Wenn wir am Ende des 20. Jahrhunderts auf unser wirtschaftliches und soziales Umfeld blicken, müssen wir leider feststellen, daß uns das von unseren Wirtschaftssystemen aufoktroyierte egoistische "Fortschrittsdenken" in eine Sackgasse führte: Wir forcierten aus Gewinnsucht die Industrialisierung mit ihrem Raubbau an den Ressourcen unseres Planeten.
In zwei sinnlosen Weltkriegen trugen wir unsere Besitzansprüche wie vernunftlose Tiere aus; auch scheinen wir aus den Kriegen früherer Epochen nichts gelernt zu haben!
In den Jahren danach bauten wir dann unseren Wohlstand auf Kosten der armen Länder aus.
Die christliche Lehre hat uns dabei sicherlich nicht geleitet.
Heute müssen wir hauptsachlich deshalb "globale" Lösungen anstreben, weil wir die Harmonie der Schöpfung zerstören und wir selbst und unser Denken zerrissen sind.
Die Probleme, die wir geschaffen haben, wachsen uns über den Kopf und lassen uns keinen Ausweg mehr erkennen!
Vergleichen wir die derzeitige Orientierungslosigkeit mit den Situationen während der beiden vorausgegangenen historischen Übergange zwischen Antike und Mittelälter, bzw. zwischen Mittelälter und Neuzeit, so können wir eine Reihe von Parallelen entdecken, die sich in Religion, Kultur und sozialer Entwicklung niederschlagen, wenn auch ein Burger der "freien Welt" heute über andere Möglichkeiten verfugt als unsere Vorfahren.
In unserer Religion manifestiert sich die Unzufriedenheit gegenüber den etablierten Kirchen durch ein nie zuvor erlebtes Maß an Kirchenaustritten.
Diese Möglichkeit der freien Meinungsaußerung bot sich unseren Vorfahren im ausgehenden Mittelälter allerdings nicht.
Das Religionsbedürfnis hat aber bis heute nichts an seiner Bedeutung für uns Menschen eingebulGt; es ist auch alles andere als tot und drangt vielmehr nach spiritueller Erfahrung.
Die christlich-fundamentalistische Lehre, so wie sie von den etablierten Konfessionen gelehrt wurde und wird, verliert dabei immer mehr an Bedeutung.
Dafür verzeichnen wir ein aktives Werben aller möglichen Ersatzreligionen, welche die Gunst der Stunde zu nutzen verstehen.
Sektengurus und neue Propheten erhalten Großen Zulauf.
Indes scheinen die Großen christlichen Konfessionen den Ernst der Lage noch nicht voll erfaBt zu haben, denn sie blicken immer noch lieber in die Vergangenheit als in die Zukunft.
Die Ansatze zu einem neuen Denken sind noch zu sporadisch und werden obendrein von ihren traditionalistisch ausgerichteten Hierarchien unterdrückt.
Es dauert Ewigkeiten, bis fortschrittliche Entschlusse in die Tät umgesetzt werden.
So wartet die Christenheit immer noch auf die Verwirklichung einiger der Beschlusse des Zweiten Vatikanischen Konzils.
In diesem Zusammenhang lesen sich dann Zeitungsnotizen über die Beschlusse oder Entscheidungen der kirchlichen Lehramter wie Notizen aus der Kreidezeit.
Dazu einige Beispiele:
Während das Lehramt der katholischen Kirche noch unter Papst Pius XII.
im Jahre 1950 Darwins Evolutionstheorie nur als eine "ernstzunehmende Hypothese" bewertet, betrachtet sie nach einer am 24. Oktober 1996 im OSSERVATORE ROMANO veröffentlichten Botschaft Johannes Paul II. an die Papstliche Akademie der Wissenschaft die Evolutionstheorie nun nicht mehr nur als reine Hypothese; was jedoch, nach Darstellung des Papstes, auch keine Glaubenswahrheiten umstoßen wurde.
Der Papst betont dabei, das Zweite Vatikanische Konzil erinnere daran, der Mensch sei das einzige Wesen, das Gott um seiner Selbst willen gewollt habe.
"Wenn der menschliche Körper seinen Ursprung in der lebenden Materie hat, die vor ihm existierte, dann ist doch seine Seele unmittelbar von Gott geschaffen", heißt es bei ihm.
Im Hinblick auf Galileo Galilei, der 1633 seine Erkenntnis, daß sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, unter der Todesandrohung der papstlichen Inquisition widerrufen und den Rest seines Lebens unter Hausarrest leben mußte, gibt es bisher zwar noch kein offizielles Eingestehen des Unrechts seitens der katholischen Kirche.
