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DAS ZEITALTER DER AUFKLÄRUNG
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DAS ZEITALTER DER AUFKLÄRUNG
EMANUEL SWEDENBORG, DER "AUFKLÄRER DES HIMMELS"

DAS ZEITALTER DER AUFKLÄRUNG
In Europa leitet sich mit den Entdeckungen und technischen Erfindungen bereits im Vorfeld unser "technisches Zeitälter" ein.
Und von der Mechanik zu allen sich daraus entwickelnden Techniken verlauft nur ein relativ kurzer Weg.
Das freiheitliche Denken hat dazu geführt, daß noch im ausgehenden 17. Jahrhundert der Große englische Philosoph John Locke (1632 1704) die These vertreten kann, es durfe keine Regierung geben, die nicht durch eine Willlensbestimmung der Regierten zustande gekommen sei.
Für die Kirche gilt hingegen weiterhin, alle Macht werde nur von der göttlichen Vorsehung nach Seinem Willen verliehen.
Andererseits vermag die Philosophie an der Schwelle zur Neuzeit von ihrem kosmologisch-metaphysischen Weltbild abrücken und in eine mehr anthropologische (auf den Menschen bezogene) Sichtweise überwechseln.
Dies ergibt sich unter anderem auch deshalb, weil die katholische Kirche jetzt nicht mehr als alleiniger Verkunder der Wahrheit betrachtet werden muß.
Man glaubt nicht mehr daran, daß die Erde mit dem Menschen den Mittelpunkt des Universums bilde.
So strebt man danach, die alte scholastische Tradition abzustreifen und die Wahrheit mit Hilfe der Vernünft und der Wissenschaften zu finden.
Der Philosoph Immanuel Kant (1724 - 1804) aus dem ostpreußischen Königsberg liefert eine im nachhinein klassisch gewordene Definition dieser Geistesrichtung: "Aufklärung", so schreibt er, "ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmundigkeit.
Unmundigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Fast ausnahmslos sind alle Großen Aufklärer davon überzeugt, der Mensch als Vernunftwesen besitze eine immanente (seinem Wesen innewohnende) Religiosität.
Obwohl einige Vertreter dieser Geistesrichtung, wie die Franzosen Rousseau (1712 - 1778) oder Voltaire (1694 1778), die institutionalisierten Kirchen zum Teil heftig bekampfen, halten sie doch eine naturliche Religion für dringend notwendig.
Ihnen gegenüber verharrt der ehemalige Jesuitenschuler Descartes (159G - 1650) zeitlebens als ein eifriger Katholik.
Sein "Cogito ergo sum" (Ich denke, also bin ich) fordert, daß in der Wissenschaft nur das Vernünftige anerkannt werden dürfe.
Nach Meinung der Aufklarer führe der Vergleich der verschiedenen Kulturen zwangslaufig zu Grundsatzen ethisch-religiöser Art, so wie sie später Friedrich II. in Preußen und Joseph II. in Österreich in ihrer jeweiligen Gesetzgebung zu verwirklichen suchen.

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Abb33: Descartes

Descartes findet unter den Vorstellungen des Denkens auch die Gottesidee.
Diese Idee könne sich der Mensch nicht selbst gegeben haben, da sie die vollkommenste Realität einschließe, die einem selbst nicht erfaßbar sei.
So müsse die Ursache dieser Idee Gott selbst sein.
Das Auftreten dieser Idee bedeutet für ihn zugleich ein Beweis Gottes.
Der Philosoph, dem man eine starke Nahe zu den Rosenkreuzern nachsagt, folgert, daß aus dem Besitz der Gottesidee, und durch sie der göttlichen Wahrhaftigkeit, auch alles andere wahr sei, was man klar und deutlich "erkenne .
Dem Rationalismus der neuzeitlichen Aufklärung muß Gott als Ingenieur erscheinen, der das kosmische Uhrwerk im Urbeginn in Gang setzte, das seither nach dem ihm innewohnenden Gesetzmäßigkeiten ablauft, ohne daß es irgendwelcher messianischer Eingriffe bedurfe.
In ihrer deistischen Auffassung kritisieren diese Aufklärer die historische Denkweise der biblischen Berichterstattung, mit der die Vernunftwahrheiten niemals bewiesen werden könnten.
Der Deismus geht von rationalistischen Voraussetzungen aus, der zwar einen Schöpfergott des Universums anerkennr, jedes gottliche Eingreifen in die Welt und ins Leben aber leugnet.
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In dieses Bild paßt auch das mechanistische Weltmodell des Philosophen und Naturwissenschaftlers Pierre-Simon de Laplace (1749 - 1827), der sich das Universum als eine gewaltige Maschine vorstellt, die seit der Schöpfung unaufhaltsam weiterlauft.
Er glaubt, ihre Vergangenheit und Zukünft berechnen zu können, wenn ihm nur Masse, Ort und Geschwindigkeit jedes seiner Teilchen bekannt sei.
Für Gott scheint es in dieser Sichtweise keinen Platz mehr zu geben.
In dieser Vorstellungswelt macht die Vernunft selbst die Religion aus, und es bedarf deshalb keinerlei Bindung an irgendwelche Offenbarungen.
Der Beweisgrund der religiösen Wahrheit liegt vielmehr im Vernunftvermögen, der Wahrheit des Herzens und des Gefuhls, dem Charakter klare Einsichten zu geben und dadurch ihren ursprunglichen Sinn vor Schwarmerei und Konventionen zu bewahren.
Dazu brauche sie aber nicht die Stutze des Dogmas (G. E. Lessing).
Mit seinem Schauspiel NATHAN DER WEISE setzte Lessing später seinem jüdischen Freund, dem Religionsphilosophen Moses Mendelssohn, ein Denkmal, der wie er den Toleranzgedanken und die Grundwahrheiten in allen Religionen suchte.

