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Die geheimen Pforten der Weisheit öffnen sich aber erst nach der geduldigen Vorbereitung des Suchenden.
Dies hat sich seit den Mysterienschulen der Antike nicht geandert.
Erst durch die Initiation selbst erhalten die latent in jedem Menschen seit Urzeiten vorhandenen Fahigkeiten den so lange erhofften Schub, so daß der nunmehr Eingeweihte beginnen kann, das in den Mysterien verborgene Geheimnis zu erfassen.
Für den Aspiranten stelle sich das Initiationsritual als ein rituelles Drama dar, in dem er seine eigene Hauptrolle spielt.
Seine zukünftigen Bruder (und Schwestern) stehen ihm dabei hilfreich zur Seite. Worte, Symbole und Bewegungsabläufe wie bestimmte Formen zielen in den Ritualen darauf ab, seinen Geist aus der Welt der sinnlichen Wahrnehmung in die des wahren Wissens zu führen.
Er wird in der Initiation gleichsam Glied einer magischen Kette, in der er fortan an der internen Arbeit des Ordens teilhaben kann.
Er erhalt dabei direkten Kontakt mit den subtilen (feinstofflichen) Schwingungen, die der profanen Welt nicht zuganglich sind.
Sie öffnen ihm den Zugang zu höheren Bewüßtseinszustanden und machen aus ihm einen Eingeweihten, auch wenn er die Auswirkungen auf sein Leben, Denken und Handeln anfangs noch kaum bemerken und noch viel weniger beurteilen kann, denn sie vollzichen sich zunachst unbewußt. Erst wenn er die Lehren verinnerlicht hat, vermögen sie allmählich an die Oberflache seines Bewüßtseins zu gelangen, so daß er seine Erfahrungen im taglichen Leben bewußt zu erproben vermag.
Es durfte klar geworden sein, daß es sich hierbei nur um den Anfang eines langen Entwicklungsprozesses handeln kann, der dem Ziel dient, seine persönliche spirituelle Entwicklung zu beschleunigen.
Betrachten wir die Weisheit der Völker in ihren Mythen, ihren Marchen und Legenden, so finden wir auch dort, daß die Vorbereitungszeit des suchenden Menschen eine große Rolle spielt.
Hier wird zudem vor der Macht gewarnt, die ein Zauberlehrling noch nicht zu lenken versteht oder die ein egoistischer oder machtbesessener Mensch zu seinem Vorteil nutzen will.
Mit der Initiation werden wir zu Vollmitgliedern einer Bruderschaft und durfen an ihren heiligen Ritualen teilnehmen.
Unsere Anwesenheit ware vorher den dort herrschenden Schwingungen abtraglich gewesen, und das Allerheiligste hatte dadurch entweiht werden können.
Den Ausschluß der Nicht-Initiierten von den heiligen Riten hat es selbst in der Anfangszeit der katholischen Kirche gegeben, wo die Katechumenen (die sich nach der Tauße Schnenden) nach dem Lesegottesdienst und vor der eigentlichen Eucharistiefeier das Gotteshaus verlassen mußten. Sie wurden erst nach Abschluß des oft mehrere Jahre dauernden Katechumenats in der Osternacht getauft und daraufhin, in weiße Gewander (dem Symbol der Reinheit) gehullt, feierlich eingeweiht und in die Kirche aufgenommen.
Nachdem der "außeren" Kirche das Wissen um diese Mysterien verloren gegangen war, hat sie dieses Initiationsritual aufgegeben. Geblieben sind aber noch ihre Initiationszeremonien bei der Priester- und Bischofsweihe, die in einer ununterbrochenen Kette bis zu den Stiftern des Priesteramts zurückreichen und in denen man mit der bischöflichen Handauflegung den Heiligen Geist zur Ubertragung der priesterlichen Gewalt herabfleht.
In der Priesterweihe wird damit die Vollmacht verlichen, die Sakramente zu spenden und den Glauben zu verkundigen; die Bischofsordination ubertragt daruber hinaus das volle Priesteramt mit dem alleinigen Recht, Priester und Kirchen zu weihen.