Johannes Paul 11. Meint hierzu jedoch 1992, die Theologen der damaligen Zeit hatten wohl geirrt in der Annahme, der Wortsinn der Bibel beschreibe den physikalischen Zustand der Welt.
1965 nennt Papst Paul Vl. das Heilige Offizium (der Inquisition) in "Kongregation für die Glaubenslehre" um.
Derzeit leitet sie Joseph Kardinal Ratzinger, der zum Status der Exkommunikation der Ketzer (für das Beispiel Martin Luthers) eine klare Antwort weiß: "Man muß die Exkommunikation als eine Ordnungsmaßnahme der Rechtsgemeinschaft der Kirche gegenüber einer bestimmten Person von den sachlichen Inhalten unterscheiden, die den Anlaß zu einem solchen Vorgehen bilden.
Da die Rechtsgewalt der Kirche sich selbstverständlich nur auf Lebende bezicht, endet die Exkommunikation mit dem Tod des Betroffenen.
Insofern ist die Frage einer Aufhebung einer Exkommunikation gegenüber der Person Martin Luthers müßig: Sie ist mit seinem Tod erloschen, weil das Gericht nach dem Tode einzig Gottes ist.
Man braucht die Exkommunikation gegen die Person Martin Luthers nicht aufzuheben; sie besteht langst nicht mehr."
Mit Blick auf die Jubilaumsfeiern zur Jahrtausendwende öffnet die katholische Kirche eines ihrer geheimsten Archive, das der Heiligen Kongregation der Universalen Inquisition: Die kirchlichen Verfahren gegen die Ketzer sollen allen Historikern zuganglich gemacht werden.
Sie umfassen den Zeitraum von der Gründung dieser Kongregation im Jahr 1542 bis zum Jahr 1903, dem Ende des Pontifikats von Papst Leo XIII. Sein Nachfolger, Johannes Paul 11., erklärt 1994, "die Kirche solle sich, da nun das zweite Jahrtausend des Christentums zu Ende geht, mit der ,Sunde ihrer Söhne' befassen und sich all jener Umstande erinnern, bei denen diese sich vom Geiste Christi und des Evangeliums entfernt und in einer Weise gedacht und gehandelt hatten, die echte Formen des Gegenzeugnisses und des Skandals gewesen seien".
Unser Jahrhundert neigt sich dem Ende zu.
Zweitausend Jahre Christentum haben nicht vermocht, der Menschheit das Heil zu schenken oder es ihr zumindest vorzuleben.
"Fortschrittsdenken'' auf Kosten von Menschlichkeit
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Im täglichen Leben werden wir mit den immer schneller und brutaler um sich greifenden Liberalisierungs- und Globalisierungstendenzen konfrontiert, die eine Eigendynamik entwickeln.
Unter Liberalisierung wird die ständige Konkurrenz aller Wirtschaftsmarkte verstanden, wobei auf "Schwachstellen" im System keine Rücksicht genommen werden kann.
Was mit dem Verschwinden des Tante-Emma-Ladens an der Ecke begann, setzt sich mit der Errichtung immer größerer Supermarkt- und Fastfoodketten fort.
Mit allen erdenklichen Werbekniffen versucht man, uns der sich immer weiter verselbständigenden Wirtschaft unterzuordnen.
Immer spektakulärere " Elefanten hochzeiten" bereinigen den Markt auf Kosten kleinerer und mittlerer Betriebe.
Immer weiter negieren unkontrollierte Vermarktungsstrategien das menschliche Individuum und öffnen der Kriminalität Tur und Tor.
Mit der Globalisierung der Wirtschaft geht gleichzeitig die der Arbeitslösigkeit und der Ausbeutung menschlicher Ressourcen einher.
Erst als die Armut den massenhaften Privatkonkurs einleitet und die Schuldner sich einfach verweigern, entdecken die Banken, daß unsere ethischen Werte wohl im Rahmen des Fortschritts verlorengegangen sind.
Im sozialen Verhalten unserer Mitmenschen machen sich heute auch die Erziehungsfehler der Vergangenheit bemerkbar: Antisoziales Gewaltund Zerstörungspotential haben mit dem Egoismus unserer Gesellschaft die heutige Generation geformt, Drogenprobleme dringen in unsere Schulen ein.
Da in der Industrie hohere Gehälter bezahlt werden, lassen sich in der Politik- und das ist ein weltweites Problem - kaum noch bedeutende Köpfe finden, die mutig waren, die globalen Probleme der Menschheit mit Entschlossenheit anzugehen.