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Emanuel Swedenborg, der "Aufklärer des Himmels"
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Der Große Mystiker des Nordens, Emanuel Swedenborg (1688 - 1772), gehört bis zur Mitte seines Lebens zu den bedeutendsten Wissenschaftlern und Ingenieuren seiner Zeit, bevor er sich ab 1736 ganz seiner Theosophie zuwendet.
Er wird am 29. Januar 1688 als Emanuel Swedberg in Stockholm und Sohn eines protestantischen Bischofs geboren (anderen Quellen zufolge in Skara).
Während seines Studiums in Uppsala und in England erwirbt er eine universale Bildung in den unterschiedlichsten Wissensgebieten, darunter Astronomie, Chemie, Physik und Metallurgie.
Seine Veröffentlichungen zu diesen Themen begrunden seinen Ruf als Wissenschaftler in ganz Europa.
Es gelingt ihm, in Staatsdienste zu treten, wobei er sich beim Bau von Kanalen und Docks sowie im Bergwerkskollegium hervortut.
1719 wird er unter dem Namen Swedenborg geadelt.
Als Mitglied des schwedischen Parlaments kann er sich auch erfolgreich für soziale Reformen einsetzen.
Doch seine zahllosen Neider intrigieren erfolgreich.
Verbittert verlaßt das Genie Schweden, reist durch ganz Europa, trifft Fürsten, Philosophen und Naturwissenschaftler, während er das standig sich bei ihm ansammelnde Wissen unterwegs in Schriften umsetzt.
Auf seiner Suche nach dem Sitz der menschlichen Seele wendet er sich später dem Studium der Anatomie zu, dessen Erkenntnisse ein siebzehnbandiges Werk entstehen lassen.

Seine Suche gilt immer der Quelle des Wissens und des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung, die in seiner "Lehre von den Entsprechungen" Niederschlag finden.
Hier unterscheidet er zwischen der naturlichen und der geistigen Welt, wobei sich ihm die stoffliche Welt nur als ein Schattenbild der geistigen Welt darstellt, die er wiederum als ein Abbild Gottes betrachtet.
Im Studium der Bibel sucht Swedenborg die verborgenen Quellen der Weisheit.
Auch hier geht er bis zu ihrem Ursprung zurück und erlernt die hebraische Sprache, denn die göttliche Weisheit sei in ihren Buchstaben verborgen.
Wie die ägyptischen Hieroglyphen, so erkennt er die hebraischen Schriftzeichen als Reprasentanten der inneren Wahrheiten.
Sie sind gleichsam der Leib, in dem sich das himmlische Wort auf einer den Menschen zuganglichen Weise verhullt.
Um der göttlichen Aufforderung nachzukommen, "den Menschen den geistigen Sinn der heiligen Schrift auszulegen", zicht Swedenborg sich 1747 praktisch auf dem Zenit seines naturwissenschaftlichen Ansehens in ein kleines Haus mit Garten nahe Stockholm zurück.
Während seiner Betrachtungen erfahrt er visionare Erlebnisse, die sich zu einer "himmlischen Ekstase", einer die physische Realität verlassenden Bewußtseinserweiterung steigern.
Fortan konzentriert er seine erstaunlichen intellektuellen Fähigkeiten ganz auf die Erforschung der Seele.
Nahezu Dreßig Jahre hat und pflegt er taglichen Zugang zur geistigen Welt, die er mit größter Sorgfalt erschaut und beschreibt.

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Abb 34 a Emanuel Swedenborg
In seinen zahlreichen religiösen Werken laßt er seine "Neue Kirche" entstehen, die er als Bollwerk gegen den um sich greifenden Materialismus und als Hort für die menschliche Freiheit und Geistigkeit versteht.
Den philosophischen und theologischen Teil seines schriftstellerischen Werkes gibt derzeit der Swedenborg-Verlag, Zürich in deutscher Sprache heraus.
Darunter befinden sich HIMMLISCHE GEHEIMNISSE . . . in neun Banden, Swedenborgs Bibelauslegungen aus der lateinischen Urschrift ins Deutsche übertragen, die ERKLARTE OFFENBARUN(, DES JOHANNES .... DIE GEDRÄNGTE ERKLÄRUNG DES INNEREN SINNES DER PROPHETEN UND PSALMEN oder DIE WEISHElD DER ENGEL. Am 29. Marz 1772 stirbt der ,Zschwedische Seher" in London.
Hier beginnen sich auch seine Anhänger zu organisieren, hier entstehen der freimaurerische Swedenborg-Ritus mit seinen neun Graden sowie kirchliche Gemeinden auf der Grundlage seines Lehrgebaudes, die sich zur "Neuen Kirche" formieren.
Sie zahlt heute ca. 30 000 Mitglieder.