Der initiatische Weg wurde von den "Meistern der Vergangenheit" entwickelt, um den Suchenden zu den Mysterien des "lnnersten Tempels" zu geleiten.
Dort laßt sich die Weisheitslehre auf eine subtilere Weise vermitteln, als dies vom reinen Intellekt her begriffen werden kann.
Über die Zeiten hinweg hat sich dieser Weg unter der Obhut der Initiatenorden "rein" erhalten.
Sie möchren den Strebenden behutsam zum "Größeren Licht" führen.
Das ist ihre eigentliche Aufgabe.
Daneben widmen sich die Initiatenorden in unseren Tagen auch zahlreichen humanitären Aufgaben, um ihre Ideen auf dem physischen Plan zu verwirklichen und um gleichzeitig in unserer materialistisch gesinnten Welt besser verstanden zu werden.
So unterhalten sie Altenheime, Museen wie kulturelle Stiftungen und unterstutzen die unterschiedlichsten Hilfswerke.
Nachdem der Suchende an der Pforte der von ihm gewählten Mysterienschule seinen mundanen Status abgelegt, demutig um Einlaß nachgesucht und seine Beweggründe zu diesem folgenreichen Schritt offengelegt hat, findet er Gelegenheit, sich in Geduld zu üben.
Auf beiden Seiten kündigen sich zahlreiche Prüfungen an.
Der Suchende tut auch gut daran, diese Zeit ausgiebig zu nutzen, sich auf seinen neuen Lebensabschnitt gehörig vorzübereiten und sein Konzept von den höheren Machten, von Leben und Tod neu zu überdenken.
Anders als zu Zeiten der Mysterienschulen des Altertums ist das Leben des Suchenden bei den Einweihungsritualen der hier vorgestellten Bruderschaften in keiner Weise mehr vom physischen Tode bedroht.
Der zukünftige Adept wird sich aber, genau so wie einst seine Vorganger in den Mysterienschulen, mit dem Tod auseinandersetzen mussen.
Ohne Bedenken (und Bewaltigung) der Vergangenheit gibt es keinen Neuanfang, und dies besagt das Wort "Initiation".
Sie beginnt meist in einem Vorraum des Tempels, in dem sich der Neophyt auf seiner Suche nach dem Größeren Licht mit seiner Wunschnatur auseinandersetzen muß.
Um die Prüfungen bestehen zu können, sollte er sich aller seiner Vorurteile und geistigen Zwange entledigen.
Mehrmals wird ihm angetragen, die Tragweite seines Vorhabens zu bedenken und den Ort zu verlassen, wenn er sich seiner nachsten Schritte nicht vollkommen sicher ist.
Hat der Aspirant diese Prüfungen bestanden, darf er in einem feierlichen Ritual den Tempel des Ordens betreten, wo er auf erhabene Weise den Initiationsweg aus der Dunkelheit ins Licht nacherleben kann.
Seine zukünftigen Bruder (und Schwestern) stehen ihm dabei helfend zur Seite.
Das verborgene Wissen, nach dem der Suchende strebt, verbirgt sich hinter jedem Wort der am Ritual beteiligten Amtstrager.
Um jedoch den tieferen Sinn erfahren zu können, muß der Aspirant die hierfür notwendige Technik erlernt haben.
Sie bestimmt sein ganzes weiteres Leben, solange er den Pfad der Adeptschaft nicht mehr verläßt.
Das verborgene Wissen umgibt ihn von nun an ständig.
Aber er vermag dies erst dann bewußt zu erkennen, wenn sein Fortschritt es erlaubt, dieses Wissen auch aufnehmen und verantworten zu können, gemäß der alten mystischen Regel:
"wenn der Schuler bereit ist, dann erscheint auch der Meister".
Dieses Bereitsein bedingt eine Entwicklung des Verantwortungsbewüßtseins.
Je mehr sich die geistigen Fähigkeiten des Suchenden ausbilden, um so mehr Verantwortung hat er zu tragen:
für alles, was er denkt und tut oder auch nicht tut.
