. Nicht unerwähnt sei der sehr verdienstliche Versuch von Otto Heinichen, der in seinem Werk: ,,Die Grundgedanken der Freimaurerei im Lichte der Philosophie" die Hauptprobleme der Freimaurerei in der Beleuchtung der P. von Kant, Marcus, Lotze, Driesch und Spranger untersucht, um ihre Stellung zu den Problemen der Religion, der Unsterblichkeit, der Ethik, der Freiheit wissenschaftlich herauszuarbeiten.

Ähnlich wie die Einstellung der Freimaurerei zur P. als Ganzem ist ihr Verhältnis zu den philosophischen Teildisziplinen, zur Metaphysik, zur Erkenntnistheorie (s. d.) und Ethik (s. d.). Sie lehnt auch hier jeglichen Dogmatismus, daher auch den dogmatischen Unglauben, den Skeptizismus (s. d.), ab und nimmt im allgemeinen den Standpunkt des Kritizismus (s.d.), Relativismus (s. d.) und Eklektizismus (s.d.) ein. Auch diesbezüglich gilt das in bezug auf die P. im allgemeinen Gesagte. Die Freimaurerei hat in diesen Fragen ebenfalls keine amtliche Stellungenahme; ihre Einstellung muß aus ihren Gebrauchen. Ritualen, aus ihrer ganzen Praxis induktiv herausgearbeitet werden.
Auch in diesen Belangen bestehen zwischen den Freimaurereien der einzelnen Lander bei gleichem Ritual und identischen Symbolen Große Unterschiede. Die dogmatische Metaphysik, die im Übersinnlichen im ,,Ding an sich" die Losung des Welträtsels zu finden wahnt, lehnt sie ab; genauer gesagt überlaßt sie es ihren Anhängern, an derartige Lehren zu glauben, zumal diese Dogmen nicht widerlegbar sind, sondern nur abgelehnt oder angenommen werden konnen. Sie steht in ihren Auffassungen der kritischen Metaphysik nahe, die, von den Einzeldieziplinen ausgehend, eine erkenntnistheoretisch fundierte Allgemeinsynthese zu bilden versucht. Die Masse der Freimaurer lehnt die extreme Form des metaphysischen Monismus (s. d.) und Materialismus (s.d.) ab, neigt in gewisser Hinsicht zur dualistischen Auffassung (s. Dualismus) und ist spiritualistisch (s. Spiritualismus), indem sie an eine aktive Rolle des Geistes im Weltengeschehen glaubt.
In theologisch-metaphysischer Hinsicht weist sie den dogmatischen Atheismus (s.d.) und Theismus (s.d.) ab, laßt den idealistischen Pantheismus (s. d.) und den Panentheismus (s.d.), wie alle Religionen, gelten und nimmt selbst im Grunde den Standpunkt des moralischen Theismus ein. (Über das Verhältnis der Freimaurerei zur Relegion s. Religion, zur Unsterblichkeit s. Unsterblichkeit, zum Gottesproblem s. A.B.a.W.) Bezüglich des metaphysischen Freiheitsproblems (s. Freiheit, Determinismus, Indeterminismus) lehnt sie den dogmatischen Determinismus ab, glaubt im Sinne Kants an eine sittliche Freiheit und will den Geltungsbereich des Kausalgesetzes auf die Natur beschränkt wissen.
Die Freimaurerei schatzt die Leistungen der Erkenntnistheorie sehr hoch ein, doch negiert sie den Standpunkt des dogmatischen Rationalismus (s. d.), Sensualismus (s. d.), Intellektualismus (s. d.) und Empirismus (s. d.), ist der Anschauung, das die Naturwissenschaften von der Erfahrung ausgehen müssen und die Verarbeitung der Wahrnehmungen rein verstandesmäßig vor sich zu gehen hat, daß es aber auch außerintellektuelle Möglichkeiten der Erkenntnis (Intuition usw.) gibt. Sie ist auch nicht einseitig voluntaristisch. Der Wille ist ihrer Ansicht nach wichtiger psychologischer Faktor, doch keinesswegs der einzige. Sie anerkennt aber die wichtige Rolle, die der Wille in der Form des Pflichtbewußtseins spielt, das das Streben nach Selbstbeherrschung und Selbstveredlung ermöglicht. Bezüglich des Gegenstandes der Erkenntnis laßt sie den Standpunkt des extremen Realismus (s. d.) und Positivismus (s. d.) allein nicht gelten, obwohl sie einsieht, daß nur diese dem exakten Wissen eine verläßliche Grundlage bieten konnen. Sie neigt in dieser Hinsicht zum Idealismus (s.d.) und idealistischen Positivismus, der Tatsachen und Ideale gleicherweise gelten läßt.

