Wie wir gesehen haben, leitet sich die christliche Lehre t icht allein aus den Aufzeichnungen der Evangelien, sondern auch aus ihren jüdischen Wurzeln ab und wurde besonders in den ersten Jahrhunderten ihrer Geschichte von den großen philosophischen Systemen der Antike und den vorderasiatischen Religionen befruchtet. Eine betrachtung der mit dem Christentum in berührung gekommenen geistigen Strömungen fugen wir zum besseren Verständnis der Entwicklung unserer abendlandischen Geschichte nachfolgend ein.
Das alte Persien brachte zu den verschiedensten Zeiten immer wieder Propheten, Eingeweihte und Religionsstifter hervor, deren Lehren alle bestehenden Religionen beeinflußten: vom Mazdaismus Zarathustras bis zur ßaha'i-Religion unserer Tage.
Vergessen wir auch nicht, daß es nach christlicher Überlieferung persische Magier waren, die, von einem Stern geführt, nach ßethlehem kamen, um dem neugeborenen "König der Jüden" zu huldigen.
Dieser besuch der Magier beim Gründer der späteren christlichen Religion, vielleicht mehr als nur eine symbolische Geste, bot Anlaß zu vielen Spekulationen: Welche Erwartungen verknüpften jene Weisen mit diesem Kind?
Was schuldet die Christenheit den persischen Weisen?
Über den Propheten Zarathustra wissen wir praktisch nur das, was uns die Gatas, die Gesange des Avesta, des heiligen buches der Zoroastrier, überliefern.
Aus der archaischen Zend-Sprache wurde dieses heilige buch spater in die Pahlevi- (Pehlvi-) Sprache übertragen.
Die bekenntnisse seines eigenen Unvermögens, sein undogmatisches Denken und sein ständiges Streben nach Erkenntnis und Wahrheit machen Zarathustra zu einem für uns so sympathischen Religionsstifter.
Über den Zeitpunkt seines Auftretens gehen die Meinungen der Wissenschaftler stark auseinander.
Die meisten verlegen seine Existenz in das 6.Jahrhundert v.Chr.
Zur damaligen Zeit herrschten im Iran die Meder, der machtigste Stamm der Iraner, zu deren Vasallen auch der Stamm der Perser gehörte.
Der Legende nach suchte Zarathustra schon in jungen Jahren die Einsamkeit der berge und lebte dort zehn Jahre lang in einer Höhle.
Hier wurde er in einer seiner tiefen Meditationen "wie von einem Adler in die Tiefe des Raumes getragen" und fand sich plötzlich vor dem Thron des "Herrn der Weisheit" Ahura Mazda, der ihn in die "oberen Welten" schauen ließ.
Ahura Mazda (auch Ormuz genannt) war der sichtbare Gott, im Gegensatz zur "Unbekannten Gottheit", des in uns verschlungenen Wesens.
Zarathustra verkundete später das so Geschaute in seinen Gatas.
Er reformierte die ürsprunglich wohl animistische Volksreligion der Magier, von denen sich unser Wort Magie ableitet.
Im Mittelpunkt ihrer Rituale stand der Feuerkult, den auch Zarathustra in seine neue Religion übernahm.
Das Feuer genießt in der Kosmologie Zarathustras überhaupt zentrale bedeutung.
Die erste, geistige Welt entstand gemaß seiner Lehre aus dem Urfeuer, aus dessen energetischen Schwingungen ihre Substanz aufgebaut sei.
Das Urwort wurde von der Unbekannten Gottheit ausgesprochen, "das in tiefer Stille in das Gemut des Reinen eintretend, auf seine Fragen Antwort gibt".
Erkenntnis ergiebt sich somit dauerhaft aus der Allweisheit.
Parallelen hierzu finden wir in der kabbalistischen Lehre und im griechischen Logos.
Die Vibrationen des Urfeuers gebaren das Urlicht, das in allen Erscheinungsformen der ersten, der geistigen, Welt enthalten ist.
Aus ihr entwickelte sich die zweite Welt der Materie, in der wir leben, die Welt der Gegensätze.
Zarathustras Welt kennzeichnet ein Kampf dieses kosmischen Dualismus: Dem Schöpfungsprinzip der Weisheit, Ahura Mazda, steht sein sich ihm unterscheidender "Zwilling" Ahriman gegenüber.