Er muß beständig an sich arbeiten, wenn er diese Fähigkeiten behalten will.
Sie sind keine Geschenke, die, einmal erworben, stets verfügbar bleiben.
Nein, sie verlangen eine dauernde Erprobung.
Neben Augenblicken höchster Ekstase wird es auch Zeiten geben, wo ihm seine Fähigkeiten manchmal wie eine nur sehr schwer zu tragende Bürde erscheinen mögen.
Je höher er aufsteigt, um so verhangnisvoller erweist sich ein möglicher Sturz.
Damit ist die Frage auch fast schon beantwortet, warum denn die Initiatenorden das von ihnen so hoch eingeschatzte Wissen, das alle Menschen zur wahren Erkenntnis führen könnte, streng geheimhalten.
Ware es eben nur intellektuelles Wissen, dann gabe es für die Geheimhaltung heute sicherlich keinen Grund mehr.
Es verbergen sich jedoch Krafte und Pragemuster dahinter.
Wenn der Unvorbereitete oder Charakterschwache diese unheilvoll einsetzt, löst er unabsehbare Folgen aus, für sich und andere.
Andererseits kann auch der fortgeschrittene Sucher die Wahrheit nur stuckweise erfassen und verarbeiten.
Schleier um Schleier muß gelüftet werden.
Dabei erweist es sich dann, daß seine ganzen bisherigen Denkstrukturen, in denen er sich wie in einem so sicheren Hort geborgen fühlte, sich immer mehr als Illusion und Mißverständnis herauskristallisieren .
Mit der Entwicklung allen Seins geht auch die Entwicklung des Gruppenbewußtseins einher.
Irgendwann einmal wird die gesamte Menschheit einen höheren Bewußtseinszustand erreicht haben, da eine höhere Kraft unweigerlich geringere an und nach sich zicht.
Wenn wir aber die standig weiter geführten Kriege mit all ihren Grausamkeiten betrachten und die immer wieder verubten Verbrechen an der Menschheit bedenken, gelangen wir vermutlich zu der Einsicht, wir seien von diesem Ziel noch aonenweit entfernt.
Wieviel Zeit braucht es, bevor sich solche Veränderungen manifestieren können!
Die Arbeit der Initiatenorden vermag diese Dauer erheblich zu verkurzen.
Auf seinem Entwicklungsweg lernt der Strebende schließlich, wie man zum wahren Gold gelangt, nach dem die falschen Alchimisten vergeblich trachteten:
zur Selbsterkenntnis, zum neuen Menschen in uns.
Läßt seine Beständigkeit nicht nach, wird er selbst einmal zum Glied in der Kette der Meister der Vergangenheit, die stets bereit sind, dem Suchenden helfend die Hand entgegenzustrecken.
Dann freut er sich ebenfalls über jeden neuen Suchenden, der sich gleich ihm - aufgemacht hat, die Geheimnisse unserer Welt zu ergründen, um Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zu erfahren.
Denn mit jedem neuen Glied in der Kette der Adepten werden die geistigen Krafte verstarkt freigesetzt, so daß schließlich das Große Werk seiner Erfüllung entgegengehen kann.
Dieses Werk aber besteht im Bau des großen Tempels, in dem alle Menschen und Bewüßtseinsformen ihren wurdigen Platz einnehmen.
DieTraditionen der Initiatenorden lassen sich bis zu ihren Ordensgründern zurückführen.
Echte Mysterienschulen unterscheiden sich dadurch von neueren Strömungen, wie z. B. die der New-Age-Bewegung.
Dies ist auch der Grund, warum so mancher Orden ein Attribut wie "alt", "traditionell", "primitiv" (in seinem ursprünglichen Sinn) oder ähnliches in seinem Namen mitführt.
Initiationstraditionen werden so über die Jahrhunderte hindurch in einer ununterbrochenen Kette von ihren Initiatoren an den Initianten weitergegeben, der sich damit seinerseits als ein weiteres Glied in diese Kette einfügt.