In bezug auf die Ethik nimmt sich die Freimaurerei nicht das Recht heraus, den ewigen Streit der verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen hinsichtlich des Ursprungs und der Ziele dieser Disziplin zu entscheiden. Eine rein rationale Ethik ist ihrer Ansicht nach ebenso dogmatisch wie eine rein gefühlsmäßige. Sie neigt diesbezüglich zur eklektischen Anschauung, derzufolge die Sittlichkeit aus vielen Quellen fließt (s. auch Sittlichkeit, Sitten gesetz). Sie lehnt den dogmatischen Nüzlichkeitsstandpunkt des Utilitarismus (s.d.) sowie den Hedonismus (s. d.) in seiner krassen Form ab und verficht die Meinung, daß Nützlichkeit und Lust nicht die ausschließlich bestimmenden Faktoren des sittlichen handelns sind, daß auch hohere Werte einen Einfluß in ethischer Beziehung haben.
In der freimaurerischen Ethik spielen wohl eudämonistische Momente eine gewisse Rolle, doch faßt sie das Glück nicht im rein materiellen Sinne auf. Sie ist weder pessimistisch noch optimistisch im dogmatischen Sinne, sondern erklärt, daß die Welt und die Menschen wohl nicht volkommen, jedoch vervollkommnungefähig sind (s. Meliorismus, Perfektionismus). Die Freimaurerei steht in Dingen der Ethik im Großen und ganzen den Auffassungen Kants nahe. Der Zentralbegriff ihrer ethischen Anschauung ist das Pflichtbewüstsein, das Sittengesetz (s. d.). Sie steht zur extremen Form des Egoismus (s. d.) und Individualismus (s. d) im Gegensatz, ist im Grunde sozialindividualistisch eingestellt, indem sie in der Methode (der Erziehung der Persönlichkeit) individualistisch, in ihrer Zielsetzung hingegen sozial eingestellt ist. Sie erhebt jedoch ihre ethischen Postulate nicht zum Dogma. Sittengesetz, sittliche Freiheit sind in ihrer Auffassung daher im Grunde Fiktionen.

Zusammenfassend kann festgestellt werden: die Freimaurerei will ihren Mitgliedern keine geschlossene, einheitliche Weltanschauung (s. d.) aufzwingen, da eine solche immer mehr oder minder dogmatisch sein müßte. Sie überlaßt es jedem Br-, im Rahmen der Forderungen des Sittengesetzes, der sittlichen Freiheit, des Forschritts und des Humanitätegedankens seine eigenen Anschauungen zu betätigen.
Philosophische Grade
werden vielfach, namentlich in den romanischen Landern, die Hochgrade des A.u.A- Schottischen Ritus genannt, insbesondere der XXII bis XXX. Grad, die von Goblet d'Alviella (s.d.) in systematischer Weise in Beziehung zu-den Großen Religions- und Weisheitsschulen gesetzt wurden.
Philosophus
IV.Grad des Ordens der Goldund Rosenkreuzer. ,,Die Philosophi kannten nach. der ,Haupt-Convention' von 1767 die ganze Naturkunde" und wußten ,,auf Weiß zu tingiren."
Phönix,
der Vogel der antiken Sage, der alle 500 Jahre sich selbst in seinem Nest verbrennt und verjüngt aus der eigenen Asche steigt. Vielleicht Symbol einer bestimmten astronomischen Periode, wie Seyffarth annimmt, des Merkurdurchganges durch die Sonne im Frühlingsäquinoktium. Als Wiedergeburtesymbol auch in die christliche Gedankenwelt eingegangen, so in Katakombenmalereien. Bei den Alchimisten Symbol des Steins der Weisen. In der freimaurerischen Templerlegende: Aumont, der angeblich erste Templer-Großmeister nach der Verbrennung De Molays, soll im Siegel den P. geführt haben mit der Umschrift: ,,Ardet ut vivat" (,,Er verbrennt. auf daß er lebe"). Daher erscheint der P. in Templerhochgraden.
Phrase.
