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Die Lage im Languedoc
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Ende des 12. Jahrhunderts besteht das Gebiet Okzitaniens nördlich der Pyrenaen aus unabhängigen Grafschaften, die nicht dem Königreich Frankreich unterstehen und deren sprache, Kultur und politische Einrichtungen sich eng an die nordspanischen Königreiche von Aragon und Kastilien anlehnen.
Die Literatur preist die Kultur Okzitaniens als eine harmonische synthese von römischer und keltischer Tradition.
Unter der Herrschaft der Grafen von Toulouse werden Dichtung und Minnesang gepflegt, sowie Philosophie, Griechisch und später auch Arabisch und Hebraisch gelehrt, nachdem über die großen Handelszentren islamisches und jüdisches Gedankengut ins Land gelangt ist.
In Lunel und Narbonne lehren einige schulen auch die jüdische Qabalah.
"Im Unterschied zur römischen Kirche hatte die Kirche der Katharer keine feudalistische struktur, besaß weder Großgrundbesitz noch säkulare Gewalt, übte weder steuerliche noch soziale Kontrolle auf die arbeitende bevölkerung aus, erhob keinen Zehnten, noch ließ sie Leibeigene für sich arbeiten.
Dies erklärt wohl auch zu einem großen Teil ihren Erfolg.
Aber wenn die Vollkommenen auch sehr bescheiden lebten, war ihre Kirche doch sehr reich.
Die Ertrage der Werkstatten und die spenden ... haben große Geldvorrate anwachsen lassen.
Die Kirche nützte dieses Geld zum Ausbau der Häuser und brachte es wieder in Umlauf, indem sie es gegen Zins verlieh.

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Der Genozid
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Diese "revolutionaren Ideen" stehen in völligem Gegensatz zum Denken der römischen Kirche und bedrohen auch die politische Gesellschaftsordnung.
Deshalb sind sich Kirche und französische Krone einig, den Kampf gegen diese Abtrunnigen mit äußerster Harte durchzuführen.
Zu dieser Zeit liegt die Inquisition, d.h. Aufspurung, Untersuchung und überführung von Haretikern, noch in den Handen der Bischöfe.
Um den Ketzerherd zu zerstören, vereinigt sich nun die Kirche mit den nordfranzösischen Königen aus dem Hause der Kapetinger, wobei für letztere die Verteidigung des wahren Gläubens wohl nur als Vorwand dient; denn ihr Führer, Simon von Montfort, muß sich später den Vorwurf gefallen lassen, sein Kampf gegen die Albigenser habe einzig eigenen Eroberungsplanen gedient.
Neun Jahre lang legen die Barone aus dem Norden das Land in ßlut und Asche.
Im Jahr 1209 fällt das dreißigtausend Mann starke Heer im Languedoc ein und verwustet die gesamte Region.
Die Ernten werden vernichtet, Dörfer und Städte dem Erdboden gleichgemacht und ein Großteil der bevölkerung umgebracht.

Nach Béziers, wo man allein fünfzehntausend Manner, Frauen und Kinder niedergemetzelt, folgen Perpignan, Narbonne, Carcassonne und Toulouse.
Als Anlaß zu diesem militärischen Einschreiten reicht die Ermordung des päpstlichen Legaten Peter von Castelnau durch einen Gefolgsmann des Grafen Raimund Vl. von Toulouse, nachdem Rom über diesen den Kirchenbann verhängt hat.
Die Anweisung von Päpst Innozenz 111., das beschlossene Vorgehen solle ausschließlich den Ketzern gelten (und nicht der Bevölkerung), verhallt ungehört, und die Greueltaten enden erst, nachdem Simon von Montfort bei der belagerung von Toulouse tödlich verwundet wird.
Ähnlich wie bei den Kreuzzugen ins Heilige Land erhalten auch die Teilnehmer im Kampf gegen die Katharer die Vergebung aller ihrer sunden zugesagt.
Später kann man sich den Ablaß bereits mit der bloßen Anwesenheit an einer der Werbüngspredigten verdienen.
Aber der Kreuzzug geht mit dem Tod des Simon von Montfort noch nicht zu Ende.
Er zieht sich vielmehr über drei Jahrzehnte hin.
Noch befindet sich das symbol des Katharertums, der heilige Berg Montségur, in der Hand der Ketzer.