Dem menschlichen Verstand erscheint Ahura Mazda als das Prinzip des Guten, während Ahriman dieses Prinzip mit allen Mitteln bekämpft.
Die menschliche Erklärung dafür mochte sein, daß Ahriman diesen beschluß "aus Neid" faßte.
Ahura Mazda steht jedoch über den Gegensatzen der Schöpfung, während sich das Reich des geistigen wie das des körperlichen Seins in einen bereich des Guten und einen anderen des bösen aufteilt.
In der dualistischen Welt Zarathustras wird gegenwartig der kosmische Kampf zwischen diesen beiden Machten ausgetragen.
Zeiten, in denen der eine oder der andere die Oberhand gewinnt, wechseln sich ab. Gegenwartig scheint Ahriman unser Zeitalter zu bestimmen.
In der Schöpfung Ahura Mazdas wirken sieben "heilige Geister" (Amaschapands, Amesha Spentas in der Zend-Sprache).
Aus der Einheit entsteht ßahman, der Wille, Weisheit und Erkenntnis ausdrückt, das gottlichc Feuer (Ardibehescht), das licht im Licht (Shahriver), die Erde (Sapandomad), die Gesundheit (Amerdad) und die Ewigkeit (Khordad).
Sie bilden die Stußen des esoterischen befreiungsweges des Avesta.
Dieser "Weg der Wandlungen" besteht in der Opferung der eigenen Personlichkeit, um durch Erwerb der Einsicht seiner niederen Seinsstufen über die bewußtseinswerte der Amaschapands die Einswerdung mit Ahura Mazda zu erreichen.
Abb 8: Zarathustra als Feuerpriester ( nks)
Man wird hierbei zweifelsohne an den kabbalistischen Lebensbaum erinnert, dem ein eigener Abschnitt in diesem buch gewidmet ist.
Und in der Tat mussen die Juden wahrend ihrer babylonischen Gefangenschaft um 600 v.Chr.
mit dem Mazdaismus Zarathustras in beruhrung gekommen sein.
Dabei flossen wohl neben der Vorstellungswelt von Engeln und Damonen und der Idee eines Messias, der das Ende der Zeiten ankundigen wird, sicherlich auch Vorlauferideen der Qabalahtradition in ihre Lehre ein.
Der Dualismus Zarathustras fand später auch im Mithraskult seinen Niederschlag, der sich um die Zeitenwende mit den aus dem Orient kommenden romischen Legionaren über ganz Westeuropa ausbreiten konnte.
* Er beinhaltete die physische und psychische Erneuerung durch das blut des Opfertiers (u.a.Symbol für die schöpferische Urkraft, des Chaos).
Wie später bei den Manichaern waren auch im Mithraskult alle Wesen Gefangene einer unvollkommenen Materie.
Mithras versinnbildlichte die unbesiegbare Sonne.
Der Mithraskult verband Gestalten, Gedanken und Gebrauche des Mazdaismus mit denen chaldaischer Astrologie.
Darin gab es sieben (!) Einweihungsgrade: Corax (Rabe), Nymphus (Okkulter), Miles (Streiter), Leo (Löwe), Perses (Perser), Heliodromus (SonnenlauSer) und Pater (Vater), den alten Planeten zugeordnet.
Dieser Mysterienkult sollte ein gefährlicher Konkurrent für das junge Christentum werden, mit dem er auch eine erstaunliche Vielzahl von Analogien teilte: Wie bei Christus gebar den Mithras eine irdische Jungfrau; seine Geburt in einer Grotte wurde am 25.
Dezember (drei Tage nach der Wintersonnenwende) gefeiert, man hielt ein Abend(bruder)mahl und gedachte seiner Himmelfahrt ...
Die Anfänge der Gnosis (Erkenntnis) lassen sich zeitlich nicht genau einordnen; vermutlich ist sie beim Zusammentreffen des Urchristentums mit den östlichen Religionen und Geistesrichtungen entstanden.
Manche Religionswissenschaftler glauben, der Gnostizismus habe als religiöse Strömung in seinen Gründzugen bereits vor dem Erscheinen des Christentums bestanden.
Die christlichen Kirchen waren auf jeden Fall ohne ihre gnostischen Elemente wesentlich armer.