Dies bezeichnet man als initiatische Sukzession (lat. Nachfolge).
Wir finden diese Tradition nicht nur in den alten Dokumenten der Freimaurer und Rosenkreuzer, sondern auch bei der Weitergabe der Priester- und Bischofsamter in den traditionellen (katholischen und orthodoxen) Kirchen.
Im Martinistenorden wird diese initiatische Sukzession im sogenannten "mystischen Namen" verankert, den jeder Martinist bei seiner Einweihung erhalt.
Unter Symbolen verstehen wir bildliche Ausdrucksformen von Ideen.
In ihnen lassen sie sich - unbeschadet der ihnen moglicherweise entgegengebrachten adversen Gesinnung - über die Zeiten bewähren.
Bei ihrer Kontemplation treten diese Ideen dann bei ihrem Betrachter wieder zutage.
In der Meditation über ein Symbol konnen sich dem Mystiker so die Gedanken enthullen, die vielleicht jahrhundertelange Meditation dort hineinlegten.
Dadurch erlangt er Zugang zu den mit dem Symbol verbundenen früheren Vorstellungen.
Symbole sind somit die echten Werkzeuge der Mysterienschulen, die der Arbeit damit höchsten Stellenwert zukommen lassen.
Auch die moderne Psychologie - vor allem mit C.G. Jung - erkannte, daß die Sprache der Bilder den Kommunikationsträger zwischen dem objektiven Bewußtsein und dem Unterbewußtsein bildet.
Die Mysterienschulen gehen aber noch wesentlich weiter, wenn sie lehren, Symbole vermittelten die Kommunikation zwischen unserem Wachbewußtsein und unserem Höheren Selbst.
Rituale sind heilige Handlungen, um das Unsichtbare sichtbar zu machen.
Jede Statte, an dem ein heiliges Ritual stattfindet, wird für den Initiierten zum Tempel, in dem jeder Platz und jeder Gegenstand eine bestimmte Funktion übernimmt.
Alles soll Entsprechungen auf einer höheren Ebene widerspiegeln, gemäß dem hermetischen Grundsatz:
"wie oben, so unten", und umgekehrt.
Die Rituale folgen bestimmten Traditionen, die irgendwann einmal festgelegt und dadurch ihren Platz im kosmischen Geschchen gefunden haben und mit jeder Wiederholung fester in ihm verwurzeln.
Dem rationellem Denken sollte der Ablauf eines Rituals nicht unterzogen werden.
Wer schon selbst einmal die unvorhergesehenen und oft verhängnisvollen Konsequenzen von Änderungen in einem "eingefahrenen" Ritual miterlebt hat, der wird die Tragweite des hier Gesagten bestätigen können.
Jeder Teil eines Rituals reprasentiert doch einen bestimmten Aspekt kosmischer Kraft, der das Bewußtsein des Teilnehmers auf die beabsichtigte Stufe heben soll.
Licht, Farbe, Form, Bewegungen, Intonationen oder Raucherungen dienen keinem anderen Zweck, als dem Oberbewußtsein die notwendige Unterstützung zu geben, um seine Aufgabe leichter durchführen zu können.
Es kommt aber durchaus vor, daß ein solches Ritual für diesen oder jenen Teilnehmer seinen Zweck verfehlt.
Das Ritual bleibt eines der wichtigen Teile der vordem so geheimen Weisheitslehre.
Bildet die Schulung in der rituellen Praxis doch eines der machtvollsten Instrumente zur Bewußtseins- und Persönlichkeitsentwicklung.
Ein Ritual können wir auch als "Gebet in Bewegung", oder als "Meditation in Aktion" verstehen.
Schon beim Betreten des Tempels legt der Praktizierende die Raster und Reaktionen seiner Persönlichkeit ab und bringt die Wahrheiten, auf denen alle unsere Handlungen beruhen, durch die Bewegungen und Worte des Rituals zum Ausdruck.
