Große politische und kulturelle Umwalzungen zeichnen sich schon gegen Ende des 3. vorchristlichen Jahrhunderts ab, als die Nachfolger Alexanders des Großen in den sogenannten Diadochenkampfen versuchen, das griechische Weltreich unter sich aufzuteilen, während die Römer die einzelnen Teilreiche nach und nach für sich erobern und ihrem Reiche einverleiben können.
Von diesem Zeitpunkt an übernimmt das römische Weltreich die politische Fuhrung in der Alten Welt.
Das griechische Denken wird aber noch die nachfolgenden Jahrhunderte bestimmen und sein Same in unserer späteren Denkweise aufgehen.
Auf dem boden des römischen Weltreiches beteiligen sich fortan an der philosophischen Arbeit neben den Griechen auch Römer und andere Nationen.
Die Philosophie gewinnt dadurch immer mehr ethischen und religiösen Charakter, ßis sie im Neuplatonismus fast ganzlich ihren universellen Auftrag ablegen muß, um zu einer spezialisierten theosophischen Disziplin abzumagern.
Die philosophischen Systeme dieser Epoche beinhalten folgende Schulen:
• Die hellenistisch-römisch gepragten Philosophenschulen stehen unter dem Einfluß der Stoiker, welche die sittliche Tüchtigkeit als den Zweck aller Philosophie betrachten, und der Epikureer und Skeptiker (unter ihnen Antiochus von Askalon, Ciceros Lehrer in Athen, der die Skepsis als sich selbst widersprechend aufgibt.
• Die Schule der Neuplatoniker wendet sich immer mehr von der menschlichen Erkenntniskraft ab, hin zum sittlichen Handeln.
Etappen auf diesem Weg markieren die römischen Dichter und Philosophen Cicero, Seneca und Mark Aurel.
Auch die judische Philosophenschule in Alexandria mit ihrem großen Vertreter Philon spielt beim Aufbau des neuplatonischen Denkgebaudes eine herausragende Rolle.
In ihr hat sich judisches und griechisches Geistesleben aufs innigste verschmolzen.
Bereits im 3. vorchristlichen Jahrhundert war von ihr das Alte Testament ins Griechische übersetzt worden.
Apollonios von Tyana und Hermes Trismegistos zahlen manche mit zu den Vorlaußern der Neuplatoniker.
Die Urbilder aller Dinge fußen bei ihnen auf der Zahlenmystik; Gott wird als reiner Geist verstanden.
Er steht über allem Sein und aller Vernunft.
Die dualistische Weltordnung greift auf persische und agyptische Religionsvorstellungen zurück.
Plutarch (ca. 45 - 120 n. Chr.), ein Priester in Charonea, verfaßt eine Reihe ethischer Schriften.
Auch seine religiösen Vorstellungen beruhen auf mystischer Erkenntnis.
Unter den eigentlichen Neuplatonikern ragt Plotin (203 - 269 n. Chr. ) mit seiner Schule in Rom heraus, die er 244 begrundet und der er bis 268 vorsteht.
Das Denken ist für ihn ein geistiges Schauen, eine mystisch-intuitive Erkenntnis; aüberhalß des denkenden Geistes existiert nichts.
Raum und Zeit bestehen nur als Kategorien unseres Denkens.
Aus der Überfulle des Einen sei die Vielheit entstanden.
Die Seele diene als Vermittlerin zwischen der physischen und der geistigen Welt.
In dieser Zeit des Umbruchs erLeben die Naturwissenschaften mit Euklid (Geometrie), Hipparch und Aristarch aus Samos (Astronomie), Eratosthenes
(Eratosthenes war von der Kugelgestalr der Erde so überzeugr, daß er als er als Direktor der großen bibliothek von Alexandria beschloß, die abstrakten Argumente der Philosophen hierzu mirtels einer exakten Messung zu untermauern.
Für seine trigonometrischen ßerechilungen diente ihm die Überlegung.
daß am Sonnwendrag die Sonnesenkrecht über Syene (dem heutigen Assuan) im Suden des Landes stand.
Dies hatte er in einem alten brunnenschacht dort selbst feststellen konnen.
Indem er nun in Alexandria am gleichen Tag die geringttigige Winkelabweichung von 7,S° zur Senkrechten maß und die Entternting zwischen beiden Orten ( 5000 Stadien) mit dem gemessenen Winkelins Verhaltn is setzte, kam er auf den erstavin lich exakten Wert des Erdumt`angs von 252000 Stadien (39690 km).
Den Gelehrten erschien diese Zahl damals als viel zu hoch. ) und Ptolemaus (Geographie) sowie Archimedes aus Syrakus (Mathematik und Mechanik) einen bis dahin nie erreichten Aufschwung, während sich die Philosophie und Erkenntnistheorie von ihnen abwenden, um getrennte Schulen zu bilden.
Die Philosophie will jetzt nur mehr Lebensweisheit lehren, der Philosoph Seelenarzt sein.
Diese unheilvolle Polarisierung spaltet die Wissenschaft ßis in unsere Zeit in zwei Lager undbildet ein großes Hindernis auf dem Entwicklungsweg der Menschheit.
Politisch gesehen hat Griechenland zwar seine politische Selbständigkeit verloren, seiner Wissenschaft und Kultur gelingt es jedoch, Gemeingut aller Mittelmeerlander zu werden.
In dieser unruhigen Zeit des Zusammenbruchs der alten Wertevorsrellungen suchen die Denker allerdings vergebens, die verlorengogangene innere Ruhe wiederzufinden.
Was die offizielle Religion betrifft, so ist sie zu einer Abfolge von Ritualen mit politischem Hintergrund verkommen; niemand glaubt mehr an die Götter des Olymp.
Für die Gebildeten im römischen Weltreich geht die traditionelle Religion in den Mysterien auf.
Der Dionysoskult und die ägyptischen Mysterien halten in Rom Einzug, und aus den vorderasiatischen Kolonien bringen römische Legionare den Mithraskult mit.
In diesem Umfeld kommt es im römischen Weltreich zur Ausbreitung der christlichen Lehre und ihrer ersten Gemeinden.