"Die gnostische Denkweise stellt sich uns wie ein aus unzähligen Mosaiksteinchen zusammengesetztes bild dar, das sowohl jüdische wie christliche, persische, babylonische, ägyptische und griechische Elemente beinhaltet.
" Wir konnen wenigstens drei Dutzend gnostische Systeme unterscheiden, zu denen auch das Manichaertum gerechnet wird.
"Die religionswissenschaftliche Forschung hat jedoch bisher viel zu wenig darauf geachtet, daß der Gnostizismus einen geschlossenen Sinn ergibt, der nur aus dem Geiste seiner Schöpfer begriffen werden kann.
"'5 Die griechische Denkweise bildete den Kitt, der das gnostische Denken zusammenhielt.
War doch die griechische Sprache um die Zeitenwende zur Weltsprache aufgestiegen und hatten mit ihr die fremden Völker griechisch zu denken gelernt.
Und griechische Mystik, so wie sie in den Mysterienkulten gepflegt wurde, brachte die Philosophie dazu, begriffe aus der Mysteriensprache zu verwenden, wann immer sie die Erkenntnis des Übersinnlichen beschreiben wollte.
Die gnostischen Schulen haben der abendlandischen Mystik starke Impulse verlichen.
Doch auch viele Gnostiker verlegten das Denken mehr in den Kopf, wo es doch dem Herzen nahe hatte bleiben sollen.
Ihr Hang zur Dogmenbildung führte zu unzähligen gnostischen Schulen (von Simon dem Magier und Apollonios von Tyana bis zu ßasilides, Valentinus, Karpokrates und Markion).
Die wahre Gnosis wurde dadurch als Feind der Kirche erklart, deren Kirchenvater sie fast acht Jahrhunderte lang bekämpften.
Gerechterweise muß allerdings erwahnt werden, daß an der Peripherie des Gnostizismus auch Auswuchse entstehen konnten, die selbst heute noch die Grenzen unserer Toleranz sprengen: Hierzu gehören sicherlich die Ophiten und ßarbelo-Gnostiker neben verschiedenen anderen sogenannten "Sperma-Gnostikern".
Sie finden hier Erwähnung, weil sich auf ihre Tradition mancherlei dubiose Gemeinschaften berufen, auf die wir spater noch hinweisen werden.
Vielleicht könnte eine Synthese der gnostischen Denkweise folgendermaßen lauten: Fur die Gnostiker war der göttliche Geist gleichbedeutend mit der göttlichen Weisheit (Sophia).
Aus ihr entstanden die spirituellen Welten der geistigen Hierarchien und der Halbgötter (der Äonen, Wesen, zugleich der göttlichen und der menschlichen Natur teilhaftig).
Einer der unteren Aonen, der Demiurg lldabaoth soll die sichtbare Welt ohne die Einwilligung Gottes, aus selbstsuchtiger Leidenschaft, aus der Materie geformt haben.
Ihrer eigentlichen Natur nach mußte diese Welt deshalb unvollkommen sein.
Der Demiurg (=Weltenschöpfer) galt deshalb bei den verschiedenen gnostischen Schulen bald als der "Gott des Alten Testamentes" oder als Satan.
Mit dem ersten Gottessohn, dem Lichttrager Luzifer, der mit dem Licht auch das bewußtsein in die Welt brachte, lernte der Mensch das ßöse vom Guten zu unterscheiden.
Der zweite Gottessohn Christus betrat die Welt, um den Menschen aus der Herrschaft der Finsternis der Archonten zu erlösen.
Er inkarnierte in Jesus und senkte sich bei dessen Taufe im Jordan in Taubengestalt auf ihn nieder, wodurch Jesus rum Sohn des Vaters wurde und in die höhere Welt (Pleroma) aufsteiger konnte.
"Der Weg der Erlosung beginnt mit dem ,göttlichen Ruf, der an jeden einzelnen ergeht. So offnen sich seine Augen dank der Lehre vom unsagbaren Gott, der Gnosis. Er wird weise. Die Finsternis des Irrtums muß weichen; eines Irrtums, der erqt am Ende der Zeiten völlig verschwinden wird, wenn sich die Welt der Materie im Feuer lautert. "
Die Erlösung durch Christus erfahren die vom göttlichen Geist erfaßten "Pneumatiker", die sich den mystischen Weihen und asketischen Übungen unterwerfen und damit das Sinnliche abtöten. Die "Pistiker" hingegen erreichen nur das Stadium des Glaubens, während alle übrigen im Fleischlichen rein sinnlich verbleiben und so den gottlichen Funken in ihnen nicht erkennen.