Im Mai 1243 schlägt ein zehntausend Mann starkes Heer sein Lager um den heiligen Poc (Burgberg) von Montségur auf, wo sich das letzte Aufgebot der Katharer und ihrer Helfer verschanzt halt.
Über ein Jahr dauert die nun einsetzende belagerung.
Die Burg, an drei seiten von steil abfallenden Felswanden geschutzt, ist praktisch uneinnehmbar.
Vor jedem Posten erheben sich steilhange, die den Burgbewohnern Chancen zu überraschungsangriffen bieten.
Nur an wenigen stellen gibt es Zugangsmöglichkeiten, die von den belagerten benutzt werden, um den Kontakt mit der Außenwelt aufrecht zu erhalten.
Auf dem Poc ist der katharische Bischof Bertrand unbestrittener Herr der Lage.
Die Verteidigung leitet Pierre-Roger de Mirepoix, der selbst den Katharern nicht angehört.
Er befehligt etwa zweihundert Ritter und Krieger, zusammen mit den zweihundert Croyants und hundert Parfaits etwa fünfhundert belagerte.
Die Burg verfügt über genugend Wasservorrate und Nahrungsmittel, so daß die belagerer nach sechs Monaten immer noch keinen Fortschritt verzeichnen können.
Sie beschließen deshalb Kriegsmaschinen einzusetzen.

Die Experten heuert man aus dem Baskenland an.
Im Dezember 1243 erklettert eine Gruppe nachts die steilhange im süden und setzt sich dort auf einem Felsvorsprung fest.
Hier werden die Wurfmaschinen aufgebaut, die mit sechzig bis achtzig Pfund schweren steinkügeln ihr zerstörerisches Werk beginnen.
Bischof Bertrand verfügt indessen, den Katharerschatz in sicherheit zu bringen.
Am I . Marz 1244 kommt es zu ersten übergabeverhandlungen.
Man laßt den belagerten fünfzehn Tage bedenkzeit (über die bis heute gerätselt wird).
In der Nacht vor der übergabe gelingt vier Parfaits die Flucht; sie seilen sich über die Westwand ab.
Auch diese Flucht löst später weitere spekulationen aus.
Am 16. Marz 1244 verlassen die bewohner von Montségur den Poc, bis auf zweihundertundfünf Ketzer, die sich weigern, ihren Gläuben zu widerrufen.
Sie werden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, den man unverzuglich am Fuß des Felsens errichtet.
Heute erinnert ein schlichtes Denkmal aufdem Prat del Cramats an das schicksal dieser Martyrer.
Abb 17: Pos de Montségur
DieTradition der Katharer versinkt in den Untergrund.
Ihre Lehren werden von den Mysterienschulen absorbiert.


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Gegen den Templerorden
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Alain Desgris

Im 13. Jahrhundert zählt der machtig gewordene Templerorden rund fünfzehntausend Mitglieder und verfügt im gesamten Abendland über Schlösser und Landereien, zahlreiche Bankenvorlaufer mit einem unermeßlichen Vermögen und einer eigenen Flotte.
Er muß deshalb ein Dorn im Auge der nach Geltung und Macht strebenden kirchlichen und weltlichen Fürsten werden.
Währenddessen hat sich in Frankreich die finanzielle Lage zusehends verschlechtert, so daß der französische König Philipp IV. der ßchöne, die Geldausführ verbietet und sowohl dem Klerus wie dem Volk die Entrichtung von besonderen Abgaben verordnet.
Bei den Templern ist er zudem hoch verschuldet.
Auf dem Throne Petri sitzt zu dieser Zeit Päpst Clemens V. (Bertrand de Grot), erster von sieben französischen Päpsten, die in Avignon residieren, während zur gleichen Zeit in Rom Gegenpäpste regieren.
Als solche werden die Päpste bezeichnet, die trotz eines bereits kanonisch gewählten Nachfolgers Petri eine neue Päpstwahl - unrer politischem Druck, oder in gutem Gläuben (oder auch nicht) - angenommen hatten.
Dabei sind sich die Historiker nicht einmal einig, welche dieser Päpste rechtmaßig gewählt wurden, so daß die Zahl der Gegenpäpste zwischen fünfundzwanzig und vierzig schwankt.
Als letzter unter ihnen gilt Felix V. der auf dem Basler Konzil 1439 gewählt wurde, das kurz zuvor durch Papst Eugen IV ausgesetzt worden