Und den Vereinten Nationen gelingt es nicht, aus einem Podium politischer Debakel mit wirtschaftlichen Interessen im Hintergründ herauszuwachsen.
Unsere Umwelt haben wir mit Mull und Giften verseucht.
Aufgründ unserer Profitgier sterben tagtäglich siebzig Tier- und Pflanzenarten aus.
Die Weltmeere fischen wir leer und verklappen dafür in ihnen unsere industriellen Abfalle; vielerorts gleichen die Meere eher Kloaken.
Vor einem Fischverzehr daraus wird gewarnt.
Jedes Jahr blasen wir dreißig Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Luft und holzen oder brennen siebzehn Millionen Hektar Regenwald ab.
Für die Behebung oder zumindest Verminderung dieser Probleme bleibt den Großen Nationen kein Geld übrig, da zuviel in den Verteidigungshaushalt fließt (für das Jahr 1998 sahen die USA dafür allein 483 Milliarden US Dollar vor!).
Dabei erreichte das Ozonloch über der Antarktis 1997 das gigantische Ausmaß von zweiundzwanzig Millionen Quadratkilometern und nagt sich an den Südlichen Enden unserer Kontinente immer höher hinauf.
Die Bombe tickt unaufhörlich!
Abb 42: Ruine der Dresdener Frauenkirche; zerstört am 14. und 15. Februar 1945
Überbevölkerung und soziale Verarmung Am 12. Oktober 1999 feiert die Welt den "Tag der sechs Milliarden".
An diesem - von den Vereinten Nationen ausgewahlten Tag - werden aller Voraussicht nach sechs Milliarden Menschen unseren Planeten bevölkern!
Als die erste Milliarde Anfang des vergangenen Jahrhunderts erreicht wurde, benötigte die erste Verdoppelung dieser Zahl noch ein ganzesJahrhundert1 die darauffolgende nur mehr fünfzig Jahre.
Die Progression schreitet seither explosionsartig fort, und für das Jahr 2050 wird aus heutiger Sicht die Weltbevölkerung auf 9,4 Milliarden Erdenbürger anwachsen Vor allem die Entwicklungsländer beklagen dabei eine "Lebensqualität", die von chronischer Unterernahrung, hohen AlDS Infektionsraten und ungewollten Schwangerschaften begleitet ist.
So meint kurzlich der indische Gesundheitsminister Dalith Ezhimalai, das hohe Bevölkerungswachstum zehre die wirtschaftlichen Fortschritte seines Ländes (das 1999 eine Milliarde Menschen ernähren muß) völlig auf ..
Den Burgern der von unserer "Kultur" ausgebeuteten armen Länder ist es aber nicht zu verdenken, daß sie ihrem Elend zu entkommen suchen, auch wenn niemand von seinem Kuchen freiwillig ein Stuck hergeben möchte.
Spätestens mit den Diskussionen zu den sogenannten Reformen unseres Renten- und Gesundheitswesens müssen wir erkennen, daß unsere Art des Fortschrittsdenkens auf dem wirtschaftlichen Sektor vor einen Abgründ führte und eine Katastrophe, die wir selbst verursacht haben, immer naher heranrückt.
Nur ein radikales Umdenken könnte die Menschheit noch vor der Selbstzerstörung retten.
Möglicherweise haben wir die kritische Marge aber auch schon überschritten, so daß sich Großflachige Katastrophen nicht mehr auflhalten lassen.
Erinnert uns das nicht an die Mythen untergegangener Kulturen, wie die des sagenhaften Atlantis?
Auf der anderen Seite rollt die Esoterikwelle! Schauen wir uns heute auf dem esoterischen Sektor um, so werden wir von der Flut der Angebote schier erschlagen: Älternative Heilmethoden, Aromatherapien, Aurosoma, Ayurveda, Astrologie, Channeling, Chi Gong und Tai Chi, Tarotseminare und Tempelschlaf, die unterschiedlichsten Yogaschulen und Meditationsgruppen .. .
Auf unserem Stadtbummel fällt unser Blick auf die zahlreichen Ankündigungen von Esoterikmessen, Veranstaltungen aller möglicher Gruppierungen und Gurus, "philosophischer Schulen", etc.
Bieten sie Auswege aus der Krise und Gefahr? Die authentischen Initiatenorden scheinen sich an diesem Treiben jedoch nicht zu beteiligen.
Man stößt eher "zufällig" auf sie ...