Die Gnostiker waren also Christen, welche die bucher des Alten Testamentes als das ausschließliche Erbe des jüdischen Volkes ganz oder auch nur teilweise ablehnten. Den Unterweisungen der griechischen Philosophen eingedenk, mußte nach ihrer Auffassung das ßöse aus der göttlichen Schöpfung ausgeschlossen werden, da Gott nur vollkommen sein könnte.
Nach Karpokrates gibt es gute und böse Werke nur nach menschlicher Ansicht. Der Mensch muß so lange wiedergeboren werden, bis er alle Taten der Welt erfahren hat.
Erst dann kann sich seine freigewordene Seele wieder mit Gott vereinigen ..
Die Hochburg der gnostischen Gemeinschaften befand sich - wie kann es anders sein - in Alexandria, wo sich die intellektuelle Elite ihrer Zeit zusammenfand.
Aus diesem Umstand erklärt sich auch die Vermischung von Magie, Philosophie und symbolhafter Mythologie, die man in allen Lehren findet, die ihren Ursprung aus der Gnosis herleiten.
Die Gnostiker setzten ihre Erkenntnis hoch über der des christlichen Gemeindeglaubens.
Die kirchlichen Apologeten bedienten sich ja nur der Philosophie, um deren Erkenntnisse zu widerlegen.
Eine Lösung des Problems eines allmachtigen Gottes der Gute, der das ßöse zulaßt oder gar erschaffen hat, vermochten die Sekten nicht zu geben.
Sie schoben es zumeist einfach dem Teufel unter, dem diese "Aufgabe" offiziell aber erst etwa im 6.Jahrhundert zufiel.
Zu diesem Zeitpunkt verwarf die Kirche die Lehre von der Apokatastasis des Origenes, der erlösenden Wiederherstellung des heilen Weltzustandes am Ende der Zeiten, an der auch der Teufel teilhaben sollte.
Der Name der Manichäer leitet sich von dem Perser Mani oder Manes ab, der im Jahr 217 in Zentralbabylonien das Licht der Welt erblickte.
Seine Eltern bekannten sich zwar offiziell zur Religion des Zarathustra, sein Vater gehörte aber zudem einer gnostischen Sekte an.
Zweimal soll Mani eine göttliche ßotschaft empfangen haben: Das erste Mal mit zwölf Jahren, als er von einem Engel dazu aufgefordert wurde, die gnostische Gemeinschaft seines Vaters zu verlassen; und zwölf Jahre danach, als ihm derselbe Engel die zweite ßotschaft mit den Worten überbrachte: "Jetzt ist die Zeit gekommen, zeige dich und verkundige laut deine Lehre!"
Man nimmt an, Mani habe in den zwölfjahren zwischen den beiden ßotschaften theologische Studien betrieben.
Abb.9: Mani von Schulern umgeben
Am Ende dieser Zeit un ternahm er eine Reise nach Indien, um nach seiner Rückkehr zuerst am Hofe des persischen Königs Schapur und wahrend der darauffolgenden zweiunddreißig Jahre im gesamten persischen Reich seine neue Lehre zu verkunden.
So konnte sich diese neben der des Zarathustra ausbreitem Im Jahre 273 starb jedoch sein Königlicher Gönner, und dessen beide Sohne übernahmen kurz hintereinander die Regierung.
Während Ormazd ihn noch unterstutzte, blieb ßahram ein leidenschaftlicher Anhänger der alten Religion, deren Priester die Gelegenheit dazu benutzten, sich Manis zu entledigen.
Er wurde schließlich eingekerkert und an die Mauern seines Gefangnisses gekettet, wo er im Jahre 277 starb.
Einer anderen Überlieferung zufolge soll er gekreuzigt worden sein.