Mit jeder Wiederholung des Rituals steigt die Fähigkeit, das Leben zu einem bewußten Ausdrück seiner eigentlich spirituellen Ziele und Bestrebungen werden zu lassen.
Er kann so neue Denkmuster formen, die auf Wahrheit berühen anstatt auf Illusion und Tauschüng.
Seine Handlungen folgen diesen Denkmustern und Prägungen.
Kehrt er in seinen Alltag zurück, besitzt er Möglichkeiten, das Licht, das er empfangen hat, an seine Umwelt weiterzugeben.
Er wird so zum Agenten des Guten und Wahren.
Rituale der Initiatenorden, die in ihren Tempeln, aber auch in den Heimsanktuarien ihrer Mitglieder durchgeführt werden, enthalten zumeist auch Meditationen.
Im Gegensatz zu den östlichen Praktiken sitzt der Vorbereitende dazu nicht auf dem Boden, sondern auf Stühlen in normaler Haltung (sogenannte "Pharaonenhaltung").
Ihnen gehen Entspannungs- oder Bewußtwerdungsphasen voraus, die jedes Körperglied ansprechen.
Daraufhin tritt man in die "Große Stille" ein, um einen Bewußtseinszustand zu erreichen, den manche auch als "Grenzlinien-Zustand" bezeichnen.
Erfolg stellt sich aber nur dann ein, wenn der Praktizierende "von seinen fünf Sinnen loslassen kann" und die Zwiesprache mit seinem Intellekt gemeistert hat.
Die Meditation im Tempel wird entweder frei (individuell) oder von einem Leiter geführt.
Bei der freien Meditation liegt nur das Meditations thema vor, und das Mirglied versucht selbstandig diesen GrenzlinienZustand zu erreichen.
Bei der gelenkten Meditation führt der Meditationsleiter über geistige Bilder die Teilnehmer in den gewunschten Zustand.
In der Einleitung zu diesem Kapitel wurde das universelle Bemühen angesprochen, das die Menschheit seit ihrem Bestehen begleitet.
Das Wissen hierüber, wie das über den "gottlichen Funken in uns", gehört zu den Lehren der Mysterienschulen, das sie über die Zeiten hinweg retteten und an ihre Mitglieder weiterreichten.
Dabei entstand innerhalb der Schulen eine "innere Hierarchie" des Verstehens und der BewuBtheit, angepaBt dem System ihrer Einweihungsgrade.
Die neunfache Ordnung der himmlischen Machte des Paulusschulers Dionysios Areopagita, die in den kirchlichen Liturgien enthalten ist, spiegelt eine solche Hierarchie wider.
Der innere Aufbau des Wissens findet eine solche Entsprechung in einer angenommenen oder wirklichen geistigen Hierarchie.
Das Eggregore einer geistigen Gemeinschaft stellt das Gesamtbewußtsein aller lebenden und verstorbenen Mitglieder dar und derjenigen, die in der geistigen Tradition vorangingen.
Um in Bildern unserer Physiker zu sprechen, könnte man darunter ein "geistiges Schwingungsfeld" verstehen, das Krafte und Leitlinien vermittelt.
Es bedarf aber auch der ständigen Nutzung, Aktivierung und vor allem Aktualisierung, um nicht wie viele alte Kulte und Praktiken in Trostlosigkeit zu versinken oder gar Hemmschuh der Menschheitsentwicklung zu werden.
Die Mission der Meister der Vergangenheit endete nicht mit ihrem Hinüberschreiten in höhere geistige Ebenen (Transition).
Die Mysterienschulen gehen vielmehr davon aus, daB diese hchren Wesen sich als Agenten Gottes um die Weiterentwicklung der Menschheit bemuhen und ihnen der Wirkungskreis der Gemeinschaften, denen sie nahestanden, weiterhin "am Herzen liegt".
Im Eggregore eines Ordens ist eine geistige Abstimmung mit diesen Meistern möglich.
Manche Orden haben dazu einen besonderen "Ort" in kosmischen Bewußtseinsgefilden geschaffen, an dem und auf den solche Abstimmungen stattfinden können.