Er hat zwar lange versucht, sich dem Ränkespiel Philipps des Schönen zu entziehen, fühlt sich jedoch zu schwach, um sich ihm gegenüber letztendlich behaupten zu können; zumal auch die Mehrheit des Kardinalskollegiums aus Französen besteht, welche die Kurie zu einem willenlosen Werkzeug des französischen Königs machen.
Am 13. Oktober 1307 geschieht es dann: Philipp der Schöne laßt alle Tempelherren in seinem Territorium (an die zweitausend) verhaften.
Unter der Folter zwingt man ihnen ihre "Gestandnisse" ab, Christus verleugnet, das Kreuz bespien und einen Teufel namens Baphomet verehrt zu haben.
Päpst Clemens hat sich trotz ständigem Druck nicht gebeugt, bislang ebenfalls gegen den Orden vorzugehen.
Er durchschaut die Plane des Königs, wagt aber andererseits nicht, die Templer zu schützen.
Vielleicht haben ihn die seltsamen Geständnisse auch verunsichert.
Kurz vor Verkündigung der Todesurteile hebt er dann doch auf dem Verwaltungsweg den Orden auf, der seine Existenzberechtigung verloren habe, da auf seinen Mitgliedern die schuld der Haresie laste.
Dieses Verfahren ist notwendig geworden, weil sich auf dem Konzil von Vienne vier fünftel der Bischöfe gegen die Aufhebung ausgesprochen haben.
Dies bewahrt den Papst auch davor, den angeklagten Tempelrittern eine ordentliche Verteidigung gewähren zu mussen, "was den ,starken Ingrimm' des Königs zur Folge gehabt hatte".
Auf Anordnung des Konzils von Paris werden am 12. Mai 1310 die ersten Hinrichtungen vollstreckt: Neunundfünfzig Templer verbrennen bei lebendigem Leibe auf dem scheiterhaufen.

Es folgt eine Hetzjagd auf alle Mitglieder des Templerordens, die sich nicht nur auf Frankreich beschränkt.
Einigen Templern muß es jedoch gelungen sein, dieser Verfolgung in Frankreich zu entrinnen, wie dem Großmeister der Auvergne, Pierre d'Aumont, der zusammen mit zwei Kommandeuren und fünf Rittern, als Maurer verkleidet nach Schottland entkommen und dort von König Robert Bruce freundlich aufgenommen worden sein soll.
Dies möchten verschiedene Kreise gern mit der Gründung der ersten Freimaurerlogen in Schottland im 15. und 16 Jahrhundert in Zusammenhang gebracht sehen.
Mutigen Protektoren des Templerordens gelingt es zwar, die "Templerfrage" in zahlreichen Konzilien in Italien, Frankreich und Spanien vorzulegen.
Die gesamten Hintergrunde der langen Prozeßreihe sind bisher noch nicht voll aufgeklärt worden.
Anscheinend wird der Orden 1312 aufgelöst.
Den Großmeister des Ordens, Jacques de Molay, und dem Präzeptor der Normandie, Geoffroy de Charmay, ereilt das gleiche schicksal wie zwei Jahre zuvor ihren neunundfünfzig Mitbrudern: Am 18. Marz 1314 findet die Urteilsvollstreckung auf der Ile des Javiaus, einer der drei kleinen Inseln in der Seine statt, die heute mit der lle de la Cité verbunden sind, nicht weit von der Kathedrale Notre Dame entfernt.
Eine schlichte Plakette erinnert an der Pont Neuf an die ruchlosen Taten König Philipps.
Mit seinen letzten Worten soll Jacques de Molay König und Päpst vor das himmlische Gericht zitiert haben.

"lch sterbe unschuldig, aber ich rufe innerhalb eines Jahres den Kaiser und den Päpst vor Gottes Gericht; und der letzte Nachfahre von Philipp dem Schönen wird auf diesem Platz durch einen Templer sterben.
Obwohl es unglaubwürdig erscheint, daß sich ein Vertreter der Templertradition zur weltlichen Rache herabgelassen hat, so ist es doch eine historischeTatsache, daß sowohl Philipp der Schone wie der Päpst Clemens V im Jahr 1314 starben und daß Ludwig XVI., der letzte Nachfahre der französischen Könige, am 21. Januar 1793 dürch die Guillorine hingerichtet wurde.
Der Erfinder dieser Exekutiolisart, der Französische Arzt Joseph-lgnace Guillotin, soll selbst in die Riten der Templer eingeweiht gewesen sein.