Wie später sein Landsmann Baha'u'llah, so gilt auch Mani als ßegrunder einer Universalreligion, die alle damals bekannten großen Religionen verbinden wollte.( Mirza Hysayn' Ali (1870 - 1892), der "Baha'u'llali", war der Religiolisstifter der bei uns {leider, wegen des in ihr verwirklichten religiosen Toleranzideals} nicht allzu bekannten Baha'i Religion, welche die fortschreirende Gottesoffenbarung verkundet. Für sie gelten alle Religionen in ihren grundlegenden Lehren als gleich und alle heiligen Bücher als gleichermaßsen verehrungswürdig.)
Nach seiner Lehre haben die drei Propheten Buddha, Zarathustra und Jesus nur zu ihrem eigenen Volk gesprochen und das Wissen deshalb auch nur bruchstückhaft weitergegeben.
Mani betrachtete sich als das vorlaufig letzte Glied in der Kette der Propheten, als der letzte Bote Gottes, der Paraklet des Johannesevangeliums, der die göttlichen Offenbarungen selbst aufgeschrieben hat.
Manis Lehre stiftet aber nicht nur eine Synthese der drei großen Religionen, sondern beinhaltet auch eine Gnosis, die das Wissen von der Existenz der beiden Prinzipien des Guten und des Bösen enthalt, die als Licht und Finsternis dargestellt werden.
Gott ist das Gute, die Materie das ßöse.
Erstaunlicherweise gibt es in der manichaischen Mythologie eine Reihe von Analogien mit der germanischen Götterwelt, die von manchen Wissenschaftlern mit dem Volk der Skythen in Zusammenhang gebracht werden.
Sitz des Guten ist der Norden (das Reich von Thule), während die Äonen in der feuchten Hitze des Südens (der semitischen Völker) dem Kommando der Archonten lauschen.
Im Suden herrscht das Chaos, im Norden die Ordnung!
In einem Augenblick, aus dem heraus die Zeit entsteht, greift der Fürst der Finsternis die Welt des Lichtes an.
Der erste Mensch Ahura Mazda stellt sich ihm zusammen mit seinen Verbündeten, den fünf Elementen Luft, Feuer, Licht, Wasser und Wind, entgegen, wird aber besiegt und von der Finsternis verschlungen.
So gelangt ein bestandteil der göttlichen Natur in die Gefangenschaft der Materie.
Der Mensch betet sieben Mal um befreiung zu Gott und erhält jedes Mal zu seiner Unterstützung eine Emanation (Ausfluß des Göttlichen).
So wird er gerettet, muß aber seine Seele, die Substanz, die dem Guten entströmt und das Licht enthalt, im Reich der Dunkelheit zurücklassen, wo sie durch ihren Kontakt mit der Materie befleckt wird.
Die Damonen schaffen mit dem Rest der göttlichen Energie, die sie besitzen, Adam und Eva.
Aber deren Seele weist eine so enge Verbindung mit der Materie auf, daß sie sich ihrer göttlichen Herkunft nicht mehr erinnern können.
Ihr naturlicher Zustand ist deshalb die Unwissenheit.
Gesandte Gottes bringen der Menschheit jedoch das verlorengegangene Wissen wieder.
Die Lehre der Manichäer kennen wir nicht zuletzt durch den Kirchenvater Augustinus, der in seiner Jugend lange Zeit selbst dieser Richtung angehörte, bevor er zum Christentum konvertierte.
Die manichäische Ethik beinhaltet das Streben des Menschen, seine ursprüngliche Reinheit wiederzufinden.
Da die äußere Welt auf dämonischem Ursprung beruht, muß jede materielle Verbesserung, jeder Fortschritt naturgemäß dazu beitragen, die Macht des bösen zu vermehren.
So besitzt diese Ethik eher einen fortschrittsfeindlichen Charakter, was ihr aus heutiger Sicht die Sympathie umweltbewußter Gruppierungen entgegenbringen durfte.
Es gab unter den Manichäern die einfachen Glaubigen und die Reinen oder Auserwählten, die zur strengen Askese verpflichtet waren.
Da nur diese nach ihrem Tod in das Reich des Lichts eintreten durften, mußten die einfachen Glaubigen so oft wiedergeboren werden, bis sie selbst in ihrem letzten Leben zu Reinen wurden.
Wir werden diesen Gläuben bei den Katharern wiederfinden.
Die manichäischen Rituale sollen recht schlicht gewesen sein.
Sie kannten keine Sakramente, und es fanden sich bisher auch noch keine manichäischen Tempel.