Der Kampf gegen die P. in der Loge gehört zu den periodisch wiederkehrenden Erscheinungen. die auch in der Literatur immer wieder ihren Niederschlag finden (s. Wolfstieg, ,,Bibliographie" 29580—29603). P. sind Worthülsen ohne Inhalt. Ihre Gefährlichkeit liegt in der unvermeidliehen Enttäuschung, die das Mißverhältnis zwischen Wort und realer Gegebenheit hervorruft, sie liegt aber auch in der Mißdutung, die sie in der mit Logengewohnheiten nicht vertrauten Offentlichkeit unbedingt erfahren muß.
Die Mehrzahl der gegen die Freimaurerei ausgespielten Argumente geht auf derartige Logenphrasen zurück. Besonders begeisterte Logenreden romanischer Herkunft, die gut gemeint, aber in der Übertreibung des Wortgefüges mit den wirklichen Absichten und Moglichkeiten des Bundes in Widerspruch stehen haben wiederholt zu schweren Beeintrachtigungen der Freimaurerei geführt. Die Logenarbeit bringt Stereotypien der Form mit sich. Diese rednerisch auszugestalten ist Kunst, die nicht von allen Logenrednern beherrscht wird.
Das Ziel der Freimaurerei ist ein in der Unendlichkeit gelegenes. Manche Logenredner glauben das Ziel erreicht zu haben, wenn sie ihre leicht beieinanderwohnenden Gedanken im Freiballon ihrer Phraseologie aufsteigen lassen. Auch die Weihe der Arbeit hat ihr angemessenes Wort. P. haben schwache Beine.
Sie stürzen vor dem leichtesten Windhauch der Realität. Wird das Phrasengefüge durchsichtig, so wirkt es als verzerrende Linse. Der Kampf gegen die P. in der Loge ist also ein gerechtfertigter und sollte schönungslos geführt werden.
Hierher gehören die Weihrauchwolken um Personlichkeiten, die unkritischen Wunschträume, der Mißbrauch des Superlativs das Verkennen der Kraftebilanz des Bundes u. a Gesprochen verfliegt die P., gedruckt kann sie verheerend wirken. Daß es auch sachliche Schönheit gibt, beweist gerade die Kunst, von der die Freimaurer ihre Symbolik herleiten. Das wahre Gefühl ist keusch, die P. ist die Prostitution des Gefuhls.
Piccini, Niccolo,
berühmter italienischer Komponist, * 1728, t 1800, dessen Opern großen Erfolg hatten, kam 1776 nach Paris, war Widerpart von Gluck, Mitglied der Pariser Loge ,,Les Neuf Soeurs" (s. d.).
Pichler, Karoline,
* 1769, t 1843, eine der fruchtbarsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit. Als Tochter des Wiener Hofrates v. Greiner, welcher der dortigen Loge ,,Zur wahren Eintracht" angehörte, lernte sie das Freimaurertum kennen, dem sie in ihren Lebenserinnerungen dann allerdings wenig freundliche Zeilen widmet. Trotzdem sind ihre Schilderungen von einigem Wert, weil sie deutlich aufzeigen, wie die Freimaurerei in der josephinischen Zeit zu einer gesellschaftlichen Mode geworden war.
Pichon, Stephen,
Französischer Staatsmann, Gesandter in Peking, Außenminister 1906—1911, 1913/14 und 1917—1920, wurde 1881 in der Pariser Loge ,,Les Amis de la Tolerance" aufgenommen. * 1857.
Piéce d'architectare
Mackey
(frz.), s. Morceau d'architecture.
Pierre brute
(frz.), rauher Stein.
Pierre cubique
(frz.), kubischer Stein.
Pike, Albert,
General, im nordamerikanischen Bürgerkrieg auf seiten der Südstaaten vorher Journalist und Generalanwalt von Arkansas, * 1809, t 1891, war seit 1859 Großkommandeur des Obersten Rates der Südlichen Jurisdiktion des A. u. A. Schottischen Ritus von Nordamerika. Er erwarb sieh um diesen, aber auch um eine größere geistige Fundierung der amerikanischen Freimaurerei Große Verdienste. P., dem ein reiches Wissen eignete — er war u. a. ein vortrefflicher Sanskritkenner —bearbeitete mit Großem Geschiek die Rituale des Schottischen Ritus und brachte dieses System und dessen Organisation erst auf die heutige Hohe. Eine Große Anzahl den Durchschnitt überragender maurerischer Dichtungen und mehrere Bücher über Freimaurerei haben P. überlebt, vor allem sein Hauptwerk ,,Morals and Dogma", das, teilweise allerdings stark kompiltatorisch, eine umfassende ethische und philosophische Grüdlehre des Schottischen Ritus gibt.