Wie der Historiker Konrad Schottmuller nachweisen kann, hat die Kanzlei Philipp des Schönen für diesen politischen schachzug sowohl papstliche Büllen und briefe wie Geständnisse von Templern und Einvernahmeprotokolle gefälscht und umdatiert.
Nun beginnt der Kampf um das heißbegehrte Erbe - einer der Gründe für das ganze Verfahren.
Fast scheint es so, als ob der Papst den sieg davontragen könnte, denn das große Vermögen wird dem Orden der Hospitaliter oder Johanniter zugesprochen.
Doch Philipp der Schöne kontert mit seiner Prozeßkostenrechnung, die vorher abzuzichen sei.
Sie entspricht dem Gesamtvermögen derTempler, Grund und Festungsbesitz inbegriffen.

Abb 18: Templer, Ritter der Rose
Von den Bauten des sich über 120 Hektar ausdehnenden Pariser Tempelbezirks ist heute nichts mehr ubriggeblieben.
Er bildete einst eine eigene befestigte Stadt mit eigener Gerichtsbarkeit.
1185 befand sie sich noch außerhalb der Pariser Stadtmauern.
Nach 1312 beherbergte sie die Johanniter von Jerusalem und später den Malteserorden.
1667 brach man seine Umfriedung ab.
Mit der Aufhebung aller monastischen Orden nach der Französischen Revolution wurde auch der Tempeibezirk zum Staatseigentum erklärt und ein Großsteil des Areals1792 - 1808 zum Staatsgefängnis umfungiert.
Hier war nach dem 13. August 1792 die königliche Familie eingekerkert, und von hier aus trat König Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 seinen letzten Weg zum Schafott an.
Napoleon ordnete 1809 den Abriß der Befestigungsanlagen an.
Heute erinnert nur mehr der "Square du Temple" an die geschichtsträchtige Vergangenheit des einstigen Tempelbezirks.

Unter den wenigen Bauten der Templer, die bis heute überdauert haben, ragt in England neben den sogenannten kleinen Feldlagern in Bristol, Bath und York der Tempelbezirk (Temple Bar) im Westen der Londoner City heraus.
Diesen verborgenen Schatz sollte sich kein mystisch gesinnter besucher Londons entgehen lassen.
Das große Feuer von 1666 hat er wie ein Wunder überstanden, nicht so den Angriff deutscher Bomber vom 10. Mai 1941.
Im Jahre 1184 errichtet, untersteht er heute den beiden "gelehrten und ehrenwerten Gesellschaften dieses Hauses" (der Gerichtsbarkeit), dem neben den vier "lnns of Court" auch der "Inner Temple" und "Middle Temple" angehören.
Hier befindet sich bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts das Zentrum des Templerordens auf englischem Boden, und vermutlich nicht nur für die Britischen Inseln.
Eine Vielzahl von Orden gläubt im 18. und 19. Jahrhundert, mit ihren Riten an die templerische Tradition anknüpfen zu können, wie das Clermontsche System, die Strikte Observanz der Templer oder der Orientalische Templerorden, um nur einige zu nennen.
Der Ritterorden der frühen Martinisten - der Ordre des Chevaliers Maçons Elus Coëns de l'Univers - strebt hingegen nur ein "magisches Priesteramt" an, wenn auch sein wohl prominentestes Mitglied, Louis Claude de St. Martin, des öfteren im Londoner Temple Bar angetroffen wurde.
Wir werden ihnen allen in späteren Abschnitten begegnen.

Ein Großteil all dieser und anderer Organisationen, die Namen und geistiges Erbe des Templerordens beanspruchen, sind dazu wohl nicht legitimiert und verwalten so auch wenig mehr als eine leere Hulle.
Uber das Londoner Zentrum mit seinen Wohnstatten und Archiven wie seinen Ausbildungs- und Versammlungshallen wirkte der Orden in seinen sichtbaren Anliegen.
Seine berühmte Rundkirche untersteht bis heute keinem Bistum und keiner Pfarrei, sondern unmittelbar der englischen Krone.
Die Templer bauten sie der Kirche des Heiligen Grabes nach und konsekrierten sie am 10. Februar 1185 "zu Ehren der gebenedeiten Maria des Patriarchen von Jerusalem Heraclion".
An dieser Zeremonie soll auch König Heinrich II. zugegen gewesen sein.
In zwei Gruppen liegen lebensgroße Statuen von Tempelrittern in seiner Mitte, einige davon mit gekreuzten Beinen.
In den rundum angeordneten Arkaden findet sich auch ein Kompendium wundersamer symbole aus allen templerischen Ordensprovinzen; darunter auch solche, die in den Templerprozessen gegen den Orden verwendet wurden.