Im Jahre 389 verbot KaiserTheodosius alle nicht-christlichen Kulthandlungen und verhängte die Todesstrafe über die Manichäer.
"lslâm" bedeutet Hingabe, was die Religion des Propheten Mohammed (569 - 632) in besonderem Maße auszeichnet.
Ihre Triebkraft besteht in dem Verlangen, ein Gottesreich bereits auf Erden zu verwirklichen.
Legenden beschreiben Geburt und Kindheit des Propheten in Mekka als von wundersamen Umstanden begleitet.
Nach dem fruhen Tode seiner Mutter wachst er im Hause seines Großvaters und später in dem seines Onkels Abu Talib auf.
Auf zahlreichen Reisen kommt er als Kaufmann sowohl mit Juden wie mit Christen zusammen.
Mit fünfundzwanzig Jahren heiratet er Chadidjeh, eine reiche Kaufmannswitwe, aber erst nach weiteren fünfzehn Jahren erfahrt er seine berufung zum Propheten.
Ein Engel überbringt ihm den befehl: "Stehe auf und warne!" (Sure 93, 6ff.), eine Warnung vor dem bevorstehenden Endgericht an alle arabischen Stamme und Völker, die sich von Allah, dem währen und einzigen Gott, abgewandt hatten.
Mohammed folgt dieser Aufforderung und verkundet in den folgenden dreizehn Jahren die botschaft seiner monotheistischen Religion in seiner Heimatstadt Mekka: Die fünf Hauptpflichten eines glaubigen Muselmanen bestehen im Glaubensbekenntnis, im fünfmaligen täglichen Gebet, im Einhalten des Fastenmonats (Ramadan), in der Wohltätigkeit und wenigstens einmal im Leben in der Pilgerreise nach Mekka.
Seine ßotschaft nehmen aber neben seinen Familienangehörigen und Stammesgenossen nur wenige bedeutsame Persönlichkeiten wie die spateren Kalifen Abu ßekr und Umar auf.
Seine kleine Gemeinschaft in Mekka wird vielmehr verfolgt, so daß Mohammed 622 beschliebt, sich in dem von Jüden beherrschten Medina mit einem anderen arabischen Stamm zu verbunden, um gegen seine Heimatstadt zu kämpfen.
Mit diesem Ereignis, der Hedschra, nimmt später die islamische Zeitrechnung ihren Anfang.
Als Heerführer siegt Mohammed bei Bedr über die Kureischiten.
"Nicht ihr erschlugt sie, sondern Allah erschlug sie ... und so bekämpft sie, bis keine Versuchung mehr ist, sondern alle Anbetung Allah allein gewidmet ist" (Sure 8, 40).
Im Jahre 630 kann der Prophet widerstandslos in Mekka einziehen und das alt-arabische Heiligtum der Kaaba (d.h.
Wurfel) zum Mittelpunkt der islamischen Welt machen: Fortan wird die Gebetshaltung statt ursprunglich nach Jerusalem nun nach Mekka ausgerichtet.
Allah ist der gerechte und erbarmende Gott.
Dem Frommen, dem er seine Gnade zuwendet, verheißt er das Paradies.
Der Wille Allahs erscheint in dem islamischen Gesetz (Koran, Qur-an), dessen Pflichtenlehre das tagliche Leben der Glaubigen bestimmt.
Nach dem Tod des Propheten am 8. Juni 632 treten die Kalifen (= Stellvertreter) seine Nachfolge an und verkunden seine Lehre.
Der Ausbreitung der neuen Religion in Arabien und seinen Nachbarlandern folgen Palastina, Syrien, Agypten und Persien.
Im Heiligen Krieg (Dschihad) wird dem Christentum zunachst Vorderasien entrissen, später folgen Nordafrika, Spanien und der Balkan.
Diese Lander formen sich bald zu moslemischen Reichen, von denen einige allerdings die Nachfolge des Propheten in Frage stellen.
Der Islam spaltet sich dadurch in zwei Strömungen: Während Sunniten die Kalifen verteidigen, glauben Schiiten an die Herrschaft der Imane, der Nachkommen Alis, Mohammeds Schwiegersohn. .
Abb 10: Standartenträger und Trompeter der Kalifen. Arabische Miniatur aus der Schule von Bagdad