drei mal drei Säulen
Freiheit
Das größte Abenteuer des Freimaurers ist das eigene Ich. Der Freimaurer läßt sich auf sich selbst ein. Das Bewußtsein des Freimaurers besteht im Idealfall darin, daß er weiß, daß er nichts weiß. Er achtet jegliche Religion und deren Erlösungs- und Heilsanspruch. Er achtet aber vor allem auch die Menschen, die "ohne Hoffnung auf eine Belohnung, ohne Erwartung einer Entschädigung, ihr Leben in Selbstverantwortung und Mitmenschlichkeit ausrichten."(Sartre) Das Ziel der Freimaurerei ist Selbstbestimmung und die Befreiung von der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündig wird ein Mensch dadurch, in dem er sich die Freiheit nehmen läßt, etwas in frage zu stellen. In dem ein Mensch Fragen stellt, wird er frei, vielleicht sogar von seinen eigenen Vorurteilen.
Gleichheit
Die Freimaurerei ist eine Sammlungsbewegung, die Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, gesellschaftlichem Status, Berufe, Rasse, Religion, Sprache und Geschlechts vereinigt, die unter anderen Umständen nicht zueinander gefunden hätten. Alle Freimaurer sind in der Loge gleichberechtigt in Rechten und Pflichten.
Brüderlichkeit
Der Freimaurer erkennt oder erlöst sich nicht isoliert von den anderen. Er ist und bleibt ein Mensch für und in der Gemeinschaft. Seinen Schwestern, Brüdern und Mitmenschen sollte er hilfreich, liebevoll und höflich begegnen, sie als Menschen akzeptieren und behandeln. Der Freimaurer beklagt nicht den Werteverfall. Er handelt gemäß "ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben das leben will" (Albert Schweitzer) und schafft somit harmonische, ethische Ideen, ohne die keine Kultur überleben kann.
Weisheit
Die Freimaurerei ist ein Marktplatz der Ideen und der Philosophie. Ideen werden ersonnen, entwickelt, diskutiert, gehandelt. Dadurch entstehen Handlungsmöglichkeiten für den Einzelnen im Alltag. Die Freimaurerei bezieht nicht parteiisch in der Öffentlichkeit Stellung, so wie es politische und religiöse Gruppierungen tun. Was heute richtig erscheint und bejubelt wird, kann schon morgen gehaßt und verfolgt werden. Weisheit handelt Erkenntnisse, die über Tagespolitik hinausgehen und bezeichnet die alten Menschheitsfragen, zu denen wir immer wieder zurückkehren.
Stärke
Freimaurer sollten nicht nur in Notzeiten füreinander einstehen. Politische und religiöse Streitigkeiten müssen sie nicht entzweien. Deshalb darf im Tempel nicht, jedoch im Vorhof zu derartigen Fragen vorgetragen oder diskutiert werden. Freimaurern sollte nicht nur die Liebe des anderen sondern auch der Streit mit ihm etwas wert sein. Opponierende Meinungen sollten miteinander wetteifern und nicht durch Ignoranz insgeheim verachtet werden. Der Freimaurer bringt anderen Schwestern, Brüdern und Mitmenschen einen Vetrauensvorschuß entgegen. Es ist die Aufgabe der anderen, dieses Vertrauen nicht zu mißbrauchen. Die Freimaurer stehen mit beiden Beinen fest in der Gegenwart und sollten sich ihren geistigen, menschlichen und materiellen Aufgaben und Problemen stellen. Die Freimaurer bilden eine Kette in ihrer Gemeinschaft, sowie mit der Vergangenheit und der Zukunft. Die Kette kann nur so stark sein wie ihr schwächstes Glied. Die persönliche Ehre eines Freimaurers muß gewahrt werden.
Schönheit
Ein Freimaurer durchläuft in der Johannisloge die Grade Lehrling, Geselle, Meister. Der Freimaurer erfährt Anleitung und Hilfe durch ältere Schwestern oder Brüder. Der Freimaurer bestimmt selbst den Zeitpunkt, wann er den nächsten Grad zubearbeiten wünscht. Der Freimaurer wird nicht im Sinne einer Schule belehrt und benotet. Der Freimaurer ist sein eigener, strenger Richter. Der Freimaurer soll erkennen, daß er über eine Menge ihm selbst noch unbekannter Talente und guter Eigenschaften verfügt. Der Freimaurer soll das Füllhorn des Lebens erkennen, wieviel Schönheit, Weisheit und Wohlleben ihn umgibt. Schönheit bedeutet, das Leben genießen, seine täglichen kleinen oder großen Triumphe, aber auch die Niederlagen, die gemeinsam das ausmachen, was man Zufriedenheit und Lebensglück nennt. Für den Freimaurer sollten die Welt des Schönen, Guten und die ihn täglich umgebende Welt der Arbeit, des Lebenskampfes, der Angst nicht getrennt existieren, sondern ein und dieselbe sein. Aus der Schönheit heraus soll er innere Kraft schöpfen, den Alltag zu bestehen.
Heil
Für den Freimaurer sollte der Tod das Ziel des Lebens sein, da er schon jung lernt, daß er sterblich ist. Er sucht den Tod nicht, aber im Kreis seiner Schwestern und Brüder fürchtet er ihn auch nicht. Der Tod wird als Teil des Lebens verstanden, als sein Ende und Anfang zugleich. Der Tod löscht niemals den Menschen an sich aus. Immer bleibt etwas, seien es Kinder, seien es überlieferte Gedanken, seien es Inschriften oder Namen in alten Kirchenbüchern. Über dem Tod liegt das Heil des Lebens. Der Freimaurer dient nicht sklavisch der Vergangenheit, aber er verachtet sie auch nicht. Die Erkenntnisse der Altvorderen bilden die Basis der Freimaurerei, deren Irrtümer verhelfen den Freimaurern zu Möglichkeiten in der Gegenwart.
Segen
Segen bedeutet hier nicht eine Absegnung oder Legitimation durch irgendeinen Gott, auch wenn Freimaurer durchaus gläubige Menschen sein können. Die Freimaurer wissen, daß sie keine idealen Menschen sind, daß sie z.B. auch schlechte Eigenschaften besitzen, wie Neid, Stolz, Gier. Schlechte Eigenschaften können allerdings auch wieder gute Seiten haben und umgekehrt. Freimaurer versuchen nicht, moralische Übermenschen zu werden oder andere dazu erziehen . Sie beachten das überlieferte oder gewohnheitsmäßige Recht ihrer Gemeinschaft, ohne ihr "Gewicht in die Waagschale des Gehorsams" zu werfen, noch irgendeine absolute "schicksalshafte Vorbestimmung zu fühlen." Alle Menschen verfügen über den Segen der eigenen Wahl. "Das erst macht den Mensch zum Menschen. (...) Dies, das zieht Schwachheit, Feigheit und Faulheit den Boden unter den Füßen weg."(Steinbeck)
Wohlergehen
Die Freimaurer sind nicht antimaterialistisch. Geld und Besitz werden nicht verachtet. Wenn möglich, können Schwestern und Brüder in materieller Not unterstützt werden. Freimaurer leben nicht im moralischen Elfenbeinturm. Seelischen Problemem anderer sollte nicht mit Gleichgültigkeit begegnet werden, auch wenn die Freimaurerei keine kostenlose Therapiegruppe ist. Wenn möglich, können Schwestern und und Brüder in ihrer seelischen Not unterstützt werden.
IJK - ZM